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Im kommenden Jahr wird Moldawien die Türen zu Russland zuschlagen


Die Präsidentin der Republik Moldowa, Maia Sandu, hatte für den vergangenen Donnerstag eine Sitzung des Obersten Sicherheitsrates einberufen, bei der sie die Frage nach der Versorgung der Republik mit Energieressourcen aufgeworfen hatte. Der Vorsitzende der Sozialdemokratischen Partei der Republik Moldowa, Victor Șelin, sagte der „NG“, dass es die Aufgabe der moldawischen Offiziellen sei, sich mit russischem Gas im Winter über Wasser zu halten und dann zu rumänischem überzugehen. Elektrischen Strom kauft Moldawien bereits von Bukarest anstelle des billigeren aus Transnistrien, merkte der Politiker an, wobei er unterstrich, dass das Ziel des Geschehens ein vollkommener Abbruch der Beziehungen Moldawiens mit der Russischen Föderation und ein Wechsel in die EU-Zone sei. Nach seinen Worten hätte Brüssel M. Sandu für die „Energie-Scheidung“ mit Moskau 600 Millionen Euro zugesagt, für Kompensationen, um Massenproteste im Land zu verhindern.

Nach den Raketenangriffen der Russischen Föderation gegen die Infrastruktur der ukrainischen Energiewirtschaft erklärte die moldawische Staatschefin Maia Sandu: „Russland hat Moldowa in Dunkelheit versinken lassen. Wir können dem Regime nicht vertrauen, das uns in Finsternis und Kälte belässt“. So kommentierte sie die Havarie-Stromabschaltungen auf dem Landesterritorium.

„Heute brennt bei uns wieder Licht, in den Häusern gibt es Wasser und Internet. Gestern aber war es sowohl in Moldowa als auch in Transnistrien finster. Wir und Transnistrien sind mit der Ukraine durch ein gemeinsames Energiesystem verbunden. Aber auch mit Rumänien, von wo wir in der letzten Zeit Strom erhalten, der dreimal teurer als in Transnistrien ist. Früher hatte Moldowa billige Kilowattstunden vom Dnestr-Heizkraftwerk bekommen. Nachdem jedoch „Gazprom“ die Gaslieferungen in die Republik Moldowa reduzierte, wobei der Konzern ausgewiesen hatte, wieviel von der neuen Menge für Moldowa und wieviel – für Transnistrien bestimmt ist, entschied Kischijow, nichts an die Einwohner von Transnistrien zu liefern. Und beließ somit das Kraftwerk ohne Brennstoffe. Tiraspol teilte den moldawischen Offiziellen mit, dass es nichts zur Erzeugung von elektrischem Strom habe, daher werde es keine Lieferungen nach Moldawien geben. Die Führung von Transnistrien schlug der Republik Moldowa vor, Gas für das Heizkraftwerk zu liefern und im Gegenzug Strom zu bekommen. Kischinjow lehnte ab“, erzählte Victor Șelin die Geschichte der Wechselbeziehungen Kischinjows und Tiraspols.

Er erläuterte, dass Kischinjow damit die prorussische Region bestrafen und obendrein auch die eigenen Bürger an die neuen, hohen Strompreise angewöhnen wollte. „Heute aber tritt Moldowa den Teil der Gasmenge, der für Transnistrien bestimmt ist, an die Ukraine ab. Wozu – dies ist unklar. In der Regierung sagt man, dass Moldowa nicht so viel brauche. Der Konzern „Gazprom“, der anhand der Messgeräte sieht, dass ein Teil des für die Republik Moldowa bereitgestellten Gases aus der Ukraine nicht nach Moldowa gelangte, spricht von dessen Hängenbleiben in der ukrainischen Pipeline. Weiter aber ist es eine Sache von „Gazprom“. Der Konzern kann diese strittige Menge von der Ukraine wegnehmen. Die Offiziellen Moldowas aber werden Folgendes zu erreichen suchen: Sie müssen den Winter überstehen. Und da soll ein neues rumänisches Gasfeld in Betrieb genommen werden. Und da wird rumänisches Erdgas beginnen, nach Moldowa zu gelangen. Bisher reicht es nicht für die Republik Moldowa. Das Ziel Sandus und der regierenden Partei ist, mit Russland alle Kontakte abzubrechen und in die Euro-Zone zu gehen. Für immer“, resümierte der moldawische Politiker.

Zur gleichen Zeit hat Transnistrien aber Moldawien aufgefordert, „die destruktive Erpressung und die Nichterfüllung der eigenen Verpflichtungen aus dem Verhandlungsprozess, aber auch alle einseitigen Handlungen, die zu einer tiefen Krise der weiteren Beziehungen der Seiten führen, aufzugeben“. Mit solch einer Erklärung trat das Außenministerium der nichtanerkannten Republik Transnistrien als Antwort auf die Empfehlungen des Büros zur Reintegration der Republik Moldowa für Tiraspol – „sich hinsichtlich der Gaslieferungen an Moskau zu wenden“ – auf. In Transnistrien ist man der Auffassung, dass gerade Moldawien „die Krise verschlimmerte, indem es ab dem 1. November ein nichtsanktioniertes und unbezahltes Abzapfen russischen Gases, das laut einem Vertrag für die Bedürfnisse Transnistriens bestimmt ist, in einem Umfang von etwa 1,6 Millionen Kubikmeter am Tag begann“.

Nach Meinung der Transnistrien-Offiziellen „liegt die Verantwortung für die sozial-ökonomische Krise in Transnistrien und Moldowa auf der Regierung der Republik Moldowa, die sich illegitim für Transnistrien gelieferte russische Gasressourcen aneignet und die Suche nach adäquaten rationalen Lösungen ablehnt“. Als „undurchdachte“ bewertete das Oberhaupt von Transnistrien, Wadim Krasoselskij, die Handlungen Kischinjows. „Sie haben dazu geführt, dass Moldowa ohne stabile Stromlieferungen geblieben ist. Dadurch leidet auch Transnistrien“, erklärte er dieser Tage.

Im Unternehmen „Dnestrenergo“ erklärte man, dass, wenn das Heizkraftwerk wie früher arbeiten und Strom für Moldawien erzeugen würde, so hätte am 23. November das Energiesystem auf beiden Seiten des Dnestr standgehalten.

Derweil erklärte der Staatssekretär im Ministerium für Infrastruktur und regionale Entwicklung der Republik Moldowa, Constantin Borosan, in einer Sendung des Hörfunksenders „Vocea Bаsarabiei“ („Stimme Bessarabiens“), dass sich die massenhaften Stromabschaltungen wiederholen könnten. Nach seinen Worten kaufe derzeit die Republik Moldowa 80 Prozent des Stroms in Rumänien, dessen übriger Teil werde auf dem rechten Dnestr-Ufer erzeugt, meldete die Nachrichtenagentur IPN. So lange der Konflikt in der Ukraine andauere, meinte der Beamte, „lösen die Raketenschläge (Russlands gegen ukrainische Energieobjekte – Anmerkung der Redaktion) eine Überlastung bestimmter Linien aus, die unser Land mit der Ukraine und Rumänien verbinden“. „Damit die Leitungen standhalten, aufgrund der Überlastung nicht zerstört werden, schaltet man sie ab. Dies erlaubt, nach Wiederherstellung des Gleichgewichts im Energiesystem die Stromversorgung wiederaufzunehmen“, erläuterte er.

Der Chef des Moldawischen Heizkraftwerkes (in Transnistrien), Valentin Trubtschanin, betonte: „Ausgefallen war eine Leitung, die aus Rumänien nach Moldowa und zu uns verläuft. Die ganze Ukraine versank in Finsternis. Wir haben ein gemeinsames Energiesystem. Im Ergebnis des drastischen Rückgangs der Frequenz im Stromnetz erfolgte eine automatische Entlastung des Energiesystems. Jetzt ist bereits wieder Spannung (im Stromnetz) da“. Es stellte sich jedoch heraus, dass neben dem generellen Blackout auch eine Havarie in einem Heizkraftwerk aufgetreten ist, die „geheim gehalten wurde“, wie die Kischinjower Presse schrieb. „Die Offiziellen erklärten den Störfall im Kischinjower Heizkraftwerk für eine Geheimsache, über die nicht einmal die Regierungschefin Natalia Gavrilița rechtzeitig informiert worden war. Den Herrschenden nahestehende Analytiker rufen dazu auf, den zuständigen Minister Andrei Spinu und die Unternehmensleitung zur politischen Verantwortung zu ziehen. Das heißt, sie müssen den Rücktritt einreichen“, erklärte der Experte der NGO „WatchDog“ Valeriu Pașa.

Die Sache ist die, dass der Generator am dritten Energieblock des Kraftwerkes nur wenige Wochen nach Abschluss der Generalreparatur ausgefallen ist. Es besteht die Version, dass Schuld an allem minderwertige Brennstoffe haben. Der Stromversorger Moldelectrica hat dazu aufgerufen, zeitweilig keine Elektroherde, elektrische Heizgeräte, Waschmaschinen und Backöfen… zu nutzen.

Zur gleichen Zeit hat Kischinjows Bürgermeister Ion Ceban mitgeteilt, dass der Hauptstadt jetzt auch noch eine Abschaltung der Wasserversorgung drohe. Der Strom-Lieferant Premier Energy drohe an, den Wasserversorgungsbetrieb Apa Canal vom Netz zu nehmen. Die Ursache dafür liege darin, dass Apa Canal nicht in der Lage sei, für die Elektroenergie entsprechend den neuen Tarifen zu zahlen.