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Jüngste Umfragen senden dem Kreml ein antimilitaristisches Signal


Die allwöchentlichen Umfragen der offiziellen Soziologie haben ein paradoxes Bild demonstriert. Vor dem bisherigen trägen Hintergrund hat das Vertrauen gegenüber den Offiziellen recht stark zugenommen. Gleichzeitig wird jedoch in der Gesellschaft eine Zunahme des Unmuts über ihre Handlungen und – das Wichtigste – der besorgten Stimmungen registriert. Da hinsichtlich der Aufmerksamkeit die Ukraine den ersten Platz eingenommen hat, kann angenommen werden, dass die Umfragen zeigten: Man vertraut den Führungskräften des Landes gerade dahingehend, dass sie den Frieden sichern. Doch es wird bereits mit Mühen daran geglaubt.

Eine Umfrage des staatlichen Meinungsforschungszentrums VTsIOM hat für die letzte Januarwoche eine geringe Zunahme der Zufriedenheit über die Handlungen des Präsidenten und des Vertrauens ihm gegenüber ausgewiesen. Premierminister Michail Mischustin und die Führer aller Parlamentsparteien befanden sich gleichfalls in einem Plus, obgleich die Parteistrukturen an sich – mit Ausnahme der Kremlpartei „Einiges Russland“ – keine Verstärkung ihrer Positionen demonstrierten.

Die Stiftung für öffentliche Meinung bestätigte mit ihrer Umfrage den Standpunkt der Kollegen bezüglich der positiven Dynamik. Und die Unterschiede in den Zahlen sind da nicht so wichtig. Dabei wurden aber auch paradoxe, widersprüchliche Daten über die Zunahme der Unzufriedenheit über die Herrschenden und der gesellschaftlichen Besorgnis angeführt. Und die Zunahme hinsichtlich dieser Richtungen übersteigt das Ansteigen der Vertrauensratings. Zur gleichen Zeit ist bezeichnend, dass die stärkste Aufmerksamkeit der Befragten die Ereignisse rund um die Ukraine erregten. Sie wurden zur Hauptrichtung der Außenpolitik der Russischen Föderation und der gegenwärtigen internationalen Spannungen. Es scheint, dass die Umfrageteilnehmer oder auch die Soziologen selbst, ein gewisses antimilitaristisches Signal nach oben gesandt haben.

Der 1. Vizepräsident des Zentrums für politische Technologien, Alexej Makarkin, erläuterte der „NG“, dass es in der russischen Gesellschaft keinen militaristischen Rausch gebe. „Dabei bestätigen solche Umfrageergebnisse, dass der Westen aus der Sicht der Mehrheit die Schuld trage. Er greife an, möchte die Russische Föderation schwächen. Und wir sind gezwungen, uns zu verteidigen. Das heißt: Aus der Sicht dieser Mehrheit ist Russland ein friedliebendes Land, dass man mit Hilfe von Provokationen aus der Fassung zu bringen versuche. Von daher auch die Umfrageergebnisse. Einerseits wollen die Menschen keinen Krieg. Sie wollen sich überhaupt nicht in einer belagerten Festung fühlen. Und von daher die Besorgnis. Andererseits glaubt die Mehrheit an die Herrschenden, sieht in ihnen einen Schutz. Das Volk hofft auf deren Fähigkeit, das Problem auf friedlichem Wege zu lösen“. Der Experte erinnerte daran, dass die Besorgnis aufgrund der außenpolitischen Lage seit Dezember zunehme. Die Hauptbedürfnisse in der Gesellschaft seien heute aber sozial-ökonomische und ganz und gar keine militaristischen. Daher könne sich der Vertrauensvorrat gegenüber den Offiziellen, der durch die Politik der „belagerten Festung“ gewahrt werde, erschöpfen. Nach Meinung von Makarkin könnten die sich in die Länge ziehenden außenpolitischen Spannungen nicht nur zu einer Ermüdung der Gesellschaft, sondern auch zu einem Einbruch der Ratings der Herrschenden führen. „Letzten Endes werden sich die Bürger Russlands, so stark die Menschen auch an die Friedensliebe unserer Herrschenden und die Tücke des Westens glauben mögen, die Frage stellen, wenn die Konfrontation zunehmen wird oder auf dem gegenwärtigen hohen Niveau bleibt: Warum einigen sich denn die Offiziellen der Russischen Föderation nicht irgendwie mit dem Westen und lassen sich die ganze Zeit auf dessen Provokationen ein? Da wird das Vertrauen zu stagnieren und sogar zurückzugehen beginnen“, betonte der Experte. Und für diesen ganzen Prozess gebe es sozusagen nicht mehr als ein halbes Jahr.