In der Ortschaft Maiskoje (des Verwaltungskreises Dschankoj) auf der Krim ereignete sich am Dienstag eine große Explosion in Militärdepots. Im Ergebnis dessen wurde der Bahnverkehr bei Dschankoj zeitweilig unterbrochen, erhielten eine Trafostation und Wohnhäuser Schäden. In dieser Gegend hatte sich zu Sowjetzeiten eine große Militärgarnison mit einem Flugplatz strategischer Bedeutung befunden, den man laut Medienberichten nach dem Jahr 2014 begonnen hatte, wieder nutzbar zu machen. Noch ein Zwischenfall ereignete sich laut Medienberichten an der Krim-Siedlung Gwardeiskij, wo Explosionen unweit eines Flugplatzes der russischen Schwarzmeerflotte fixiert wurden. Das Verteidigungsministerium der Russischen Föderation gestand ein, dass die Explosion in Maiskoje zum Ergebnis eines Diversionsaktes geworden war.
Auf der Krim und in den ukrainischen Verwaltungsgebieten, die sich unter der Kontrolle russischer Truppen befinden, ist eine Serie von Zwischenfällen auf strategischen und Militärobjekten fixiert worden. Dies sind der Beschuss von Dnepr-Brücken, des AKW Saporoschje und des Wasserkraftwerkes Kachowka, Explosionen am 9. August auf einem Militärflugplatz unweit von Nowofedorowka, die Sprengung von Masten elektrischer Freileitungen bei Tschaplinka usw. Die Schläge, die mit einer Vernichtung von Munitions- und Waffenlagern sowie von Logistik-, Energie- und Transportobjekten einhergehen, hängen unter anderem mit einer Diversionstätigkeit von Militäreinheiten der ukrainischen Streitkräfte zusammen, meinen Experten. Obgleich Kiew seine Beteiligung an den Zwischenfällen auf der Krim nicht bestätigte, tauchten in der amerikanischen Presse Berichte auf, die gerade auf entsprechende Aktivitäten der Ukraine hinwiesen. Am Montag ist auch ein Erlass des ukrainischen Präsidenten Wladimir Selenskij über die Bildung einer Struktur mit dem Namen „Konsultativrat für Fragen einer De-Okkupation und Reintegration der Krim“ veröffentlicht worden. Es kann angenommen werden, dass Kiew versucht, die Realisierung des mehrfach angekündigten Plans für ein Zurückholen der Krim unter seine Kontrolle mit realen militärischen Handlungen zu beginnen.
Der Ex-Chef des Verteidigungsministeriums der sogenannten Donezker Volksrepublik, Igor Strelkow (wird auch mit der MH-17-Katastrophe über dem Donbass in Zusammenhang gebracht – Anmerkung der Redaktion), ist sich sicher, dass die Explosionen in den Morgenstunden des 16. August auf dem Gelände eines großen Waffenlagers auf der Krim bei Dschankoj mit ukrainischen Attacken von „Kamikadse-Drohnen“ in Verbindung stehen. Wie Generalleutnant im Ruhestand Jurij Netkatschjow meint, versuche Kiew, auf der Krim und im Verwaltungsgebiet Cherson wichtige logistische Wege, elektrische Freileitungen und andere Energieobjekte zu zerstören, um den Unmut der Bevölkerung auszulösen.
„Die Diversionsakte und Zwischenfälle auf dem Territorium wichtiger strategischer Militär-Garnisonen auf der Krim zielen darauf ab, die Versorgung durch die rückwärtigen Dienste und die militär-technische Versorgung der russischen Truppen zu untergraben, Flugplätze unbrauchbar zu machen und den Truppen einen moralischen Schaden zuzufügen. In den Truppenteilen der Russischen Föderation muss man augenscheinlich die Luftverteidigung verstärken sowie die Rolle der Geheimdienste, des Kommandantendienstes und der Militärpolizei insgesamt erhöhen“, nimmt der General an.
Netkatschjow sagt, dass man in Kiew auf weitere Militärhilfe von den USA und der NATO warte, in erster Linie in Gestalt von Lieferungen hochpräziser Waffen und Raketen, die in der Lage sind, Ziele in einer Entfernung von bis zu 300 Kilometern zu vernichten, was potenziell die Möglichkeit verschaffe, Ziele auf der Krim und in der Tiefe der Dislozierung der russischen Truppen zu vernichten. „Besonders aber bereiten sie sich auf die Produktion eigener Drohnen vor“, betonte der Experte. Gerade mit diesem Ziel sei nach seiner Meinung in der Ukraine mit Hilfe der Türkei die Errichtung eines Betriebs zur Herstellung von Drohnen aus der „Bayraktar“-Familie begonnen worden. „Ich habe ein Interview von Haluk Bayraktar, des Generaldirektors des „Baykar“-Unternehmens, gelesen, in dem er darüber spricht, dass in der Ukraine nicht nur ein Betrieb für die Fertigung von Drohnen des Typs „Bayraktar TB2“ (Bayraktar Akinci und Bayraktar Kizilelma), sondern auch ein Forschungszentrum, wo neue türkisch-ukrainische hochpräzise Waffen getestet werden, errichtet werden. Dies belegt erstens, dass man nicht nur in Kiew, sondern auch in Istanbul und insgesamt in der NATO die russischen Schläge gegen das Territorium der Ukraine nicht stark fürchtet, die Moskau im Rahmen seiner Sonderoperation durchführt. Und zweitens ist Kiew zu langen Gefechtshandlungen gegen die russische Armee und deren Verbündeten mit Unterstützung des Westens bereit“.
Den Schlussfolgerungen von Netkatschjow pflichtet auch der Oberst im Ruhestand und Militärexperte Nikolaj Schulgin bei, der die Aufmerksamkeit auf die neuen Pläne Kiews zur Anhebung der Ausgaben für die Verteidigung und Sicherheit lenkt. „Am Montag votierte die Werchowna Rada (das ukrainische Parlament – Anmerkung der Redaktion) für eine Anhebung des Ausgabenteils des Staatshaushaltes um 270 Milliarden Griwna, das heißt um umgerechnet 7,3 Milliarden Dollar. Somit werden im Haushalt der Ukraine für das Jahr 2022 die Verteidigungsausgaben bis auf umgerechnet 30 Milliarden Dollar ansteigen. Dies ist sehr viel. Faktisch haben die Verteidigungsausgaben im Vergleich zum Vorjahr um das 10fache zugenommen. Und dies ohne Berücksichtigung der Hilfe des Westens. Allein die USA haben seit Beginn der Sonderoperation Kiew Militärhilfe im Umfang von 8,5 Milliarden Dollar bereitgestellt. Wie Finanzminister Sergej Martschenko erklärte, rechne die Ukraine, bis Ende des Jahres 2022 weitere 12 bis 16 Milliarden Dollar von den westlichen Partnern zu erhalten. Diese ganze Hilfe wird erneut für militärische Zwecke genutzt werden“, betont Schulgin.
Für die Forcierung des militärischen Potenzials brauche auch die Russische Föderation Ressourcen, unterstrich Schulgin. Indirekt belegt mehrere Schritte des Kremls in dieser Richtung die Tatsache, dass, wie am Dienstag beim militärtechnischen Forum „Armee-2022“ der stellvertretende russische Verteidigungsminister Alexej Kriworutschko mitteilte, das Verteidigungsministerium der Russischen Föderation eine Korrektur der Parameter für den staatlichen Rüstungsauftrag unter Berücksichtigung der Erfahrungen aus dem Gefechtseinsatz der Technik vorgenommen habe. Der Vizeminister betonte, dass besondere Aufmerksamkeit des Verteidigungsministeriums beim Abschluss der staatlichen Aufträge den Einkäufen, der Aufrechterhaltung des gefechtsbereiten Zustands, der Instandsetzung und Modernisierung der sich in der Bewaffnung befindlichen Modelle von Waffen, Gefechts- und Spezialtechnik geschenkt werde. Im Ergebnis dessen werde die Armee der Russischen Föderation modernste Arten von Waffen, Gefechts- und Sondertechnik erhalten, sagte Kriworutschko.
Derweil erklärte das US-amerikanische Institute for the Study of War (ISW) unter Berufung auf Angaben der Hauptverwaltung für militärische Aufklärung der Ukraine, dass sich die Militär-Industrie-Kommission der Russischen Föderation unter Vorsitz von Präsident Wladimir Putin bis Anfang September vorbereite, das Programm für die staatlichen Rüstungs- bzw. Verteidigungsaufträge zu ändern, aber auch darauf, die Verteidigungsausgaben um 600 bis 700 Milliarden Rubel (umgerechnet etwa um 10 Milliarden Dollar) zu erhöhen. (Allein die beim Forum „Armee-2022“ abgeschlossenen Verträge über Waffen- und Munitionslieferungen für die russische Armee haben einen Umfang von mehr als 550 Milliarden Rubel. – Anmerkung der Redaktion)
„Wenn man jetzt den Kurs der US-Währung ins Kalkül zieht, so belaufen sich die Ausgaben der Russischen Föderation im Jahr 2022 für die nationale Verteidigung auf etwas mehr als 56 Milliarden Dollar (3510 Milliarden Rubel) oder 2,6 Prozent des BIP des Landes“, sagte Nikolaj Schulgin. „Die Anhebung dieser Ausgaben um zehn Milliarden Dollar entspricht einer Zunahme von 18 Prozent, das heißt von etwas weniger als einem Fünftel. Während diese Ausgaben in der Ukraine weitaus signifikanter erhöht worden sind. Unter den Bedingungen der hohen Preise für Energieressourcen, die die Russische Föderation weiter auf dem Weltmarkt verkauft, hat Russland ein Sicherheitskissen, um die Rüstungsproduktion zu erweitern und folglich neue Siege bei der Erfüllung der Aufgaben der Sonderoperation zu erzielen“, erklärte patriotisch Schulgin, wobei er ausklammerte, welche Verluste und Mehrausgaben Russland erleidet und weiterhin erleiden wird – auch nach dem 177. Tag der von Präsident Putin befohlenen Kampfhandlungen in der Ukraine.