In einem der Beiträge über die Ukraine entdeckte ich den Vorschlag des Abgeordneten Sergej Sawostjanow (KPRF) des Moskauer Stadtparlaments, der Stadtduma, der auf die Notwendigkeit einer Entnazifizierung von weiteren sechs Ländern – Lettlands, Litauens und Estlands, Polens, Moldowas und Kasachstans – bestand. Ich würde dieses düstere Verzeichnis nicht auf alle ausgewiesenen Staaten anwenden. Aber er hindert nicht daran, über einige von ihnen zu sprechen.
Die sich für die ganze Welt ergebene ukrainische Krise zeigt, dass man in vielen Ländern die Lehren des Nürnberger und des Chabarowsker Prozesses vergessen hat. Im Volksmund heißt es: „Was du säst, wirst du ernsten“ (in Anlehnung an den Brief an die Galater, Kapitel 6: „Was der Mensch sät, wird er ernten“. – Anmerkung der Redaktion). Ja, und da hat man eine Ernte in Gestalt der ukrainischen Nazis bekommen. Und es wurde die militärische Sonderoperation Russlands notwendig, in deren Rahmen die Entnazifizierung der Ukraine zu einem ihrer Ziele deklariert worden ist.
Es heißt, die Geschichte wird sich alle einhundert Jahre wiederholen. Was aber ereignete sich vor einhundert Jahren? Der Erste Weltkrieg, die Revolution (von 1917), nach ihrer der Bürgerkrieg (in Sowjetrussland), die ausländische Intervention, eine Zerstörung des Landes. Wir wollen keine Wiederholung von all dem.
Das Leben veranlasst, die Ähnlichkeit in der Situation in der Ukraine und einigen anderen Ländern von vor etwa einhundert Jahren mit der heutigen geopolitischen Realität zu analysieren.
NEONAZIS IN LETTLAND
Beginnen wir mit Lettland, wo sich der Neonazismus (dessen Propagierung in der Russischen Föderation verboten worden ist) sehr komfortabel fühlt.
Die lettischen SS-Legionäre sehen sich offenkundig nach ihrem Marsch. Aufgrund des Coronavirus und des strengen Quarantäne-Regimes hatte es ihn weder im Jahr 2020 noch im Jahr 2021 gegeben. In diesem Jahr ist diese Veranstaltung gleichfalls offiziell durch die städtischen Behörden untersagt worden.
Die Zusammengekommenen hatten aber erklärt, dass der Marschzug losgehen wird, um Blumen am Freiheitsdenkmal niederzulegen, um „der Kämpfer für die Unabhängigkeit Lettlands gegen die Okkupation durch die UdSSR“ zu gedenken.
Zuvor hatten Lettlands Offizielle die hauptstädtische Antonijas iela (Antonien- bzw. Antonias-Straße) mit der an ihr gelegenen Botschaft der Russischen Föderation umbenannt, in der ich während einer langen Dienstreise in dieses Land gearbeitet hatte. Jetzt heißt sie Ukrainas neatkarības iela (Straße der Unabhängigkeit der Ukraine).
Die lettische SS-Legion war durch die Behörden Nazi-Deutschlands 1943 gebildet worden. Ihr gehörten Letten an, die in der Waffen-SS und in der lokalen Polizei gedient hatten. Die lettische Freiwilligen-Legion beteiligte sich aktiv an Gefechtshandlungen auf der Seite Hitler-Deutschlands, führte aber auch Strafoperationen gegen die Zivilbevölkerung in nordwestlichen Verwaltungsgebieten der UdSSR durch. Nach dem Krieg vereinigten sich die lettischen SS-Angehörigen zu Banden der sogenannten „Waldbrüder“ und setzten unter der Führung ehemaliger Hitler-Diversanten den systematischen Terror gegen Einwohner der Lettischen SSR fort.
Der Tag des 16. März war für die alljährlichen Umzüge nicht zufällig ausgewählt worden. An diesem Tag hatten 1944 die lettischen Einheiten der SS-Truppen (die 15. Waffen-Grenadier-Division der SS „Lettland“ und die 19. Waffen-Grenadier-Division der SS) erstmals an gemeinsamen Kampfhandlungen gegen die vorrückenden Truppenteile der Roten Armee an der Stadt Ostrow im Verwaltungsgebiet Pskow teilgenommen. Als Hauptorganisator des Umzugs tritt die nationalistische Organisation „Daugavas Vanagi“ („Falken der Daugava“ bzw. „Düna-Falken“) auf, die 1945 ehemalige lettische SS-Legionäre gründeten, die aus dem Land geflohen waren.
Heute finden in Lettland nicht nur neonazistische Aktionen statt, sondern werden auch Bücher herausgegeben, die den Nazismus rehabilitieren. Im Jahr 2020 sind in Riga durch das Museum für die Luftfahrt Lettlands die Memoiren „Mein Flug nach Japan“ von Herberts Cukurs herausgebracht worden. Den Memoiren-Autoren präsentierte man als einen „erfolgreichen Flieger“. Man hatte aber nicht ein einziges Wort darüber gesagt, dass er ein brutaler Kriegsverbrecher und Teilnehmer der Massenmorde an lettischen Juden gewesen war.
Etwa zur gleichen Zeit wurde das Buch „Die lettische Legion im Lichte der Wahrheit“ des einstigen Legionärs der 19. Waffen-Grenadier-Division der SS, Visvaldis Lācis, neuaufgelegt. Darin rechtfertigt der Autor die Strafaktionen der Nazis gegen die Zivilbevölkerung Weißrusslands. Im September 2019 leitete das Untersuchungskomitee Russlands ein Strafverfahren gegen Lācis (der von 1924 bis 2020 lebte – Anmerkung der Redaktion) entsprechend dem Paragrafen 354.1 des Strafgesetzbuches der Russischen Föderation („Rehabilitierung des Nazismus“ ein. In Lettland war jedoch der frühere Legionär erfolgreich in die Saeima (Lettlands Parlament – Anmerkung der Redaktion) gewählt worden und leitete ab 2010 den Parlamentsausschuss für die Umsetzung des Staatsbürgerschaftsgesetzes.
Erscheinungen revanchistischer nationalistischer Stimmungen in Lettland sind keine zufälligen. Man kann sagen, dass sie eng mit der Suche nach einer nationalen Identität zusammenhängen. Aber auch mit den Versuchen eines eigenen Positionierens nach 1991, als die Geschichte dieses Landes in die zweite Runde der politischen, rechtlichen sowie kulturhistorischen Haltlosigkeit und Insolvenz gegangen ist.
Die russophobe und nationalistische Version der Geschichte der Länder des Baltikums wurde durch den Westen in ein Instrument zur Zerstörung der baltischen Völker und Untergrabung der Möglichkeit ihrer guten Nachbarschaft mit Russland verwandelt. Unter dem Deckmantel bzw. im Windschatten dieser Propaganda blüht in Lettland auch ein lokaler Neonazismus auf.
Seine Umtriebe sind jedoch keine ewigen. Russland wird in dieser Region seine Positionen verstärken, wobei es vor allem von den Erfahrungen der Geschichte der russisch-baltischen Beziehungen ausgeht. Ihnen liegt das ewige Bestreben Russlands zugrunde, einen Zugang zur Ostsee zu erhalten. Russland war gezwungen gewesen, dies früher zu tun. Und es wird dies auch heute erreichen.
Dabei plädiert aber unser Land für eine Ausgleichen der Beziehungen mit Lettland und deren Bewahrung auf einem Niveau, das erlaubt, einen politischen Dialog zu führen und die Wirtschaftskontakte zu entwickeln. Freilich ist unsere Dialogbereitschaft keine Einbahnstraße.
DIE UKRAINE UND DIE LÄNDER DES BALTIKUMS
Heute ist Lettland in seinen Anschauungen hinsichtlich der Ergebnisse des Zweiten Weltkrieges und der Beziehungen mit Russland bei weitem nicht allein. Seit 2014 haben viele Experten und Beobachter begonnen, vom Prozess einer Verwandlung der Ukraine in eine Art Baltikum, vom Prozess einer „Baltikumisierung“ zu sprechen.
Wenn man aufmerksam hinschaut, gibt es heute zwischen Lettland und dem Land der „Revolution der Würde“ wirklich viel Gemeinsames. Sowohl hier als auch da formieren die Agenda Nationalisten, die Russland mehr hassen als das eigene Land lieben.
In beiden Regionen hatten sich zahlreiche nationalistische Organisationen auf der Welle der „Parade der Unabhängigkeit“ der postsowjetischen Republiken 1991 gebildet.
In beiden Regionen sind die Nationalisten sehr aktiv und aggressiv, obgleich sie auch zum heutigen Tag keine Schlüsselpositionen einnehmen. Man muss sich aber dessen erinnern, dass nationalistische Aktivisten die Triebkraft sowohl auf dem ukrainischen Maidan als auch während den Ereignissen in den Ländern des Baltikums zu Beginn der 1990er Jahre gewesen waren.
Für beide Regionen ist eine Heroisierung von Nationalisten und Kollaborateure, von Teilnehmern der Ereignisse des Zweiten Weltkrieges charakteristisch.
In beiden Regionen – sowohl in den Ländern des Baltikums als auch in der Ukraine – berücksichtigen die Offiziellen nicht die nationalen Interessen ihrer Länder. Zu beobachten ist ein vollkommener Verzicht auf den eigentlichen Begriff „nationales Interesse“ zugunsten einer Integration in die NATO und EU sowie einer Solidarität mit deren antirussischen Politik.
Allerdings gibt es in diesen zwei Nationalismus-Modellen einige Unterschiede. So war nach Meinung des polnischen Politologen Ronald Lasecki der ukrainische Nationalismus bis vor einiger Zeit in Galizien lokalisiert gewesen. Und ihm hätten der Maidan und der Staatsstreich in der Ukraine geholfen, über diesen Rahmen hinauszugehen. Damals hatte der Nationalismus wie auch in den Ländern des Baltikums sofort nach dem Zerfall der UdSSR gesiegt. Und die alteingesessene, die indigene Bevölkerung widersetzt sich allem nach zu urteilen nicht diesen Zielen.
Der zweite Unterschied besteht darin, dass Litauen, Lettland und Estland keine, wie man sich im Westen ausdrückt, „vollwertige“ Geschichte eines Existierens im Bestand der UdSSR haben. Es gab aber Erfahrungen aus der Unabhängigkeit, die nach der Oktoberrevolution von 1917 errungen worden war. Die Ukraine aber hatte, wenn man einmal die Zeit des Bürgerkrieges ausklammert, keine solchen Erfahrungen gehabt.
Insgesamt tendierten die Länder des Baltikums stärker zu einer Unabhängigkeit als die Ukraine. Hier spielten solche Faktoren wie die Geopolitik, die nationale Frage und der religiöse Faktor eine Rolle. Man darf nicht vergessen, dass die Ukrainer zu einem größeren Teil russischsprachige Slawen sind. Die Balten aber sind ein ganz anderer kulturhistorischer Code und eine andere Weltanschauung.
ERSTE KEIME DER UKRAINISCHEN UNABHÄNGIGKEIT
In der Ukraine hatte alles am 17. März 1917 in Kiew mit der Bildung der Zentralen Rada (des Zentralen Sowjets) unter dem Vorsitz des angesehenen Historikers und Nationalisten, von Professor Michail Gruschewski (1866-1934), begonnen. Auf seine Initiative hin wurde am 19. April in Kiew der Gesamtukrainische Nationalkongress eröffnet. Ungeachtet des nationalistischen Charakters sprach sich der Kongress für eine Autonomie der Ukraine im Bestand eines föderativen Russlands aus.
Dem Vorschlag des Vorsitzenden der Provisorischen Regierung Georgij Lwow, die Klärung dieser Frage bis zur Einberufung einer Gründungsversammlung in Russland aufzuschieben, nicht zustimmend, verabschiedete die Zentrale Rada am 23. Juni das 1. Universal, in dem die Autonomie einseitig proklamiert wurde, das heißt: die Unabhängigkeit der Ukraine ausgerufen wurde.
Am 20. November verabschiedete die Rada das 3. Universal, in dem die Ukrainische Volksrepublik (UVR) als ein föderativer Teil Russlands (es versteht sich, nicht des bolschewistischen) proklamiert wurde. Am 24. November verkündete die Rada in Gestalt von Symon Petljura, dass sie die Vollmachten des russischen Sowjets der Volkskommissare nicht anerkenne und die Initiative zur Bildung einer neuen Regierung Russlands aus Vertretern der Nationalitäten und Zentren der revolutionären Demokratie übernehme.
Am 17. Dezember wurde in Kiew der I. Gesamtukrainische Kongress der Sowjets eröffnet. An seine Adresse war das von Wladimir I. Lenin und Leo Trotzki unterzeichnete „Manifest an das ukrainische Volk und ultimative Forderungen an die Ukrainische Rada“ eingegangen. Der Rat (Sowjet) der Volkskommissare erkannte die Ukrainische Volksrepublik und ihr Recht auf eine Trennung von Russland an, lehnte es aber ab, die Zentralrada als bevollmächtigten Vertreter der Werktätigen der Ukraine anzuerkennen. Und die ultimativen Forderungen aus Moskau bestanden in Folgendem:
- Verzicht auf eine Desorganisation der Front, die sich in einem Abzug und einer Umverlegung von Truppenteilen ohne eine Abstimmung mit Russland äußerte.
- Einstellung der Entwaffnung der bolschewistischen Truppenteile in der Ukraine.
- Verhinderung eines Vorrückens von Kosakenformationen durch die Ukraine zum Don (Ataman Alexej Kaladin hatte den Leninschen Rat der Volkskommissare nicht anerkannt).
- Die bolschewistischen Truppen sollten über das Territorium der Ukraine zur Südfront durchgelassen werden.
Der Rat der Volkskommissare forderte innerhalb von 48 Stunden eine positive Antwort. Andernfalls drohte er an, dass er die Rada als eine im offenen Kriegszustand mit der Sowjetmacht befindliche ansehen werde.
Zur gleichen Zeit hatten die Delegierten von den ukrainischen nationalistischen Organisationen den I. Gesamtukrainischen Kongress der Sowjets faktisch scheitern lassen, der nach Charkow gegangen war. Der Kongress hatte es allerdings geschafft, die Bildung einer Ukrainischen Volksrepublik der Sowjets im Bestand Russlands, die Entmachtung der Zentralrada und die Schaffung eines Zentralen Exekutivkomitees als ständiges Machtorgan der Ukraine zu verkünden.
Am 20. Dezember antwortete die Zentralrad negativ auf das sowjetische Ultimatum. Die Beziehungen des Rates der Volkskommissare und der Rada wurden abgebrochen. Später jedoch, aus Furcht vor einer Empörung der Volksmassen, unterbreitete die Zentralrada, die bereits ein Abkommen mit Vertretern der Entente hatte, der Sowjetmacht den Vorschlag, Verhandlungen zu beginnen. Am 2. Januar 1918 beschloss der Rat der Volkskommissare, den Vorschlag der Rada anzunehmen.
Es tauchten aber neue Meinungsverschiedenheiten auf. Dieses Mal auf dem Track der Friedensverhandlungen von Russland und Deutschland in Brest-Litowsk. Am 4. Januar 1918 traf auf Einladung der deutschen Seite eine Delegation der UVR unter Leitung von Wsewolod Golubowitsch, eines Anhängers einer prodeutschen Politik, ein. Die Vollmachten der Delegation waren durch die Delegationen der zentralen Mächte (Deutschland, Österreich-Ungarn, Türkei und Bulgarien) bestätigt worden. Nach der Rückkehr nach Kiew übergab Golubowitsch der Rada die deutschen Friedensangebote, die die Ukraine in einen Satelliten Deutschlands verwandelten, und sprach sich für deren Annahme aus.
Am 22. Januar 1918 nahm die Zentralrada das 4. Universal an, in dem die Unabhängigkeit der UVR proklamiert wurde, obgleich auch die Möglichkeit für einen Beitritt der Ukraine zu einer Föderation mit Russland nach Einberufung einer Gründungsversammlung der Ukraine geblieben war.
Am 26. April sandte Kaiser Wilhelm II. dem Befehlshaber der deutschen Okkupationstruppen in der Ukraine, Generalfeldmarschall Hermann von Eichhorn, ein Telegramm, in dem er die Zustimmung zum Übergang der Macht in der Ukraine an den Generalleutnant der russischen Armee Pawlo Skoropadskij erteilte. Und am 28. April jagten die Deutschen die Rada auseinander.
SKOROPADSKIJ UND PETLJURA
Die Machtausübung in der Ukraine war offenkundig radikalen Kräften übertragen worden. Am nächsten Tag war bei einem von den Okkupanten sanktionierten „Kongress der Ackerbauern“ zum Hetman der Ukraine Pawlo Skoropadskij gewählt worden, der ein konservatives Regime im ukrainischen Staat errichtete, welches bis zum 14. Dezember 1918 andauerte.
„Mein früherer Regimentsadjutant Pawel Petrowitsch Skoropadskij ist zum Hetman gewählt worden. Er, ein anständiger Mann mit gewöhnlichen Fähigkeiten, wird wahrscheinlich kein selbständiger sein und von den Deutschen und der kleinrussischen konservativen Gruppe geführt werden“, schreibt später in einem Tagebuch General Wladimir Besobrasow, ein ehemaliger Kommandeur eines Garde-Kavallerie-Regiments. Er charakterisierte seinen Adjudanten als einen „sehr ehrgeizigen, eher listigen denn klugen Mann, was ihm keinen Erfolg garantiert“.
Aber Hetman Skoropadskij hat nicht jenen Weg beschritten, nach dem sich die Ukraine gesehnt hatte. Drei Tage nach Abschluss des Ersten Weltkrieges unterschrieb er am 14. November eine sogenannte „Gramota“ (einen Akt), wo er erklärte, dass er die „langjährige Mächtigkeit und Stärke des Allrussischen Staates“ verteidigen werde. Dies bedeutete das Aus für alle Anstrengungen der ukrainischen nationalen Bewegung.
Dieses Dokument hatte einen Großteil der ukrainischen Föderalisten, Militärs und Intellektuellen von Skoropadskij abgestoßen. In der Ukraine kam es zu einem gegen den Hetman gerichteten Aufstand unter Führung des Direktoriums der UVR (war das vom 14. November 1918 bis zum 10. November 1920 bestehende Exekutivorgan der Ukrainischen Volksrepublik – Anmerkung der Redaktion), das Symon Petljura leitete. Bald wurde das Regime Skoropadskijs durch die Aufständischen und die Hetman-Truppen, die sich auf die Seite des Direktoriums gestellt hatten, gestürzt. Am 14. Dezember 1918 unterzeichnete Skoropadskij ein Manifest über seinen Rücktritt und floh zusammen mit abziehenden deutschen Truppen aus Kiew.
Direktoriumschef Symon Petljura schlug am 31. Dezember 1918 dem Rat der Volkskommissare der RSFSR Friedensverhandlungen vor. Das Direktorium stimmte aber keiner Vereinigung mit der ukrainischen Räteregierung zu und erklärte am 16. Januar 1919 Sowjetrussland den Krieg. Bereits im April waren die Haupttruppen des Direktoriums zerschlagen worden. Und bis zum Oktober waren die Petljura-Kräfte vollkommen zerschlagen worden.
Freilich, im April 1920 schloß Petljura im Namen der UVR ein Abkommen mit Polen über gemeinsame Handlungen gegen die sowjetischen Truppen, in dem er sich verpflichtete, im Gegenzug für eine Anerkennung den Polen im Kampf gegen die Bolschewiken Hilfe zu leisten. Das Bündnis mit Petljura wird den Polen erlauben, ihre strategischen Positionen zu verbessern und eine Offensive in der Ukraine zu entfalten. Am 7. Mai nahmen die Polen Kiew ein. Doch im Ergebnis der Kiewer, der Nowograd-Wolyn- und der Rowno-Operationen fügten die Truppen der Südwestlichen Front der Roteт Arbeiter- und Bauernarmee den Polen und Petljura-Leuten eine Niederlage zu und erreichten die Ausläufer von Lublin und Lwow.
Nach Abschluss eines Waffenstillstands am 18. Oktober mit Polen wurden die Kampfhandlungen in der südwestlichen Richtung eingestellt. Im März 1921 unterzeichneten die RSFSR, die USSR (die am 10. März 1919 ausgerufen worden war) und Polen den Friedensvertrag von Riga, der den sowjetisch-polnischen Krieg beendete.
Und hier muss man sich an die historische Rolle Polens in den Ereignissen in der Ukraine erinnern – heute und vor einhundert Jahren.