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Medwedjew klärte junge Leute hinsichtlich der Nuklearthemas auf und löste einen Horror aus


Der stellvertretende Vorsitzende des Sicherheitsrates der Russischen Föderation, Dmitrij Medwedjew, trat vor Teilnehmern des sogenannten Marathons „Wissen. Die ersten“ auf und erklärte: „Es langt, aufgrund dessen zu leiden, dass die Temperatur um einen Grad (Celsius) in solch oder solch einem Jahr oder in solch oder solch einer Zeitspanne angestiegen ist. Die Menschheit wird dies noch nicht allzu lange Zeit beobachten. Freilich, bewegt euch das Klima in solch einem Maße? Meines Erachtens ist dies nichts im Vergleich zu der Perspektive, sich im Epizentrum einer Explosion mit einer Temperatur von 5.000 Grad Kelvin, einer Schlagwelle von 350 Metern in der Sekunde und einem Druck von 3000 Kilogramm auf einen Quadratmeter mit einer durchdringenden radioaktiven Strahlung, das heißt mit einer ionisierenden Ausstrahlung und einem elektromagnetischen Impuls zu erweisen. Gibt es solch eine Perspektive heute? Oh weh, ja! Und sie nimmt mit jedem Tag aufgrund bekannter Ursachen zu“.

Anders gesagt: Medwedjew hat in seiner gewohnt schrillen Art die Perspektive einer nuklearen Apokalypse skizziert. Er unterstrich, dass in der heutigen Welt die Kernwaffen eine „Klammer“ seien, „die der Staat zusammenträgt“. Einer der Teilnehmer des Marathons fing an, davon zu sprechen, dass Russland nicht als erster solche Waffen einsetzen werde. Der Stellvertreter des Vorsitzende des Sicherheitsrates beeilte sich aber, ihn zu enttäuschen und Zweifel auszulösen. Nach seinen Worten könne die Russische Föderation so handeln, selbst wenn gegen sie andere Waffenarten eingesetzt werden würden. Dies bedrohe aber die eigentliche Existenz des Staates. „Wenn in deinen Händen irgendwelche Waffen sind – und ich als einstiger Präsident weiß, was solche sind -, musst du in einer bestimmten Situation dazu bereit sein, dass deine Hand nicht erzittert, sie einzusetzen, wie schrecklich und brutal dies auch klingen mag“, sagte der 57jährige Medwedjew.

„Wissen. Die ersten“ ist ein aufklärender Marathon der durch Kremlchef Wladimir Putin wiederbelebten Gesellschaft zur Popularisierung von Wissen „Snanije“ (vergleichbar mit der DDR-Gesellschaft URANIA – Anmerkung der Redaktion), an dem auch in diesem Jahr wieder Schüler und Studenten teilgenommen hatten. Dies ist ein sehr junges Publikum, das im 21. Jahrhundert groß geworden ist. Sie haben nicht einmal gar die „wilden 90er“ erlebt, schon ganz zu schweigen von der UdSSR und dem Kalten Krieg. Diese jungen Menschen können in unterschiedlichem Maße für den Diskurs der Herrschenden Russlands aufnahmefähig sein. Doch ihre Vorstellungen von der Realität, von den aktuellen Problemen der Menschheit haben sich zu einer Zeit herausgebildet, in der Russland vollkommen und recht organisch in den heutigen weltweiten Kontext integriert gewesen war, der auch die sogenannte grüne Agenda umfasst. Es gibt nichts Erstaunliches daran, dass die globale Erwärmung, der Kampf gegen die Klimaveränderungen die Schüler und Studenten ungeachtet der geopolitischen Veränderungen des letzten Jahres bewegt.

Medwedjew erinnerte daran, dass er selbst Präsident gewesen war (2008-2012 – Anmerkung der Redaktion). Bemerkenswert ist, dass er sich damals als ein Anführer für die neue Generation positioniert hatte, als ein Politiker, der hinsichtlich der aktuellen Agenda aufnahmefähig sei. Gerade unter ihm wurden zu wichtigen Komponenten des Diskurses der Offiziellen eine innovative Wirtschaft, die Modernisierung, Nanotechnologien, Wissenschaftsstädte, der Austausch von Erfahrungen und Spezialisten mit dem Westen, die Etablierung einer analogen Variante des Silicon Valley (mit dem Namen Skolkovo vor den Toren Moskaus – Anmerkung der Redaktion) sowie das Loskommen von der Abhängigkeit von massiven Rohstoffexporten. Skepsis konnte damals nicht die Orientierungspunkte und die gestellten Ziele an sich tangieren, sondern die Geschwindigkeit ihres Erreichens.

Nunmehr stand Medwedjew vor einem Publikum, das unter anderem auch während seiner Präsidentschaft mit einem innovativen Programm aufgewachsen ist. Und gerade der einstige Staatschef muss jungen Menschen die Augen öffnen und darüber berichten, dass sich sowohl der Kontext als auch der Bewegungsvektor verändert haben. Aufgewachsen sind sie in einer Welt des Austauschs von Erfahrungen und Technologien. Und haben sich in einer konfliktbeladenen Welt wiedergefunden, die an der Schwelle eines globalen Krieges und einer nuklearen Apokalypse steht.

Keinen versetzt dabei schon die Transformation des stellvertretenden Vorsitzenden des Sicherheitsrates hinsichtlich des Diskurses. Aus einem Innovator hat er sich selbst zu einem der kompromisslosesten Redner bzw. schrillsten Autoren von erschreckenden Aussagen gewandelt- Und von der Möglichkeit, Kernwaffen einzusetzen, spricht Medwedjew häufiger als dies die Militärs oder Präsident Putin tun. Einerseits ruft er Schüler und Studenten auf, eine nukleare Explosion zu fürchten, andererseits will er sie lehren, entschiedene zu sein, furchtlose, „damit die Hand nicht zittere“. Es ist schwer vorstellbar, dass solch eine Unterhaltung der neuen Generation Hoffnung vermittelt. Es veranlasst die jungen Menschen eher, Angst zu bekommen, beim Staat nach Schutz zu suchen, wobei die Mechanismen nicht verstanden werden, die die Welt besser und sicherer machen.