Unabhängige Zeitung

Private Tageszeitung

Moldauische Weinberge vor Abholzung


In Kischinjow fanden am 7. und 8. Oktober Tages des Weins statt. In der Republik Moldowa ist jeder vierte aktive Bürger direkt oder indirekt in der Weinherstellungsbranche tätig, weshalb das Festival viele Menschen anzog. In dessen Rahmen wurden 90 Winzereien der Republik unter einer gemeinsamen Weinmarke des Landes vorgestellt. Der Vorsitzende der Vereinigung der Erzeuger und Exporteure von Tafeltrauben (APESM), Gheorghe Gaberi, ist der Auffassung, dass es an der Zeit sei, 50 Prozent der Weinberge zu roden und mit neuen Sorten zu bepflanzen. Und überdies sollte man die Vorräte an Wein im Alter von mehr als 30 Jahren vernichten.

In Moldawien ist die größte Konzentration von Weinbergen pro Kopf der Bevölkerung hinsichtlich der Gesamtfläche der landwirtschaftlichen Nutzflächen zu beobachten. Noch vor 30 Jahren gab es auf jedem moldawischen Landgut Weinstöcke, und jeder Moldawier besaß Kenntnisse in Bezug auf Weinen und deren Herstellung. Aber die Zeit hat ihre Bedingungen diktiert, und viele Landwirte erwiesen sich nicht in der Lage, ihnen zu entsprechen. Um Qualitätswein zu erzeugen, den man auf neuen Märkten – neben dem russischen – zu verkaufen, braucht man neue Weinsorten. Und dies bedeutet, dass die Zeit gekommen ist, die alten Weinstöcke zu roden. Nach Meinung von Gheorghe Gaberi, dem Vorsitzenden der Vereinigung der Erzeuger und Exporteure von Tafeltrauben, sei es an der Zeit, 50 Prozent der Flächen der Weinberge abzuholzen und mit neuen Sorten zu bepflanzen, die die Gewinnung von Qualitätstrauben für die Herstellung von Qualitätsweinen garantieren. Außerdem hätten sich nach Aussagen des Experten in Moldawien übermäßig große Vorräte an Weinmaterialien angehäuft. „Es werden Weine gelagert, deren Alter 30 und mehr Jahre beträgt und die ihre Qualität eingebüßt haben. Man kann sie nicht einmal für die Gewinnung von Ausgangsmaterial für Weinbrände bzw. Cognac verarbeiten“. „Die Vorräte an Weinmaterialien werden auf einen Umfang von 1,2 Jahreslesen an Weintrauben geschätzt. An der Lösung der Frage hinsichtlich der Vorräte an Weinmaterialien muss sich auch der Staat beteiligen. Ich denke, dass man einen Teil der minderwertigen Vorräte als Verluste aus der Buchhaltung ausschließen muss“, resümierte der Experte.

Hinsichtlich des Problems der brachliegenden landwirtschaftlichen Nutzflächen in privater Hand sagte er, dass der Staat eine Position zu dieser negativen Erscheinung in der Landwirtschaft beziehen müsse. „Wenn ein Eigentümer sein Land nicht bearbeitet, muss man ihn veranlassen, es zu verpachten oder zu verkaufen. Das Land aber darf nicht brachliegen“. Gheorghe Gaberi lenkte das Augenmerk darauf, dass es in Moldawien bereits solche brachliegenden Flächen gebe, deren Bearbeitung teurer als das aufgegebene und über Jahre brachliegende Land werde.

Es muss betont werden, dass es zu den brachliegenden Landflächen wie auch zu den entvölkerten Dörfern in Moldawien gekommen ist, als die einheimischen jungen Menschen begannen, massenhaft in die Länder der EU und nach Russland zum Geldverdienen auszureisen. Zu Hause geblieben sind die Alten, die das Land schon nicht mehr bearbeiten können, und Kinder. Aber selbst dort, wo vollwertige Familien geblieben sind, hat man angefangen, Weinberge aufzugeben und die freigewordenen Flächen mit Mais zu bestellen, den man leichter und billiger produzieren kann. Die Landwirte, die weiterhin Weinberge unterhalten, machen sich inzwischen darüber Gedanken, wie man die Weintrauben auf den Märkten der Länder der Europäischen Union, der USA und weiter überall wettbewerbsfähig machen kann. Dies betrifft auch die moldawischen Weine.

Laut Informationen des Office für Weintrauben und Wein liege die Republik Moldowa weltweit auf dem 14. Platz in Bezug auf den Umfang des Exports von Weinen. Weine aus Moldawien werden in 75 Länder der Welt exportiert.

Das wurde am Vorabend der Tage des Weines, die in der moldawischen Hauptstadt am 7. und 8. Oktober stattfanden, berichtet. An der Veranstaltung nahmen über 90 Winzereien teil, die unter dem gemeinsamen Motto des Landes „Vinul Moldovei. O legendă vie“ vereint wurden. Zehntausende Besucher waren in Kischinjow auf den Platz der Großen Nationalversammlung gekommen. Und die Winzereien an sich erwarten ca. 20.000 Touristen.

Früher hatten an solchen Veranstaltungen in der moldawischen Hauptstadt unbedingt auch Vertreter der Russischen Föderation, die der Hauptabnehmer moldawischer Weine ist, teilgenommen. Heute hat sich aber die Situation verändert. Laut Angaben des Nationalen Büros für Weintrauben und Weinherstellung liefert die Republik Weinerzeugnisse in 57 Länder der Welt. Wein in Flaschen kauft vor allem die Europäische Union. In Tanks – Länder der GUS, unter denen Weißrussland der Hauptabnehmer ist. Das vergangene Jahr wurde für die Exporteure moldawischer Weine zu einem Flopp. Die Lieferungen ins Ausland sind erheblich eingebrochen. Aber im laufenden ist eine Zunahme des Absatzes zu verzeichnen, im Übrigen der größte der letzten zehn Jahre. An die erste Stelle hinsichtlich der Einkäufe ist wieder die GUS gerückt, in die 50,5 Prozent der moldawischen Weine exportiert wurden (eine Zunahme um 135,5 Prozent). Auf die Länder der Europäischen Union entfallen 38,1 Prozent des Exports (ein Plus von 15,7 Prozent). Dabei bleibt die sich früher abgezeichnete Tendenz gewahrt: In Europa bevorzugt man Wein in Flaschen. Die Länder der GUS kaufen ihn vor allem für ein weiteres Abfüllen in eigenen Betrieben.

Es sei daran erinnert, dass bis zum Jahr 2006 Moldawien der Hauptlieferanten von Weinen nach Russland gewesen war. Auf die Republik entfielen bis zu 50 Prozent der Lieferungen. Zum Vergleich. Auf die georgischen Weine, die nur in Flaschen geliefert werden, entfielen rund neun Prozent des Marktes. Gleich, nachdem die Einfuhr von Weinen aus Moldawien in die Russische Föderation verboten wurde, ergab sich für die Akteure des russischen Marktes die Frage: Wo nun Weine und Weinmaterialien einkaufen? Hauptkriterien für den Erwerb von Weinen in Moldawien war ihr extrem geringer Preis. Der minimale Einzelhandelspreis für eine Flasche moldawischen Weins betrug etwa 60 Rubel. Nicht ein russischer Hersteller vermochte einen geringeren Preis zu offerieren. Das einzige Land, dass mit Moldawien konkurrieren konnte, ist Argentinien. Die Weinmaterialien aus anderen südamerikanischen Ländern, aus Afrika oder Europa sind erheblich teurere und können zu keinem vollwertigen Ersatz für die moldawischen Weine werden. Zu jener Zeit kostete eine Flasche eines durchaus normalen Tischweins in Argentinien umgerechnet 70 bis 75 Cent. Daher eilten alle russischen Importeure dorthin. Und Moldawien musste andere Absatzmärkte suchen. Die Geografie der neuen Lieferungen wurde ausgedehnt. Doch die Hauptkunden der moldawischen Winzer befinden sich nach wie vor in GUS-Ländern. Und ein nicht geringer Teil des moldawischen Weinexports gelangt, wie Experten in Kischinjow erklären, über Weißrussland und Abchasien nach Russland.

Laut einer Mitteilung des Office für Weintrauben und Weinherstellung der Republik Moldowa sichert die Weinherstellung drei Prozent des BIP und acht Prozent des Exports von Moldawien ab.