Der Export von Erdgas aus Russland nach Usbekistan kann bereits ab 1. März dieses Jahres beginnen. Darüber wurde bei einem trilateralen Treffen des „Gazprom“-Chefs Alexej Miller mit den Energieministern Kasachstans und Usbekistans in Sankt Petersburg gesprochen. Im Energieministerium Usbekistans präzisierte man, dass bei der Begegnung technische Fragen russischer Gaslieferungen erörtert wurden. Ein entsprechender Vertrag war im vergangenen Januar unterzeichnet worden.
Russland, Kasachstan und Usbekistan haben eine Beschleunigung der nächsten Etappe der Untersuchung der Infrastruktur für Erdgaslieferungen beschlossen. Die Vereinbarung war bei einem neuen Treffen von Alexej Miller mit den Ministern Bolat Aktschulakow und Schurabek Mirsamachmudow erzielt worden, teilte der „Gazprom“-Pressedienst mit.
Es sei daran erinnert, dass Moskau Ende letzten Jahres Astana und Taschkent vorgeschlagen hatte, ein Gasbündnis zu schaffen. Am 18. Januar wurde eine Roadmap von „Gazprom“ mit Kasachstan unterzeichnet, und einige Tage später, am 24. Januar unterzeichnete auch Usbekistan ein analoges Abkommen. Somit sieht die Roadmap einen Transit von Gas aus Russland über die Gaspipeline „Mittelasien – Zentrum“, die über das Territorium Kasachstans und Usbekistans verläuft, mit der Perspektive eines weiteren Exports nach China vor.
Details des Abkommens wurden nicht mitgeteilt. Die usbekische Seite teilte lediglich mit, dass die Verhandlungen und die Roadmap auf die Lieferung von Erdgas für den Binnenmarkt in den erforderlichen Mengen bei einer vollkommenen Bewahrung der Eigentumsrechte bezüglich des existierenden Gastransportsystems Usbekistans abzielen würden. „In diesem Fall besteht absolut keinerlei Gefahr für unsere Souveränität“, unterstrich man im usbekischen Energieministerium. Die Hauptaufgabe Taschkents ist, den Binnenmarkt ausreichend mit Gas zu versorgen.
In Expertenkreisen ist jedoch die Rede davon, dass „Gazprom“ anstelle des usbekischen Unternehmens „UzGazTrade“ zu einer Seite des Abkommens bei Gaslieferungen nach China werden sollte. Im Gegenzug werde die gesamte Infrastruktur auf Kosten von „Gazprom“ errichtet. Für deren Entwicklung seien allein auf dem Territorium Russlands rund 260 Milliarden Rubel nötig, schrieb Stanislaw Prittschin, wissenschaftlicher Senior Assistent des Zentrums für postsowjetischen Studien am Institut für Weltwirtschaft und internationale Beziehungen der Russischen Akademie der Wissenschaften, in seinem Telegram-Kanal.
Wie der Wirtschaftsexperte und Politiker Pjotr Swoik gegenüber dem kasachischen Internetportal ZONAkz betonte, habe ein Prozess der Neugestaltung des weltweiten Energiemarktes begonnen. Russland beginne eine Lieferung von Gas im Reversregime über die die bereits vorhandenen Pipelines „Mittelasien – Zentrum“ nach Turkmenistan und weiter nach China. Dies werde erlauben, die Pipeline auszulasten, die gegenwärtig nur zu 30 Prozent für die Inlandsbedürfnisse genutzt wird, und die Gaslieferungen in den Süden Kasachstans und nach Usbekistan aufzustocken. Kasachstan hat eigenes Gas, es ist aber vollkommen bei der Erdölförderung anfallendes. Es wird in die höffigen Schichten für eine Erhöhung der Ölausbeute zurückgepumpt. Etwa 30 Milliarden Kubikmeter gelingt es zu reinigen und in einheimische Pipelines einzuspeisen. Davon sind 20 Milliarden Kubikmeter für den eigenen Bedarf, zehn Milliarden Kubikmeter werden nach China exportiert. Das Problem besteht darin, dass die Republik beginnt, das Exportpotenzial für den Inlandsverbrauch zu nutzen. Und unter Berücksichtigung dessen, dass drei Gas-Kraftwerke errichtet werden, besteht das Risiko, dass das ganze für den Export bestimmte Gas letztlich für den Inlandsverbrauch genutzt wird.
Die Situation Usbekistans ist komplizierter. Es vollzieht sich eine Verringerung der Gasförderung, und das Land kann seine Vertragspflichten hinsichtlich der Lieferungen ach China schon nicht mehr erfüllen. Die Republik macht eine ernsthafte Energiekrise durch.
Die beste Situation besteht für Turkmenistan. Das Land hat große Reserven an Kohlenwasserstoffen, hat aber keine Möglichkeit, sie eigenständig auszubeuten, meint Swoik. Nach seiner Meinung könnten die Länder Zentralasien zu keinen eigenständigen Akteuren auf dem internationalen Energiemarkt werden.
„Daher ist die Schaffung eines „Gasbündnisses“ nicht nur ein Wirtschaftsprojekt, sondern auch ein geopolitisches, mit dem „Gazprom“ wohlbehalten alle seine Probleme mit Europa kompensiert. Wenn man diese „Gasströme“ nach Zentralasien umleitet, ja und auch noch die TAPI (Transafghanische Gaspipeline) baut, und „Gazprom“ hat mehr als ausreichend Kapazitäten, so kann man die Gaslieferungen sowohl nach China als auch nach Afghanistan und weiter nach Pakistan und Indien erhöhen“, betont Pjotr Swoik.
Nach Meinung des Wirtschaftsexperten spiele Turkmenistan die Hauptrolle in diesem Projekt. „Gerade dieses Land wird in diesem „Gasbündnis“ zum wichtigsten. Übrigens, bevor Astana und Taschkent die Schaffung des „Gasbündnisses“ vorgeschlagen wurde, erfolgten zuerst Gespräche mit Aschgabat. Und erst nachdem Russland und Turkmenistan zu einer Einigung kamen, begann sich das „Gasbündnis“ weiter auszugestalten“, wies der kasachische Politiker hin. Er schloss nicht aus, dass das „Gasbündnis“ auch durch andere Akteure erweitert werden könne, zum Beispiel durch Tadschikistan und Afghanistan. Die Gasverteilernetze Kirgisiens gehören schon seit langem „Gazprom“. „Sowohl aus der Sicht der Lieferungen als auch aus der Sicht des Verbrauchs wird es mehr als genug Teilnehmer geben, da dies ein geopolitisches Projekt ist“, ist Swoik überzeugt.
Nach seiner Meinung habe eine Zeit nicht nur eines Umleitens von „Gas-Strömen“ begonnen, sondern es werde parallel eine Umleitung von „Strom-Flüssen“ geben, die Schaffung eines einheitlichen Energierings Russland – die Länder Zentralasiens. Und etwas später werde eine Umleitung von Flüssen als solche beginnen. Der Ob werde umgeleitet und mit dem Syrdarja und Amudarja verbunden.