Russlands Präsident Wladimir Putin bezeichnete in einem Interview für indische Journalisten das fünfstündige Treffen mit Steve Witkoff und Jared Kushner vom 2. Dezember als ein nützliches. Nach seinen Worten habe es so lange gedauert, da die Teilnehmer alle Punkte des amerikanischen Friedensplans durchgehen mussten. (Freilich hat auch das konsekutive Übersetzen bei der Begegnung im Kreml deren Dauer beeinflusst. – Anmerkung der Redaktion) Die USA haben vorgeschlagen, den Plan in vier Pakete aufzuteilen und in solch einem Format zu erörtern. Wie Putin sagte, habe Russland mehreren Punkten nicht zugestimmt. Dies sei aber eine „komplizierte Arbeit“ wie auch insgesamt das Suchen nach einem Kompromiss hinsichtlich der Ukraine-Frage. Der russische Präsident erklärte gleichfalls, dass der Donbass und Novo-Rossija (deutsch: Neu-Russland) dennoch befreit werden würden – auf militärischem oder einem anderen Weg.
Wie die vier Pakete der amerikanischen Vorschläge aussehen, hatte Wladimir Putin natürlich nicht erzählt. Die Seiten hatten vereinbart, wie nach dem Treffen im Kreml mitgeteilt wurde, über den Inhalt des Gesprächs Stillschweigen zu bewahren. Für die russischen Offiziellen ist es einfacher, dies zu tun: Die Journalisten haben sich schon daran gewöhnt, dass es unmöglich ist, sowohl vom Pressesekretär des Präsidenten, Dmitrij Peskow, noch vom Präsidentenberater Jurij Uschakow nichts zu erfahren außer dem, was sie selbst preisgeben wollen. Die Administration von Donald Trump hat sich aber an einer größere Offenheit gewöhnt. Und der Hausherr des Weißen Hauses an sich informiert sowohl in den sozialen Netzwerken als auch gegenüber der Presse über seine Gedanken.
Jedoch hüllen sich im Fall der Gespräche im Kreml auch die Amerikaner in Schweigen. Trump berichtete man über den Inhalt des Treffens. Er bezeichnete es als ein „sehr gutes“. Witkoff und Kushner hätten den Eindruck gewonnen, dass Putin den Konflikt beenden wolle. Dabei erinnerte der amerikanische Präsident daran, wie er Wladimir Selenskij gesagt habe, dass Kiew „keine Trümpfe“ habe. Damals habe nach seinen Worten Kiew nicht gewollt sich zu einigen. Und jetzt habe sich dessen Lage verschlechtert.
Trump hat den Inhalt der Verhandlungen mit Moskau nicht preisgegeben, aber grob die Lage der Dinge beschrieben – sowohl auf dem Boden als auch am Verhandlungstisch, an den alle noch zusammenkommen müssen. Es erscheint als bezeichnend, dass Witkoff und Kushner aus Moskau sofort nach Washington abgeflogen sind. Und nicht zu einem Treffen mit Selenskij in Brüssel, wie zuvor angekündigt worden war. Und erst für den 4. Dezember war in Miami ein Begegnung von Witkoff mit einer ukrainischen Delegation unter Leitung von Rustem Umerov anberaumt worden. Es zeichnet sich da solch eine Abfolge ab: Die Amerikaner klären zuerst, zu was und zu welchen Bedingungen Putin bereit ist, seine Zustimmung zu bekunden. Danach – unter einer direkten Beteiligung von Trump – formulieren sie Bedingungen, die den Ukrainern gestellt werden. Interimsgespräche mit Selenskij und den Europäern werden gecancelt, da sie den Prozess unweigerlich zum Ausgangspunkt zurückwerfen würden. Doch am Ausgangspunkt hat Moskau militärische Erfolge und ein Vorrücken, d. h. die Lösung seiner Aufgaben. Kiew aber hat nichts.
In seiner letzten Erklärungen demonstriert Putin die Gewissheit: Russland werde auch so das Seine erreichen. Für Trump, der mehrfach erklärt hatte, dass er diesen Konflikt beenden werde, sieht die Lage der Dinge gegenwärtig so aus, dass man den russischen Staatschef überreden und Selenskij beinahe zwingen muss. Putin hat die Europäer aufgerufen, den Friedensprozess nicht zu stören, sondern ihm zu helfen. In diesem Fall bedeutet „helfen“ gleichfalls, auf Kiew Druck auszuüben.
Die amerikanische Administration könnte ihre Hände in Unschuld waschen. Es scheint jedoch, dass das gegenüber Trump loyale Business und einfach die Menschen aus seinem Umfeld gern an mit Russland gemeinsamen Wirtschaftsprojekten teilnehmen würden. Dieses Thema klingt ständig an, wenn sich Putin oder Kirill Dmitrijew mit den Amerikanern treffen. Das Business kann sich natürlich auch so „einfach“ entwickeln, einige Sanktionen können aufgehoben werden – im Interesse eines Komforts. Doch die gegenwärtigen Herrschenden der USA hätten wohl gern einen weniger toxischen Kontext, d. h. irgendeinen, dennoch aber einen Frieden.
Wie immer auch die Punkte des Plans nach Paketen aufgeteilt werden, das Wichtigste für Moskau ist die Territorialfrage, eine juristische Festschreibung deren Lösung. US-Außenminister Marco Rubio sagte, dass alles an einer „Fläche von 30 bis 50 (Quadrat-) Kilometern“ hänge. Dies sind jedoch weder für Moskau noch für Kiew Peanuts und nicht eine Geländefrage.