Russland bereitet ein für den 18. März in Moskau geplantes Afghanistan-Treffen in einem erweiterten Format vor, an dem Vertreter nicht nur der Russischen Föderation, der USA, Chinas und Pakistans teilnehmen sollen, sondern auch von beiden Seiten des bewaffneten Konflikts. Darunter Delegierte der in Russland verbotenen Taliban-Bewegung. Die Veranstaltung soll eine Woche vor der in der Türkei geplanten Afghanistan-Friedenskonferenz stattfinden. Also gibt es einen Anlass, von einer Konkurrenz der internationalen Verhandlungsplattformen zu sprechen.
Das russische Außenministerium bestätigte, dass das Treffen in Moskau in diesem Monat erfolgen werde. Der offizielle Vertreter des Hohen Rates Afghanistans für nationale Aussöhnung, Freidun Hwazun, teilte mit, dass die afghanische politische Elite einschließlich des Präsidenten Ashraf Ghani und des Vorsitzenden des Hohen Rates für nationale Aussöhnung Abdullah Abdullah Einladungen zu den Gesprächen erhalten hätten. Als Ehrengast wird Qatar erwartet, auf dessen Territorium zu Zeiten der Administration von Ex-Präsident Donald Trump mit einem beschleunigten Tempo direkte Gespräche zwischen dem offiziellen Kabul und Vertretern der Rebellen in Gang gebracht worden waren. Jetzt bedarf der Dialog auf dieser Plattform zusätzlicher Stimuli.
Im Verlauf der Moskauer Tagung ist vorgesehen, wie die offizielle Sprecherin des Außenministeriums der Russischen Föderation, Maria Sacharowa, betonte, „Wege für eine Unterstützung des Vorankommens der interafghanischen Verhandlungen in Doha, der Verringerung des Grades an Gewalt und einer Beendigung des bewaffneten Konfliktes in Afghanistan sowie der Entwicklung dieses Landes als einen unabhängigen, friedlichen und selbständigen Staates, der frei von Terrorismus und Drogenkriminalität ist, zu erörtern“. Der Sondervertreter des Präsidenten für Afghanistan und Direktor des 2. Asien-Departments im russischen Außenministerium, Samir Kabulow, wies darauf hin, dass dies keine großangelegte Afghanistan-Konferenz sei. „Dies sind Konsultationen einer erweiterten „Troika“ – von Russland, den USA, China und Pakistan“.
Interessant ist, dass das Treffen etwa eine Woche vor der erwarteten Abhaltung einer Friedenskonferenz unter der Ägide der UNO in der Türkei stattfinden soll. Wie der afghanische TV-Kanal Tolo News meldete, könne Istanbul am 27. März bei sich Verhandlungen durchführen. Die Wahl der Türkei als ein Tagungsort ergibt sich wahrscheinlich aus den jüngsten Initiativen der Administration des US-Präsidenten Joseph Biden. Vor kurzem hatten amerikanische Medien den Inhalt eines Schreibens offengelegt, das US-Außenminister Antony Blinken an Ghani gesandt hatte. Er schlug vor, unter der Ägide der UNO eine große Konferenz zur afghanischen Friedensregelung abzuhalten. Als ein bevorzugtes Territorium für die Gespräche hatte der Außenminister die Türkei ausgewiesen.
In der Botschaft von Blinken heißt es, dass die Vertreter der USA, Chinas, Russlands, Pakistans, des Irans und Indiens „ein komplexes Herangehen an die Aufrechterhaltung des Friedens in Afghanistan erörtern“ sollten. Und zum Ziel der Veranstaltung wird, wie aus dem Schreiben folgt, die Bildung einer inklusiven afghanischen Regierung unter Beteiligung beider Seiten des bewaffneten Konfliktes. Außerdem möchte Washington eine Beendigung der Welt für eine Dauer von drei Monaten erreichen. Und im Weiteren auch die Schaffung eines Feuereinstellungsregimes. Das unter Trump abgeschlossene Abkommen mit den Taliban-Vertretern enthält einen Punkt über die Unzulässigkeit von Überfallen der Rebellen auf Positionen des ausländischen Truppenkontingentes. Von Attacken gegen die Regierungstruppen war keine Rede, was auch die Gruppierung ausnutzte.
„In ihrer Afghanistan-Politik hat die russische Regierung eine Vielfältigkeit lokaler und internationaler Partner kultiviert, um einen kurzfristigen Einfluss und eine Position in den Post-NATO-Szenarios zu erhalten“, erklärte gegenüber der „NG“ der Direktor des Zentrums für militärpolitische Analyse des Hudson Institute, Richard Weitz, der auch den Valdai-Diskussionsklub vertritt. „Die diplomatische Beteiligung der Russischen Föderation fokussierte sich anfänglich auf die Anbahnung von Kontakten mit der Zentralregierung, die dann Präsident Hamid Karsai leitete. Nach Verlassen seines Postens im Jahr 2014 beteiligte sich Karsai an vielen innerafghanischen Friedensdialogen unter der Ägide Russlands, während sein Nachfolger Ashraf Ghani engere Bande mit China und anderen ausländischen Partnern anstrebte“.
Daneben habe nach Aussagen des Experten Moskau seine noch seit den Sowjetzeiten existierenden Kontakte mit den tadschikischen, usbekischen und turkmenischen ethnischen Minderheiten im Norden Afghanistans wiederhergestellt, die als ein Puffer für die benachbarten zentralasiatischen Staaten wirken könnten. „Etwa seit 2015 unterhält die russische Regierung offizielle Beziehungen mit den Taliban-Vertretern“, erinnerte Weitz. „Diese Kontakte dienen dem unmittelbaren Ziel der Verstärkung des russischen Einflusses und sichern gleichzeitig vor Risiken um einen Sieg der Taliban-Bewegung nach dem Abzug der NATO ab“. Nach Aussagen des Experten würden die Taliban-Vertreter und Russland eine Aufgabe teilen – demonstrieren, dass sie diplomatische Alternativen haben und dass sie einen Abzug aller ausländischen Streitkräfte aus Afghanistan erreichen wollen.
„Zum gegenwärtigen Zeitpunkt scheint es, dass die anstehende Konferenz eine Fortsetzung dieser Kampagne sein wird. Dies kann Bereiche für eine Zusammenarbeit mit den USA in der Perspektive auftun. Doch der Einfluss Moskaus in der Region sieht genauso wie ein eingeschränkter aus wie auch der aller anderen. Solange die Taliban-Vertreter und die afghanische Regierung so uneinige bleiben, wird ein Frieden illusorisch sein“, resümierte Weitz.