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Ökologisches Paradoxon der fossilen Brennstoffe


Dmitrij Koptjew – Mitglied des Expertenrates des Instituts für die Entwicklung von Technologien für den Brennstoff- und Energiekomplex (IETBEK)

Ungeachtet der sich glücklos gestaltenden Marktkonjunktur auf dem Markt der Kraftwerkskohle haben die russischen Unternehmen die Chance auf ein erhebliches Wachstum bereits in der nächsten Zukunft. Die hängt mit der Aufteilung des Kohlemarktes in den Sektor des Brennstoffs mit einem hohen Kalorienwert und in den stagnierenden Sektor des Brennstoffs mit einem geringen Heizwert zusammen. Das Haupthindernis ist dabei die anhaltende geringe Durchlassfähigkeit der Strecken der Russischen Eisenbahn im Osten des Landes (Transsib und BAM). 

Für die internationale Kohlebranche sind die Jahre 2019 und 2020 zu äußerst erfolglosen geworden. Die Preise für Kraftwerkskohle sind um 20 bis 34 Prozent eingebrochen. Zu den Hauptursachen wurden die Entwicklung der erneuerbaren Energiequellen und die Verbreitung von ökologischen Programmen in Europa, der erhebliche Rückgang der Preise für Erdgas aufgrund der Zunahme des Angebots von LNG auf dem Weltmarkt, der anhaltende Handelskrieg zwischen den USA und China sowie die klimatischen Anomalien in Form eines warmen Winters in der nördlichen Hemisphäre. 

Im vergangenen Jahr verringerte sich der Anteil der Kohle an der weltweiten Energieerzeugung um 4 Prozent gegenüber dem Jahr 2018 und machte 24 Prozent aus. Dabei bewahrte Russland den dritten Platz unter den bedeutendsten Exporteuren von Kraftwerkskohle mit einem Exportumfang von 194 Millionen Tonnen (plus 5 Prozent gegenüber dem Jahr 2018). Dabei ging laut Angaben der Nachrichtenagentur «Rosinformugol» der Export in der atlantischen Richtung um 21 Prozent und erreichte nur 99 Millionen Tonnen, in der Östlichen aber ist er um 12 Prozent bis auf 95 Millionen Tonnen angestiegen. 

Die Hoffnungen auf eine Wiederbelebung im Jahr 2020 machte die Coronavirus-Epidemie zunichte. Aufgrund der flächendeckenden Lockdowns kann der Rückgang des Energieverbrauchs entsprechend den Jahresergebnissen 6 Prozent ausmachen, was hinsichtlich der Tiefe des Einbrechens mit dem 2. Weltkrieg vergleichbar ist. Die Nachfrage nach Kohle ist noch stärker zurückgegangen. So wird in Russland dessen Förderung entsprechend der Jahresbilanz – wie erwartet wird – um 10,5 Prozent geringer ausfallen. 

Laut der Prognose für die sozial-ökonomische Entwicklung Russlands für das Jahr 2021 und für den Planungszeitraum 2022 und 2023, die durch das Ministerium für Wirtschaftsentwicklung vorbereitet wurde, „wird die Branche in der nächsten Perspektive mit zusätzlichen Einschränkungen auf dem Auslandsmarkt aufgrund der Politik des Übergangs vieler Länder zur Nutzung alternativer, umweltfreundlicherer Energiequellen, der Verschärfung der ökologischen Anforderungen und der Einführung einer „Kohlesteuer“ konfrontiert werden. Dieser Umstand wird zu einer signifikanten Verringerung der Aufnahmefähigkeit des Weltmarktes und zu einer Zunahme der Konkurrenz unter den Kohleförderunternehmen führen“. 

Betrachten wir einmal die starken und schwachen Seiten Russlands in diesem Wettbewerb.

Der östliche (asiatische) Vektor

Die wahrscheinlichsten Entwicklungsszenarios für den internationeln Kohlemarkt (von der Internationalen Energieagentur, von Wood Mackenzie, BP, Noble Group) sehen in den nächsten 20 Jahren keine Verringerung der absoluten Mengen des Kohleverbrauchs in der Welt (bei einer Reduzierung des Anteils der Kohle an der Brennstoff- und Energiebilanz durch die vorrangige Entwicklung der grünen Energiewirtschaft) und des internationalen Handelsmarktes voraus. Zur gleichen Zeit löst es keine Zweifel aus, dass der Markt eine überaus tiefgreifende Transformation unter der Einwirkung von zwei Hauptfaktoren erleben wird. 

Der erste von ihnen ist der geografische. Einerseits ist das Europa, dass schrittweise auf eine Energieerzeugung auf der Basis von Kohle verzichtet sowie den Verbrauch und die Gewinnung von Kohle reduziert. Diese Pläne kann nicht einmal der große Unmut in den Kohleförderländern zunichtemachen. In Polen beispielsweise ging es bis zu Bergarbeiterstreiks. Die Kumpel weigern sich, aus den Schächten zu fahren, wobei sie eine Revision der Entscheidung über die Stilllegung der Gruben fordern. 

Andererseits ist da Asien. Schon jetzt verbraucht diese Region 80 Prozent der gesamten weltweit produzierten Kraftwerkskohle. Alle Basisprognosen für die Entwicklung des internationalen Kohlemarkts erwarten eine weitere Verlagerung des Zentrums des Kohleverbrauchs in die asiatisch-pazifische Region. Dabei wird innerhalb der Region eine Verschiebung der Punkte für das Wachstum des Marktes der Kraftwerkskohle von den traditionellen Märkten (China, Japan, Südkorea) zu den neuen schnell wachsenden Märkten (Indien und die Länder Südostasiens Vietnam, Thailand, die Philippinen, Bangladesch und Myanmar) prognostiziert. 

Laut einer Schätzung von Wood Mackenzie wird der Preisvorteil der Energieerzeugung auf der Basis von Kohle gegenüber der Stromerzeugung auf der Basis von Wind und Sonne mindestens bis zum Jahr 2034 gewahrt bleiben. Als Folge wird die Kohle der Hauptenergieträger für die Erzeugung von Elektroenergie vor allem in den sich entwickelnden Ländern der asiatisch-pazifischen Region bleiben, die keine finanziellen Möglichkeiten haben, die Entwicklung der erneuerbaren Energiequellen durch umfangreiche staatliche Zuschüsse wie in den Ländern Westeuropas zu unterstützen. 

Transformationsfaktoren

Der zweite Faktor der Markttransformation hängt mit der Qualität des Brennstoffs zusammen. Gegenwärtig hat sich in der Welt ein Trend abgezeichnet, der mit einer Verringerung der Umweltbelastung durch die Kohleverbrennung in Verbindung steht. Nach wie vor arbeitet ein Großteil der mit Kohle arbeitenden Energieblöcke bei unterkritischen Dampfparametern, das heißt bei einem Druck unterhalb von 22 MPa. In Russland wird als standardmäßiger unterkritischer Druck 12,8 MPa verwendet, in der Welt – 16 bis 18 MPa. 

Die CO2— und Schadstoff-Emissionen bei einer gleichzeitigen Erhöhung des Wirkungskoeffizienten zu reduzieren, erlauben Technologien, bei denen Dampf mit überkritischen (24 MPa, 540 °C) und ultraüberkritischen (˃30 MPa, 600 °C und höher) Dampfparametern verwendet werden. Der Wirkungsgrad solcher Anlagen liegt bei 35 Prozent bzw. über 45 Prozent. Da über 50 Prozent der Elektroenergie in der Welt nach wie vor in Kohlekraftwerkten erzeugt werden, ist die Nachfrage nach diesen Technologien äußerst groß. 87 Prozent aller sich im Bau befindlichen Kapazitäten sind gerade entsprechend den überkritischen und ultraüberkritischen Parametern projektiert worden.

Um jedoch in vollem Maße die Vorteile dieser Technologien auszunutzen, muss man in den Brennkammern solcher Energieblöcke Kohle mit einem hohen Kalorienwert verfeuern (mindestens 6.000 kcal/kg). Die unterkritischen Blöcke sind gegenüber der Qualität des Brennstoffs weniger anspruchsvoll und verbrauchen gewöhnlich Kohle mit einem Kaloriengehalt von 5000 bis 5500 kcal/kg und sogar weniger. 

Die Zunahme der Zahl der überkritischen und ultraüberkritischen Blöcke zieht eine Zunahme der Nachfrage nach Kohle mit einem hohen Kalorienwert und als Folge Unterschiede in den Preisen der Brennstoffe in Abhängigkeit von deren Kaloriengehalt nach sich. Früher entsprach die Prämie für den Kaloriengehalt faktisch dem Unterschied beim Kaloriengehalt an sich: Kohle mit einem hohen Kaloriengehalt von 6000 kcal/kg war um 9 bis 11 Prozent teurer als Kohle mit 5500 kcal/kg (der Unterschied beim Kaloriengehalt – 9 Prozent). Nachdem der Bauboom für moderne Energieblöcke einsetzte (2012-2013) begann diese Prämie zu steigen und erreichte zum Jahr 2018, am Höhepunkt der Nachfrage, bis zu 72 Prozent. 

Es ergibt sich da eine paradoxe Situation. Einerseits gibt es viel Kohle auf dem Weltmarkt, andererseits wird im Sektor der Kohle mit einem hohen Kaloriengehalt ein Mangel beobachtet. Und Russland ist eines der zwei Länder neben Australien in der Welt, das einen Vorteil aus der sich ergebenen Lage der Dinge erzielen kann. Über Vorräte an Kohle mit einem hohen Kaloriengehalt verfügt auch Kolumbien. Aber die sozialen und infrastrukturellen Einschränkungen erlauben ihm nicht, mehr als 80 bis 100 Millionen Tonnen im Jahr auf den Markt zu bringen. Lagerstätten von Kohle mit einem Kaloriengehalt von 6000+ kcal/kg gibt es gleichfalls in den USA. Die haben aber ein anderes Problem. Einen hohen Schwefelgehalt. Hinsichtlich dieses Parameters passt die US-amerikanische Kohle nicht in die geltenden ökologischen Rahmen und kann der russischen und der australischen keine Konkurrenz machen. 

„Für die Branche ist es wichtig, den Weg einer Erhöhung des Kaloriengehalts der Kraftwerkskohle, die für den Export geliefert wird, zu beschreiten. Denn diese Richtung hat eine Zukunft. Die mit einem geringen Kaloriengehalt hat nichts zu erwarten. Sie wird sich verringern und absterben“, sagen die Vertreter der Kohleindustrie. Potenzial für ein Wachstum ist vorhanden, eine Marktnische existiert, die auch nur darauf wartet, dass man sie einnimmt. Man muss sich nur mit der Erhöhung der Qualität der Kohle befassen – entweder neue Tagebaue erschließen oder die Möglichkeiten zur Anreicherung entwickeln.

Leider gelingt es den Vertreter der Kohleindustrie aufgrund einer Reihe von Ursachen nicht, sich auf eine Entwicklung der Produktionskapazitäten zu konzentrieren. Dies ist unter anderem das Problem der zunehmenden ökologischen Anforderungen, die einen Anstieg der Kosten nach sich ziehen. Gesprächspartner in der Branche berichten über anekdotische Fälle. Beispielsweise hatte man vorgehabt, die Unternehmen zu verpflichten, automatische Messfühler zu installieren, die online Daten über den Staubgehalt übermitteln. Für die meisten Produktionsstätten gibt es dabei nichts Besonderes. In den Kohletagebauen aber ist dies aber eine ständige Begleiterscheinung der üblichen Arbeit. Bei jeder Explosion gelangen Staubwolken in die Luft. Danach aber setzt er sich ab, und die Arbeit wird im normalen Regime fortgesetzt. Wenn aber in einem Tagebau ein automatischer Messfühler installiert worden ist, so wird er zum Zeitpunkt einer Explosion Informationen über eine Überschreitung der zulässigen Werte übermitteln. Und Rostechnadzor (technische Aufsichtsbehörde Russlands – Anmerkung der Redaktion) wird genauso automatisch die Anweisung zur Stilllegung des Unternehmens erteilen. Dieses Projekt hat man aufgegeben. Dies bedeutet aber nicht, dass man sich an seiner Stelle ein anderes ausdenkt. 

Es kommt ebenfalls vor, dass man mit überzogenen sozialen Forderungen konfrontiert wird. „Bei uns hat man sich leider daran gewöhnt, besonders im Kusbass (Kusnezker Becken, ein etwa 70.000 km² großes, im sibirischen Verwaltungsgebiet Kemerowo gelegenes Steinkohlerevier – Anmerkung der Redaktion), aber auch in anderen Gebieten, alles Mögliche den Kohleunternehmen aufzudrücken. Man kommt und erklärt: Man müsse eine gute Sache tun. Wir sind nicht gegen gute Sachen. Mitunter aber zwingt man, zu viel davon und zu teuer zu machen“, berichtete eine Quelle in einem der Unternehmen. 

Es besteht gleichfalls das Problem der Dominanz importierter Anlagen und Ausrüstungen, deren Anteil hinsichtlich einiger Positionen bis zu 100 Prozent ausmacht. 

Eine fremde Steuer

Die Vertreter der Kohleindustrie schauen auch skeptisch auf das ganze Geschehen rund um die europäische Initiative zur Einführung einer grenzüberschreitenden Kohlenstoffsteuer (auch CO2-Steuer). Da der europäische Markt in den Plänen der Kohlebranche eine immer geringere Rolle spielt, ist für sie nicht die Tatsache der Einführung der Steuer durch die Länder der Europäischen Union an sich wichtig, sondern die Reaktion Russlands darauf. 

Bisher machen die Perspektiven keine allzu großen Hoffnungen. Wie eine Diskussion zeigte, die jüngst im Rahmen des Tjumener Öl- und Gas-Forum stattgefunden hatte, betrachten die russischen Offiziellen die Kohlenstoffsteuer auch in einem weiteren Sinne. Die Klima-Tagesordnung sei ihrer Auffassung nach noch eine Episode des Kampfes gegen Russland. „Das Thema der Dekarbonisierung ist ein aktuelles und wichtiges. Leider ist das erste, was da einem im Zusammenhang damit in den Sinn kommt: Dies ist Zynismus und Heuchelei“, erklärte in seiner Wortmeldung der stellvertretende Energieminister Pawel Sorokin.

Zum Beispiel könne die Energiewirtschaft auf der Basis erneuerbarer Energiequellen nach Meinung von Pawel Sorokin nur unter den Bedingungen von „Subventionen und einer unbegrenzten Finanzierung“ existieren. Dennoch aber gehören dieser Richtung die Zukunft. Eine andere Sache ist, was als Schlussfolgerungen daraus vorgeschlagen wird. „Wenn den Kohlewasserstoffen 30 bis 40 Jahre geblieben sind, in denen für sie eine Abgabe bestehen wird, müssen wir es schaffen, dass diese Ressourcen nicht im Boden bleiben“. Es sieht immer mehr so aus, dass sich die Prognose des Beraters des russischen Präsidenten für Klimafragen, Ruslan Edilgerijew, bewahrheitet, die er abgegeben hatte, als die Frage nach der Einführung einer grenzüberschreitenden Kohlestoffsteuer gerade erst aus der theoretischen Erörterung in eine praktische Phase übergegangen war: Russland werde bis zuletzt den Anschein erwecken, dass es dieses Thema nicht tangiere. Nach der Einführung der Steuer werde es aber gezwungen sein, entsprechend den Regeln zu spielen, an deren Ausarbeitung es nicht teilgenommen hat. 

Druck aus dem und durch den Osten

All diese Probleme verblassen aber angesichts dessen, dass die Transportinfrastruktur nicht darauf vorbereitet ist, die Beförderung ausreichender Mengen an Erzeugnissen zu gewährleisten. Das erste, was man hier im Blick haben muss: Russlands Kohleindustrie ist eine rein exportorientierte. Seit dem Jahr 2011 hat laut Angaben des Energieministeriums (vom Februar des Jahres 2020) die Zunahme des Kohleexports aus Russland 109 Millionen Tonnen oder 56 Prozent der gesamten Zunahme der Lieferungen auf den Weltmarkt ausgemacht. 

„Man muss verstehen, dass der Inlandsverbrauch an Kohle in Russland nicht zunimmt, und er wird schon nicht mehr zunehmen (Schwankungen in einem Bereich von 1 bis 2 Prozent werden dabei nicht berücksichtigt). In der kommunalen Wirtschaft wird dabei die Gasifizierung fortgesetzt. Daher ist eher eine generelle Verringerung zu erwarten“, erklären Vertreter der Branche. Daher werden den ganzen Gewinn, den die Vertreter der Kohleindustrie erzielen, die Exportverkäufe bringen. Und die gesamte Entwicklung wird durch den Export erfolgen. Und zur einzigen attraktiven Exportrichtung ist in den letzten Jahren Asien geworden. 

Daraus ergibt sich auch das Hauptproblem, mit dem die Vertreter der russischen Kohlebranche konfrontiert werden: die beschränkte Durchlassfähigkeit der östlichen Strecken der Russischen Eisenbahn (RZD). Man kann nicht sagen, dass der Staat als Eigentümer der RZD nichts für eine Lösung dieses Problems tut. Bereits im Jahr 2012 ist ein Programm zur Erhöhung der Durchlassfähigkeit der Baikal-Amur-Magistrale und der Transsib bestätigt worden. 

Die Umsetzung dieses Programms erfolgt jedoch nicht besonders gut. Im Mai dieses Jahres wurde bekanntgegeben, dass die Fristen für den Abschluss der ersten Etappe, die bereits im Jahr 2017 abgeschossen werden sollte, nach der ersten Verlängerung bis 2019 auf das Jahr 2021 verschoben worden sind. Dementsprechend wird die zweite Etappe nicht früher als im Jahr 2022 in Angriff genommen (bisheriger Termin war das Jahr 2020). 

Es überrascht daher nicht, dass bei solch einem Tempo der Rekonstruktion die Zunahme der Durchlassfähigkeit in der östlichen Richtung hoffnungslos hinter dem Anstieg der Exportmengen zurückgeblieben ist. Gegenwärtig ist der Mangel an Transportressourcen solch einer, dass man sie buchstäblich manuell aufteilen muss. Seit Juli gilt eine Anordnung der Regierung über eine Gleichbehandlung bei den Kohlelieferungen in der östlichen Richtung. Jetzt bestätigt das Energieministerium auf der Grundlage spezieller Formeln jeden Monat die Lieferquoten für jedes Unternehmen. 

Die neuen Modalitäten verschaffen einerseits den großen Kohlekonzernen, die Häfen im Fernen Osten besitzen, einen Vorteil. „Entsprechend den Häfen bestätigt das Ministerium jene Mengen, die durch den Produzenten gemeldet worden sind. Auch wenn es die beschneidet, so nur ganz wenig“, berichtete ein Vertreter eines der kleinen Unternehmen. „Diejenigen aber, die die Kohle auf dem Landweg über die Grenzübergangsstellen transportieren wollen, haben es weitaus schwerer“. 

Zwischen Russland und China gibt es nur drei Eisenbahn-Grenzübergangsstellen – Grodekowo, Sabaikalsk und Kamyschowaja. „Dies ist ein Flaschenhals“, beklagte sich ein Gesprächspartner. „Unser Betrieb wäre beispielsweise bereit, um die 60.000 Tonnen im Monat zu liefern. Uns bestätigt man aber nur 13.000 bis 15.000 Tonnen. Das heißt: im besten Falle 25 Prozent“.

Doch selbst solche Modalitäten sind besser als keine. Bevor das Energieministerium die Regeln für einen diskriminierungsfreien Zugang zur Infrastruktur ausarbeitete, gelang es, im besten Falle 1000 Tonnen im Monat auszuführen, fügte die Quelle hinzu.

Wie aus einer Statistik des Energieministeriums ersichtlich wird, braucht man nicht damit zu rechnen, dass dieses Problem in den nächsten Jahren gelöst wird. So weisen die Pläne der Unternehmen hinsichtlich der Exportlieferungen für die asiatisch-pazifische Region für das Jahr 2023 260,8 Millionen Tonnen aus. Dabei bestätigt die Russische Eisenbahn die Möglichkeit einer Beförderung von lediglich 184,7 Millionen Tonnen. 

Laut den Empfehlungen der Arbeitsgruppe für Energiewirtschaft, die der Gouverneur des Verwaltungsgebietes Kemerowo Sergej Ziwiljew leitet, ist vorgesehen, die Jahreskapazität der östlichen Bahnstrecken bis auf 260 bis 280 Millionen Tonnen erst im Jahr 2030 zu bringen. Gleichzeitig werden in der OAO „RZD“ Pläne für eine Verringerung der in den Fernen Osten zu transportierenden Kohlemengen erörtert. Bei den derzeitigen Tarifen sind die Transporte nicht rentabel und haben im Jahr 2019 Verluste in einem Umfang von über 52 Milliarden Rubel verursacht. Als eine Kompensation wurde vorgeschlagen, diese Transporte zu subventionieren (die OAO „RZD“ hat den Jahresbedarf dafür mit 55 Milliarden Rubel beziffert). Doch bisher sind keine Mittel dafür bereitgestellt worden.  

Somit berauben die infrastrukturellen Beschränkungen zum gegenwärtigen Zeitpunkt Russland faktisch des Wettbewerbsvorteils, den es dank den Vorräten an Kohle mit einem hohen Kaloriengehalt und den entwickelten Anreicherungskapazitäten besitzt. Davon, inwieweit es gelingen wird, dieses Problem operativ zu lösen, wird die Position abhängen, die die russischen Produzenten auf dem entscheidenden asiatischen Kohlemarkt in den nächsten Jahren einnehmen werden.