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Patriarch Kirill prophezeite eine Wiedervereinigung Russlands und der Ukraine


Der Patriarch von Moskau und Ganz Russland, Kirill, hat die Hoffnung bekundet, dass „sich die Ukraine mit Russland wiedervereinen wird“. Die Erklärung erfolgte im Verlauf des XXVI. Weltkonzil des Russischen Volkes (WKRV), dessen Arbeit in der hauptstädtischen Christus-Erlöser-Kathedrale am 27. und 28. November erfolgte. Dieses große gesellschaftliche Forum ist in der letzten Zeit zu einer Plattform geworden, von der immer häufiger politische Erklärungen ausgehen. Das nunmehrige Treffen war so überschrieben worden: „Die russische Welt – äußere und innere Herausforderungen“.
Das Ukraine-Thema im Auftritt des Oberhauptes der Russischen orthodoxen Kirche hatte sich nicht zufällig ergeben. Für die heutige Russische orthodoxe Kirche wird die Frage nach der „russischen Welt“ und allem, was mit ihr zusammenhängt, in den letzten zwei Jahren zu einer bedeutenden. Der Konflikt zwischen der Ukraine und Russland, der nach Meinung des Kirchenoberhauptes „durch Kräfte aus dem Ausland ständig angeheizt“ werde, sei „die aktuellste äußere Bedrohung für die „russische Welt““. „Der kollektive Westen ist nicht bereit, für die russische Zivilisation das Recht auf Eigenständigkeit und Selbständigkeit anzuerkennen. Die Eskalation des tragischen Konflikts zwischen den Brudervölkern Russlands und der Ukraine heizen ständig die allen bekannten äußeren Kräfte an, die entsprechend dem uralten und bewährten Prinzip „teile und herrsche“ handeln. Diese Kräfte sind an einer weiteren Vertiefung der Widersprüche zwischen den Brudervölkern interessiert“, unterstrich Patriarch Kirill. „Wir glauben, dass es irgendwann eine Wiedervereinigung der Ukraine mit Russland geben wird“, resümierte er.
Bereits im November vergangenen Jahres war beim XXV. Weltkonzil des Russischen Volkes ein Abschlussdokument verabschiedet worden, das der militärischen Sonderoperation Russlands in der Ukraine nicht nur den Status einer „heiligen“ verlieh, sondern auch versicherte, dass „nach Beendigung der militärischen Sonderoperation das gesamte Territorium der heutigen Ukraine zum ausschließlichen Einflussbereich Russlands gehören muss“. Aufmerksamkeit löst auch das aus, dass im Verlauf des diesjährigen WKRV keiner der Teilnehmer an die Ukrainische orthodoxe Kirche erinnerte, deren Klerus und Gemeindemitglieder heute Verfolgungen seitens der Kiewer Offiziellen erleben.
Über die heutige geopolitische Situation nachdenkend, rief Patriarch Kirill gleichfalls auf, keine Kernwaffen zu fürchten. „Das Schüren von Angst um mögliche apokalyptische Szenarios, eine überzogenen Angstmache und die Spekulationen zum nuklearen Thema sind aus geistlicher Sicht nutzlos“. „Der Feind des Menschengeschlechts versucht, in den Herzen der Menschen Verwirrung und Furcht zu säen, um ihren Willen zu lähmen und den Mut zu nehmen, denn es ist leichter einen Menschen, dem die geistige Welt genommen wurde, zu manipulieren. Er hat vor allem Angst, er selbst wird von innen her schwach und braucht stets eine äußere Stütze. Und die äußere Stütze ist nicht selten ein Faktor für ein Manipulieren“, konstatierte der Hierarch. Er fügte hinzu, dass wahre Christen keinen Weltuntergang fürchten würden. „Wir warten auf den Heiland Jesus, der mit großem Ruhm kommen, das Böse vernichten und über alle Völker urteilen wird. Dies bedeutet jedoch nicht, dass man untätig sitzen und schweigend das Geschehen beobachten muss. Man muss sich dem Bösen widersetzen und die hohen moralischen Ideale verteidigen“.
Das Oberhaupt der Russischen orthodoxen Kirche wandte sich an das Verteidigungsministerium mit der Bitte, endlich den Status des Militärklerus zu klären. Bereits Anfang des Jahres Jahres 2023 hatte das Moskauer Patriarchat Gesetzesänderungen vorbereitet, in denen vorgeschlagen wurde, die in die Zone der militärischen Sonderoperation gehenden Vertreter des Klerus hinsichtlich der sozialen Rechte den Militärangehörigen gleichzustellen. Jedoch ist es bisher zu keiner weiteren Entwicklung dieser Frage gekommen. Die Vertreterin des russischen Verteidigungsministeriums Anna Ziviljewa empfahl der Russischen orthodoxen Kirche, über die Entwicklung spezieller Pilgerprogramme für Veteranen der militärischen Sonderoperation sowie deren Familienmitglieder und Nächsten nachzudenken.
Große Aufmerksamkeit galt gleichfalls das Problem der Migranten. Patriarch Kirill ist sich gewiss: „Ein unproportionales Ersetzen der indigenen Bevölkerung durch Migranten – Träger eines anderen Zivilisationscodes und anderer historischer Erfahrungen – kann zu einer kritischen kulturellen Dysbalance in unserem Land führen. Und dies beschert wiederum eine zweifellose Bedrohung für die „russische Welt“, deren Werte-Kern die Orthodoxie ist. Außerdem ist es kein Geheimnis, dass das Migranten-Milieu jene nicht unbeachtet lassen, die Ideen eines radikalen Islamismus und Extremismus predigen und eine direkte Gefahr für die russische Staatlichkeit darstellen. Dabei merkte das Oberhaupt der Russischen orthodoxen Kirche an, dass die „Kirche niemals und unter keinerlei Umständen für eine Diskriminierung der Menschen entsprechend der nationalen oder religiösen Zugehörigkeit auftrat und auftreten wird, denn sie selbst hatte in der jüngsten Vergangenheit unter solch einer Bedrängung gelitten“. Jedoch „führt ein Verschweigen des Migranten-Problems zu sozialem Unmut und ist eine erhebliche Gefahr“, resümierte das Oberhaupt des Moskauer Patriarchats.
Das Weltkonzil des Russischen Volkes findet seit 1993 in Moskau statt. Ungeachtet dessen, dass dies keine kirchliche Veranstaltung ist, ist der Patriarch der Vorsitzende des Forums. An den Tagungen des Konzils nehmen traditionell Vertreter aller Machtzweige, Spitzenvertreter gesellschaftlicher Vereinigungen, Vertreter des obersten Klerus der traditionellen Religionen Russlands, Vertreter der Sicherheits-, bewaffneten und Rechtsschutzorgane, Vertreter und Studenten aus Hochschulen sowie Wissenschaftler und Vertreter des Kulturbereichs teil. Das diesjährige Weltkonzil des Russischen Volkes führte über 3.000 Menschen zusammen.