In den Massenmedien erfolgte in der Vorwoche ein offenkundig sanktioniertes Lancieren der Information, dass der Präsident der Russischen Föderation, Wladimir Putin, gerade am 19. Dezember auf den TV-Bildschirmen und Hörfunk-Sendefrequenzen auftauchen wird. Ja, um letzten Freitag bestätigtes es letztlich offiziell der Kremlsprecher Dmitrij Peskow gegenüber Journalisten in Minsk. Die staatlichen elektronischen Medien werden in einem Mischformat von Bürgersprechstunde und Jahrespressekonferenz all dies online übertragen. Und die Journalisten werden dem Staatsoberhaupt dabei helfen. Und allem nach zu urteilen, erfolgte die Serie öffentlicher Auftritte Putins in den letzten Tagen, um das Land auf die wichtigste Sendung des Jahres vorzubereiten. Begonnen hatte sie mit einem Treffen des Präsidenten mit Teilnehmern des IV. Kongresses junger Wissenschaftler am vergangenen Montag.
Der Kongress der jungen Wissenschaftler ist eine alljährliche Veranstaltung, die im Rahmen des Jahrzehnts von Wissenschaft und Technologien in Russland durchgeführt wird. Die Internetseite des Kremls erinnerte daran, dass dieses Programm im Zeitraum von 2022 bis 2031 umgesetzt werde und einen internationalen Charakter trage. In diesem Jahr hatten so beispielsweise am Kongress über 7000 Menschen aus 62 Ländern teilgenommen.
Bei der Begegnung mit einer Gruppe junger handverlesener Wissenschaftler erinnerte der Präsident an diese beeindruckende Statistik und lobte den Organisator des Forums, das föderale Territorium „Sirius“ vor den Toren des Schwarzmeerkurortes Sotschi. Und danach gewährte er sofort den Gästen seiner bei Moskau gelegenen Residenz das Wort, die, wie es sich für junge Menschen, die kecke, aber geschulte sind, gehört, die unterschiedlichsten Fragen stellten. Putin hatte für die jungen Profis, wie sich herausstellte, auch Geschenke, zum Beispiel das Versprechen, die Ausgaben für die Wissenschaft bis auf einen Stand von mindestens zwei Prozent des BIP – und dies gar früher als bis zum Jahr 2030 – anzuheben.
Natürlich ging es nicht ohne Fragen zur internationalen Agenda und zur Innenpolitik ab, obgleich sie indirekter erklangen. Das Staatsoberhaupt bestätigte beispielsweise, offenkundig zum Bedauern der sogenannten Z-Öffentlichkeit (patriotisch und auf einen Sieg in der militärischen Sonderoperation Russlands in der Ukraine eingestellter Teil der russischen Bevölkerung – Anmerkung der Redaktion), das Bestehen seiner Arbeitskontakte mit dem klassischen Liberalen Alexej Kudrin, der heute für den russischen Internetgiganten „Yandex“ verantwortlich ist. Anders gesagt, auch Putin selbst tankte Optimismus auf und bereitete den russischen Zuschauer darauf vor, dass es auch weiterhin noch mehr Demonstrationen von Errungenschaften und Erfolgen des Landes und seiner Bürger geben wird.
Und dies bedeutet wiederum, dass die abschließende Vorbereitung zur für den Präsidenten der Russischen Föderation wichtigsten Medienereignisse des Jahres – die große Bürgersprechstunden in Verbindung mit einer Jahresabschlusspressekonferenz bereits auf Hochtouren läuft. Ein gewisses superpopuläres Format, wie offiziell betont wird. Neben der anfänglich inoffiziellen Information über den Termin, den 19. Dezember, begannen gleichzeitig Berichte und Reportage mit einem beinahe übermäßigen positiven Charakter. So tauchten unter anderem Vermutungen auf, dass gerade im Rahmen der bevorstehenden Livesendung der Präsident eventuell eine Demobilisierung der Bürger bekanntgeben könne, die im Herbst des Jahres 2022 für die militärische Sonderoperation einberufen worden waren. Aber dies war wohl wahrscheinlich eine PR-Aktion.
Post Scriptum:
In der Nacht zum Sonntag beginnt offiziell das Sammeln von Bürgerfragen für die Call-In-Show Putins, wofür die entsprechenden Mechanismen landesweit freigeschaltet werden (Internetseite, Call-Zentren, SMS-Portale etc.). Ob der Rekord des vergangenen Jahres von etwa zwei Millionen Fragen gebrochen wird, ist eigentlich schon heute klar – ja, denn die Veranstaltung ist ebenfalls eine Demonstration des Rückhalts für Putin in der Landesbevölkerung und deren Vertrauen in ihn.
Im vergangenen Jahr, als die Bürgersprechstunde des Kremlchefs am 14. Dezember erfolgte, waren in einem speziellen Saal sowohl Journalisten russischer föderaler und regionaler Medien als auch ausländische Korrespondenten (unter anderem aus sogenannten unfreundlichen Ländern) präsent.
Das kombinierte Format von Jahrespressekonferenz und Bürgersprechstunde wurde erstmals im Jahr 2020 aufgrund der COVID-19-Pandemie praktiziert. Im Verlauf von vier Stunden und 29 Minute hatte damals Putin 68 Fragen beantwortet. Ursprünglich wurde das Format der Jahresabschlusspressekonferenz des russischen Präsidenten im Jahr 2001 etabliert. Eine Ausnahme bildete das Jahr 2022 aus verständlichen Gründen.
Präsident Putin bereitet sich auf erneute Bürgersprechstunde mit dem Land vor
15:50 7.12.2024