Russlands Präsident Wladimir Putin hat versprochen, dass der Umfang der privaten Investitionen in die Wirtschaft der Krim bis zum Jahr 2025 eine Billion Rubel übersteigen werde. Die Realisierung großer Projekte auf der Krim schaffe die Bedingungen für den Übergang zur zweiten Etappe der Wiederherstellung der Wirtschaft der Halbinsel, die mit der Gewinnung von Investitionen verbunden sei, erklärte Putin. Aber zum heutigen Tag bleibt nach wie vor das akuteste Problem der Krim der Wassermangel. Die kommunale Krise hatte sich bereits im Jahr 2014 zugespitzt, als die Halbinsel von den Wasserlieferungen aus der Ukraine abgeschnitten wurde. In all diesen sieben Jahren hat sich keine grundlegende Lösung für das Wasserproblem gefunden. Und viele Städte und Siedlungen der Krim leben weiterhin nach Zeitplänen für die Wasserbereitstellung. Dies kann sich nicht nur auf die Tourismussaisons negativ auswirken, sondern auch auf die Investitionsattraktivität der Region.
„Ich möchte unterstreichen: Über einen Erfolg unserer Handlungen wird sprechen können, nur wenn wir es verstehen, einen wesentlichen, einen grundlegenden Anstieg der privaten Investitionen zu sichern. Ihr Umfang muss in den bevorstehenden vier Jahren, das heißt in den Jahren 2022-2025 auf der Krim und in Sewastopol eine Billion Rubel übersteigen“, sagte Putin zu Beginn einer Beratung mit der Führung der Regionen und der Regierung der Russischen Föderation zu Fragen der Entwicklung der Krim und Sewastopols. „Der erfolgreiche Abschluss der Realisierung der großen, der Basisprojekte schafft die Bedingungen für den Übergang zur zweiten, der nächsten Etappe der Wiederherstellung und Entwicklung der Wirtschaft der Krim-Halbinsel“, sagte Putin.
Der Präsident erläuterte, dass der Sinn der zweiten Etappe darin bestehe, dass „die vom Staat geschaffene Infrastruktur die Möglichkeiten für die Realisierung eines erheblich größeren Umfangs von Investitionsprojekten in allen Industriebranchen und im Dienstleistungsbereich gewährleistet“.
Auf den schweren Zustand der Krim-Infrastruktur hatte am Freitag auch der Präsident die Aufmerksamkeit gelenkt. „Sie selbst wissen gut, was alles noch zu errichten, zu restaurieren und in Ordnung zu bringen ist. Wie viele Probleme haben sich im vorangegangenen Jahrzehnt angehäuft. Und viele von ihnen sind faktisch nicht gelöst worden und haben sich all diese Jahre außerhalb des Blickfelds befunden“, teilte er mit. „Dies betrifft sowohl die Wasserversorgung als auch insgesamt die verschlissene, die baufällige Infrastruktur“, unterstrich das Staatsoberhaupt.
„Wir tun und werden alles für eine Gewährleistung von Stabilität und Sicherheit, für eine weitere komplexe Entwicklung des Transportwesens, der Energiewirtschaft, der gesamten Infrastruktur auf der Krim tun“, unterstrich der Präsident bereits auf einer Beratung zu Fragen der sozial-ökonomischen Entwicklung der Krim und von Sewastopol.
Das Thema der Wasserversorgung der Region ist eines der wichtigsten auf der Tagesordnung. Wladimir Putin betonte, dass diese Frage eine „erstrangige für alle Krimbewohner und Einwohner von Sewastopol“ sei. „Sie wissen, ich habe die Regierung beauftragt, ein Komplexen Plan zur Gewährleistung einer zuverlässigen Wasserversorgung der Krim-Republik und der Stadt Sewastopol vorzubereiten und dessen Umsetzung zu beginnen. Er ist bis zum Jahr 2024 konzipiert. Und unter Berücksichtigung dessen, dass das Problem einen unaufschiebbaren Charakter besitzt, haben wir vereinbart, maximal schnell und gleich in mehreren Richtungen zu handeln. Dies ist sowohl eine Erschließung unterirdischer Wasserreserven als auch die Errichtung unterschiedlicher hydrotechnischer Bauten und Klärsystemen, die Beseitigung der Verluste in den Wasserversorgungsnetzen und eine Entsalzung von Meereswasser“, berichtete das russische Staatsoberhaupt.
Teilweise wird das Problem doch schon gelöst. Im Grunde genommen erfolgte am Donnerstag die erste Wasserlieferung aus dem neuen Beschterek-Suja-Wasserwerk. „Heute erfolgt eine Arbeitswasserlieferung aus der erkundeten Lagerstätte. Das Wasserwerk mit einer Wasserleitung sollte laut dem Projekt der zuständigen Organisation planmäßig innerhalb von 15 Monaten gebaut werden. Entsprechend Ihres direkten Auftrags wurden die Bauarbeiten innerhalb von vier Monaten ausgeführt, wobei in drei Schichten gearbeitet wurde“, sagte der Vizepremier der Krim, Jewgenij Kabanow, wobei er erklärte, dass am Donnerstag Simferopol die ersten 5.000 Kubikmeter artesischen Wassers erhalten werde.
Die Offiziellen versichern, dass der akute Wassermangel auf der Krim liquidiert sei. Die Hälfte der Maßnahmen des Plans zur Versorgung der Krim mit Wasser, die nicht das erste Jahr aufgrund von Trockenheit leidet, sei realisiert worden, erklärte der Vizepremier der Russischen Föderation, Marat Chusnullin. „Wir haben bereits garantiert ein Volumen von 140.000 Kubikmeter Wasser am Tag“, berichtete er, wobei er präzisierte, dass bis zum Jahr 2024 geplant sei, den Umfang der Wasserzufuhr bis auf 300.000 Kubikmeter (am Tag) zu erhöhen. „Dies ist unsere heutige Tagesnorm für den Verbrauch“, erinnerte der Vizevorsitzende des russischen Ministerkabinetts. Außerdem könnten sich nach Meinung von Chusnullin unter dem Grund des Asowschen Meeres erheblichen Mengen von Süßwasser befinden. Deren genauen Mengen und ihre Entfernung von der Küste würden bis zum kommenden Juli bekannt sein, verspricht der Beamte.
Es sei daran erinnert, dass sich das Problem der Wasserversorgung auf der Halbinsel bereits seit dem Jahr 2014 hinzieht, als die Ukraine die Zufuhr von Wasser aus dem Verwaltungsgebiet Cherson blockierte. Es gelangte über den Nördlichen Krim-Kanal auf die Halbinsel, der bis zu 90 Prozent deren Bedarfs gedeckt hatte. Jetzt erhalten die Einwohner und Betriebe der Region aus einheimischen Quellen Wasser.
Die Situation hatte sich dadurch verkompliziert, dass sich die Jahre 2019 und 2020 als trockene und regenarme erwiesen hatten, was zu einer Austrocknung der eigenen Wasserressourcen führte. Es wird angenommen, dass die Wasserarmut auch in diesem Jahr andauern wird.
Im Ergebnis der kommunalen Krise wurden bereits ab Ende vergangenen Augusts Simferopol und 39 Ortschaften in der Umgebung auf eine Rationierung bei der Wasserversorgung umgestellt. Wasser gibt es seitdem hauptsächlich sechs Stunden am Tag. Der Kurort Jalta mit 31 umliegenden Ortschaften lebt seit Mitte Dezember ebenfalls in solch einem Regime (wenn es Wasser in zusätzlichen Quellen gibt – aus Wasserfällen und Flüssen -, erhält es die Bevölkerung rund um die Uhr). Der Kurort Aluschta und umliegende Siedlungen erhalten seit Ende Februar zehn Stunden am Tag Wasser. Sewastopol führte im Herbst das Regime einer erhöhten Bereitschaft ein.
Jedoch ist erst jetzt die kommunale Krise in der Region ins Blickfeld der Offiziellen aus Moskau geraten. So werden bis zum Jahr 2024 für die Lösung des Problems des Wasserdefizits auf der Krim über 48 Milliarden Rubel eingesetzt. Der komplexe Plan, der im Auftrag von Präsident Wladimir Putin vorbereitet wurde, soll eine zusätzliche Wasserbereitstellung in einem Umfang von mindestens 310.000 Kubikmeter täglich sichern.
Der russische Premier Michail Mischustin gab am vergangenen Montag bekannt, dass die Regierung Russlands der Krim und Sewastopol über drei Milliarden Rubel für die Lösung der Probleme mit der Wasserversorgung der Halbinsel bereitstelle. „Im vergangenen Jahr haben wir die Realisierung eines komplexen Plans in Angriff genommen, der unter anderem die Errichtung einer modernen ingenieurtechnischen Infrastruktur einschließt. Und wir werden im Auftrag des Präsidenten der Republik Krim weitere fast 2,1 Milliarden Rubel für diese Zwecke bereitstellen, und der Stadt Sewastopol – über 1,1 Milliarden Rubel“, sagte er bei einer Beratung mit den Vizepremiers.
Nach Aussagen Mischustins würden diese Mittel für die Suche nach neuen unterirdischen Lagerstätten von Trinkwasser und für eine Modernisierung der regionalen Wasserversorgungsnetze eingesetzt werden. „All dies wird erlauben, die Situation mit der Wasserversorgung zu verbessern. Die Einwohner der Krim werden am Tag zusätzlich mindestens 88.000 Kubikmeter Wasser erhalten, das störungsfrei und ohne Abschaltungen fließen wird“, versprach der Premier.
Was erstaunlich ist: Bei allen Ausmaßen der Katastrophe bewahren die russischen Beamten weiter einen beneidenswerten Optimismus. So erwartet man in Rostourismus (Russlands staatliche Tourismus-Agentur – Anmerkung der Redaktion) in diesem Jahr eine Zunahme des Touristenstroms auf die Krim. Die Krim könne in diesem Jahr um 10 bis 15 Prozent mehr Touristen als im Jahr 2019, also vor der Corona-Krise, aufnehmen, ist sich die Chefin von Rostourismus Sarina Dogusowa gewiss. Wladimir Putin wies am Donnerstag auf die Notwendigkeit hin, die Anzahl der Touristen in der Region bis zum Jahr 2025 bis auf 10 Millionen Menschen zu bringen.
Es sei angemerkt, dass entsprechend den Ergebnissen des Jahres 2020, als Restriktionen aufgrund der Verbreitung des Coronavirus eingeführt wurden, die Krim 6,3 Millionen Touristen empfangen hat. Dies sind um 15 Prozent weniger als der Wert für 2019, als die Region 7,43 Millionen besuchten, ein Rekord für die postsowjetische Zeit.
Der ständige Vertreter der Krim beim russischen Präsidenten, Georgij Muradow, ist ganz und gar der Auffassung, dass bald eine Lösung für das Problem mit der Wasserversorgung auf der Krim gefunden werde. „Ich denke, dass bis zum Sommer eine Lösung für das Wasserproblem gefunden wird, die den Touristen erlauben wird, sich normal zu erholen. Für eine endgültige Überwindung des Problems ist noch eine gewisse Zeit erforderlich“, erklärte er in einem Interview für föderale Medien.
Dabei schließen die lokalen Behörden nicht aus, dass die Wasserversorgung nach Stunden auch während der Touristiksaison erfolgen werde. Das Oberhaupt der Krim hat beispielsweise in der vergangenen Woche gebeten, Zeitpläne für eine Wasserversorgung während der Urlaubssaison vorzubereiten. „Bis zur nächsten Stabssitzung werden wir einen Zeitplan für das Arbeiten aller Einrichtungen zur Versorgung der Bevölkerung während der Urlaubssaison in der schlechtesten Situation bestimmen. Wir verstehen: Die Wasserentnahme wird zunehmen. Heute muss es ein einfaches mathematisches Modell ausgehend von der schlimmsten Situation geben. Möglicherweise wird der Zeitplan ein recht unangenehmer sein. Dennoch muss er uns erlauben, die Urlaubssaison abzuwickeln, durchzuhalten und den Menschen erlauben, Geld zu verdienen“, sagte Sergej Aksjonow, das Oberhaupt der Krim.
Seinen Worten zufolge könnten selbst die reichlichen Niederschläge nicht die heutige Situation beheben. „Auch wenn es Niederschläge geben wird, so wird das Wasser unter Berücksichtigung der Trockenheit, die es gab, im Boden versickern, dementsprechend werden wir nichts in den Stauseen bekommen“, erklärte er. Früher hatten die Krim-Beamten aktiv die Idee einer Entsalzung von Meereswasser propagiert. Und vorerst bleibt sie auch in den Köpfen der Offiziellen. Sergej Aksjonow betonte, dass die Offiziellen beabsichtigen würden, bis zur Urlaubssaison die Arbeiten zur Installierung eines Systems zur Entsalzung von Meereswasser in Jalta abzuschließen. Seinen Worten zufolge belaufe sich der Wert der Anlage auf rund drei Milliarden Rubel. „Nur das Entsalzen wird, dies ist meine Meinung, ein garantiertes Ergebnis bringen. In Bezug auf Jalta, auf den Jalta-Standort, wird sich der Gesamtumfang der Mittel, der vorgesehen wurde, auf rund drei Milliarden Rubel belaufen. Finanzierungsquellen sind vorhanden. Vom Prinzip her hat man die Arbeiten aufgenommen“, sagte Aksjonow.
Das Süßwasserproblem steht auf der gesamten Halbinsel in unterschiedlichem Maße, deshalb müsse man verstehen, dass es unmöglich ist, gleichzeitig alles mit einem Schlag und schnell zu tun, konstatieren Experten der „NG“. Dabei bezweifeln sie, dass der Wassermangel die Tourismussaison beeinflusse. „Natürlich, wenn wir von einer garantierten Wasserversorgung der Touristen sprechen, muss verstanden werden, dass es nicht um den privaten Sektor geht, sondern um die Hotel-Basis. Die Reiseveranstalter sorgen sich darum, dass in den auszuwährenden Unterbringungsorten die Frage mit dem Wasser gelöst wurde (dass es beispielsweise zusätzliche Brunnen gibt)“, berichtete Galina Dechtjar, Professorin an der Russischen Akademie für Volkswirtschaft und Staatsdienst. „Zur gleichen Zeit vernichtet die übermäßige Anzahl von Bohrungen und Brunnen die unterirdischen Süßwasservorräte und -schichten und führt in der Perspektive zu einer Versalzung der Böden durch das Meereswasser“, führt sie weiter aus.
Das Problem des Süßwassermangels werde schrittweise gelöst. Aber aufgrund einer Reihe objektiver Ursachen erfolge die Verbesserung der Situation mit keinem sehr hohen Tempo, sagte Alexej Korenjew, Analytiker der Investitionsfirma „Finam“. „Leider, doch die Natur- und geografischen Besonderheiten der Krim sind solcherart, dass unter den Bedingungen der Abriegelung des Nördlichen Krim-Kanals das Problem eines bestimmten Süßwassermangels auf der Halbinsel noch recht lange anhalten wird“, fügte er hinzu. Der Gerechtigkeit halber sei angemerkt: das Problem der Wasserversorgung einer Reihe von Regionen der Krim hat es stets gegeben, da der Nördliche Krim-Kanal nur 85 Prozent des Bedarfs der Halbinsel an Süßwasser deckte. Und auch im Bestand der Ukraine war in Trockenperioden das Wasser in vielen Krim-Städten entsprechend einem Zeitplan geflossen, erinnert Natalia Miltschakowa, stellvertretende Leiterin des analytischen Zentrums „Alpari“. Korenjew pflichtet ebenfalls bei, dass der Wassermangel die touristische Attraktivität der Halbinsel bisher nicht beeinflusst habe. „Die Krim ist unter den Bürgern Russlands sehr populär. Besonders unter jenen, die aus irgendwelchen Gründen ihren Urlaub nicht im Ausland verbringen können. Im Ergebnis dessen sind die zum Urlaub auf die Krim Kommenden bereit, sich in irgendeiner Weise mit einigen Einschränkungen im Interesse der übrigen positiven Momente, die ihnen das Schwarze Meer und das angenehme Klima bescheren können, abzufinden“, sagte er. Das Fehlen von Wasser auf der Krim-Halbinsel beeinflusse wesentlich die Nachfrage der Touristen zugunsten der Verwaltungsregion Krasnodar, schließt Jelena Nikolskaja, Dozentin an der Russischen Plechanow-Wirtschaftsuniversität, nicht aus. „Nach Meinung der Russischen Agentur für Wasserressourcen wird die Wasserarmut in den nächsten Jahren anhalten, darunter im Jahr 2021. 39 Ortschaften erhalten Wasser sechs bis zehn Stunden am Tag. Besonders ernsthaft ist die Lage in den Kreisen Simferopol und Bachtschissarai, wo Zeitpläne für die wasserzufuhr eingeführt werden. Alle Kurhotels und Sanatorien von Jalta und Aluschta haben Wasserreserven aus Wasserfällen aufgrund der Stauseen Stschastliwenskoje und Sagorskoje, und für den Sommerzeitraum bis zu 60 Prozent. Feodossija und Sudak, aber auch Kertsch werden mit Wasser aus den wasserführenden Schichten Neshinskoje und Prostornenskoje versorgt. Aluschta bekommt Wasser aus dem Isobilnenskoje-Stausee. Und Sewastopol verhängt alljährlich das Regime einer erhöhten Bereitschaft“, erinnert sie.