Etwa gegen 5.30 Uhr Moskauer Zeit wandte sich Kremlchef Wladimir Putin mit einer Ansprache an das Volk. Er verkündete den Beginn einer militärischen Sonderoperation gegen die Ukraine, die nach seinen Worten unter anderem zu einer Demilitarisierung und Entnazifizierung im Nachbarstaat führen soll. Damit wurde die Umsetzung eines Szenarios in Gang gesetzt, das man in den westlichen Hauptstädten, aber auch in Kiew selbst in Albträumen nicht sehen wollte. Zerstörungen und erste Menschenopfer sind bereits zu beklagen. Russland droht nun, noch mehr in die Isolation zu geraten, weltweit zu einem Aussätzigen zu werden. Noch sind die Konsequenzen für das Land und die Menschen im Putin-Reich nicht abzuschätzen. „NG Deutschlands“ veröffentlicht eine Übersetzung der Putin-Ansprache vom 24. Februar, um einen Eindruck von der Rhetorik, Argumentation und Entschlossenheit des russischen Präsidenten zu vermitteln.
„Sehr geehrte Bürger Russlands! Liebe Freunde!
Heute halte ich es erneut für notwendig, zu den tragischen Ereignissen, die sich im Donbass abspielen, und zu den Schlüsselfragen der Gewährleistung der Sicherheit von Russland an sich zurückzukehren.
Beginnen werde ich damit, worüber ich in meiner Ansprache vom 21. Februar dieses Jahres gesprochen habe. Es geht darum, was bei uns besondere Beunruhigung und Besorgnis auslöst, über jene grundlegenden Bedrohungen, die von Jahr zu Jahr, Schritt für Schritt grob und rücksichtslos durch verantwortungslose Politiker im Westen in Bezug auf unser Land geschaffen werden. Ich meine die Erweiterung des NATO-Blocks gen Osten, das Heranrücken seiner militärischen Infrastruktur an die russischen Grenzen.
Es ist gut bekannt, dass wir im Verlauf von dreißig Jahren hartnäckig und geduldig versucht haben, uns mit den führenden Ländern der NATO über Prinzipien einer gleichen und unteilbaren Sicherheit in Europa zu einigen. Als Antwort auf unsere Vorschläge sind wir ständig entweder mit einem zynischen Betrug und mit Lügen oder mit den Versuchen der Ausübung von Druck und Erpressung konfrontiert worden. Und die Nordatlantische Allianz dehnt sich derweil, ungeachtet all unserer Proteste und Sorgen ungeachtet aus. Die Militärmaschinerie bewegt sich und – ich wiederhole es – nähert sich dicht an unsere Grenzen heran.
Warum geschieht dies alles? Von woher diese dreiste Manier, von der Position der eigenen Ausschließlichkeit, Unfehlbarkeit und dessen, dass alles erlaubt sei, aus zu sprechen? Von woher die nicht ernst nehmende, die missachtende Haltung gegenüber unseren Interessen und absolut legitimen Forderungen?
Die Antwort ist klar, alles ist verständlich und offensichtlich. Die Sowjetunion war Ende der 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts geschwächt gewesen. Und danach ist sie auch ganz auseinandergebrochen. Schließlich ist der Verlauf der sich damals abspielenden Ereignisse auch heute eine gute Lehre für uns. Er hat überzeugend gezeigt, dass eine Lähmung der Macht, des Willens der erste Schritt zu einer völligen Degradierung und eines Vergessens ist. auch heute. Kaum dass wir damals für einige Zeit das Selbstvertrauen verloren hatten, und alles, das Kräftegleichgewicht in Welt erwies sich als ein zerstörtes.
Dies führte dazu, dass die früheren Verträge, die Abkommen faktisch bereits nicht wirken. Ein Einreden und Bitten helfen nicht. Alles, was dem Hegemonen, den Machthabern nicht passt, wird für archaisch, veraltet und unnötig erklärt. Dagegen aber wird alles, was für sie vorteilhaft aussieht, als die Wahrheit in letzter Instanz präsentiert, wird um jeglichen Preis, dreist und mit allen Mitteln durchgedrückt. Nichteinverstandene werden plattgemacht.
Das, worüber ich jetzt spreche, betrifft nicht nur Russland und löst nicht nur bei uns Besorgnis aus. Dies betrifft das gesamte System der internationalen Beziehungen und mitunter sogar auch die Verbündeten der USA an sich. Nach dem Zusammenbruch der UdSSR hat faktisch eine Neuaufteilung der Welt begonnen. Und die sich bis zu dieser Zeit herausgebildeten Normen des Völkerrechts – und die entscheidenden, die grundlegenden von ihnen, waren entsprechend den Ergebnissen des Zweiten Weltkriegs angenommen worden und hatten in Vielem dessen Ergebnisse festgeschrieben – begannen, jene zu stören, die sich zum Sieger im „kalten Krieg“ erklärt hatten.
Natürlich musste man im praktischen Leben, in den internationalen Beziehungen, in den Regeln zu ihrer Regulierung auch die Veränderungen der Situation in der Welt und des Kräftegleichgewichts an sich berücksichtigen. Dies musste man jedoch professionell, fließend, geduldig sowie unter Berücksichtigung und bei Achtung der Interessen aller Länder und bei einem Begreifen seiner Verantwortung tun. Aber nein: Der Euphorie-Zustand aufgrund einer absoluten Überlegenheit, einer gewissen modernen Form von Absolutismus, ja und dies auch noch vor dem Hintergrund eines geringen Niveaus an Allgemeinkultur und Überheblichkeit jener, die nur für sich vorteilhafte Entscheidungen trafen und durchdrückten. Die Situation begann, sich entsprechend einem anderen Szenario zu entwickeln.
In Bezug auf Beispiele muss man nicht weit gehen. Zuerst hatte man ohne jegliche Sanktion des UN-Sicherheitsrates eine blutige Militäroperation gegen Belgrad durchgeführt, man setzte Luftstreitkräfte, Raketen direkt unmittelbar im Zentrum Europas ein. Mehrere Wochen ununterbrochener Bombardements gegen friedliche Städte, gegen die lebenssichernde Infrastruktur. Es muss an diese Tatsachen erinnert werden, denn einige westliche Kollegen mögen es nicht, sich an jene Ereignisse zu erinnern. Und wenn wir darüber sprechen, ziehen sie es vor, nicht auf die Normen des Völkerrechts zu verweisen, sondern auf Umstände, die sie so auslegen, wie sie es für nötig halten.
Danach waren der Irak, Libyen und Syrien an der Reihe. Der illegitime Einsatz militärischer Gewalt gegen Libyen, die Verzerrung aller Beschlüsse des UNO-Sicherheitsrates zur Libyen-Frage führte zu einer vollkommenen Zerstörung des Staates, dazu, dass ein gewaltiger Herd des internationalen Terrorismus entstand, dazu, dass das Land in eine humanitäre Katastrophe versank, in den Strudel eines nach wie vor nicht aufhörenden mehrjährigen Bürgerkrieges. Die Tragödie, zu der hunderttausende, Millionen Menschen nicht nur in Libyen, sondern auch in dieser ganzen Region verdammt wurden, hat einen massenhaften Migranten-Exodus aus Nordafrika und den Nahen Osten nach Europa ausgelöst.
Ein ähnliches Schicksal hatte man auch für Syrien vorbereitet. Die Kampfhandlungen der westlichen Koalition auf dem Territorium dieses Landes ohne eine Zustimmung der syrischen Regierung und Sanktion des UNO-Sicherheitsrates – dies ist nichts Anderes als eine Aggression, eine Intervention.
Einen besonderen Platz nimmt jedoch in dieser Reihe natürlich der Einmarsch in den Irak auch ohne jegliche rechtlichen Grundlagen ein. Als Vorwand hatte man die angeblich den USA vorliegenden glaubwürdigen Informationen über das Vorhandensein von Massenvernichtungswaffen im Irak ausgewählt. Als einen Beweis dafür hatte der Außenminister der USA offen, vor den Augen der ganzen Welt mit irgendeiner Ampulle mit einem weißen Pulver hantiert, wobei er allen versicherte, dass dies auch eine chemische Waffe sei, die im Irak entwickelt werde. Danach stellte sich aber heraus, dass dies alles eine Manipulation, ein Bluff war. Im Irak gibt es keinerlei chemische Waffen. Es ist unglaublich, erstaunlich, doch die Tatsache bleibt eine Tatsache. Dies war eine Lüge auf höchster staatlicher Ebene und von der hohen Tribüne der UNO aus. Und im Ergebnis dessen – gewaltige Opfer, Zerstörungen und ein unwahrscheinliches Aufflammen des Terrorismus.
Überhaupt ergibt sich der Eindruck, dass praktisch überall, in vielen Regionen der Welt, wohin der Westen hinkommt, um seine Ordnung zu schaffen, im Endergebnis blutige, nichtverheilende Wunden, Geschwüre des internationalen Terrorismus und Extremismus bleiben. Alles, worüber ich sprach, dies sind die flagrantesten, aber bei weitem nicht die einzigen Beispiele für die Missachtung des Völkerrechts.
In dieser Reihe befinden sich auch die Zusagen gegenüber unserem Land, die NATO nicht einen einzigen Zoll gen Osten auszudehnen. Ich wiederhole es: Man hat uns betrogen und, sich volkssprachlich ausgedrückt, einfach hängen gelassen. Ja, oft kann man hören, dass die Politik eine schmutzige Angelegenheit sei. Möglicherweise, aber nicht so sehr, doch nicht in solch einem Maße. Schließlich widerspricht solch ein betrügerisches Verhalten nicht nur den Prinzipien der internationalen Beziehungen, sondern vor allem den allgemein anerkannten Normen von Moral und Ethik. Wo sind da hier die Gerechtigkeit und die Wahrheit? Da sind nur eine durchgängige Lüge und Heuchlerei.
Übrigens, selbst amerikanische Politiker, Politologen und Journalisten schreiben und sprechen darüber, dass in den USA in den letzten Jahren ein wahres „Imperium der Lüge“ geschaffen wurde.Es ist schwer, dem nicht beizupflichten. Dem ist auch so. Man darf sich aber nicht bescheiden geben. Die USA sind ja doch ein großes Land, ein systembildender Staat. All seine Satelliten sagen ohne Murren und unterwürfig JA, stimmen ihm zu jeglichem Anlass zu, ja und sie kopieren auch noch sein Verhalten, akzeptieren mit Begeisterung die von ihm unterbreiteten Regeln. Daher kann man mit vollem Grund dafür und mit Gewissheit sagen, dass der ganze sogenannte westliche Block, der von den USA nach ihrem Vorbild und ihrer Vorstellung gebildet wurde, dass er ganz sowie vollkommen eben jenes „Imperium der Lüge“ ist.
Was unser Land angeht, so hat man nach dem Zusammenbruch der UdSSR bei aller beispielslosen Offenheit des neuen modernen Russlands, der Bereitschaft, mit den USA und anderen westlichen Partnern ehrlich zu arbeiten und unter den Bedingungen einer faktisch einseitigen Abrüstung sofort versucht, uns an die Wand zu drücken, zur Strecke zu bringen und bereits endgültig zu vernichten. Gerade so war es auch in den 90er Jahren, zu Beginn der 2000er Jahre, als der sogenannte kollektive Westen auf aktivste Art und Weise den Separatismus und Söldnerbanden im Süden Russlands unterstützt hatte. Was dies für Opfer, was dies für Verluste und dies alles damals gekostet hatte, durch was für Prüfungen wir gehen mussten, bevor wir endgültig das Rückgrat des internationalen Terrorismus im Kaukasus brachen. Wir erinnern uns daran und werden dies niemals vergessen.
Ja, und im Grunde genommen haben auch bis in die letzte Zeit die Versuche nicht aufgehört, uns für die eigenen Interessen auszunutzen, unsere traditionellen Werte zu zerstören und uns seine Pseudowerte aufzuzwingen, die uns, unser Volk von innen her zerfressen hätten, jene Grundsätze, die sie bereits in ihren Ländern aggressiv aufoktroyieren und die direkt zu einer Degradierung und Entartung führen, da sie der Natur des Menschen an sich widersprechen. Das wird nicht passieren. Das ist nie und keinem gelungen. Und dies wird auch jetzt nicht gelingen.
Ungeachtet dessen, wir haben im Dezember 2021 dennoch ein weiteres Mal den Versuch unternommen, sich mit den USA und ihren Verbündeten über Prinzipien für eine Gewährleistung der Sicherheit in Europa und über eine Nichterweiterung der NATO zu einigen. Alles ist vergeblich gewesen. Die Position der USA ändert sich nicht. Sie halten es nicht für nötig, sich mit Russland zu dieser für uns entscheidenden Frage zu einigen, wobei sie ihre Ziele verfolgen und unsere Interessen ignorieren.
Und natürlich ergibt sich für uns in dieser Situation die Frage: was denn weiter tun? Worauf soll man denn warten? Wir wissen gut aus der Geschichte, wie 1940 und Anfang 1941 die Sowjetunion auf jegliche Weise anstrebte, den Beginn eines Krieges zu verhindern oder zumindest hinauszuschieben. Dafür hatte sie sich unter anderem buchstäblich bis zuletzt bemüht, den potenziellen Aggressor nicht zu provozieren und hatte die notwendigsten, die offensichtlichsten Handlungen für eine Vorbereitung zur Abwehr des unweigerlichen Überfalls nicht vorgenommen oder aufgeschoben. Und jene Schritte, die letzten Endes dennoch unternommen wurden, hatten sich katastrophal bereits verspätet.
Im Ergebnis dessen erwies sich das Land nicht darauf vorbereitet, um mit voller Kraft dem Vormarsch von Nazi-Deutschland zu begegnen, das ohne eine Kriegserklärung unsere Heimat am 22. Juni 1941 überfiel. Es gelang, den Feind zu stoppen und dann zu zerschlagen, aber durch einen kolossalen Preis. Der Versuch, den Aggressor im Vorfeld des Großen Vaterländischen Krieges zu besänftigen, hatte sich als ein Fehler erwiesen, der unserem Volk teuer zu stehen gekommen war. In den ersten Monaten der Kampfhandlungen verloren wir gewaltige, strategisch wichtige Territorien und Millionen Menschen. Ein zweites Mal werden wir solch einen Fehler nicht begehen. Wir haben nicht das Recht dazu.
Diejenigen, die auf eine Weltherrschaft Anspruch erheben, erklären öffentlich, ungestraft und – ich unterstreiche es – ohne irgendwelche Grundlagen dafür uns, Russland zu ihrem Feind. Sie verfügen heute wirklich über große finanzielle, wissenschaftlich-technologische und militärische Möglichkeiten. Wir wissen darum und bewerten objektiv die ständig an unsere Adresse zu vernehmenden Androhungen auf dem Gebiet der Wirtschaft. Und genauso wissen wir auch um unsere Möglichkeiten, dieser dreisten und permanenten Erpressung zu widerstehen. Ich wiederhole: Wir bewerten sie ohne Illusionen, maximal realistisch.
Was den militärischen Bereich angeht, so ist das heutige Russland selbst nach dem Zusammenbruch der UdSSR und dem Verlust eines erheblichen Teils dessen Potenzials heute eine der stärksten Nuklearmächte der Welt. Und mehr noch, es verfügt über bestimmte Vorteile hinsichtlich einer Reihe neuester Waffenarten. In diesem Zusammenhang darf keiner Zweifel dahingehend haben, dass ein direkter Überfall auf unser Land zu einer Zerschlagung und zu schrecklichen Folgen für jeglichen potenziellen Aggressor führen wird.
Zur gleichen Zeit verändern sich rasch die Technologien, darunter die Verteidigungstechnologien. Die Führungsrolle in diesem Bereich geht von einer Hand in andere Hände über und wird übergehen. Ja, und eine militärische Erschließung der an unseren Grenzen liegenden Territorien, wenn wir dies zu tun erlauben werden, bleibt für Jahrzehnte im Voraus und kann für Russland eine ständig zunehmende, eine absolut inakzeptable Bedrohung schaffen und wird sie auch für immer schaffen.
Schon jetzt wird im Zuge der Osterweiterung der NATO die Situation für unser Land mit jedem Jahr immer schlechter und gefährlicher. Mehr noch, in den letzten Tagen spricht die NATO direkt von der Notwendigkeit, das Vorrücken der Infrastruktur der Allianz zu den Grenzen Russlands zu beschleunigen zu forcieren. Anders gesagt: Sie verhärten ihre Position. Weiterhin einfach das zu beobachten, was sich ereignet, können wir nicht mehr. Dies wäre unsererseits absolut verantwortungslos.
Die weitere Erweiterung der Infrastruktur der Nordatlantischen Allianz, die begonnene militärische Erschließung von Territorien der Ukraine sind für uns unannehmbar. Die Sache liegt dabei natürlich nicht in der NATO-Organisation an sich. Dies ist nur ein Instrument der Außenpolitik der USA. Das Problem besteht darin, dass auf den an uns angrenzenden Territorien – es sei angemerkt, doch auf unseren historischen Territorien – ein gegen uns feindseliges „Anti-Russland“ geschaffen wird, dass unter eine vollständige äußere Kontrolle gestellt worden ist. Es wird verstärkt von Streitkräften der NATO-Länder zu einem heimischen gemacht und mit modernsten Waffen vollgepumpt.
Für die USA und ihre Verbündeten ist dies die sogenannte Politik zur Zügelung Russlands, offensichtliche geopolitische Dividende. Für unser Land aber ist dies letztlich eine Frage von Leben und Tod, eine Frage unserer historischen Zukunft als Volk. Und dies ist keine Übertreibung. Dem ist auch so. Dies ist eine reale Bedrohung nicht bloß unserer Interessen, sondern für das eigentliche Bestehen unseres Staates, seiner Souveränität. Dies ist auch jene rote Linie, von der mehrfach gesprochen wurde. Sie haben sie überschritten.
In diesem Zusammenhang – (nun) auch über die Lage im Donbass. Wir sehen, dass jene Kräfte, die 2014 in der Ukraine den Staatsstreich unternommen und die Macht ergriffen hatten und sie mit Hilfe von vom Wesen her dekorativen Wahlprozeduren festhalten, endgültig eine friedliche Regulierung des Konflikts aufgegeben haben. Acht Jahre, endlos acht lange Jahre lang haben wir alles Mögliche getan, damit die Situation mit friedlichen, mit politischen Mitteln gelöst wird. Alles war vergebens.
Wie ich bereits in meiner vorhergegangenen Ansprache gesagt habe, kann man sich nicht ohne Mitgefühl dies ansehen, was sich dort ereignet. Dies alles zu erdulden, war schon einfach nicht möglich. Dieser Horror musste unverzüglich beendet werden, der Genozid in Bezug auf die dort lebenden Millionen Menschen, die nur auf Russland hoffen, die nur auf uns zusammen hoffen. Gerade diese Bestrebungen, die Gefühle und der Schmerz der Menschen waren auch für uns das Hauptmotiv für die Annahme der Entscheidung über die Anerkennung der Volksrepubliken des Donbass.
Was halte ich für wichtig zusätzlich zu unterstreichen: Die führenden Länder der NATO unterstützen in allem für das Erreichen ihrer eigenen Ziele in der Ukraine die extremen Nationalisten und Neonazis, die ihrerseits niemals den Krim-Bewohnern und Bewohnern von Sewastopol ihre freie Entscheidung – die Wiedervereinigung mit Russland – verzeihen werden.
Sie werden natürlich auch auf die Krim kommen, wobei genauso wie auch in den Donbass. Mit einem Krieg, um zu töten wie die Bestrafer aus den Banden der ukrainischen Nationalisten, der Komplizen Hitlers während des Großen Vaterländischen Krieges. Sie erklären auch offen, dass sie auf eine ganze Reihe anderer russischer Territorien Anspruch erheben.
Der gesamte Verlauf der Entwicklung der Ereignisse und die Analyse der eingehenden Informationen demonstrieren, dass eine Konfrontation Russlands mit diesen Kräften unweigerlich ist. Dies ist nur eine Frage der Zeit. Sie bereiten sich vor, warten auf eine passende Stunde. Jetzt erheben sie auch noch Anspruch auf den Besitz von Kernwaffen. Wir werden nicht erlauben, dies zu tun.
Wie ich bereits früher gesagt habe, hatte Russland nach dem Zusammenbruch der UdSSR die neuen geopolitischen Realitäten angenommen. Wir stehen mit Achtung allen neu, im postsowjetischen Raum gebildeten Ländern gegenüber und werden dies auch weiter so tun. Wir achten ihre Souveränität und werden sie achten. Und ein Beispiel dafür ist die Hilfe, die wir Kasachstan gewährten, das mit tragischen Ereignissen konfrontiert wurde, mit einer Herausforderung für seine Staatlichkeit und Integrität. Russland kann sich aber nicht in Sicherheit fühlen, sich mit einer ständigen Bedrohung, die vom Territorium der heutigen Ukraine ausgeht, entwickeln und existieren.
Es sei daran erinnert, dass wir in den Jahren 2000-2005 den Terroristen im Kaukasus eine militärische Abfuhr erteilten, die Integrität unseres Staates verteidigten und Russland bewahrten. 2014 unterstützten wir die Krim-Bewohner und die Einwohner von Sewastopol. 2015 setzten wir Streitkräfte ein, um eine zuverlässige Barriere für das Eindringen von Terroristen aus Syrien nach Russland zu schaffen. Wir hatten keine andere Form, um uns zu schützen.
Genau das gleiche erfolgt auch heutzutage. Man hat uns einfach keine andere Möglichkeit gelassen, Russland zu verteidigen, unsere Menschen. Außer der, die wir heute gezwungen sein werden anzuwenden. Die Umstände verlangen von uns entschiedene und unverzügliche Handlungen. Die Volksrepubliken des Donbass haben sich an Russland mit der Bitte um Hilfe gewandt.
Im Zusammenhang damit und entsprechend dem Artikel 51, Teil 7 der Charta der UNO, mit einer Billigung des Föderationsrates von Russland und in Umsetzung der durch die Föderale Versammlung am 22. Februar dieses Jahres ratifizierten Verträge über Freundschaft und gegenseitige Hilfe mit der Donezker Volksrepublik und der Lugansker Volksrepublik ist durch mich die Entscheidung über die Durchführung einer speziellen Militäroperation getroffen worden.
Ihr Ziel ist der Schutz der Menschen, die im Verlauf von acht Jahren Schikanen, einem Genozid seitens des Kiewer Regimes ausgesetzt werden. Und dafür werden wir nach einer Demilitarisierung und Entnazifizierung der Ukraine streben, aber auch nach einer Übergabe jener an die Gerichte, die die zahlreichen blutigen Verbrechen gegen die friedlichen Bewohner, darunter auch gegen Bürger der Russischen Föderation, begangen haben.
Dabei gehört eine Okkupation ukrainischer Territorien nicht zu unseren Plänen. Wir haben nicht vor, keinem und nichts mit Gewalt aufzuzwingen. Zur gleichen Zeit hören wir, dass in der letzten Zeit im Westen immer häufiger Worte darüber zu vernehmen sind, dass die vom sowjetischen totalitären Regime unterzeichneten Dokumente, die die Ergebnisse des Zweiten Weltkriegs verankerten, schon nicht mehr erfüllt werden müssten. Nun ja, was kann man darauf erwidern?
Die Ergebnisse des Zweiten Weltkriegs wie auch die Opfer, die durch unser Volk auf den Altar des Sieges über den Nazismus gebracht wurden, sind heilig. Dies widerspricht aber nicht den hohen Werten der Menschenrechte und -freiheiten, ausgehend von jenen Realitäten, die sich zum heutigen Tag in all den Nachkriegsjahrzehnten ergeben haben. Auch hebt dies nicht das Recht der Nationen auf Selbstbestimmung auf, das im Artikel 1 der UNO-Charta verankert worden ist.
Es sei daran erinnert, dass keiner sowohl bei der Bildung der UdSSR als auch nach dem Zweiten Weltkrieg nie die Menschen, die auf den einen oder anderen Territorien, die zur heutigen Ukraine gehören, danach gefragt hat, wie sie selbst ihr Leben gestalten wollen. Unserer Politik liegt die Freiheit zu Grunde, die Freiheit der Wahl für alle, selbständig ihre Zukunft und die Zukunft ihrer Kinder zu bestimmen. Und wir halten es für wichtig, dass alle Völker, die auf dem Territorium der heutigen Ukraine leben, dieses Recht – das Recht der Wahl – in Anspruch nehmen können, alle, die dies wollen.
In diesem Zusammenhang wende ich mich auch an die Bürger der Ukraine. 2014 war Russland verpflichtet gewesen, die Bewohner der Krim und von Sewastopol vor jenen zu schützen, die Sie selbst als „Nazis“ bezeichnen. Die Einwohner der Krim und von Sewastopol habe ihre Wahl getroffen – mit ihrer historischen Heimat, mit Russland zu sein. Und wir haben dies unterstützt. Ich wiederhole: Wir konnten einfach nicht anders handeln.
Die heutigen Ereignisse hängen nicht mit dem Wunsch zusammen, die Interessen der Ukraine und des ukrainischen Volks zu beeinträchtigen. Sie hängen mit dem Schutz von Russland an sich vor jenen zusammen, die die Ukraine als Geisel genommen haben und versuchen, sie gegen unser Land und sein Volk einzusetzen.
Ich wiederhole: Unsere Handlungen sind eine Selbstverteidigung vor den für uns geschaffenen Bedrohungen und vor noch einem größeren Unglück als jenes, das sich heute ereignet. Wie schwer es auch sein mag, ich bitte, dies zu verstehen, und rufe zu einem Zusammenwirken auf, um so schnell wie möglich diese tragische Seite umzuschlagen und damit wir uns gemeinsam vorwärts bewegen, um keinen zu erlauben, sich in unsere Angelegenheiten, in unsere Beziehungen einzumischen, sondern um sie selbständig zu gestalten – so, damit dies die notwendigen Bedingungen für eine Überwindung aller Probleme schafft und ungeachtet des Bestehens von Staatsgrenzen uns von innen her als ein einheitliches Ganzes stärkt. Ich glaube daran – gerade in solch eine unsere Zukunft.
Ich muss mich auch an die Militärs der Streitkräfte der Ukraine wenden.
Sehr geehrte Genossen! Ihre Vater- Groß- und Urgroßväter haben nicht dafür gegen die Nazis gekämpft, wobei sie unsere gemeinsame Heimat verteidigten, damit heutige Neonazis die Macht in der Ukraine ergreifen. Sie haben dem ukrainischen Volk und nicht der volksfeindlichen Junta die Treue geschworen, die die Ukraine ausraubt und sich an eben diesem Volk vergeht.
Erfüllen Sie nicht ihre verbrecherischen Befehle. Ich rufe Sie auf, unverzüglich die Waffen niederzulegen und nach Hause zu gehen. Es sei erklärt: Alle Militärangehörigen der ukrainischen Armee, die diese Aufforderung erfüllen, können ungehindert die Zone der Kampfhandlungen verlassen und zu ihren Familien zurückkehren.
Ich unterstreiche noch einmal eindringlich: Die ganze Verantwortung für ein mögliches Blutvergießen wird voll und ganz auf dem Gewissen des auf dem Territorium der Ukraine herrschenden Regime liegen.
Jetzt einige wichtige, sehr wichtige Worte für jene, für die die Versuchung aufkommen kann, sich von außen in die sich vollziehenden Ereignisse einzumischen. Wer auch immer versuchen mag, uns zu behindern und umso mehr Bedrohungen für unser Land, für unser Volk zu schaffen, soll wissen, dass die Antwort Russlands eine unverzüglich sein wird und Sie zu solchen Folgen führen wird, mit denen Sie in Ihrer Geschichte noch nie konfrontiert worden sind. Wir sind zu jeglicher Entwicklung der Ereignisse bereit. Alle in diesem Zusammenhang notwendigen Entscheidungen sind getroffen worden. Ich hoffe, dass ich vernommen werde.
Sehr geehrte Bürger Russlands!
Das Wohlergehen, das Existieren ganzer Staaten und Völker an sich, ihr Erfolg und ihre Lebensfähigkeit nehmen stets ihren Anfang in einem mächtigen Wurzelsystem ihrer Kultur und Werte, Erfahrungen und Traditionen der Vorfahren und hängen natürlich direkt von der Fähigkeit ab, sich schnell an das sich ständig ändernde Leben anzupassen, von der Geschlossenheit der Gesellschaft sowie ihrer Bereitschaft, alle Kräfte zu konsolidieren, zu vereinen, um voran zu gehen.
Kräfte werden immer gebraucht – stets. Stärke kann aber von unterschiedlicher Qualität sein. Der Politik des „Imperiums der Lüge“, von dem ich zu Beginn meiner Ansprache gesprochen habe, liegt vor allem grobe, geradlinige Gewalt zugrunde. In solchen Fällen sagt man bei uns: „Kraft gibt es, Grips ist unnötig“.
Wir aber wissen, dass wahre Stärke in der Gerechtigkeit und Wahrheit besteht, die auf unserer Seite sind. Und wenn dem so ist, so ist es schwer, dem nicht beizupflichten, dass gerade die Stärke und Bereitschaft zum Kampf der Unabhängigkeit und Souveränität zugrunde liegen, jenes notwendige Fundament sind, auf dem man auch nur seine Zukunft sicher aufbauen, sein Haus errichten, seine Familie und seine Heimat schaffen kann.
Sehr geehrte Landsleute!
Ich bin mir gewiss, dass die ihrem Land ergebenen Soldaten und Offiziere der Streitkräfte Russlands professionell und mutig ihre Pflicht erfüllen werden. Ich bezweifle nicht, dass alle Ebenen der Machtorgane, die Spezialisten, die für die Stabilität unserer Wirtschaft, des Finanzsystems und den Sozialbereich verantwortlich sind, sowie die Führungskräfte unserer Unternehmen und das gesamte russische Business reibungslos und effektiv handeln werden. Ich rechne mit einer konsolidierten, patriotischen Haltung aller parlamentarischen Parteien und gesellschaftlichen Kräfte.
Letzten Endes befindet sich das Schicksal Russlands, wie dies auch stets in der Geschichte war, in den sicheren Händen unseres multinationalen Volkes. Und dies bedeutet, dass die getroffenen Entscheidungen umgesetzt, die gestellten Ziele erreicht werden und die Sicherheit unserer Heimat zuverlässig garantiert ist.
Ich glaube an Ihre Unterstützung, an jene unbesiegbare Kraft, die uns unsere Vaterlandsliebe gibt.“