Das gegenwärtige Verbot der russischen Aufsichtsbehörde für die Zivilluftfahrt Rosaviazia für Flüge zu Flughäfen im zentralen Teil und des Südens der Russischen Föderation gilt bis zum 18. Juli und wird sicherlich erneut verlängert. Die Einschränkung des Flugverkehrs hat sich bereits in den entsprechenden Urlauber-Zentren negativ ausgewirkt. Der Touristenstrom in den populärsten Kurorten ist bereits um 30 bis 40 Prozent zurückgegangen. Und Experten erwarten nicht, dass er bis zum Jahresende einstige Werte erreichen werde. Die Bürger selbst beeilen sich gleichfalls nicht, Urlaubsreisen anzutreten. Die Bürger Russlands haben es in diesem Jahr vorgezogen, zu Hause zu bleiben oder auf die Datscha zu fahren, informierten Soziologen. Die derzeitige Situation hätte gleichfalls demonstriert, dass es wohl nicht klappen werde, die Urlauber auf Züge und Busse im Falle eines Wegfalls der Möglichkeit für Urlaubsflüge umzuorientieren, meinen Experten.
Bis zum 18. Juli sind die Flüge zu den Flughäfen Anapa, Belgorod, Brjansk, Woronesch, Gelendschik, Krasnodar, Kursk, Lipezk, Rostow am Don, Simferopol und Elista eingestellt worden, informiert Rosaviazia. Und allem nach zu urteilen, wird dieses Flugverbot am Montag erneut verlängert werden.
Die seit Ende Februar geltenden Einschränkungen wirken sich negativ auf den zivilen Flugverkehr aus. So ist im funktionierenden Flughafen von Sotschi das Passagieraufkommen im ersten Halbjahr dieses Jahres um sechs Prozent im Vergleich zum analogen Zeitraum des Vorjahres zurückgegangen und machte 4,68 Millionen Menschen aus, berichtete man am Donnerstag im Pressedienst des Flughafens.
Transportminister Vitalij Saweljew berichtete in der Vorwoche, dass der Rückgang des Passagieraufkommens der russischen Fluggesellschaften insgesamt entsprechend den Ergebnissen des ersten Halbjahres neun Prozent ausgemacht hätte.
Die Einschränkung des Flugverkehrs wirkt sich bereits auf die Zahl der Touristen in einzelnen Regionen aus. So gestand das Oberhaupt der Krim, Sergej Aksjonow, ein, dass die Zahl der Touristen, die die Krim im Juni besuchten, um 40 Prozent zurückgegangen sei. „Wir haben für den Juni die Dynamik genommen, wobei wir nur die kollektiven Unterbringungskapazitäten ohne den privaten Sektor analysierten – 815.000 Urlauber. Im Vergleich zum Vorjahr ist das um 40 Prozent weniger, im Vergleich zu 2019 – um ganze zwölf Prozent. Wir begreifen, dass die Saison nicht vollwertig stattgefunden hat“, erklärte Aksjonow am Mittwoch.
Die Chefin der russischen Tourismusbehörde Rosturizm, Zarina Doguzova, erwiderte ihm darauf hin, dass Krim seit Beginn des Jahres 2022 fast drei Millionen Touristen aufgenommen hätte, was praktisch mit dem Touristenstrom auf die Halbinsel im Jahr 2019 – also vor der COVID-Pandemie – vergleichbar sei. Dabei musste sie bestätigen, dass es derzeit weniger Touristen als im vergangenen Rekordjahr gebe.
Zuvor hatte sie eingestanden, dass der Rückgang des Touristenstroms in die Region entsprechend den Ergebnissen der Saison wahrscheinlich 30 Prozent ausmachen werde. Grund dafür sei die transportseitige Zugänglichkeit der Schwarzmeerküste. „Ab Mai und bis einschließlich September ist der Verkehr der Passagierzüge um 30 Prozent erhöht worden. Der Hauptakzent erfolgte in Bezug auf die Krim. Dies ist unzureichend. Die Reisenden orientieren sich auf die Straßenverkehrsmittel (Busse und PKW) um. Der Autoverkehr auf die Halbinsel hat um 50 Prozent zugenommen“, berichtete Zarina Doguzova, wobei sie hinzufügte, dass die Auslastung des Zimmerfonds gleichfalls zurückgegangen sei.
Laut Prognosen der einheimischen Offiziellen könne der Touristenstrom dieses Jahres um 30 bis 50 Prozent geringer als im vergangenen Rekordjahr (9,5 Millionen Urlauber) ausfallen. (Dabei ist es durchaus verständlich, dass viele Urlauber – z. B. aus den zentralen und nordwestlichen Regionen Russlands — nicht die Absicht haben, allein fast drei Tage des Urlaubs im Zug oder im Bus bzw. PKW anstatt am Meer zu verbringen. – Anmerkung der Redaktion)
Branchenexperten erwarten gleichfalls einen Rückgang der Urlauberzahl für die Halbinsel hinsichtlich der Saison-Bilanz. Und die Hauptursache ist die Schließung des Flughafens Simferopol. „Auf der Krim sind es natürlich weniger Touristen. Ich erinnere daran, dass dort das Regime für eine terroristische Gefahr verlängert worden ist. Laut vorläufigen Berechnungen wird der Touristenstrom in diesem Sommer vorerst um 25 bis 30 Prozent geringer sein“, sagte die Exekutivdirektorin der Vereinigung von Russlands Reiseveranstaltern (ATOR), Maja Lomidse.
Insgesamt können die Schwarzmeerkurorte in der Verwaltungsregion Krasnodar und auf der Krim ab Mai bis einschließlich September rund 3,4 Millionen Touristen verlieren, oder 21 Prozent von den 16,2 Millionen entsprechend den Ergebnissen des vergangenen Jahres, erwartet man in der ATOR. Somit werden sich insgesamt in den Urlauberorten des Schwarzen Meeres in der Saison 12,8 Millionen Menschen erholen.
Akteure des Marktes sind pessimistischer eingestellt. Der Generaldirektor des Reiseveranstalters „Delphin“, Sergej Romaschkin, schließt nicht aus, dass die Krim entsprechend den Ergebnissen für den Zeitraum Mai-September 2022 und selbst unter Berücksichtigung der Erweiterung der Bahntransporte dennoch aufgrund des Frühjahrseinbruches bei den Buchungen letztlich mindestens 40 Prozent vom Touristenstrom des vergangenen Jahres verlieren werde. „Das heißt rund 2,9 Millionen Touristen von den 7,3 (Millionen), die in den fünf warmen Monaten des Jahres 2021 auf die Krim gekommen waren“, sagte er.
In der Verwaltungsregion Krasnodar war zu Saisonbeginn die Nachfrage ebenfalls hinter den Werten des Vorjahres zurückgeblieben, fing aber Anfang Juli sich auszugleichen an und hat bereits die Vorjahreswerte übertroffen. „Wichtig ist dennoch zu verstehen, dass der zu beobachtende „Überhang“ über den Vorjahreswerten nicht damit zu erklären ist, dass in der Verwaltungsregion gerade in diesem Jahr eine gewisse supergroße Nachfrage fixiert wird, sondern mit der eigentlichen Vergleichsgrundlage, dem Zeitraum Juli und August des Jahres 2021. Es sei daran erinnert, dass zu jener Zeit im vergangenen Jahr durch den Gouverneur entschieden worden war, dass man nur mit negativen PCR-Tests in die Hotels kann. Und später auch generell nur geimpfte Touristen in die Hotels einziehen durften. Die Region verlor im Endergebnis rund drei Millionen Touristen im Jahr 2021. Und im August schien Sotschi eine halbleere Stadt zu sein. Im Vergleich mit solch einer Situation, mit der „geringen Basis“ des vergangenen Sommers ist jetzt auch eine Zunahme des Touristenstroms zu sehen. Er kehrt einfach zu seinem normalen Zustand zurück“, unterstrich Romaschkin.
Experten der Tourismusbranche nehmen an, dass der Rückgang des sommerlichen „Strand“-Touristenstroms gen Süden nicht durch eine sich erweiterte Geografie der Reisen in sogenannte „Nichtstrand“- bzw. Bade-Regionen kompensiert werden könne. Und insgesamt werde es in diesem Jahr schwierig werden, sogar einfach den Stand von 2021 beim Inlandstourismus zu erreichen.
„Unter Berücksichtigung dessen, dass in den fünf warmen Monaten traditionell weniger als 70 Prozent aller Inlandstouristen ans Meer fahren, demonstriert der gesamte Sommer-Inlandstouristenstrom im Land laut unseren Schätzungen auch im Jahr 2022 eine negative Dynamik im Vergleich zum vorangegangenen Jahr. Im Land gibt es objektiv keine neuen aufnahmefähigen Regionen, in denen eine Zunahme des Touristenstroms die Verluste von 3,4 Millionen im Süden kompensieren könnte“, meint man in der ATOR.
Einen Rückgang erlebt auch die Zahl der Urlauber aus der Russischen Föderation hinsichtlich der ausländischen Richtungen. So hat sich in der für Russlands Bürger populären Türkei die Zahl der Urlauber, die durch russische Reiseveranstalter im Juni dorthin gebracht wurden, um 50 bis 80 Prozent im Vergleich zu 2019 verringert, folgt aus ATOR-Daten. Und laut Angaben des Gouverneurs von Antalya waren im Juni 2022 in die Kurorte dieser Provinz 417.800 Touristen aus der Russischen Föderation gekommen. Dies sind 52 Prozent weniger als im Juni 2019 (865.000). Die Kurorte der Provinz Muğla (an der Ägäis-Küste) besuchten im Juni 2022 73.900 Bürger Russlands (ein Einbruch um 60 Prozent im Vergleich zum Juni 2019, als 182.000 Touristen aus Russland dorthin gekommen waren).
Der Hauptgrund ist der Rückgang der Flüge. Während im Jahr 2019 Flüge aus 50 Städten der Russischen Föderation nach Antalya erfolgten, so waren es im Jahr 2021 aus 30 und derzeit aus ganzen 17.
Soziologen konstatieren auch ein schwaches Interesse der Bürger Russlands sowohl für Auslandsreisen als auch für einen Urlaub in der Heimat. Laut Angaben einer Umfrage der kremlnahen Stiftung „Öffentliche Meinung“ haben diesen Sommer bereits vier Prozent der Bürger Russlands ihren Urlaub mit Reisen durch Russland verbracht. Bis zum Jahresende haben weitere 14 Prozent der Befragten Reisen durchs Land geplant. Dabei haben nur zwei Prozent der Bürger vor, in diesem Jahr Urlaub im Ausland zu machen. Jeweils ein Prozent in Ländern des nahen bzw. fernen Auslands, informiert die Stiftung.
Urlaub zu Hause hat bereits jeder zehnte Bürger Russlands gemacht. Und genauso viele werden es auch bis zum Jahresende sein. Ca. zehn Prozent werden auf der Datscha Urlaub machen oder haben es dort bereits getan. Und jeder achte Befragte ist ganz und gar in diesem Jahr ohne Urlaub geblieben, berichten die Soziologen.
Das Allrussische Meinungsforschungszentrum (VTsIOM) hatte früher darauf verwiesen, dass mehr als die Hälfte der Bevölkerung der Russischen Föderation plane, ihren Urlaub zu Hause zu verbringen. Und fast 40 Prozent auf der Datscha. Und lediglich ein geringer Teil beabsichtige, weiter als bis zum eigenen Gartengrundstück zu fahren, betonten die Soziologen aus dem kremlnahen Meinungsforschungszentrum.
Nach Meinung des stellvertretenden Vorsitzenden des Tourismus-Komitees der Unternehmervereinigung „Delowaja Rossija“ („Geschäftsrussland“), Leonid Gunkewitsch, habe die Situation mit den Flughäfen gezeigt, dass eine Änderung des Verbraucherverhaltens bevorstehe, bei dem das Streben nach Komfort beim Reisen zum Urlaubsort und die Preispolitik dominieren werden. „Gerade aufgrund der kurzen Flugzeiten von zwei bis vier Stunden reisten die Menschen auf die Krim, nach Sotschi usw. Als sich die Situation änderte, stellte sich heraus, dass es wenig Interessenten gibt, die bereit sind, mehrere Tage für eine Zugfahrt mit einem minimalen Komfort aufzuwenden. Und die Flüge in andere Länder sind spürbar schwieriger geworden“, betont er.
- S. der Redaktion „NG Deutschland“
Dem aufmerksamen Leser des vorliegenden Beitrages wird sicher nicht entgangen sein, dass es noch einen wichtigen Grund dafür gibt, warum die Bürger Russlands in diesem Jahr weniger reisen. Es ist die Geldfrage. Die Kaufkraft im Land hat spürbar abgenommen, die Inflationsrate hat so manche Ersparnisse aufgefressen. Hinzu kommen die steigenden Preise – und nicht nur für Flugtickets. Laut Pressemeldungen werden im Ausland russische Touristen bereits schief angesehen, weil sie nicht wie früher ihr Geld reichlich ausgeben. Ja, es ist in der Tat schwieriger geworden, sich mit Euro und Dollar einzudecken, da an den Wechselstellen Russlands überdies Umtauschkurse gelten, die man nicht als räuberische bezeichnen kann. Und mit russischen Kreditkarten können auch nicht überall die Rechnungen beglichen werden. Die von offizieller russischer Seite viel beworbenen Ferienorte können überdies nicht mit ausländischen mithalten. Russlands Bürger haben sich im Ausland an Besseres gewöhnt und werden dies als Maßstab ansetzen. Und wer sein Geld zählen kann, wird ohnehin nicht für schlechtere Qualität schwer verdiente Rubel ausgeben wollen. Ein Appellieren an patriotische Gefühle kann dabei nichts ändern.
Anders gesehen ist russische Kreditkarte MIR heute in den folgenden Ländern wie Türkei, Vietnam, Armenien, Uzbekistan, Kasachstan- Kirgisien, Tadshikstan und Belarus zugelassen. Es gibt auch die kombinierten Zahlungskarten wie MIR und chinesische UninPay. Diese Kombination kann man in 180 Ländern benutzen, die mit UnionPay arbeiten. Das bedeutet in erster Linie Änderung der Touristenströmen. Ausserdem können Touristen bis 10 Tausend USD frei ausfuhren. Und ist USD sowie Euro gegenüber Rubel in Russland stark gefallen. Das erlaubt großere Summen als z.B. im vorigen Sommer mitzunehmen.