In den letzten Jahren erfolgt in der Russischen Föderation eine relative Verarmung der Studenten und eines Großteils der Jugend. Die Ursache liegt darin, dass der Lohn- und Gehaltsboom, der in der Russischen Föderation zu beobachten war, wenig die jungen Menschen und besonders wenig die Studenten berührte. In den letzten vier Jahren sind die nominellen Löhne und Gehälter im Land um 60 Prozent angestiegen, die staatlichen Stipendien aber nur um 20 Prozent. Und auch die zeitweiligen Verdienste, mit denen sich die Studenten über Wasser halten, steigen nicht schneller als die Löhne und Gehälter. Zu einer direkten Folge der relativen Verarmung der jungen Menschen wurde die Zunahme des Anteils dieser Kategorie unter den Bürgern Russlands, die gezwungen sind, sich zwecks knechtender Kredite an die sogenannten Mikrofinanzorganisationen zu wenden.
Ein Großteil der russischen Studenten lebt heute gelinde gesagt nicht üppig. Während man zu Sowjetzeiten mit dem Institutsstipendium irgendwie leben konnte, ist dies im heutigen Russland völlig ausgeschlossen. Die staatlichen Stipendien selbst für Universitätsstudenten sind spürbar geringer als das offizielle Lebensminimum, das heißt, sie liegen faktisch an der Armutsgrenze. Und die Studenten von Berufsschulen haben ein Stipendium, das bereits weniger als rund fünf Prozent des Existenzminimums ausmacht.
Es sei daran erinnert, dass seit Januar dieses Jahres das Existenzminimum in Russland für die Bevölkerung insgesamt 15.400 Rubel und für Kinder 15.000 Rubel ausmacht. Aber die minimale Summe eines Stipendiums für Studenten von Berufsschulen und Colleges liegt unterhalb von 700 Rubel (ca. 7 Euro) und für Hochschulstudenten etwas über 1800 Rubel (ca. 18 Euro). Folglich mangelt es dem russischen Durchschnittsstudenten an ca. 14.000 Rubeln, um bis auf die Höhe der Armutsgrenze zu kommen. Der überwiegenden Mehrheit der Studenten in der Russischen Föderation helfen die Verwandten. Doch der Etat eines typischen Studenten ist in der Regel geringer als der Durchschnittslohn in Russland.
Der Durchschnittslohn in Russland liegt in diesem Jahr laut Angaben des Statistikamtes Rosstat über 75.000 Rubel. Und im Vergleich zum Jahr 2020 ist der durchschnittliche Rubellohn in der Russischen Föderation nominell um mehr als 60 Prozent angestiegen. Derweil haben sich die Durchschnittsstipendien in der gleichen Zeit in Rubel lediglich um 20 Prozent erhöht.
Aufgrund solch eines Unterschieds im Tempo der nominellen Zunahme von Löhnen und Gehältern sowie Stipendien sind letztere real in den letzten Jahren nicht gestiegen, sondern zurückgegangen. Vor vier Jahren machte ein russisches Stipendium rund 3,5 Prozent des Durchschnittsverdienstes im Land aus. Heute aber hat sich dieses Verhältnis stark verändert. Im laufenden Jahr ist das Verhältnis der Höhe der Stipendien und des Durchschnittsverdienstes bis auf 2,6 Prozent gesunken. Und dies bedeutet, dass sich der reale Wert eines Stipendiums im Land in den letzten Jahren stark verringerte. Und diese Tatsache führte zu einer relativen Verarmung der russischen studierenden Jugendlichen. Die reale Verringerung des Durchschnittsbudgets eines Studierenden in der Russischen Föderation führt dazu, dass sich die Fälle persönlicher Finanzkrisen unter den Hochschulstudenten gehäuft haben. Zu einem Indikator dafür wurde die Tatsache, dass im Land der Anteil der jungen Menschen zunimmt, die genötigt sind, sich zwecks Kredite an sogenannte Mikrofinanzorganisationen zu wenden. Bekanntlich gewähren diese Organisationen Kredite mit einem Jahreszinssatz von bis zu 285 Prozent.
„Der Anteil der jungen Menschen im Alter von 18 bis 29 Jahren unter den Kunden der Mikrofinanzorganisationen erreichte in den ersten zwei Monaten dieses Jahres 47 Prozent, was ein Höchstwert für die vergangenen zwei Jahre ist. Zum Vergleich: Ein Jahr zuvor hatte er 43,6 Prozent ausgemacht, und Anfang des Jahres 2022 – 37,7 Prozent“, informiert eine Studie der Finanz-Online-Plattform Webbankir. Für diese Schlussfolgerungen hatten die Forscher 500.000 Kredite analysiert, die in ganz Russland im Zeitraum Januar-Februar der Jahre 2022 bis 2024 gewährt worden waren.
Gemäß der Studie ist auch der Prozentsatz der Studenten proportional angestiegen. In den ersten zwei Monaten des laufenden Jahres entfielen auf sie 4,6 Prozent aller gewährten Anleihen. Im Jahr 2022 waren es 1,2 Prozent, und im Jahr 2023 – drei Prozent. Das heißt, allein im vergangenen Jahr hat sich der Anteil um das Anderthalbfache erhöht.
Die Zunahme des jugendlichen Anteils der notgedrungenen Kreditnehmer in Russland erfolgt vor dem Hintergrund einer Verringerung des Anteils aller anderen Gruppen von Kreditnehmern. Eine Ausnahme bei diesem Trend stellen die Rentner und Vorruhestandsrentner dar, das heißt die Kreditnehmer im Alter von über 60 Jahren. Der Anteil der Kunden im Alter von 30 bis 39 Jahren verringerte sich in den letzten zwei Jahren von 40,4 Prozent bis auf 33,4 Prozent. Der Anteil der Kunden in der Altersgruppe 40 bis 49 Jahren hat sich ebenfalls verringert – von 15,6 Prozent bis auf 13,5 Prozent. Der Anteil der notgedrungenen Kreditnehmer im Alter von 50 bis 59 Jahren ist auch geringer geworden – von 4,5 Prozent vor zwei Jahren bis auf heutige vier Prozent.
Für junge Menschen ist es heute einfacher, einen Kredit zu bekommen. Der Anteil der Befürwortungen für diese Kunden-Kategorie liegt in den Mikrofinanzorganisationen bei einer ersten Anfrage bei 28 Prozent, was um zwei bis drei Prozentpunkte höher liegt als bei den übrigen Altersgruppen, wird in der erwähnten Studie betont.
Laut Statistik bitten die jungen Kreditnehmer in den Mikrofinanzorganisationen um die geringsten Summen – im Durchschnitt um 11.500 Rubel. Dies ist um 15 bis 20 Prozent weniger als die reiferen Kreditnehmer erhalten wollen. Menschen im Alter von 40 bis 49 Jahren bitten beispielsweise um durchschnittlich 13.800 Rubel. Die „NG“ hatte bereits geschrieben, dass laut Angaben des Nationalen Büros für Kreditgeschichten die Durchschnittshöhe eines Kredits „bis zum nächsten Lohn bzw. Gehalt“ im vergangenen Jahr fast 10.000 Rubel erreichte, womit sie auf das Jahr hochgerechnet um 4,5 Prozent zugenommen hat.
Die Experten von Webbankir erklären, dass sich die jungen Menschen durch eine große Finanzdisziplin auszeichnen würden. Hinsichtlich des Anteils der überfälligen Zahlungen zur Tilgung der Kredite liegen sie nur mit zwei Prozentpunkte weniger hinter den Kreditnehmern im Alter von 30 bis 39 Jahren. Sie übertreffen aber um einen Prozentpunkt jene, die 40 bis 49 Jahre sind, und um fünf Prozentpunkt jene, die 50 bis 59 Jahre sind. Die Differenz hinsichtlich des Anteils der Defaults/Insolvenzen zwischen den jungen Menschen und den Menschen über 60 Jahre erreiche 10 Prozentpunkte, schreiben die Analytiker.
- Die faktische Stipendienhöhe in der Russischen Föderation hängt von den Entscheidungen der jeweiligen Hochschule ab. Das russische Ministerium für Bildung und Wissenschaft empfiehlt, die Summe des akademischen und des sozialen Stipendiums für die Studenten des ersten und des zweiten Studienjahres im Bachelor- und Spezialisten-Studium nicht unter das Existenzminimum absacken zu lassen. Die empfohlene Höhe für das laufenden Jahr beträgt fast 14.000 Rubel, teilte man im vergangenen Februar im Bildungs- und Wissenschaftsministerium Russlands mit.
Russlands Studenten lassen sich immer mehr auf knechtende Kredite ein
16:49 30.03.2024