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Santa Claus wird aus Weißrussland verjagt 7


In Weißrussland verleiht man im Vorfeld des Jahreswechsels Auszeichnungen für das Propagieren patriotischer Werte im Kulturbereich. Und den Offiziellen nahestehende Aktivisten führen einen Kampf gegen ausländische Weihnachtsmusik, die in Supermärkten erklingt. Sie verfolgen gleichfalls, dass nirgendwo Santa Claus anstelle von Väterchen Frost auftaucht. Die Beamten reagieren vehement auf deren Signale und verbreiten spezielle Play-Listen abgestimmter musikalischer Kompositionen. Und daneben berichten sie über die im Vorfeld der Feiertage angelegten Vorräte an Kaviar und Zutaten für den Salat „Olivier“.

Im Vorfeld des Jahreswechsels hat Weißrusslands Präsident Alexander Lukaschenko die Preise „Für die geistige Wiedergeburt“ und Sonderpreise an Vertreter aus Kunst und Kultur verliehen. Die Staatspolitik in diesem Bereich wird durch die Liste der Ausgezeichneten sinnfällig illustriert. Entsprechend den Ergebnissen des zur Neige gehenden Jahres 2023 sind fünf Preise „Für die geistige Wiedergeburt“ verliehen worden. Ausgezeichnet wurden die Vorsteherin des Heiligen-Mariä-Schutz-und-Fürbitte-Nonnenklosters, Äbtissin Anfissa (Ljubtschak), die Kadettenschule von Polozk, das Städtische Zentrum für inklusive Kultur in Gomel, das Republikanische wissenschaftlich-praktische Zentrum „Mutter und Kind“ und das Methodische Zentrum für Volkskunst sowie Kultur- und aufklärerische Arbeit des Verwaltungsgebietes Mogiljow. Die letzte Einrichtung ist für die Realisierung des Kultur- und Tourismus-Projektes „Kupalje“-Fest („Alexandria vereint Freunde“) verantwortlich, welches zu einem der Hauptpunkte für die Ausprägung einer patriotischen Identität wurde.

Um diese Arbeit kümmern sich in Weißrussland nicht nur offizielle Behörden und Organisationen, sondern auch Aktivisten, die den Offiziellen nahestehen. So wird gegenwärtig in den sozialen Netzwerken für ein Verdrängen der traditionellen Weihnachtsmelodien in den Einkaufszentren gekämpft. Die Chefin der Bewegung „Info-Spezialeinheit“, Olga Bondarewa, eine der im Land bekanntesten Bloßstellerinnen der Opposition, veröffentlichte in ihrem Telegram-Kanal eine Reaktion des Kulturministeriums auf die Anfrage einer ihrer Mitstreiterinnen.

Die Autorin der Anfrage hatte geschrieben: „Warum sind in einem russischsprachigen Land solche Lieder wie „Happy New Year“, „Jingle Bells“ und ähnliche zu einer Hymne des Jahreswechsels geworden?“. Die Aktivistin ist empört: „Wenn man in jedes beliebige Einkaufsobjekt kommt, tauchen wir sofort in die Atmosphäre des allen bekannten Spielfilms „Kevin – Allein zu Haus“ ein! Wie dies mit der Souveränität der Republik Belarus vereinbar ist, ist unklar“.

In dem entsprechenden Schreiben wurde die Forderung geäußert, „Maßnahmen durchzuführen“, die garantieren würden, dass in den Einkaufszentren Lieder in weißrussischer und russischer Sprache, aber auch aus sowjetischen Filmen erklingen. Und es wird sogar eine Liste solcher vorgeschlagen: „Schneeflocken wirbeln herum“, „Schneesturm“, „Neujahrslied“, „Wenn es keinen Winter geben würde“, „Im Wald ist ein Tannenbäumchen geboren worden“, „Drei Schimmel“, „Der kleinen Tanne ist es im Winter kalt“, „Schneeflöckchen, sag‘, wo du gewesen bist“, „Schneeflöckchen“, 2Das neue Jahr steht vor der Tür“… Nach Meinung der Initiatoren des Appells würden die Weißrussen sehr gern gerade diese Kompositionen an den Festtagen hören wollen.

Das Kulturministerium gab eine Antwort mit der Unterschrift des 1. Stellvertreters des Ministers, Valerij Gromada, in der mitgeteilt wird, dass das Ministerium eine „Playliste von Audio-Tracks, die aus Werken der weißrussischen und internationalen klassischen Musik besteht und darunter Neujahrslieder für eine weitere Nutzung bei der musikalischen Ausgestaltung von Einkaufszentren vorsieht“, zusammengestellt habe. Die Liste wurde an das Ministerium für Kartellfragen und Handel, die Minsker Stadtverwaltung sowie an die Gebietsverwaltungen mit dem Wunsch, gerade sie in den Läden abzuspielen, gesandt.

Allerdings war Olga Bondarewa, der Chefin der „Info-Spezialeinheit“, diese Antwort nicht recht. Sie hatte in ihr nicht das Wichtigste ausgemacht: „Welche Sanktionen sind hinsichtlich der Handelsobjekte aufgrund einer Sabotage der Entscheidung des Kulturministeriums und des Ministeriums für Kartellfragen und Handel vorgesehen und sind sie vom Prinzip her vorgesehen?“. Sie hatte bereits dieser Tage eine Reinigung des Hauptpostamtes der Hauptstadt von der Erwähnung des für Weißrussland fremden Santa Claus erwirkt. So hatte neben einem Weihnachtsbaum ein Schneemann mit dem Schildchen gestanden, das mitteilte, dass hier eine Haltestelle für diese Weihnachtsperson sei. Nach dem zornigen Post der Aktivistin haben die Behörden in die Situation eingegriffen.

Bondarewa dankte für das operative Handeln, unterstreich dabei aber, dass sie wachsam bleiben werde. „Wir danken von ganzem Herzen dem zauberhaften Schneeflöckchen aus der Minsker Stadtverwaltung, Olga Nikolajewna Tschemodanowa, für die aufrichtige und wirksame Fürsorge um die hauptstädtische Jugend. Was wird da die Leitung des Hauptpostamtes tun? Wird es den Besuchern ermöglichen, sich an Installationen mit unseren einheimischen Märchenhelden, mit Väterchen Frost und Schneeflöckchen zu erfreuen?“, fragt sie nach.

Allerdings kümmern sich die weißrussischen Beamten – wie auch in den für das Herz des Präsidenten teuren sowjetischen Jahre – nicht nur um ein Reagieren auf die Bedürfnisse der Werktätigen, sondern auch um eine Absicherung der Neujahrsfeiern mit Lebensmitteln. Dieser Tage informierten Vertreter des Ministeriums für Kartellfragen und Handel, dass sie die Vorräte an notwendigen Lebensmitteln und Getränke unter ihre Kontrolle gestellt hätten. Natalia Tscherepowitsch, stellvertretende Leiterin der Abteilung für Methodologie der Leitung zur Organisierung des Handels und Gastronomie des Ministeriums, erklärte der staatlichen Nachrichtenagentur BelTA, dass im Vorfeld des Jahreswechsels den Bürgern ein breites Sortiment an Waren gewährleistet werde. „Das Ministerium für Kartellfragen und Handel kontrolliert diese Situation. Gegenwärtig erfolgt in den Handelsobjekten eine Akkumulierung der notwendigen Waren, die erlauben werden, einen störungsfreien Handel in den Tagen vor den Feiertagen und an den Feiertagen zu gewährleisten“, teilte die Beamtin mit.

Und sie erläuterte, welche Warengruppen sich unter einer besonderen Kontrolle befinden. „Sekt, Schaumweine, Konditoreiwaren, insbesondere Neujahrsgeschenke, und Zutaten für den Salat „Olivier“, ohne den nicht ein Silvesterabend vergeht. Wir bevorraten uns gleichfalls mit Räucherwaren, Meeresfrüchten und Kaviar, das Sortiment ist ein vielfältiges“, versicherte die Vertreterin des zuständigen Ministeriums den Lan