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Second-Hand-Luftabwehrraketen sollen den Himmel der Ukraine sichern


 

Russland führt weiterhin Schläge gegen strategische und Energie-Objekte der Ukraine. Die Erfolgsrate der Schläge, die in den letzten Tagen geführt wurden, belegt die Unfähigkeit der ukrainischen Streitkräfte, das Land mit Luftabwehrmitteln zu sichern, was Staatschef Wladimir Selenskij am 11. April eingestand. Die Schwäche der Luftverteidigung bezeichnete er als ein „kritisches Problem“. Dabei erwartet Selenskij vom Westen Hilfe und ist darauf eingestellt, den bewaffneten Konflikt fortzusetzen. Die Annahme des von ihm lobbyierten harten Gesetzes über die Mobilmachung in zweiter Lesung durch die Werchowna Rada (das Landesparlament – Anmerkung der Redaktion) ist dafür eine Bestätigung.

Der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij hatte mehrfach erklärt, dass die Mobilmachung helfen werde, die Streitkräfte der Ukraine zu verstärken. Dieser Tage teilte er mit, dass Kiew eine neue großangelegte Offensive vorbereite.

„Der Plan für eine neue Offensive ist bereits erstellt worden, für dessen Umsetzung man amerikanische Hilfe erhalten muss“, berichtete er in einem Interview für westliche Medien. Dabei verband der Präsident die Erfolgschancen der ukrainischen Armee nicht nur mit der „Anzahl der Menschen“, sondern auch mit der Qualität der Waffen. „Die Offiziellen der Ukraine beabsichtigen, sich bei der neuen Offensive in diesem Jahr auf Schläge gegen Brücken und Flugplätze zu konzentrieren und unter anderem die Krim-Brücke zu zerstören, die die Streitkräfte der Russischen Föderation für die Beförderung von Munition und eine „Militarisierung der Krim“ nutzen“, gaben ukrainische Medien die Worte von Selenskij wieder. Dmitrij Peskow, der Pressesekretär des russischen Präsidenten, teilte mit, dass Kiew mit solchen Androhungen ein weiteres Mal die „Richtigkeit der Entscheidung Russlands, die Militäroperation zu beginnen“, belegt hätte. US-amerikanische Medien zitierten gleichfalls die Aussage Selenskijs, wonach die Ukraine ohne die Hilfe der Vereinigten Staaten „Schritt für Schritt“ zurückweichen werde und „Großstädte“ verliere. Wenn sie aber ATACMS-Raketen großer Reichweite erhalten würde, „könnte sie Ziele auf der Krim treffen“.

Wie das russische Verteidigungsministerium meldete, sei als Antwort auf die Versuche der ukrainischen Truppen, russischen Objekten des Öl- und Gassektors sowie der Energiewirtschaft Schaden zuzufügen, in der Nacht zum 11. April „ein massiver Schlag mittels luft- und seegestützter hochpräzisier Waffen großer Reichweite, aber auch mit Drohnen gegen Objekte des Brenn- und Kraftstoff- sowie Energiekomplexes der Ukraine geführt worden“. Laut Angaben des Ministeriums „wurden die Ziele des Schlages erreicht“. „Alle Objekte sind getroffen worden“. Unter anderen „ist die Arbeit ukrainischer Betriebe der Rüstungsindustrie gestört und die Verlegung von Reserven zum Scheitern gebracht worden. Erschwert wurde aber auch die Versorgung von Einheiten und Truppenteilen der Streitkräfte der Ukraine mit Kraftstoffen erschwert worden“. (Das Verteidigungsministerium in Moskau wollte wohl damit sagen, dass für private und andere Fahrzeugbesitzer in der Ukraine nach wie vor Kraftstoffe zu haben seien. – Anmerkung der Redaktion)

Bei der Kommentierung des Geschehens teilte Selenskij mit, dass seitens der Russischen Föderation „beim Beschuss über 40 Raketen und rund 40 Kampfdrohnen eingesetzt wurden“. Es gelang, nur einen Teil von ihnen abzufangen. Nach Aussagen des ukrainischen Präsidenten sei der Schlag gegen Objekte der kritischen Infrastruktur in Charkiw und im Verwaltungsgebiet Charkiw, aber auch in den Verwaltungsgebieten Kiew, Saporoschje, Odessa und Lwow gerichtet gewesen. Vollkommen vernichtet wurde das größte Wärmekraftwerk des Kiewer Verwaltungsgebietes in Tripyllja, das Strom für drei wichtige Regionen des Landes lieferte. Sein Verlust wie auch der Verlust anderer Wärmekraftwerke und Wasserkraftwerke wird nicht spurlos vergehen sowie das Wirtschafts- und Verteidigungspotenzial der Ukraine verringern. (Laut Agenturmeldungen vom Freitag habe das Staatsunternehmen Zentrenerho einhundert Prozent seiner Stromerzeugungskapazitäten verloren, die freilich nicht nur für die Rüstungsindustrie arbeiteten. Das also die Zivilbevölkerung nun ohne Strom ist, wird wohl in Moskau als Kollateralschaden angesehen. – Anmerkung der Redaktion)

Später, bereits in Litauen vor dem Three-Seas-Summit erklärte Selenskij: „Das Wichtigste heute ist, alles für eine Verstärkung unserer Luftabwehr, eine Absicherung der dringenden Bedürfnisse der Verteidigungskräfte der Ukraine, aber auch für eine Konsolidierung der internationalen Unterstützung zu tun“. Zuvor hatte er von den USA und der NATO Lieferungen von „Patriot“-Luftabwehrkomplexen zusätzlich zu den dreien erbeten, die es gegenwärtig gibt. Wie der ukrainische Außenminister Dmitrij Kulerba mitteilte, hätte Selenskij anfangs bei den westlichen Partnern um 26 Divisionen solcher Systeme gebeten, um die gesamte Ukraine abzusichern (ihren Luftraum – Anmerkung der Redaktion). Später – ganze sieben solcher Luftverteidigungseinheiten, um wichtige Objekte zu verteidigen. Aber auch dies war ihm versagt worden. Bei der Kommentierung dieser Ablehnung bekundete der EU-Chefdiplomat Josep Borrell dieser Tage Unverständnis. Doch konnte auch er mit nichts helfen.

Derweil kann die von Kiew erwartete Hilfe aus den USA dennoch eintreffen. Amerikanische Medien berichteten, dass Mike Johnson, der Sprecher des Repräsentantenhauses der Vereinigten Staaten, am 10. April erklärt habe, dass sich der Plan zur Hilfe für die Ukraine „gerade jetzt im Prozess der Ausarbeitung befindet“. Die Bereitschaft, den ukrainischen Truppen Militärhilfe bereitzustellen, wenn sie die Politiker billigen, signalisierte zuvor US-Verteidigungsminister Lloyd Austin. Er warnte, dass „das Überleben der Ukraine in Gefahr ist“, und rief die Gesetzgeber auf, ein neues Paket zur zusätzlichen Finanzierung der Militärstrukturen dieses Landes zu billigen.

Augenscheinlich angesichts der Wichtigkeit solch eines Moments schrieben Medien, dass die Vereinigten Staaten dieser Tage den Verkauf von dringend notwendiger Militärausrüstungen über eine Summe von 138 Millionen Dollar an die Ukraine genehmigt hätten. Gemeldet wird, dass „die von den USA zu erwerbenden technischen Mittel für eine Reparatur und Modernisierung der früher gelieferten Hawk-Luftabwehrkomplexe verwendet werden“. Dies ist einer der ältesten Luftabwehrkomplexe mittlerer Reichweite (Reichweite – bis zu 40 Kilometern, Flughöhe für eine Vernichtung von Zielen – über 17 Kilometer), der bereits Ende der 50er des vergangenen Jahrhunderts in den USA entwickelt worden war. Im Pentagon war er im Jahr 2002 aus der Bewaffnung genommen worden. In den Depots sind aber viele Ersatzteile und Munition verblieben (bis zu 20.000 Stück). „Der Komplex MIM-23 Hawk ist im vergangenen Jahr den Streitkräften der Ukraine auf Kosten der USA aus Taiwan, aber auch aus Schweden geliefert worden“, sagte der „NG“ der Militärexperte und Oberst im Ruhestand Wladimir Popow. „Seit Herbst vergangenen Jahres werden sie bereits durch die ukrainischen Luftverteidigungseinheiten in der Konfliktzone und bei einer Verteidigung wichtiger Objekte im Hinterland eingesetzt. Durch den Einsatz der Hawk-Komplexe kann man langsam fliegende Kampfdrohnen abschießen, Flügel- und ballistische Raketen schießen sie aber selten ab“.