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Selenskij bereitet Reserven für eine Gegenoffensive gegen den Donbass vor


Die jüngsten Schläge mit taktischen „Totschka-U“-Raketen durch die Streitkräfte der Ukraine gegen Cherson und Isjum zeugen nach russischer Auffassung davon, dass deren Ziele eine Einschüchterung der Bevölkerung der Region ist. Einer Erklärung des Leiters des ukrainischen Präsidenten-Office Michail Podoljak nach zu urteilen, werden die ukrainischen Streitkräfte die Angriffe auch gegen das Territorium der Russischen Föderation fortsetzen. Möglicherweise wird die Vorbereitung zur Eröffnung einer „zweiten Front“ in Transnistrien fortgesetzt werden. Dabei hört nicht eine Minute der Prozess der Waffenlieferungen für die Ukraine durch die NATO-Länder auf, die im offiziellen russischen Sprachgebrauch die Ukraine mit Offensivwaffen in einer Menge vollpumpen würden, die den Streitkräften der Ukraine, wie sie meinen, die Möglichkeit geben würden, bald das Gefechtspotenzial vollkommen wiederherzustellen.

General Mark A. Milley, Vorsitzender des Vereinigten Generalstabs der Streitkräfte der Vereinigten Staaten, erklärte, dass „die nächsten Wochen sich als entscheidende für die Ukraine erweisen können“.

Und daher müsse man die Militärhilfe für sie forciert erweitern, ist man sich im Pentagon sicher. Der offizielle Pentagon-Sprecher John Kirby teilte mit, dass mehr als die Hälfte der 90 weitreichenden 155-Millimeter-Haubitzen vom Typ M777, die der Ukraine versprochen wurden, bereits dorthin geliefert worden seien. (Gegenwärtig werden 100 ukrainische Militärs in Europa hinsichtlich des Umgangs mit diesen Haubitzen geschult. – Anmerkung der Redaktion) Laut einer Meldung der französischen Nachrichtenagentur Agence France Press bereite sich die Nationalgarde der USA vor, der Ukraine M113-Schützenpanzerwagen zu übergeben. Und am Freitag meldete das Magazin „Foreign Policy“, dass die Vereinigten Staaten 100 der 700 geplanten „Switchblade“-Drohnen an Kiew geliefert habe.

Dänemark tritt in diese Fußstapfen und realisiert Unterstützung im Rahmen eines neuen Pakets militärischer Hilfe im Umfang von 85 Millionen Dollar. Das Königreich entsendet für die Bedürfnisse der ukrainischen Streitkräfte neben M113-Schützenpanzerwagen „Panzerabwehrminen und Minenwerfer-Munition“. Es kann angekommen werden, dass auch die Bundesrepublik der Ukraine schwere Waffen liefern wird, „Leopard-1“-Panzer und „Marder“-Schützenpanzer in einer Menge, mit der man eine ganze mechanisierte Brigade bewaffnen kann. Am Donnerstag billigte der deutsche Bundestag solch eine Entscheidung.

Laut Medienberichten habe Bulgarien beschlossen, der Ukraine militärische Hilfe zu gewähren. Nach Polen werden kurzfristig reaktive 152-, 300- und 122-Millimeter-Raketen und Geschosse für Haubitzen, Raketenwerfer „Grad“ und „Smertsch“, aber auch 125-Millimeter-Geschosse für Panzerkanonen mit Transportflugzeugen gebracht. Diese Munition wird, urteilt man über die Intensität der bereits den 66. Tag anhaltenden Gefechte, zu einer knappen. Und sie kommen damit gerade zur rechten Zeit für die Einheiten der ukrainischen Streitkräfte.

Derweil nimmt der Bedarf Kiews zu. Das Verteidigungsministerium der Ukraine sandte an die USA mehrere Anforderungen hinsichtlich der Lieferung von Kampf- bzw. Angriffsdrohnen der Typen MQ-1C Grey Eagle und MQ-9 Reaper mit der entsprechenden Bewaffnung, die lenkbare Luft-Boden-AGM-114-Hellfire-Raketen einschließt. Dies meldete das Blatt „Politico“ unter Berufung auf ein Statement des ukrainischen Verteidigungsministeriums. „In den USA besteht bekanntlich ein Verbot für die Ausfuhr modernster Raketentechnologien, die in den Drohnen MQ-1C Grey Eagle und MQ-9 Reaper realisiert wurden. Theoretisch werde es aber auch nicht erforderlich werden, diese Drohnen an die ukrainischen Streitkräfte zu übergeben, erklärte der Militärexperte und Oberst im Ruhestand Nikolaj Schulgin. „Die Drohnen, die formal als ukrainische gelten werden, können amerikanische Spezialisten steuern, die sich weit außerhalb der Ukraine befinden.

Schulgin ist der Auffassung, dass die aktive Militärhilfe seitens der USA und anderer NATO-Länder, die bereits acht Milliarden Dollar erreichte (dieser Wert entspricht etwa dem gesamten Jahresmilitärhaushalt der Ukraine), in Kiew die Gewissheit hinsichtlich der Notwendigkeit, die Kampfhandlungen fortzusetzen, wecke. „Der Berater des Leiters des ukrainischen Präsidenten-Office Alexej Arestowitsch erklärte protzend, dass „bis Ende Mai westliche Waffen in Umfängen eintreffen werden, die in der Lage sind, das Verhältnis an Kräften und Mitteln an einem konkreten Frontabschnitt zu verändern“. Und da würden die ukrainischen Streitkräfte „bis Mitte Juni bereit sein werden, zu einer Offensive überzugehen“. Diese Erklärung ist eine sehr ernsthafte, da sie belegt, dass die Ukrainer weiterhin ihr Land gegen die russischen Streitkräfte verteidigen wollen. Und es muss berücksichtigt werden, dass die Ukraine neben Waffen nach Verkündung einer Mobilmachung auch Reserven und konkrete Kampftruppenteile der Territorialverteidigung, die bereit sind, den Kampf aufzunehmen, formiert. Dies sind vor allem Bataillone der Territorialverteidigung, die im Westen der Ukraine aufgestellt werden. „Sie können möglicherweise keine hochwertige Gefechtsausbildung besitzen, sie sind aber gut für eine Verteidigung ihres Landes motiviert“, denkt der Experte. Vor dem Hintergrund der behäbig erfolgenden Offensive der russischen Truppen in den Richtungen Donbass und Nikolajew sehe dies wie das Streben Kiews aus, die Gefechtsinitiative zu erlangen, ist sich Schulgin gewiss.

Derweil, so der Militärexperte und Oberst im Ruhestand Schamil Garejew, „hat Russland Mittel und Möglichkeiten, den ukrainischen Streitkräften nicht zu erlauben, durch den Westen ihr Gefechtspotenzial zu erhöhen“. „Wahrscheinlich wird die Vernichtung der ukrainischen Eisenbahn-Infrastruktur fortgesetzt werden, über die die Waffen und Munition in die Zonen der Kampfhandlungen der ukrainischen Streitkräfte gebracht werden“, betonte er.

Moskau sei nach seiner Meinung auch imstande, die Eröffnung einer „zweiten Front“ in Transnistrien zum Scheitern zu bringen, wozu laut einigen Angaben Kiew bereit sei, dies unter Beteiligung Rumäniens und Polens zu tun. Es sind Gerüchte aufgekommen, vorerst unbestätigte, wonach die Streitkräfte der Ukraine eine 2000 Mann starke Gruppierung entlang der Grenze zu Transnistrien gebildet hätte. Warschau beginnt Militärmanöver, und Bukarest konzentriert offenkundig seine Truppen an der Grenze zu Moldawien. Polens Verteidigungsministerium hat offiziell Bewegungen von Gefechtstechnik über Straßen des Landes bekanntgegeben. Panzer bewegen sich gen Nordosten. Bukarest bestreitet seinerseits Bewegungen seiner Technik zur Grenze mit der Ukraine. Wenn jedoch „irgendwer die Absicht hat, sich in die laufenden Ereignisse von außerhalb einzumischen, und für Russland inakzeptable Bedrohungen strategischer Art schaffen wird, so werden unsere Antwort- und Gegenschläge blitzartige sein, drohte der russische Präsident Wladimir Putin unverblümt an. „Dies bedeutet, dass Moskau sehr entschieden eingestellt sei“, ist sich Garejew sicher, womit er meinte, dass die am 24. Februar begonnene international umstrittene russische Militäroperation gegen die Ukraine zum vom Kreml geplanten Ziel gebracht werde. Und offenkundig um jeden Preis.