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Siemens und Grundfos versorgen die Krim mit Wasser


Spezialisten von der Krim und aus der Ukraine geben entgegengesetzte Prognosen hinsichtlich des Mangels an Süßwasser auf der Halbinsel ab. Und die Deutsche Welle berichtete ausführlich über die Nutzung deutscher und dänischer Technik für die Wasserversorgung der Krim-Bevölkerung.

„Das Wasserproblem auf der Krim wird sich noch mehr zuspitzen“, teilte der stellvertretende Direktor des ukrainischen Instituts für Wasserprobleme und Melioration Michail Jazjuk der Kiewer Internetzeitung „Obozrevatel“ mit. „Der Schnee des Winters hat das Wasserproblem aufgrund der Entwässerung des Territoriums nicht gelöst. Der Großteil des Schnees führte zu einer Befeuchtung des Bodens, aber nicht zu einer Bildung von abfließendem Wasser. Ab Mai wird die Lufttemperatur zunehmen, und dieses Wasser wird verdunsten. Im vergangenen Jahr waren in den Stauseen von Simferopol und Taigan noch Wasserressourcen“, jetzt aber seien alle Stauseen der Krim absolut leere, behauptet Jazjuk.

Die Spezialisten von der Krim haben jedoch andere Angaben. Der Gouverneur von Sewastopol Michail Razvoshajew erklärt, dass die vorhandenen Wasserreserven der Stadt bis zum Jahresende reichen würden. Das Wetteramt der Krim berichtete über einen erheblichen Zufluss von Wasser in die Stauseen auf dem Territorium der Halbinsel.

„Im Zusammenhang mit der sich günstig gestalteten synoptischen Lage war im April der Zufluss von Wasser in die Stauseen, die an den Flussläufen liegen, ein wesentlicher und machte in Millionen Kubikmeter aus – in den Belogorskoje Stausee 7,874, in den von Simferopol 1,787, in den Stausee Stschastliwoje 3,885, in den Partisanskoje Stausee 3,653 und in den Tschernoretschenskoje 10,515 Millionen Kubikmeter“, heißt es in einer Mitteilung des hydrologisch-meteorologischen Zentrums der Krim. Insgesamt wurden die Stauseen innerhalb des Monats April um 24,4 Millionen Kubikmeter Wasser aufgefüllt. Die Gesamtmenge belief sich auf 85,8 Millionen Kubikmeter, was um ganze 8,9 Millionen Kubikmeter weniger als zum 1. Mai des vergangenen Jahres.

Zuvor hatte man in Simferopol und Jalta die Zeitpläne für die Wasserbereitstellung für die Bevölkerung gelockert. Das Wasser gelangt nun 18 Stunden lang am Tag in die Haushalte, meldete die Nachrichtenagentur Kriminform.

„Es ist uns gelungen, in den Stauseen der Stadt Simferopol eine ausreichende Wassermenge aufzustauen, um ab 6.00 Uhr des 1. Mai die Stadt mit Heißwasser zu versorgen. Die Entscheidung ist endgültig gefällt worden. Daher werden bereits ab dem genannten Zeitpunkt sowohl kaltes als auch heißes Wasser im vollen Umfang bereitgestellt werden“, schrieb das Oberhaupt der Krim Sergej Aksjonow. „Dabei bleibt in den Städten Jalta und Aluschta der Zeitplan für die Trinkwasserversorgung der bisherige. Leider ist dies eine erzwungene Maßnahme. In der nächsten Zeit wird es jedoch vielleicht möglich, eine Reihe von Entscheidungen zu fällen, die erlauben werden, die Situation zu entspannen“, deutete Aksjonow an.

Derweil veröffentlichte die „Deutsche Welle“ Informationen, die in diesen Tagen für Furore sorgten. „Russland versucht, die annektierte Krim mit Wasser mit Hilfe europäischer Anlagen zu versorgen, die unter Umgehung der EU-Sanktionen auf die Halbinsel gelangten“, meldete die „Deutsche Welle“. Sie erläutert, dass „sich die Situation verbesserte, unter anderem dank des Erreichens der vollständigen projektierten Leistung des Beschterek-Suja-Wasserwerkes unweit von Simferopol“. Nach Abschluss der Einrichtungsarbeiten sollen die artesischen Brunnen, wie die Projektanten behaupten, rund ein Drittel der Bevölkerung der Krim-Hauptstadt mit Wasser versorgen. Das Wasser werde den Krim-Bewohnern unter Nutzung dänischer Grundfos-Pumpen mit Motoren des deutschen Siemens-Konzern bereitgestellt.

Die „Deutsche Welle“ veröffentlichte eine detaillierte Untersuchung und hat herausgefunden, dass die dänischen Pumpen und deutschen Motoren völlig legal nach Russland importiert wurden. Und sie wurden auf Objekten der Krim gleichfalls ohne irgendeinen Verstoß gegen die russischen Gesetze, die auf dem Territorium Russlands und damit auch auf der Krim gelten, montiert.

„Herausfinden, ob man bei Grundfos von der Lieferung auf die Krim gewusst hatte, wird das Dänische Amt für Exportkontrolle“, erklärt die „Deutsche Welle“. Als Antwort auf eine DW-Anfrage teilte das Amt mit, dass es die Situation prüfe und im Bedarfsfall eine allseitige Untersuchung bezüglich eines möglichen Verstoßes gegen die EU-Sanktionen vornehme. „Entsprechend Artikel 110 des Strafgesetzbuches von Dänemark erfolgt die Bestrafung für eine Verletzung von Sanktionen in Form einer Geldstrafe oder einer Gefängnisstrafe von bis zu vier Monaten, bei erschwerenden Umständen – bis zu vier Jahren“, teilte man der DW im Amt für Exportkontrolle des Königsreichs mit. Im Unternehmen Grundfos versicherte man der DW, dass man keine Wartungs- und Servicearbeiten für die Anlagen, die im Beschterek-Suja-Wasserwerk installiert wurden, erbringen werde.

Derweil bereitet sich die Krim auf einen massiven Touristenstrom aufgrund der drastischen Einschränkung bzw. Annullierung der Flüge aus Russland in die Türkei und nach Tansania vor. Bereits ab dem 27. Mai können die Kinderlager auf der Halbinsel Schüler aus anderen Regionen aufnehmen. Positive Stimmungen vermitteln die einheimischen Hoteliers und Einwohnern auch die Meldungen über die relative Verbesserung der Situation hinsichtlich der Wasserversorgung. Dies hängt aber vorerst nicht mit den technologischen Projekten zusammen, die die Offiziellen erörtern, sondern mit den banalen Niederschlägen im April. Dank dieser hatte sich in der 1. April-Dekade der Zufluss zu drei Stauseen verdoppelt, wie Swetlana Maslowa, Vizechefin der Krim-Regierung erklärte. Die starken Schneefälle im Winter und die Regenfälle vermochten aber nicht, die Gewässer nach mehreren trockenen Wintern schnell aufzufüllen.

Die Jahre 2019 und 2020 hatten sich für die Krim als wasserarme erwiesen. Simferopol und 39 umliegende Ortschaften sowie die Kurorte Jalta und Aluschta und die Ortschaften in deren Umgebung erhalten nach wie vor Trinkwasser laut Zeitplänen. Ungeachtet dessen, dass sich die Situation stabilisierte, gelten nach wie vor die Worte des Oberhauptes der Krim Sergej Aksjonow, der im Herbst letzten Jahres erklärte: Die Wasserversorgung erfolge gemäß den Möglichkeiten. Das heißt in Abhängigkeit vom Vorhandensein von Ressourcen in den Stauseen.

Die föderale Regierung hat einen Plan zur Versorgung der Krim mit Wasser ausgearbeitet, in dem 14 Maßnahmen mit einem Gesamtwert von 48 Milliarden Rubel ausgewiesen worden sind und die bis zum Jahr 2025 realisiert werden sollen. Gebohrt werden bereits Brunnen, Angehörigen der russischen Armee verlegen Wasserleitungen. Grundlegend aber sollen das Problem zwei Vorhaben lösen, um die es zu Diskussionen zwischen föderalen und regionalen Beamten gekommen ist. Sergej Aksjonow ist der Auffassung, dass man Anlagen zur Entsalzung von Meereswasser bauen müsse. Vizepremier Marat Chusnullin widerspricht dem aber. Aufgrund der Kostspieligkeit könne man dies nur im Falle einer akuten Notwendigkeit tun. Vorerst hofft er auf das Projekt zur Förderung von Trinkwasser, das sich unter dem Boden des Asowschen Meeres befindet, dem aber das Oberhaupt der Krim Skepsis entgegenbringt.

Vor etwa einem Monat wies die Regierung an, der staatlichen Agentur Rosgeologia im laufenden Jahr 70 Millionen Rubel für die Durchführung geologischer Erkundungsarbeiten im Asowschen Meer zwecks „Bewertung des Potenzials an unterirdischem Trinkwasser“ bereitzustellen. Das Ministerkabinett erwartet bis zum Februar 2022 einen Bericht über die Nutzung der bereitgestellten Mittel.

Genaue Angaben zur Menge des „Unterwasser“-Süßwassers und dessen Entfernung von der Küste werden bis zum Juli vorliegen, sagte Mitte März Chusnullin bei einer Beratung bei Präsident Wladimir Putin zu Fragen der Wasserversorgung der Krim. „Dort gibt es gewaltige Vorräte. Wir sind uns bereits dessen sicher. Die Schlüsselfrage ist, in welcher Entfernung sie sich von der Küste befinden und in was für einer Tiefe“, betonte Chusnullin. Seinen Worten zufolge könne man das Wasser entsprechend dem Verfahren der Ölförderung gewinnen. Und es gebe solche internationalen Erfahrungen. Der Leiter von Rosgeologia Sergej Gorkow hatte damals versprochen, dass ab 15. April Schiffe diese Arbeit aufnehmen würden.

Erklärungen von Krim-Beamten nach zu urteilen, haben diese Arbeit im Asowschen Meer an der Krim-Küste vor dem angekündigten Termin begonnen. Jewgenij Kabanow, Vizepremier der Krim-Regierung, erklärte, dass die Erkundungsarbeiten ein „großes russisches Unternehmen“ durchführen würde. Dessen Namen hat er jedoch nicht genannt. Dies hängt offensichtlich mit den „Krim“-Sanktionen seitens der westlichen Länder zusammen. Und der Ausführende der Arbeiten zieht es vor, seine Tätigkeit nicht publik zu machen.

Untersuchungen der Vorräte an Süßwasser unter dem Asowschen Meer wurden noch zu Zeiten der UdSSR durchgeführt, als aus Erkundungsbohrungen anstelle von Erdöl Süßwasser floss. Wissenschaftler hatten damals angenommen, dass seine Vorräte 100 Milliarden Kubikmeter ausmachen könnten. Zum Vergleich: In allen Stauseen der Krim kann man 127 Millionen Kubikmeter akkumulieren. Und bei einem täglichen Wasserverbrauch von 450.000 Kubikmeter brauchen die Krim-Bewohner im Jahr 164 Millionen Kubikmeter. Das heißt, dass Wasser unter dem Asowschen Meer würde ihnen für mehrere Jahrhunderte reichen.

Der Präsident der Krim-Akademie der Wissenschaften Viktor Tarasenko betonte, dass es in der Welt bereits Erfahrungen aus der Förderung von Wasser auf solch eine Art und Weise gebe, beispielsweise in den Buchten von Neuseeland und unweit der Küste Australiens. Das wohl bekannteste Beispiel aus den internationalen Erfahrungen hinsichtlich einer Versorgung mit unterirdischem (fossilen) Wasser ist der Große Menschengemachte Fluss in Libyen. Dort hatte man auch in den 1960er Jahren anstelle von Erdöl Wasser gefunden, dessen Vorräte mehrere Milliarden Kubikmeter ausmachen. Das grandiose unterirdische Wasserleitungsnetz mit einer Länge von 4.000 Kilometern wurde im Verlauf von 20 Jahren etwa ab 1984 geschaffen. Für den Bau wurden rund 25 Milliarden Dollar aufgewandt. Täglich werden durch das Netz etwa 6,5 Millionen Kubikmeter Wasser in die nördlichen Landesregionen gepumpt. Wobei die Selbstkosten für einen Kubikmeter unter Berücksichtigung der Kosten für die Förderung und den Transport 0,35 Dollar ausmachten. An der Stelle sei angemerkt, dass in Moskau der Tarif für kaltes Wasser in diesem Jahr 42,3 Rubel (umgerechnet etwa 0,54 Dollar) je Kubikmeter ausmacht, und auf der Krim – 31,55 Rubel (umgerechnet 0,4 Dollar).

Sergej Aksjonow ist jedoch der Meinung, dass das Problem des Wassermangels in der Krim-Republik nur eine Entsalzung lösen könne. Der Bau von zwei Entsalzungsanlagen mit einer Leistung von 20.000 Kubikmeter am Tag bis zum Jahr 2025 wurde im Februar in das korrigierte föderale Programm für die Entwicklung der Krim und von Sewastopol aufgenommen. Vorgesehen ist, dass sie in Jalta und bei Simferopol, in der Ortschaft Frunse errichtet werden. Es wurde mitgeteilt, dass eine Anlage drei Milliarden Rubel kostet. Zuvor hatte jedoch Marat Chusnullin vorgeschlagen, sie nur im Falle einer akuten Notwendigkeit zu bauen, wobei er dies mit der Kostspieligkeit motivierte.

In der Russischen Föderation gibt es keine notwendigen Entsalzungstechnologien. In der einzigen in der UdSSR errichteten Anlage (ihr Entwickler war das Keldysch-Zentrum, das heute zur russischen Raumfahrtagentur Roskosmos gehört) wird das Destillationsverfahren eingesetzt, während in allen heute in der Welt errichteten Entsalzungsanlagen das Verfahren der umgekehrten Osmos genutzt wird, bei dem das Meereswasser unter Druck durch eine Membrane gepresst wird. Und das Salz bleibt draußen. Bedenken lösen auch die bescheidenen Ausmaße der für die Errichtung geplanten Entsalzungsanlagen aus. In Tunesien arbeitet beispielsweise seit 2018 ein Betrieb mit einer Leistung von täglich 50.000 Kubikmetern (Baukosten: 75 Millionen Euro). Und in Israel wird bei Tel Aviv ein gigantischer Betrieb mit einer Leistung von 550.000 Kubikmetern am Tag errichtet. Die Krim-Sanktionen verbieten jedoch die Lieferung westlicher Technologien. Und Russland muss entweder erneut das Fahrrad erfinden oder versuchen, Lieferanten zu finden, die unempfindlich gegenüber den Sanktionen sind. Oder es muss gehofft werden, dass es gelingt, den Trick zu wiederholen, wie bei den Lieferungen deutscher Turbinen für Krim-Kraftwerke bzw. der dänischen Grundfos-Pumpen mit Siemens-Motoren aus Deutschland.

Laut Angaben der Weltbank kostet das Entsalzen von einem Kubikmeter im Durchschnitt 0,6 bis 1,7 Dollar. Der wissenschaftliche Leiter des Instituts für Wasserprobleme der Russischen Akademie der Wissenschaften, Viktor Danilow-Danilian, erläuterte aber, dass es sich um destilliertes Wasser handele, dass zum Trinken ungeeignet ist. Und unter Berücksichtigung der speziellen Wasseraufbereitung steigen die Kosten auf drei bis sechs Dollar, d. h. bis auf 230 bis 460 Rubel für einen Kubikmeter Trinkwasser, was für die Bürger Russlands inakzeptabel sei.

Außerdem ist das Entsalzen entsprechend jeglichem Verfahren sehr energieaufwendig. Für die Gewinnung eines Kubikmeters Wasser sind rund 3,5 kWh notwendig. Nach Organisierung der Energiebrücke Krim-Kuban und der Errichtung der Gasturbinen-Kraftwerke Taurien und Balaklawa haben die Kapazitäten in der Republik signifikant zugenommen. Der Stromverbrauch der Krim beläuft sich auf rund 1000 Megawatt. Und die Gesamtressourcen machen unter Berücksichtigung der Inbetriebnahme der neuen Objekte mehr als 2000 Megawatt aus.

Die Beamten erklären aber, dass auch ohne die Entsalzungsanlagen bald der Strom erneut nicht ausreichen werde. Bis zum Jahr 2026 brauche die Krim zusätzliche Stromquellen. Daher müsse man auf der Halbinsel noch ein Wärmekraftwerk errichten, erklärte Boris Ajujew, Leiter des „Systembetreibers des Einheitlichen Energiesystems“.

Derweil hegen die Beamten der Krim weiter Pläne, gegen die Ukraine ein Strafverfahren aufgrund der Wasserblockade der Krim einzuleiten. Sergej Trofimow, Vorsitzender des Ausschusses für Gesetzgebung des Staatsrates der Krim, erklärte, dass die Arbeitsgruppe zur Analyse des durch die Ukraine zugefügten Schadens darauf bestehe, über fünf Staatsbürger der Ukraine strafrechtlich zur Verantwortung zu ziehen, unter anderem auch Ex-Präsident Petro Poroschenko. Dabei betonte Trofimow, dass die entsprechenden Artikel des Strafgesetzbuches keine Verjährungsfrist vorsehen würden. Und Experten versichern, dass sie Beweise für die Verbrechen seitens der Ukraine gefunden hätten. Aufgrund der seit 2014 bestehenden Wasserblockade würde sich unter anderem die Population einer Reihe von unter Schutz stehenden Vögeln, die im Norden der Krim zu Hause sind, verringern.