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Suworow kann heiliggesprochen werden. Dies ist aber nicht sicher.


Verteidigungsminister Sergej Schoigu hat vorgeschlagen, Alexander Suworow heilig zu sprechen. In der Russischen orthodoxen Kirche hat man hinsichtlich dieser Idee keinen besonderen Enthusiasmus bekundet, aber zugesagt, „Materialien über sein Leben und Informationen über Wundertaten, die durch ihn vollbracht wurden“, zusammenzutragen. Allerdings ist dies nicht das erste Mal, das die Kirche dem großen Feldherrn den Status eines Heiligen verwehrt.

Der Vorsitzende der Synodalkommission für eine Kanonisierung von Heiligen des Moskauer Patriarchats, der Vorsteher (Abt) des Waalam-Klosters und Bischof von Troizk Pankratij (Scherdjew), berichtete, dass sich Schoigu persönlich an die geistliche Führung der Russischen orthodoxen Kirche mit dem Vorschlag gewandt habe, Suworow heilig zu sprechen. Dafür seien jedoch nicht nur staatliche und gesellschaftliche Verdienste des Anwärters erforderlich, sondern auch das Vorhandensein von Wundertaten. Nur in diesem Falle könne ihn die Kirche für die Prozedur einer Heiligsprechung empfehlen. Der Patriarch von Moskau und Ganz Russland Kirill hat bereits dem Verteidigungsminister zugesagt, „aus diesem Anlass Materialien zusammenzutragen“. Chancen gibt es jedoch nicht so viele.

Bereits 2016 hatte das Alexander-Suworow-Gedenkmuseum in Sankt Petersburg verkündet, dass es begonnen hätte, dokumentarische Belege dafür zu sammeln, um sie zur Behandlung der Synod der Russischen orthodoxen Kirche zwecks Heiligsprechung des russischen Helden vorzulegen. Aber außer Zeugnissen der Volksliebe gegenüber dem Feldherrn, der Verehrung seines Namens und der Erinnerungen an ihn, wovon der damalige Museumsdirektor Wladimir Gronskij gesprochen hatte, war in der Biografie des russischen Generalissimus nichts Übernatürliches gefunden worden. Und die Kirchenfrage war zeitweilig vertagt worden.

Im November des Jahres 2020 kehrte man wieder zu ihr zurück. Dieses Mal ging der Vorschlag vom stellvertretenden Vorsitzenden des Weltweiten russischen Volkskonzils Konstantin Malofejew aus. „Seit der Kindheit war Alexander Wassiljewitsch ein zutiefst gottesfürchtiger Mensch, er sang in einem (Kirchen-) Chor. Historische Untersuchungen bestätigen seine persönliche Gläubigkeit und ausschließliche Haltung zur Frage der ehelichen Treue. Die militärischen Siege Suworows kann man nicht nur mit seinem Feldherrentalent in Verbindung bringen. Sie waren in allen Zeiten mit einem innigsten und aufrichtigen Gebet verbunden. Ende 1798 hatte der Feldherr beschlossen, die Mönchsweihe im Nilow-Kloster (ein 1555 gegründetes russisches-orthodoxes Kloster auf der Insel Stolobny im Seligersee in den Waldaihöhen 300 km nordwestlich von Moskau – Anmerkung der Redaktion) anzunehmen, worüber er eine Bitte an Zar Pawel I. gesandt hatte. Und nur der berühmte Italien- und der Schweizer Feldzug, die siegreich kurz vor dem wahrhaft christlichen Ableben des Feldherrn zu Ende gegangen waren, hatten daran gehindert. Es bestehen keine Zweifel, dass Alexander Suworow in seinem asketischen Leben zwei anderen von der Russischen Kirche gepriesenen Kriegern – dem edlen Fürsten Alexander Newskij und dem rechtgläubigen Krieger Feodor Uschakow – sehr nahe war“. So hatte Malofejew seine Bitte begründet.

Aber auch damals hatte die Russische orthodoxe Kirche Einwände gefunden. Wie der Stellvertreter des Verwalters der Angelegenheiten der Moskauer Patriarchie, der Bischof von Selenograd Sawwa (Tutunow), erläuterte, „ist eines der Probleme auf dem Gebiet der Kanonisierung die Mythologisierung (Mythenbildung), wenn die Heroisierung eines würdigen Menschen eine Verherrlichung als Heilige ersetzt“. „Dies ist eines der Risiken, dass eine sorgfältige Fixierung und Überprüfung der Wahrhaftigkeit von Wundertaten zu besonders wichtigen macht. Schließlich sind wahre Wundertaten schon keine Überlegungen von Menschen über einen Menschen, sondern ein Zeugnis Gottes über ihn. Natürlich mit der Hoffnung, dass die zu fixierenden Wundertaten nicht aus der Serie „Bei Ihnen hat es Fälle gegeben? Folglich wird es sie geben“ sind“, hatte der Oberhirte angemerkt.

Jetzt, da sich der Verteidigungsminister mit dieser Bitte an Patriarch Kirill wandte, und die Frage einer Kanonisierung Suworows allem nach zu urteilen begonnen hat, eine wichtige staatliche Bedeutung zu erlangen, kann man sich in der Kirche von dieser Idee schon nicht distanzieren. Daher hat der Vorsitzende der Synodalkommission für eine Kanonisierung von Heiligen Bischof Pankratij (Scherdjew) alle und jeden aufgerufen, Materialien über das Leben des Feldherrn zusammenzutragen, „über jene Wundertaten, die vollbracht wurden und um die wir (in der Russischen orthodoxen Kirche – „NG“) nicht wissen“. Und dieses Mal versprach Bischof Pankratij: „Wenn wir hinreichend viel Material haben werden, werden wir bereits gründlich zu dieser Frage zurückkehren“.