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Umweltkatastrophe in der Arktis


Bekanntlich wurde bereits am 29. Mai einer der Dieseltanks im Wärmekraftwerk 3 (TEZ-3) von Norilsk (einer Großstadt im Norden der russischen Region Krasnojarsk, hinter dem Nördlichen Polarkreis), das einem Tochterunternehmen von „Norilsk Nickel“ gehört, beschädigt. Und infolgedessen sind rund 21.000 Tonnen Dieselkraftstoff in das Flüsschen Ambarnaja geflossen. Einen Großteil des Kraftstoffs gelang es zu stoppen, obgleich dennoch ein Teil von ihm in den Pjasino-See gelangte, von wo aus er über den gleichnamigen Fluss in die Karasee fließen kann (bis zu ihr sind es allerdings 800 Kilometer, und der See kann die Schmutzstoffe ein, zwei Jahre aufhalten). Für die Beseitigung der Folgen der Havarie im TEZ-3 in Norilsk werden rund 10 Milliarden Rubel (umgerechnet über 129 Millionen Euro) oder mehr nötig sein, teilte der Chef des Konzerns „Norilsk Nickel“, Wladimir Potanin mit. So beantwortete er die Frage des russischen Präsidenten Wladimir Putin, der gebeten hatte, die Kosten für die Schadensbeseitigung nach dem Austritt der 20.000 Tonnen Dieselkraftstoff abzuschätzen. W. Potanin versprach dem Staatsoberhaupt, dass sein Unternehmen das Öko-System, wo sich der Vorfall ereignet hatte, in einen normalen Zustand zurückbringen, aber auch die Wiederherstellung der Umwelt nach der Havarie im TEZ-3 vollkommen finanzieren werde. Das berichtete unter anderem die Nachrichtenagentur RIA Novosti. Laut Angaben der Agentur könne der Schaden durch die Umweltverschmutzung aufgrund des Austritts des Dieselkraftstoffs in Norilsk 10,2 Milliarden Rubel (umgerechnet etwa 132 Millionen Euro) übersteigen. Diese Zahl nannte der Projektdirektor der russischen Greenpeace-Filiale, Wladimir Tschuprow. Zuvor hatte die russische Greenpeace-Filiale den Schaden entsprechend einer vom russischen Ministerium für Umweltschutz angewandten Methodik mit 6 Milliarden Rubel beziffert, nun aber hat sie diese Zahl korrigiert. Nach Aussagen von W. Tschuprow sei man bei Greenpeace von der Erklärung der russischen Aufsichtsbehörde für Umweltschutz Rosprirodnadsor ausgegangen, wonach 15.000 Tonnen von den ausgetretenen 20.000 Tonnen Kraftstoff ins Wasser geraten seien.  

„Norilsk Nickel“ erklärte, dass innerhalb von 14 Tagen der in die Gewässer geratene Kraftstoff entfernt werde, wofür ein Team des Seerettungsdienstes aus Murmansk hinzugezogen worden sei, das Erfahrungen aus der Beseitigung von mehr als 50 Vorfällen eines Austritts von Erdölprodukten in verschiedenen Regionen der Welt besitze. Nach Norilsk sind auch ein Havarie- und Rettungsteam von „Gazprom Neft“ sowie Mitarbeiter des Katastrophenschutzministeriums aus Nowosibirsk geflogen.

Gegenwärtig ist eines der Hauptprobleme die Klärung der Ursachen dieser Katastrophe. Laut einer der bisher kursierenden Versionen sei die Klimaerwärmung, die zu einem Auftauen des Permafrostbodens führt, die Ursache. 

Das Mitglied des Komitees für Naturnutzung und Ökologie der russischen Industrie- und Handelskammer und Leiter des Analytischen Zentrums für eine stabile Entwicklung der Arktis, Alexander Bagin, warnt, dass sich in der Arktis alle Gebäude und Bauten – sowohl der Industrie als auch die zivilen – schon seit langem in einer Risikozone befinden würden. „Das Aufwärmen des Permafrostbodens geschieht schon mehrere Jahrzehnte lang. Und jetzt sind alle Bauten, die sich in dessen Bereich befinden, in der Risikozone. Dies ist ein generelles Unheil. Das Problem kann sowohl in Jakutien als auch in Workuta auftreten. Dieses Problem ist im Erlass des Präsidenten über die Grundlagen der staatlichen Politik in der Arktis markiert worden. Es figuriert auch in der sich in Vorbereitung befindenden Strategie für die Entwicklung der Arktis bis zum Jahr 2035, die das analoge Dokument ablösen wird, das seit 2013 und bis einschließlich 2020 gilt“, betonte er.  

Nach Meinung von A. Bagin wird man die genaue Schadenssumme überschauen können, nachdem ein Rekultivierungsplan vorbereitet worden ist. Das schreibt der Anatolij Komrakow, Korrespondent der Wirtschaftsabteilung der „NG“. 

Laut Erläuterungen von „Norilsk Nickel“ sei die Hauptursache für die Havarie die Erwärmung unter den Bedingungen des Permafrostbodens, die zu einer Bewegung der Gründung der Kraftstofftanks geführt hätte. Der Konzern erklärt gleichfalls, dass er rechtzeitig unterschiedliche Instanzen über die Havarie informiert habe. Dieser Fakt wurde jedoch durch den Gouverneur der Verwaltungsregion Krasnojarsk, Alexander Uss, und den Leiter des Katastrophenschutzministeriums bei einer Beratung beim Präsidenten am Mittwoch bestritten. Sie habe die Information über die Havarie angeblich erst zwei Tage später erreicht. 

Es kann aber nicht ausgeschlossen werden, dass die Ursache ein Verstoß gegen die Regeln zur Lagerung des Kraftstoffs oder einfach eine Ermüdung des Metalls, aus dem die Tanks errichtet wurden, war. 

Im Ergebnis der Havarie sind inzwischen mehrere Strafverfahren eingeleitet worden. Festgenommen wurde der „Sündenbock“, zu dem man bisher einen Abteilungsleiter des TEZ-3 gemacht hat. Und am Donnerstag brachen die Aktien von „Norilsk Nickel“ um 7,5 Prozent an der Moskauer Börse ein, nachdem der Pressesekretär des Kremlchefs, Dmitrij Peskow, erklärt hatte, dass man „die Wahrheit über das rechtzeitige Informieren und die Schuldigen der Havarie ermitteln“ müsse.