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Wir sind uns sicher, dass alles gut wird.


Kurz ist sie dieses Mal ausgefallen, die Neujahrsansprache des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Ganze drei Minuten und 35 Sekunden. Es war eine der kürzesten des Kremlchefs. Im vergangenen Jahr dauerte sie zehn Sekunden länger, und im Jahr 2022 zog sie sich gar neun Minuten in die Länge. Es war zu spüren, dass auch für Russlands Staatsoberhaupt das Jahr 2024 kein einfaches gewesen war. Positive Höhepunkte hatte es da gegeben (erinnert sei nur an den BRICS-Gipfel in Kasan in der dritten Oktoberdekade), aber auch schwierige Momente (fast bis ans Jahresende). Im Wissen darum formulierte Wladimir Putin seine Neujahrsbotschaft und war bestrebt, Optimismus zu vermitteln. Das Jahr 2025 wird in Vielem zu einem entscheidenden für die Entwicklung des Landes, analysiert man die Aussagen und Meinung nicht nur von Experten, sondern auch von Bürgern Russlands. Groß sind die Hoffnungen auf eine Beendigung des Ukraine-Krieges, der am 24. Februar seinen dritten traurigen Jahrestag erleben wird. Die täglichen Meldungen aus dem russischen Verteidigungsministerium demonstrieren, dass die Truppen Russlands am Drücker sind. Erfolge werde von der gesamten Frontlinie gemeldet. In Sankt Petersburg hatte Putin am 26. Dezember erklärt, dass das Land eine Beendigung des Konflikts anstrebe. Freilich ist dabei ein Waffenstillstand für Moskau ausgeschlossen. Ziel ist es, einen Friedensschluss zu erreichen, der für lange Zeit die Sicherheit Russlands gewährleisten wird. Und letztlich zu den russischen Bedingungen, die im Jahr 2022 in den Vereinbarungen von Istanbul nach Verhandlungen mit Kiewer Vertretern festgeschrieben worden waren. Offen ist dabei heute, mit wem Moskau letztlich diesen Friedensschluss vereinbaren wird und welche Rolle dabei Donald Trump spielen könnte, der ja bekanntlich am 20. Januar sein Amt als neuer US-Präsident antreten wird. 33 Prozent der im Dezember befragten Bürger Russlands erwarten im neuen Jahr auf jeden Fall einen Abschluss der sogenannten militärischen Sonderoperation in der Ukraine, wie die Stiftung „Öffentliche Meinung“ ermittelte. Die Soziologen der kremlnahen Stiftung fanden gleichfalls heraus, dass Menschen im Land eine Verbesserung der Situation in der Wirtschaft, eine Anhebung der Löhne, Gehälter und Renten sowie generell des Lebensniveaus, aber auch eine weitere Verstärkung der Positionen Russlands in der Welt erwarten. Was die Wünsche für den wirtschaftlichen und sozialen Bereich angeht, so gab es bereits am 1. Januar einige Dämpfer, schaut man sich nur einmal die Meldungen der russischen Nachrichtenagenturen an. Informiert wurde über Anhebungen der Tarife im öffentlichen Nahverkehr, die Preise für Benzin und Dieselkraftstoff steigen weiter, die Inflationsrate in Russland lässt bisher nur Trübsal aufkommen. Und wer an einen Auto-Kauf denkt, wird im neuen Jahr noch tiefer in die Geldbörse greifen müssen, da die Preise auf dem PKW-Markt durch die Verschrottungsgebühren (die sind Bestandteil der Endverkaufspreise) in die Höhe getrieben werden. Ab 1. Januar sind diese Gebühren um zehn bis zwanzig Prozent gestiegen, nachdem die letzte Anhebung um 70 bis 85 Prozent gerade erst seit dem 1. Oktober galt. Offiziell begründet wird dies mit einem Schutz des lokalen Marktes vor einer Expansion der ausländischen Importe. Ob diese Argumentation den Durchschnittsbürger aber überzeugt, steht auf einem anderen Blatt. Erwartungsgemäß ging Wladimir Putin in seiner Neujahrsansprache auf den 80. Jahrestag des Sieges im Großen Vaterländischen Krieg ein, der am 9. Mai dieses Jahres begangen wird. In großen Dimensionen und mit zahlreichen internationalen Gästen, vor allem aus GUS-Ländern, denn der Sieg über die Hitlertruppen wurde bekanntlich durch das multinationale sowjetische Volk mit großen Opfern errungen. Der Kremlchef ließ dabei in seiner kurzen Ansprache den Aspekt aus, dass die entsprechende Geschichtsschreibung keine Abweichungen von der generellen offiziellen Linie, Verzerrungen oder gar Versuche eines Umschreibens dulden wird. Die Redaktion „NG Deutschland“ hat für ihre LeserInnen eine Übersetzung der Neujahrsansprache von Wladimir Putin vorbereitet. „Sehr geehrte Bürger Russlands! Liebe Freunde! Buchstäblich in wenigen Minuten wird das neue Jahr 2025, das das erste Viertel des 21. Jahrhunderts beschließen wird, seine Rechte antreten. In Russland war dieser Zeitraum von vielen, darunter historisch bedeutsamen, großen Ereignissen geprägt worden. Wir stellten uns große Ziele und haben sie erreicht, wobei wir mehrfach Prüfungen bewältigten, denn wir waren zusammen. Gerade so erstarkte unsere Einheit, unser Glaube an uns und an unsere Kräfte, an unsere Möglichkeiten. Ja, wir haben noch Vieles zu lösen. Wir können aber zu Recht darauf stolz sein, was bereits getan wurde. Dies ist unser gemeinsames Gut – eine zuverlässige Grundlage für die weitere Entwicklung. Unser Land — ein unabhängiges, freies und starkes – vermochte auf die schwierigsten Herausforderungen eine Antwort zu geben. Und jetzt, an der Schwelle zum neuen Jahr denken wir an die Zukunft. Wir sind uns sicher, dass alles gut wird. Wir werden nur voranschreiten. Wir wissen genau, dass ein absoluter Wert für uns das Schicksal Russlands, das Wohlergehen seiner Bürger waren, sind und sein werden. Die aufrichtigen Gefühle für die Heimat erfüllen unser Leben mit einem großen Gedanken. Und das Bestreben, seinen Beitrag für die Verteidigung ihrer Souveränität, Sicherheit, Interessen und freien Entwicklung zu leisten, wurde für uns zu einer Ehrensache. In dieser Silvesternacht sind die Gedanken, die Hoffnungen von Verwandten und Nächsten, von Millionen von Menschen in ganz Russland bei unseren Kämpfern und Kommandeuren. Sie sind wahre Helden, die die große ehrenvolle Arbeit übernommen haben, Russland zu verteidigen, unserem Volk stabile Garantien für Frieden und Sicherheit zu gewährleisten. Wir sind auf Ihren Mut und Ihre Tapferkeit stolz, wir glauben an Sie. Zu Ihren Ehren, zum Ruhme des 80. Jahrestages des Großen Sieges und als Zeichen der Achtung gegenüber den Erinnerungen an unsere Vorfahren, die die ganze Zeit für die Heimat kämpften, ist das anbrechende Jahr 2025 in Russland zum Jahr des Vaterlandsverteidigers erklärt worden. Wir sind die Kinder, Enkel und Urenkel der Generation, die den Nazismus zerschlagen hat. Wir sind dem Vermächtnis und den Traditionen unserer Veteranen treu ergeben. Liebe Freunde, wir stehen stets dem Jahreswechsel herzlich und frohgemut gegenüber und hoffen, dass unsere Träume und Gedanken, die besten Absichten unbedingt wahr werden. Bis zum Anbruch des neuen Jahres ist ganz wenig Zeit geblieben. In diesen Minuten sind die nächsten Menschen neben uns – dies sind unsere Familien, die Kinder, Eltern und Enkel, unsere Freunde und Kampfkameraden. Ich wünsche Wohlergeben und Prosperieren jedem unserer Häuser, jeder unserer Familien und unserem geliebten Land Russland. Wenn wir zusammen sind, wird alles erfüllt. Ich wünsche ein frohes neues Jahr, liebe Freunde. Auf das neue Jahr 2025!“