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Die Teilnehmer von „Sea Breeze“ versuchen, das Verteidigungssystem der Krim zu erkunden


Die im Schwarzen Meer begonnenen Manöver der USA und der Ukraine „Sea Breeze 2021“, an denen Militärs vieler Mitgliedsländer des Nordatlantikpaktes teilnehmen, gehen immer mehr über den Rahmen gewöhnlicher regionaler Manöver hinaus. Jedes der 40 Schiffe und jedes der 30 Flugzeuge der NATO ist bereit, die Aktion des britischen Zerstörers „Defender“ zu wiederholen. Letzterer hatte im Vorfeld des Beginns der Manöver versucht, die Bereitschaft der russischen Grenzer zur Verteidigung der Krim zu testen. Ihren Versuch unternahm die niederländische Fregatte „Zr.MS. Evertsen“, die den Versuch unternahm, sich der Meerenge von Kertsch zu nähern. Um keine Verletzung der Grenze zuzulassen, ließen die russischen Militärs Su-30-Kampfjets und Su-24-Bombenflugzeuge aufsteigen. Danach änderte das Schiff seinen Kurs.

Das Verteidigungsministerium der Niederlande hat bereits die Russische Föderation unfreundlicher Handlungen bezichtigt, wobei es erklärte, dass die russischen Militärs die Besatzung der „Evertsen“ „mehrere Stunden lang einzuschüchtern suchten“, indem sie „Scheinangriffe flogen“. In einer zu dem Zwischenfall veröffentlichten Mitteilung heißt es, dass die Militärflugzeuge „gefährlich tief und nahe“ zum Schiff geflogen sind“ und „mit Bomben und sogenannten Raketen der Klasse „Luft-Boden“ bewaffnet waren“. Danach hätten auf der „Evertsen“ angeblich Störungen in der Arbeit der elektronischen Apparatur begonnen. Wie im niederländischen Verteidigungsministerium hinzugefügt wird, hätten die Handlungen Russlands das Recht auf die freie Nutzung der Meere verletzt und würden die gemeinsamen Abkommen widersprechen, die im INCSEA-Vertrag dargelegt worden sind und durch die gefährliche Situation auf See verhindert werden. Im russischen Verteidigungsministerium war man lakonischer, indem man in dem Geiste antwortete: „Sie haben doch selbst schuld, sie müssen ja nicht ihre Nase dorthin stecken, wo sie nichts zu suchen haben“.

Nach Aussagen des offiziellen Sprechers des Verteidigungsministeriums, Generalmajor Igor Konaschenkow, würden die Manöver „Sea Breeze 2021“, die als rein maritime deklariert werden, weit über die Grenzen des Schwarzen Meeres hinausgehen, indem sie die Anlandung von Marineinfanteristen, aber auch Handlungen der NATO-Spezialeinsatzkräfte zusammen mit Landstreitkräften auf dem Territorium der Ukraine vorsehen würden. „Konkret auf Truppenübungsplätzen in den Verwaltungsgebieten Cherson und Nikolajew“, präzisierte Konaschenkow, wobei er hinzufügte, dass die Manöver vor dem Hintergrund der nicht aufhörenden Anschuldigungen seitens der westlichen Länder gegen Russland aufgrund der Verstärkung des militärischen Potenzials an den südwestlichen Grenzen erfolgen würden.

Professor Wadim Kosjulin von der Akademie für Militärwissenschaften ist der Auffassung, dass der Zerstörer „Defender“ und die Fregatte „Evertsen“ als erste den maritimen Teil der Manöver abgearbeitet hätten, indem sie eine Basis von Daten vorbereitet hätten, die die Hauptkräfte des Nordatlantikpaktes, die an „Sea Breeze“ teilnehmen, bräuchten. „Großbritanniens Premierminister Boris Johnson kommentierte den Vorfall mit dem Zerstörer und unterstrich, dass „die Nutzung internationaler Gewässer gerechtfertigt war“. Und zwar unter Berücksichtigung der Tatsache, dass das Vereinigte Königreich die Wiedervereinigung (Johnson verwendete den Begriff „Annexion“ – Anmerkung der Redaktion) der Krim mit Russland nicht anerkennt“. Tatsächlich aber ist dies einfach ein Anlass. Für die westlichen Militärs war es wichtiger, die Positionen der Funkortungsstationen und der Küsten-Raketenkomplexe, die die Schiffsbewegungen auf See verfolgen, zu ermitteln. Überprüft wurde die Reaktionszeit der Kräfte und Mittel der Schwarzmeerflotte auf die Veränderung der Situation unweit der russischen Territorialgewässer. Aufgedeckt wurde der Charakter der Antwortmaßnahmen“, betonte Wadim Kosjulin.

Die Frage der Antwortmaßnahmen auf die Aktivitäten der NATO-Kräfte ist eine der Schlüsselfragen in der entstandenen Situation. Im russischen Verteidigungsministerium spricht man von einem beispiellosen Druck des Nordatlantikpaktes auf die südlichen Grenzen Russlands. Verteidigungsminister Sergej Schoigu betonte, dass die Länder in den letzten Jahren die Häufigkeit und die Intensität der Flüge ihrer strategischen Luftstreitkräfte und die Präsenz von Kriegsschiffen mit Flügelraketen um einiges erhöhte, aber auch die Anzahl der Manöver in der Nähe der russischen Grenzen aufgestockt hätten. Wie der Minister betonte, seien allein im Jahr 2021 im Bereich des Schwarzen Meeres und unmittelbar auf dem Territorium der Ukraine sieben gemeinsame Militärmanöver, an denen Kräfte der Allianz teilnehmen, geplant worden.

Als Antwort hat Moskau seine Manöver unweit von Zypern veranstaltet. Der Raketenkreuzer „Moskau“, der mit den Schiffsabwehr-Flügelraketen „Basalt“ bewaffnet ist, die Fregatten „Admiral Essen“ und „Admiral Makarow“ mit „Kaliber“-Raketen und die U-Boote „Staryj Oskol“ und „Rostow am Don“, aber auch die mit den Hyperschallraketen „Kinschal“ („Dolch“) MiG-31K-Jets haben eine „Jagd“ auf den neuesten britischen Flugzeugträger „Queen Elizabeth“ erklärt, der sich gerade zufällig im Mittelmeer befand. In der Region des Schwarzen Meeres haben in dieser Zeit die Besatzungen der Küstenraketenkomplexe „Ball“, „Bastion“ und „Rubesh“ („Grenze“), aber auch der Luftabwehrraketensysteme S-400 „Triumph“ und „Panzer“ agiert. In Gefechtsbereitschaft wurden die Luftstreitkräfte versetzt.

Im Verlauf der am 30. Juni stattgefundenen „Bürgerfragestunde“ kommentierte der russische Präsident Wladimir Putin den Zwischenfall mit dem britischen Zerstörer „Defender“. Er teilte mit, dass, selbst wenn Russland dieses Schiff versenkt hätte, „es schwer gewesen wäre sich vorzustellen, dass die Welt an den Rand eines Dritten Weltkrieges geraten wäre“. Allerdings, jenen Handlungen nach zu urteilen, die der Westen für eine Zügelung der „russischen Aggression“ unternimmt, ist an einen friedlichen Ausgang immer weniger zu glauben. Besonders vor dem Hintergrund dessen, dass man in der NATO ernsthaft die Möglichkeit der Führung eines lokalen Nuklearkrieges unter Verwendung taktischer Gefechtssätze geringer Stärke prüft. Deren Anwendung kann man auch im Verlauf der Manöver „Sea Breeze 2021“ trainieren.