Unabhängige Zeitung

Private Tageszeitung

Das Pentagon sammelt Offensivwaffen für die Ukraine in der ganzen Welt


Die USA streben an, den Kreis der Länder auszudehnen, die der Ukraine militärische Hilfe leisten können. Am 26. April wird auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Rammstein in Deutschland unter dem Vorsitz von Pentagon-Chef Lloyd Austin eine internationale Konferenz stattfinden, die diesem Thema gilt. Wie der offizielle Sprecher des US-Verteidigungsministeriums John Kirby mitteilte, werden Vertreter von mehr als 20 Staaten an ihr teilnehmen. Einladungen zu dem Forum waren an Verteidigungsministerien von 40 Ländern gesandt worden.

Bisher ist unbekannt, Vertreter konkret welcher Staaten an der Konferenz teilnehmen werden. Im Pentagon unterstreicht man aber, dass dies „nicht nur NATO-Länder“ sein werden. Die Internationalisierung des militärischen Konflikts in der Ukraine geht somit in eine neue Phase über. Dabei hat Washington durch den offiziellen Vertreter der Vereinigten Staaten bei der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) Michael R. Carpenter bereits aufgerufen, die Ukraine „mit modernsten Waffen und Munition ohne den Abschluss langfristiger Verträge, unverzüglich“ zu versorgen. Und die USA geben allen ein Beispiel dafür, wie man dies tun müsse.

Im Pentagon hatte man dieser Tage ein neues Paket militärischer Hilfe für die Ukraine über eine Summe von 800 Millionen Dollar angekündigt. Und insgesamt hat Washington laut Pentagon-Angaben Kiew seit dem 24. Februar 3,4 Milliarden Dollar bereitgestellt. Insgesamt aber hat die Ukraine in der Zeit des Wirkens der Administration von Präsident Joseph Biden militärische Ressourcen über eine Summe von über vier Milliarden Dollar erhalten.

Derzeit liefern das Pentagon und andere NATO-Staaten vor allem modernste Offensivwaffen an die Ukraine, die entsprechend von Bitten ukrainischer Spezialisten sogar überarbeitet worden sind. Bei einem der jüngsten Briefings teilte John Kirby beispielsweise mit, dass für die Bedürfnisse der ukrainischen Streitkräfte die Lieferung von mehr als 120 taktischen Drohnen vom Typ „Phoenix Ghost“ beginne. Betont wurde, dass diese Drohnen über taktische Eigenschaften verfügen würden, die den Systemen „Switchblade“ ähnlich seien. Und entwickelt wurden sie in der US Air Force als Antwort auf die Anforderungen, die durch das ukrainische Kommando formuliert worden waren. Konkret welche Anforderungen an die Drohnen die Spezialisten der Streitkräfte der Ukraine gestellt hatten, wird nicht mitgeteilt. Im Pentagon hebt man hervor, dass die Kamikaze-Drohne „Phoenix Ghost“ „als eine preiswerte ansieht, die in der Lage ist, sich automatisch auf das entsprechende Ziel auszurichten“ (entsprechend dem Prinzip „geschossen – vergessen“).

Angemerkt sei, dass aus den USA Lieferungen auch von über 700 vollautomatischen Sperr-Drohnen vom Typ „Switchblade“ in die Ukraine beginnen. Sie werden in zwei Versionen eingesetzt. Die leichte ist für eine Vernichtung von Militärs des Gegners bestimmt, die schwere – für eine Bekämpfung gepanzerter Objekte. Das Internetportal Drive hatte früher berichtet, dass die erste Partie aus 100 „Switchblade“-Drohnen bereits für die Bedürfnisse der ukrainischen Streitkräfte geliefert worden sei. Die nächste Partie aus 300 Exemplaren werde in der nächsten Zeit in die Ukraine gesandt. Das Pentagon erklärte gleichfalls, dass Washington seit Februar mindestens 7.100 „Javelin“-Panzerabwehrkomplexe und 2.200 mobile „Stinger“-Luftabwehr-Raketenkomplexe an Kiew übergeben hätte. Außerdem seien bis zu 12.000 Einweg-Panzerabwehrwaffen vom Typ AT-4, 1000 Panzerabwehr-Minenwerfer unterschiedlicher Modifikationen, 7.200 Schusswaffen sowie rund 40.000 Patronen, aber auch 21 Millionen Geschosse für Minenwerfer und die Artillerie geliefert worden.

Laut Angaben des russischen Verteidigungsministeriums habe die Ukraine mit Stand vom 24. April 72 Prozent der Feldartilleriewaffen und Minenwerfer und 53 Prozent der reaktiven Raketenwerfer verloren. Vollkommen erschöpft sei die Reserve an Panzern und anderen gepanzerten Fahrzeugen von vor zwei Monaten.

Mit Stand vom 24. Februar soll es in den ukrainischen Streitkräften laut Angaben Moskaus 2416 gepanzerte Fahrzeuge gegeben haben. Und bis zum 24. April hätten die russischen Truppen bereits 2496 gepanzerte Fahrzeuge vernichtet. Laut Angaben des Verteidigungsministeriums der Russischen Föderation würden die Streitkräfte der Ukraine aber weiterhin gegen die russischen Truppen Panzer und Schützenpanzerwagen einsetzen. Woher stammen sie aber? „Eine große Partie von T-72-Panzern, Schützenpanzern und Schützenpanzerwagen aus sowjetischer Produktion haben Polen und die Slowakei in die Ukraine geliefert. Solche Panzer und Gefechtsfahrzeuge liefert auch Slowenien an Kiew. Aber auch andere frühere sozialistische Länder. Einen Teil der beschädigten Panzer haben Reparaturbetriebe der ukrainischen Streitkräfte instandgesetzt. Ein Teil können erbeutete sein“, erläuterte der „NG“ der Militärexperte und Oberst im Ruhestand Wladimir Popow die Situation.

Mit Besorgnis betonte der Experte, dass begonnen werde, neben gepanzerten Fahrzeugen massenhaft Artilleriewaffen und reaktive Raketenwerfer-Systeme an die Ukraine zu liefern. So werden laut Pentagon-Angaben bereits in den nächsten Tagen zusätzlich M777-Haubitzen mit einem Kaliber von 155 Millimetern aus den USA in die Ukraine geliefert, aber auch Transportmittel für deren Einsatz sowie 144.000 entsprechende Artilleriegeschosse. Es sei angemerkt, dass bereits in der vergangenen Woche 18 solcher 155-mm-Haubitzen und 40.000 Artilleriegeschosse aus den Beständen der Armee und des Korps der Marineinfanterie in die Ukraine gebracht wurden. Weitere vier M777-Haubitzen und Geschosse dazu, aber auch Geschosse für die Panzerabwehrwaffen vom Typ „Carl Gustaf“ hat Kanada dieser Tage in die Ukraine gesandt.

Eine M777-Haubitze hat eine Masse von 4218 Kilogramm. Dies ist relativ wenig, da in der Konstruktion Bauteile aus Titan verwendet werden. Die amerikanische mobile 155-mm-Haubitze, die in den 1970er Jahren in die Bewaffnung aufgenommen wurde, wiegt beinahe das Doppelte. Eine geringere Masse ist beim Einsatz sehr wichtig, da sie erlaubt, die Mobilität der Waffe und die Operativität beim Umverlegen erhöht. Aus einer M777-Haubitze kann man „Excalibur“-Lenkgeschosse abfeuern. Solche Geschosse können satellitengestützt gelenkt werden. Dabei liegt die effektive Reichweite bei 40 Kilometer. Die wahrscheinliche Zielabweichung beträgt ganze fünf Meter, was für die Artillerie ein sehr guter Wert ist. Laut Angaben des Pentagons haben ukrainische Spezialisten bereits eine Ausbildung an derartigen Haubitzen auf einem der NATO-Stützpunkte in Europa absolviert.

Neben den USA und Kanada beabsichtigt Frankreich, selbstfahrende 155-mm-Artilleriewaffen vom Typ „Caesar“ für die Interessen der ukrainischen Streitkräfte zu liefern. Diese Komplexe wie auch die M777-Haubitzen haben eine Reichweite von über 40 km und können ebenfalls Geschosse mit GPS-Zielsuchköpfen abfeuern. Und zuvor hatten die Niederlande ihre Absicht bekundet, selbstfahrende Haubitzen PzH 2000 an Kiew zu liefern.

Angemerkt sei, dass der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij am vergangenen Freitag in einer Videobotschaft den Partnern dankte, die an Kiew „die Waffen übergeben, um die wir gebeten haben“. „In der nächsten Zeit kann es von solchen Waffen erheblich mehr geben, wenn dieser Prozess nicht behindert wird. All dies kann die Durchführung der militärischen Sonderoperation durch Russland erschweren“, meint Wladimir Popow.