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Schoigu berichtete über die Verluste der Armeen Russlands und der Ukraine im Verlauf der Sonderoperation


Verteidigungsminister Sergej Schoigu hat am Mittwoch am 21.9.2022 erklärt, dass im Verlauf der russischen Sonderoperation in der Ukraine 5.937 Menschen in den Streitkräften Russlands gefallen seien. Wie der Chef des Verteidigungsamtes in einem Interview für den staatlichen TV-Kanal „Rossia 24“, das nach der Mitteilung über die Durchführung einer Teilmobilmachung ausgestrahlt wurde, kämpfe die Russische Föderation „gegen den kollektiven Westen“. Und gegen das Land würde „die ganze NATO-Satelliten-Gruppierung“ handeln. Ungeachtet dessen seien laut Angaben Schoigus (die wohl nicht ganz etwas mit der Wirklichkeit gemein haben – Anmerkung der Redaktion) die Verluste der ukrainischen Armee größere. Gefallen seien über 61.000 Militärs.

Russland kämpfe gegen den kollektiven Westen, da die ukrainischen Militärs vollkommen durch westliche Instrukteure kontrolliert werden würden, erklärte der Verteidigungsminister der Russischen Föderation. „Wenn wir darüber sprechen, so haben wir nicht nur die in gewaltigen Mengen gelieferten Waffen im Blick. Wir haben Formen für einen Kampf gegen diese. Sondern auch die Fernmeldesysteme und Systeme zur Informationsverarbeitung sowie die Aufklärungssysteme“, erklärte Schoigu im russischen Staatsfernsehen. „Stellen Sie sich vor: Für sie (die ukrainischen Streitkräfte – Anmerkung der Redaktion), genauer gesagt gegen uns, arbeitet die ganze NATO-Satellitengruppierung. Laut unseren Berechnungen sind über 70 Militär- und über 200 zivile Satelliten dafür im Einsatz, um die Standorte unserer Einheiten zu erkunden“, womit Schoigu im Grunde genommen nur alte Kamellen aufwärmte, da diese Tatsache schon seit Wochen dank US-amerikanischer und britischer Medien bekannt ist.

Nach Aussagen des 67jährigen Ministers mache die Berührungslinie der russischen und ukrainischen Streitkräfte über eintausend Kilometer aus. „Es ist natürlich, dass, was dahinter ist, und das, was sich entlang dieser Linie befindet, dies muss man befestigen. Diese Territorien muss man kontrollieren. Und natürlich wird gerade dafür diese Arbeit in erster Linie geleistet“, sagte Schoigu, wobei er die Teilmobilmachung in Russland im Blick hatte.

Schoigu bemühte sich, Russlands Bürger zu beruhigen, die nicht begreifen, wer und für welche Dauer mobilisiert wird. Nach seinen Worten würde man keine Bürger in die Streitkräfte holen, die „die die Armee nie gesehen und nichts von ihr gehört haben“. Unter die Mobilmachung würden, wie Schoigu sagte, in erster Linie jene fallen, die a) gedient hätten, b) eine erfassbare militärische Spezialisierung besitzen würden, die heute in den Streitkräften gebraucht werde, und c) über Gefechtserfahrungen verfügen würden. „Es ist von keinerlei Mobilmachung und Einberufungen von Studenten, die in Hochschulen studieren, die Rede“, sagte Schoigu. „Mögen alle ruhig zu den Unterrichtsstunden gehen und studieren… Und natürlich, wie auch alles, was jene betrifft, die entsprechend der Einberufung dienen… Sie unterliegen keinerlei Mobilmachung und Entsendung in die Zone der Durchführung der militärischen Sonderoperation“. Die von der Mobilmachung erfassten Personen würden nach Aussagen Schoigus eine Ausbildung oder Umschulung absolvieren: „Es wird eine Abstimmung erfolgen, eine Organisierung von Besatzungen, von Kommandos, Abteilungen und Zügen. Und erst danach, ausschließlich danach werden sie anfangen, die Aufgaben zu erfüllen, die ihnen zugewiesen werden“.

Geplant ist, 300.000 Reservisten einzuberufen. „Hier ist keine solche weitreichende Maschine geplant, die alle schnell erfasst, nein. In diesem Zusammenhang möchte ich sagen, dass, es hat sich so ergeben, wir zur gleichen Zeit entsprechend unseren Plänen Mobilmachungsübungen durchführen müssen. Das heißt: Sie wissen es, dass man da für zwei Wochen oder den einen oder anderen für eine längere Zeit einzieht, um die Fertigkeiten aufzufrischen – das Fahren von Technik, von Gefechtstechnik. Und da aber ist dies mit diesem Ereignis zusammengefallen, mit der Verkündung der Teilmobilmachung“, sagte der Minister, der mitunter so Probleme beim klaren Formulieren seiner Gedanken demonstriert.

Der Chef des Verteidigungsministeriums der Russischen Föderation berichtete am Mittwoch auch von Verlusten der zwei Armeen. „Unsere Verluste machen zum heutigen Tag 5937 Gefallene aus“, erklärte er. „Von der Gesamtzahl der Verwundeten sind mehr als 90 Prozent zum Militärdienst zurückgekehrt“. Ende März hatte das Verteidigungsministerium das letzte Mal offizielle Zahlen vorgelegt, wonach 1351 russische Militärs gefallen und 3825 verwundet worden seien. Nach Aussagen Schoigus seien die Verluste Kiews weitaus wesentlichere. Während es anfangs in den Streitkräften der Ukraine laut russischen Zahlen bis zu 202.000 Menschen gegeben haben soll, so hätten die Verluste im Verlauf der Gefechte mehr als 100.000 Kämpfer ausgemacht – rund 61.000 gefallene und 49.000 verwundete. „Die Hälfte der Armee ist verloren worden“, behauptete Schoigu. „Gerade daher erfolgt bei ihnen (den Ukrainern – Anmerkung der Redaktion) bereits die vierte Mobilmachungswelle. Eingezogen wurden fast 300.000“, sagte Schoigu, um mit diesen Worten seinen Zahlen einen Anschein von Glaubwürdigkeit zu verleihen. „Hier muss aber auch über die Ausbilder gesprochen werden. Aber nicht einfach Ausbilder, sondern Söldner. Söldner, die sich in diesem Umfeld befinden. Und zum heutigen Tag sind von ihnen etwas mehr als eintausend vor Ort geblieben. Der eine oder andere ist abgereist, andere sind gefallen. Mehr als zweitausend Söldner sind ums Leben gekommen“, verkündete der russische Verteidigungsminister, wobei keinerlei handfeste Beweise vorgelegt wurden.

Post Scriptum

Daher reagierten sofort auch Beobachter auf die Erklärungen Schoigus, die darauf hinwiesen, dass sich Schoigus Zahlen nicht mit den täglichen Berichten des Verteidigungsministeriums decken würden. Und Russlands Verluste seien gar gänzlich größere, als Moskau eingestehe. So hat das Medium „Agentur“ nachgerechnet, dass seit dem 24. Februar bis einschließlich 20. September in den täglichen Berichten des offiziellen Sprechers des russischen Verteidigungsministeriums von mindestens 83.000 toten ukrainischen Militärs erzählt habe. Da drängt sich der Schluss auf, dass Minister Sergej Schoigu und Pressesprecher Igor Konaschenkow nicht in der Lage sind, eine einheitliche Linie bei der Verbreitung von Informationen zu fahren. Ja, und was die eigenen Todeszahlen angeht, gibt es ebenfalls Diskrepanzen. Aus offenen Quellen in der Russischen Föderation wird deutlich, dass die reale Zahl höher sein muss.

Auch in anderer Hinsicht sind die täglichen Meldungen aus dem Schoigu-Amt interessant, vor allem wenn man sich diese zum Beispiel aus den ersten Wochen der militärischen Sonderoperation anschaut, die am Donnerstag bereits den 211. Tag andauerte. General Igor Konaschenkow erklärte am 9. März unter anderem, dass das ukrainische System der Luftverteidigung nicht mehr in der Lage sei, wesentlichen Widerstand den russischen Luftstreitkräften zu leisten. Zwangsweise stellt sich die Frage: Und wie erklärt Moskau, dass insgesamt laut offiziellen Kiewer Angaben über 250 Flugzeuge und über 215 Hubschrauber bisher durch die Ukraine vernichtet worden seien? Am 14. März behauptete der 56jährige Konaschenkow, dass im Verlauf der Sonderoperation 3920 Objekte der militärischen Infrastruktur des Gegners außer Gefecht gesetzt worden seien. Die Ukraine muss da wohl beinahe auf jeden Schritt und Tritt Militärobjekte haben. Und einen Tag später war aus seinem Munde zu vernehmen, dass die russischen Militärs das Verwaltungsgebiet Cherson unter ihre Kontrolle gebracht hätten.

Der Generalleutnant hat sicher keinen leichten Job. Oft muss er das Gewünschte für die Realität ausgeben. Während die russischen staatlichen Medien unkritisch ihn zitieren, bleiben anderen Menschen, die aufmerksam die Entwicklung im Konflikt verfolgen sowie die offiziellen Zahlen anzweifeln, nur die Möglichkeit zur Verifizierung, indem sie im Internet ausländische Quellen nutzen. Nur dies erfordert bestimmte Anstrengungen, zu denen nicht jeder bereit ist und die Voraussetzungen hat.