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Wird der Iran zu einem Waffendealer für Russland?


In der letzten Zeit sind die Meldungen über Schläge gegen Objekte in der Ukraine unter Einsatz von sogenannter Sperrfeuer-Munition eines bisher unbekannten Typs zu gewohnten geworden. Auf den Gehäusetrümmern ist die Beschriftung „Geran-2“ zu sehen. Die Reste des Triebwerks verweisen aber auf den Einsatz des iranischen Kolbentriebwerks MD555 des Unternehmens MADO aus der Stadt Ghom. Das äußere Aussehen der Munition erinnert an die „Shahed“-Drohnen der Marken 135 und 136 vom Unternehmen HESA aus Isfahan. Teheran gesteht offiziell nicht die Tatsache einer Lieferung dieser Systeme an Russland ein, jedoch sagte der Kommandierende der Armee der Wächter der Islamischen Revolution (umgangssprachlich: Iranische Revolutionsgarde), Generalmajor Hossein Salami, bei einem Auftritt in der Universität der Stadt Maŝhad, dass das Land in verschiedene Regionen der Welt Drohnen liefere, darunter auch an eine „große Weltmacht“.

Russland hat gleichfalls nichts offiziell über Drohnen-Lieferungen aus dem Iran mitgeteilt. Aber das Auftauchen von Kamikazedrohnen vom Typ „Geran“ (russische Bezeichnung für die „Shahed“-Drohnen – Anmerkung der Redaktion) an der Front ist eine bestätigte Tatsache. Und wenn sie zum Ergebnis einer Zusammenarbeit von Teheran und Moskau geworden ist, so werden danach augenscheinlich andere Projekte folgen. Beispielsweise gemeinsame Programme zur Modernisierung vorhandener Modelle und zur Schaffung neuer. Die „Geran“-Drohnen demonstrierten sowohl starke (Unverletzlichkeit gegenüber der Luftabwehr, eine starke Feuerwirkung) als auch schwache (geringe Geschwindigkeit, visuelle und akustische Erkennbarkeit) Seiten, die von der Logik her zu beseitigen sind (die Schwachstellen).

Dass der Iran an gemeinsamen Programmen teilnimmt oder zumindest nicht dagegen ist, belegt auch die Tatsache, dass in einem der Pavillons beim militärtechnischen Forum „Armee-2022“ Muster und maßstabsgetreue Modelle von Drohnen-Technik ausgestellt wurden, über denen die Staatsflaggen Russlands, des Irans, Weißrusslands und Armeniens hingen.

Als ein perspektivreicher Bereich für das Zusammenwirken zwischen Moskau und Teheran kann sich der Flugzeugbau erweisen. Vor kurzem haben Vertreter von Tatarstan und der Kasaner Produktionsvereinigung für Flugzeugbau eingestanden, dass Vorverträge über die Lieferung von Tu-214-Jets mit 210 Passagiersesseln an iranische Fluggesellschaften aufgrund politischer Erwägungen nicht realisiert werden. Seitdem haben sich ernsthafte geopolitische Veränderungen in der Welt vollzogen, die für die Realisierung derartiger Abkommen die Hindernisse aus dem Weg räumen.

Die Kasaner Flugzeugbauer nehmen die Serienfertigung von Tu-214-Flugzeugen mit der Aufgabe wieder auf, zehn bis zwölf Jets im Jahr auszuliefern. Und im September wurde gemeldet, dass eine Verdoppelung dieses Tempos möglich sei. Der Flugzeugpark des Iran ist stark veraltet. Mehr als die Hälfte der Militärflugzeuge und bis zu 25 Prozent der Transport- und Passagierflugzeuge sind vor der Islamischen Revolution von 1979 in den USA erworben worden.

Vertreter der Administration von Präsident Hassan Rohani (war von 2013 bis 2021 im Amt) hatten den Wunsch bekundet, Su-30MKI-Jagdflugzeuge zu erwerben, von Präsident Ebrahim Raisi (seit August 2021 im Amt) – modernere Su-35S-Maschinen. Früher hatte Moskau keinen besonderen Wunsch demonstriert, an den Islamischen Staat Iran so komplizierte Technik zu liefern, und hatte, wo dies möglich ist, den Prozess vom Ausgang der Verhandlungen zum „Nuklear-Deal“ unter Beteiligung der sechs Staaten USA, Russland, China, Großbritannien, Frankreich und Deutschland abhängig gemacht. Heute wird, da sich die Beziehungen mit dem Westen zugespitzt haben und die Verhandlungen zu dem Deal in eine Sackgasse geraten sind, die Haltung zu den Lieferungen an den Iran revidiert. Angesichts des gewaltigen Verbrauchs an Vernichtungsmitteln im Verlauf der seit dem 24. Februar erfolgenden russischen Sonderoperation in der Ukraine ist beispielsweise interessant, die russischen Reserven durch lenkbare Raketen und Munition der Kaliber 7,62, 12,7, 14,5, 23, 30, 82, 100, 120, 122, 125 sowie 152 bis 155 Millimeter, die durch iranische Betriebe serienmäßig gefertigt werden, aufzufüllen.

Früher hatten iranische Betriebe entsprechend einer russischen Lizenz die Montage der Schützenpanzerwagen BMP-2 (die Variante „Boragh“), von T-72S-Kampfpanzern und „Kamaz“-LKW aufgenommen. Die geschaffenen Montage-Linien kann man nach einer Umrüstung für die Fertigung modernerer Technik für die Landstreitkräfte nutzen, zum Beispiel für den Bau von T-90MS-Panzern, zumal die Iraner vor einigen Jahren ihre Version dieser Maschine – den „Karrar“-Panzer – gezeigt hatten. Kurzum, in der nächsten Zeit kann man eine Zunahme des Umfangs der militärtechnischen Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern erwarten.