Die Verringerung der Aktivität der Raketenschläge der Streitkräfte der Russischen Föderation gegen Objekte der Energiewirtschaft der Ukraine kann mit der Erörterung von Möglichkeiten für Ammoniak-Lieferungen Russlands auf den Weltmarkt, die in der UNO erfolgen, zusammenhängen. Russische Medien veröffentlichten am Sonntag Informationen, wonach Kiew mit britischen Geheimdiensten eine Provokation an der Ammoniak-Leitung Togliatti-Odessa vorbereite, in der Art der Diversionsakte an den Gaspipelines „Nord Stream 1“ und „Nord Stream 2“. Um keinen Zwischenfall zu provozieren, hält sich Moskau augenscheinlich mit dem Führen von weiteren Schlägen zurück.
„Für die Ukraine und ihre Verbündeten ist eine Wiederaufnahme des Exports russischer Düngemittel, was beim Treffen in Ankara durch die Beteiligten des „Getreide-Deals“ (Russische Föderation, Ukraine und die Türkei) unter Beteiligung der UNO Ende Juli vorgesehen wurde, unvorteilhaft“, sagte der „NG“ der Militärexperte und Oberst im Ruhestand Nikolaj Schulgin.
„Der ukrainische Transit von Getreide und Düngemitteln aus Odessa in Richtung Bosporus erfolgte regelmäßig. Hinsichtlich des russischen Transits kann man so etwas nicht sagen. Und Moskau hat die Aufgabe, ihn wiederaufzunehmen, wobei so, dass dies nicht die Erfüllung der militärischen Sonderoperation behindert“. Nach Meinung des Experten würden die ukrainischen Offiziellen und ihre Verbündeten aus der NATO und der Europäischen Union die Russische Föderation daran hindern, ein Ergebnis zu erreichen. „Die russischen Offiziellen können ohne die Beteiligung internationaler Vermittler den Transit von Ammoniak und Düngemitteln nicht in Gang bringen. Dieser Tage bezeichnete der stellvertretende UNO-Generalsekretär für humanitäre Fragen, Martin Griffiths, den Abschluss einer Vereinbarung über die Wiederaufnahme von Lieferungen russischen Ammoniaks für den internationalen Markt, die innerhalb von ein, zwei Wochen beginnen können, für einen nahen“, berichtete Schulgin.
Vor diesem Hintergrund setzt Kiew den massiven Beschuss einer Reihe südlicher Verwaltungsgebiete der Russischen Föderation und der Territorien, die nach entsprechenden Referenda in den Bestand Russlands aufgenommen wurden, fort. Russland reagiert schon mehr als eine Woche nicht auf diese Handlungen mit dem Einsatz seiner strategischen Waffen. Obgleich der russische Präsident Wladimir Putin bei einem Telefonat mit Deutschlands Kanzler Olaf Scholz zu rechtfertigen versuchte, dass die Schläge „zu einer unweigerlichen Antwortreaktion auf die provozierenden Attacken Kiews gegen die zivile Infrastruktur Russlands inklusive der Krim-Brücke und von Objekten der Energiewirtschaft“ werden. (Und kein Wort des Kremlchefs dazu, dass die von russischen Militärs angegriffenen Energie-Objekte der Ukraine ja eigentlich auch Teil der zivilen Infrastruktur sind. – Anmerkung der Redaktion)
Dabei sehen die Offiziellen sowohl in Kiew als auch in Moskau und in Minsk vorerst keine Voraussetzungen für den Beginn von Friedensgesprächen und eine Einstellung der Kampfhandlungen. Der einstige Chef der ukrainischen Delegation bei den im Frühjahr in der Türkei erfolgten Verhandlungen der Ukraine und Russlands sowie Abgeordnete der Werchowna Rada (das ukrainische Parlament – Anmerkung der Redaktion) David Arachamia erklärte, dass für eine Wiederaufnahme die Russische Föderation „das Territorium der Ukraine verlassen, Reparationen zahlen, alle Kriegsverbrecher bestrafen und freiwillig Kernwaffen übergeben“ müsse. Es ist offensichtlich, dass dies heutzutage unmöglich ist. Und dies unterstrichen bei einem Treffen in Minsk am Samstag der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu und Weißrusslands Staatsoberhaupt Alexander Lukaschenko. Letzterer versicherte dem Verteidigungsminister der Russischen Föderation die Unterstützung der militärischen Sonderoperation. Lukaschenko und Schoigu erklärten, dass diese Operation fortgesetzt und der Unionsstaat gemeinsam seine Verteidigung verstärken werde.
Das russische Verteidigungsministerium teilte am Samstag mit: In Minsk hätten die Verteidigungsminister beider Länder ein Protokoll über die Vornahme von Änderungen am zwischenstaatlichen Abkommen über die gemeinsame Gewährleistung der regionalen Sicherheit im militärischen Bereich unterzeichnet. Welche Änderungen aber vorgenommen werden, ist nicht präzisiert worden. Das Abkommen war 1997 abgeschlossen worden und trat 1999 in Kraft. Es sieht eine gemeinsame Festlegung der Zusammensetzung der regionalen Truppen und die Modalitäten für deren Führung, insbesondere in Kriegszeiten vor. Zuvor hatten weißrussische Medien gemeldet, dass Lukaschenko am 31. Oktober durch seinen Erlass Nr. 387 den Entwurf des Abkommens mit der Russischen Föderation über die Schaffung und das Wirken von Ausbildungs- und Gefechtszentren für eine gemeinsame Vorbereitung der Streitkräfte der Russischen Föderation und Weißrusslands gebilligt habe. Ob dieses Dokument eine Ergänzung zum Abkommen von 1997 ist und ob gerade dies die beiden Minister des Unionsstaates unterzeichneten, ist unbekannt. Laut offiziellen Informationen hatte Sergej Schoigu in Minsk über die Ausbildung russischer Truppen in Weißrussland gesprochen. Nach seinen Worten „werden entsprechend einer Entscheidung der Präsidenten beider Länder auf dem Territorium von Weißrussland Maßnahmen zur Gefechtsfeinabstimmung russischer und weißrussischer Verbände und Truppenteile, die für die regionale Truppengruppierung vorgesehen sind, durchgeführt“. Anfang November hatte Schoigu bei einer gemeinsamen Tagung der Militärkollegien beider Länder mitgeteilt, dass solch eine Gefechtsausbildung im Bestand der regionalen Truppengruppierung seit dem 22. Oktober in Weißrussland organisiert worden sei.
Wie aus einer Video-Nachricht zu sehen ist, die vom Verteidigungsministerium Weißrusslands veröffentlicht wurde, dankte Schoigu Lukaschenko für die Unterbringung einer russischen Division auf den Truppenübungsgeländen der Republik, die (dort) eine Gefechtsausbildung absolviert. Lukaschenko erklärte, dass die Streitkräfte der Republik und Russlands eine Ausbildung zur Abwehr einer möglichen Aggression von außen her „als eine geschlossene Gruppierung, als eine einheitliche Armee“ absolvieren würden.
Obgleich Lukaschenko sagte, dass sich die weißrussische Armee nicht anschicke, an der russischen militärischen Sonderoperation in der Ukraine teilzunehmen, existiert nach dem Samstag-Besuch Schoigus in Minsk jetzt de facto die regionale Truppengruppierung des Unionsstaates. Und es scheint, dass Minsk für Moskau nicht nur ein wichtiger Verbündeter im Hinterland bleiben wird, sondern auch einer auf dem Gebiet der militärischen Ausbildung und im technischen Bereich. Es ist nicht ausgeschlossen, dass Schoigu nach Minsk gekommen war, um Ergänzungen zum militärischen Basisabkommen über die regionale Truppengruppierung mit Weißrussland zu unterschreiben. Außerdem hatten zuvor weißrussische Medien geschrieben, dass Minsk und Moskau an der Schaffung einer gemeinsamen Satelliten-Gruppierung arbeiten würden, die auch für militärische Zwecke genutzt werde. Dies hatte Lukaschenko vor einem Monat bei einer Begegnung mit Mitarbeitern der Weißrussischen nationalen biotechnologischen Korporation erklärt. „Wir fertigen Kosmos-Apparate. Wir haben mit Russland vereinbart, eine gemeinsame Gruppierung von Kosmos-Apparaten im All zu schaffen. Dies ist nicht nur für militärische Zwecke. Wir haben einen Satelliten, der aus einer Höhe von 500 bis 600 Kilometern ein Objekt von einer Größe von 35 Zentimetern ausmachen kann“, fügte Lukaschenko hinzu.
„Für die Weltraumaufklärung ist es wichtig, Satelliten zu haben, die in der Lage sind, einen Kriegsschauplatz zu beobachten sowie Ziele und deren Koordinaten zu ermitteln. Der Verlauf der militärischen Sonderoperation hat dies belegt. Strukturen des Pentagons und der NATO haben ständig den ukrainischen Streitkräften Koordinaten von Zielen übermittelt. Und die ukrainischen Militärs versuchten, sie zu vernichten“, berichtete der „NG“ der Militärexperte und Generalleutnant im Ruhestand Jurij Netkatschjow. „Es ist die Zeit gekommen, dem Paroli zu bieten. Roskosmos muss regelmäßig kosmische Apparate starten, die Aufgaben der militärischen Sonderoperation lösen werden. Und Weißrussland und eine Reihe anderer Länder können dabei der Russischen Föderation helfen“.