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Präsident Putin verkündete die Jahresbotschaft lediglich zur militärischen Sonderoperation


Bei der Tagung des Kollegiums des russischen Verteidigungsministeriums trat Wladimir Putin mit dem militärischen Teil der Jahresbotschaft des Präsidenten auf. Die militärische Sonderoperation werde forcierend fortgesetzt, es werde aber keine übermäßige Militarisierung des Landes geben. Vorgesehen ist, die Personalstärke der Streitkräfte zu erhöhen. Und sie würden die modernsten Waffen erhalten. Präzisierende Formulierungen zu den politischen Zielen der militärischen Sonderoperation wurden nicht vorgestellt. Derweil meldete das Verteidigungsministerium die Umsetzung der Direktiven des Obersten Befehlshabers und kündigte einzelne Reformen an.

„Es ist gut bekannt, dass heute aktiv das militärische Potenzial und die Möglichkeiten praktisch aller Hauptländer der NATO gegen Russland eingesetzt werden“, erklärte der Kremlchef. Daher würden nach seinen Worten alle Teilnehmer der militärischen Sonderoperation wie die Helden des „Krieges von 1812, des Ersten Welt- oder des Großen Vaterländischen Krieges“ kämpfen.

Jedoch ist Putin praktisch sofort auch zu jenen Problemen übergegangen, die sich im Verlauf der am 24. Februar begonnenen Sonderoperation offenbarten und die nach seinen Worten schon früher bereits mehrfach erörtert wurden. „Ich meine das Fernmeldewesen, die automatisierten Systeme zur Lenkung der Truppen und Waffen, die Taktik der Artillerieduelle, die Zielangabe und so weiter“, wobei der Oberste Befehlshaber nicht anfing, sich in Details zu vertiefen, damit sich augenscheinlich die Tagung des Kollegiums des Verteidigungsministeriums nicht bis tief in die Nacht hinzieht. Folglich sagte er einfach, dass die Gefechts- sowie die materiell-technischen Erfahrungen der militärischen Sonderoperation maximal operativ analysiert und zu konkreten organisatorischen Entscheidungen und Waffenmustern führen müssten. Im Großen und Ganzen ist diese Forderung eine durchaus objektive und sicherlich eine, die keine erläuternden Anweisungen von ganz oben verlangt. Jedoch waren sie dennoch zu vernehmen.

Außer den Direktiven zur Entwicklung der nuklearen Kräfte äußerte der Oberste Befehlshaber der Russischen Föderation auch seine Erwägungen hinsichtlich eines Einsatzes von Drohnen, deren Modelle es im Land gebe. Und es sei an der Zeit, auch bereits die Truppen mit ihnen zu versorgen. Genauso wie auch mit moderner und vor allem für die Kämpfer bequemer Kleidung und Equipment. Gekommen sei die Zeit, die Probleme mit der Organisierung des Systems des Fernmeldewesens zu lösen, einen künstlichen Intellekt in die Mechanismen für die Gefechtsführung zu implementieren… Generell also das zu tun, was man schon längst hätte tun müssen. Zum Beispiel Ordnung im System der Militärkommissariate zu schaffen.

„Ich bitte das Verteidigungsministerium, sich aufmerksam gegenüber allen Bürgerinitiativen zu verhalten, darunter die Kritik zu berücksichtigen sowie richtig und rechtzeitig auf sie zu reagieren. Es ist verständlich, dass die Reaktion der Menschen, die Probleme sehen – und Probleme in solch einer großen und komplizierten Arbeit tauchen unbedingt stets auf … Solch eine Reaktion kann auch eine emotionale sein. Man muss aber unbedingt jenen Gehör schenken, die existierende Probleme nicht verschweigen, sondern bestrebt sind, ihren Beitrag zu deren Lösung zu leisten“. Mit solchen Worten beendete der Präsident seine Rede vor der großen Anzahl von Generälen.

Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu hatte in seinem Rapport die Richtungen und Pläne hinsichtlich der Realisierung der Anweisungen des Obersten Befehlshabers aufgezählt, wobei er im Großen und Ganzen zu verstehen gab, dass im Jahr 2023 die ukrainische Sonderoperation fortgesetzt werde. Es gebe auch Pläne in Bezug auf Offensiven gegen die Truppen des Kiewer Regimes. In der Rede Schoigu gab es eine Erklärung über die friedliebende Einstellung Russlands. Es gab aber keine Konkretisierung dafür, worin sie bestehe. In einem bilanzierenden Kommentar gab Putin auch keine neuen Formulierungen für die politischen Ziele der Sonderoperation. Mehr noch, der Präsident sagte auch demonstrativ nichts über einen möglichen Frieden mit dem Westen.

Post Scriptum der Redaktion

Derweil hat erneut in Russland eine Diskussion um die Anhebung des Mindestalters für eine Einberufung zum Grundwehrdienst begonnen. Wohl auch durch die Tagung des Kollegiums des Verteidigungsministeriums ausgelöst. Genannt wurde das Alter von 20 Jahren, während derzeit jungen Russen ab 18 Jahre in die Armee einberufen werden. Aus dem Föderationsrat, dem Oberhaus des russischen Parlaments, wurde am Donnerstag eine scheinbar logische Begründung für diese Idee formuliert. Ein 20jähriger sei doch menschlich reifer als ein 18jähriger, obgleich man dies so nicht immer generalisieren kann.