Die Ergebnisse des USA-Besuches des Präsidenten der Ukraine, Wladimir Selenskij, belegen die Einstellung der amerikanischen Führung, die Offensivhandlungen Kiews zu unterstützen, die eventuell schon in den nächsten Monaten beginnen können. Derartige Absichten umrissen klar sowohl das Oberhaupt der Ukraine als auch das Weiße Haus, das den Winter durch den Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates der USA, John Kirby, zu einer „neuen Etappe“ der Kampfhandlungen der Ukraine gegen die Russische Föderation erklärt hatte.
Wladimir Selenskij erklärte bei seinem Auftritt vor dem US-Kongress, dass es „im kommenden Jahr einen Wendepunkt geben wird“. Als Antwort erklärte USA-Präsident Joseph Biden: „Wir werden der Ukraine das geben, was sie für die Verteidigung und einen Erfolg auf dem Schlachtfeld braucht“.
Dabei teilte Washington mit, dass es Kiew militärische Hilfe im Umfang von 1,85 Milliarden Dollar gewähren werde. Mit Pomp wurde der Beginn der Lieferungen von Batterien des neuesten Raketen-Komplexes zur Luftverteidigung „Patriot“ und von Munition zu ihm an die Streitkräfte der Ukraine bekanntgegeben. Dies sind Verteidigungswaffen, aber außerdem werden den ukrainischen Streitkräften große Partien von hochpräzisen Offensivwaffen geliefert. Und dies ist eine bedeutsame Tatsache, die das Bestreben Kiews belegt, im Kampf gegen Russland eine Revanche zu nehmen.
Die Streitkräfte der Ukraine werden 500 hochpräzise lenkbare aktiv-reaktive Geschosse vom Typ M982 Excalibur, die für einen Einsatz aus 155-Millimeter-Haubitzen bestimmt sind und Ziele in einer Entfernung von mehr als 50 Kilometern vernichten können, erhalten. Möglicherweise haben gerade mehrere solcher Geschosse in der Nacht zum 22. Dezember ein Hotel im Donbass getroffen, in dem der Ex-Chef der russischen Raumfahrtagentur „Roskosmos“, Dmitrij Rogosin, verwundet wurde. In dem neuen Paket an militärischer Hilfe für die ukrainischen Streitkräfte sind gleichfalls Raketen für HIMARS-Mehrfachraketenwerfer, mit deren Hilfe Dnepr-Brücken im Verwaltungsgebiet Cherson unbrauchbar gemacht wurden und das AKW Saporoschje beschossen wird. In den Streitkräften der Ukraine wartet man auch auf die lenkbaren Luft-Boden-HARM-Raketen zur Bekämpfung von Funkortungsanlagen. Ukrainische Spezialisten haben MiG-29-Jets vorbereitet, um sie für ein Abfeuern dieser amerikanischen Raketen einzusetzen. Wie bereits die „NG“ mitteilte, wird die Ukraine gleichfalls Partien von Joint Direct Attack Munition (JDAM) – Anlagen, die konventionelle frei fallende Bomben in lenkbare „kluge“ Munition verwandeln – erhalten (siehe https://ngdeutschland.de/das-pentagon-will-die-ukrainischen-streitkrafte-mit-klugen-bomben-fur-schlage-gegen-russland-ausstatten/). Kiew wird man auch tausende Artillerie- und Minenwerfer-Geschosse sowjetischer Kaliber (122 und 152 Millimeter), über 2700 Granatwerfer und Schusswaffen, Claymore-Infanterieminen, Nachtsichtgeräte, moderne Fernmeldesysteme und gepanzerte Militärfahrzeuge übergeben.
„Besonders besorgend sich die Informationen, wonach das Pentagon die Lieferung von 100.000 125-Millimeter-Panzergeschossen bezahlte“, sagte der „NG“ der Militärexperte und Generalleutnant im Ruhestand Jurij Netkatschjow. „Gemäß den sowjetischen Normen musste man in jedem Verband ein Panzer drei Kampfsätze haben. Dies sind rund 120 Geschosse. Unter Berücksichtigung der von den USA genannten Menge wird die Munition für die Absicherung der Kampfhandlungen von Panzereinheiten mehrerer mechanisierter Brigaden im Verlauf von mindestens einem halben Jahr ausreichen“. Netkatschjow hatte Panzerverbände und Vereinigungen befehligt und ist sich gewiss, dass das Pentagon die großangelegten Lieferungen von Panzermunition für die ukrainischen Streitkräfte für die Gewährleistung einer möglichen strategischen Offensive zur Asow-Küste organisiere.
„Vor Beginn der Sonderoperation (deren Beginn am 24. Februar Kremlchef Putin befohlen hatte – Anmerkung der Redaktion) soll es laut Angaben des Verteidigungsministeriums der Russischen Föderation im Bestand der Streitkräfte der Ukraine rund 2400 Panzer und andere gepanzerte Fahrzeuge gegeben haben“, sagt der Experte. „Bereits nach einem Monat Gefechte war ein Großteil von ihnen (rund 1500 Fahrzeuge) vernichtet worden (laut Behauptungen des russischen Verteidigungsministeriums, die nicht durch andere Quellen überprüft werden konnten – Anmerkung der Redaktion). Die USA und die NATO haben aber durch das sowjetische Panzerpotenzial früherer sozialistischer Länder – Panzer vom Typ T-72, T-64 und T-80 – die Verluste in Vielem wettgemacht. Biden erklärte beim Treffen mit Selenskij, dass über 50 Länder der Ukraine rund 2000 Panzer und andere gepanzerte Technik, über 800 Artilleriesysteme und über 2 Millionen Artilleriegeschosse zur Verfügung gestellt hätten. Und dies ist die Wahrheit. Russland hat bisher nicht das gesamte Gefechtspotenzial der ukrainischen Streitkräfte vernichtet. Und Kiew wird mit Unterstützung und der militärischen Hilfe des Pentagons und der NATO bewaffnet, bereitet Reserven für eine Offensive gegen Position, die heute von Truppenteilen und Verbänden der russischen Armee gehalten werden, vor“.
„Die Führung der Streitkräfte Russlands muss eine besonders wachsame sein, da man neben der Organisierung von Waffenlieferungen für die ukrainischen Streitkräfte über eine Summe von 1,85 Milliarden Dollar neue Pläne für die Gewährung militärischer Hilfe vorbereitet, die für die Absicherung künftiger Etappen von Kampfhandlungen der Ukraine gegen die Russische Föderation gebraucht wird“, erklärte der „NG“ der Militärexperte und Oberst im Ruhestand Nikolaj Schulgin. „Bald wird der US-Kongress weitere 44,9 Milliarden Dollar Hilfe für die Ukraine im Rahmen des Gesetzentwurfs über eine staatliche Finanzierung für das Jahr 2023 billigen. Von dieser Summe sind allein 13,37 Milliarden Dollar eine wirtschaftliche und finanzielle Unterstützung der Regierung der Ukraine. Das übrige Geld aber ist ein Land-Lease für Lieferungen an Waffen, Munition und Gefechtstechnik. Und es ist nicht ausgeschlossen, dass man US-amerikanische Flugzeuge und Panzer an die ukrainischen Streitkräfte liefern wird“.