Unabhängige Zeitung

Private Tageszeitung

Nach schweren Panzern will der Westen auch Kampfjets an die Ukraine liefern


Die USA werden nicht die Übergabe ihrer Kampfflugzeuge an Kiew behindern. Solch eine Schlussfolgerungen kann man aus der Äußerung des Botschafters der Vereinigten Staaten bei der OSZE, Michael R. Carpenter, ziehen, den europäische Massenmedien zitierten. Die Möglichkeit einer Übergabe von F-16-Kampfjets für die Streitkräfte der Ukraine mit Zustimmung von Washington signalisierte dieser Tage der niederländische Außenminister Wopke Hoekstra. Seine Worte erklangen beinahe gleichzeitig mit dem Appell des ukrainischen Präsidenten Wladimir Selenskij an die Teilnehmer des Treffens auf dem in Deutschland bestehenden US-Stützpunkt Ramstein (Ramstein-8) zur Bereitstellung solcher Flugzeuge. Jetzt erklärt man bereits in Kiew bestätigend, dass das für Mitte Februar geplante Ramstein-9-Treffen ein den Luftstreitkräften gewidmetes sein werde.

Laut offiziellen Angaben verfügt die niederländische Armee über 61 Jagdflugzeuge vom Typ F-16AM/BM, die im Zusammenhang mit einer schrittweisen Ersetzung durch amerikanische F-35-Jets verkauft werden sollen. Wie viele von ihnen an die ukrainischen Streitkräfte geliefert werden können, wird bisher nicht mitgeteilt. Es ist aber bekannt, dass das ukrainische Regime schon lange die Amerikaner gerade um den multifunktionalen leichten Kampfjet der vierten Generation von General Dynamics F-16 Fighting Falcon („Kampffalke“) bittet. Unterschiedliche F-16-Modifikationen in einer Anzahl von über 4.000 Exemplaren befinden sich in der Bewaffnung von mehr als 20 Ländern. Daher können Geber dieser Flugzeuge für die Luftstreitkräfte der ukrainischen Armee nicht nur die Niederlande, sondern auch andere NATO-Mitglieder sein. Es sei daran erinnert, dass im Jahr 2015 gerade ein F-16-Kampfjet der Türkei ein russisches Bombenflugzeug vom Typ Su-24M mit einer Luft-Luft-Rakete in Syrien abgeschossen hatte. Und augenscheinlich berichtete nicht zufällig der Sprecher des Kommandos der ukrainischen Luftstreitkräfte, Jurij Ignat, über den geplanten Einsatz von F-16-Jets für eine Lösung der Aufgaben der Luftverteidigung der Ukraine. Die „Fighting Falcons“ kann man aber auch für eine wirksame Erfüllung anderer Missionen einsetzen, unter anderem für das Führen von Bomben- und Raketenschlägen gegen Positionen des Gegners, was mehrfach im Verlauf der zahlreichen Konflikte und der lokalen Kriege im Nahen Osten, in Afghanistan und auf dem Balkan demonstriert wurde. Den Erklärungen der Kiewer Offiziellen nach zu urteilen, gibt es in den ukrainischen Streitkräfte bereits Piloten und technische Kräfte, die in der Lage sind, die US-amerikanischen „Kampffalken“ zu nutzen.

Sie haben augenscheinlich Spezialisten des Pentagons geschult und bilden sie weiter aus, da im Juli vergangenen Jahres der US-Kongress für diese Ziele 100 Millionen Dollar gebilligt hatte. Offiziell sollte die Ausbildung der Piloten und des technischen Personals der ukrainischen Streitkräfte hinsichtlich des Einsatzes von F-16-Jets in diesem Jahr in Texas beginnen. Jedoch hat sie entsprechend veröffentlichter Fotos in den Massenmedien und sozialen Netzwerken zu urteilen im Herbst des vergangenen Jahres begonnen. Nach Einschätzungen des Ex-Kongress-Abgeordneten Adam Kinzinger (Republikanische Partei) würden für die Ausbildung der Piloten und Techniker der ukrainischen Streitkräfte rund drei Monate ins Land gehen. Wie aber der russische Militärexperte Wladimir Popow meint, der lange Zeit in Truppenteilen der Luftabwehr der Luft- und Kosmos-Streitkräfte Russlands gedient hatte, müsse weitaus mehr Zeit aufgewandt werden, um Spezialisten für das Steuern und den Einsatz von Flugzeugen der vierten Generation auszubilden. „Es ist nicht ausgeschlossen, dass, wenn die Entscheidung über eine Übergabe von F-16-Kampfflugzeugen an die ukrainischen Streitkräfte getroffen wird, angeheuerte Spezialisten-Söldner, die die Staatsbürgerschaft der USA oder eines anderen NATO-Landes besitzen, diese (die Kampfjets) möglicherweise steuern werden“, betont Popow.

Solch ein Szenario bringt er auch damit in Verbindung, dass Armeegeneral Mark Alexander Milley, Vorsitzender des Vereinigten Generalstabs der Streitkräfte der Vereinigten Staaten, bei der Bilanzierung des Ramstein-8-Treffens erklärte, dass die USA der Ukraine „soviel Hilfe, wie gebraucht wird“, gewähren werden würden. Nach seinen Worten würden sich die USA darauf konzentrieren, dass die Ukraine über die Möglichkeiten verfüge, die für einen Erfolg jetzt nötig seien. Im Pentagon ist man sich sicher, dass, wenn die ukrainischen Streitkräfte nach „Ramstein-8“ tausende Kampfmaschinen, mobile Artilleriewaffen und andere Waffen erhalten würden, Kiew eine Offensive beginnen werde.

Amerikanische Medien zitieren im Zusammenhang damit den ukrainischen Militärexperten und Oberst der ukrainischen Streitkräfte in der Reserve Oleg Schdanow, der die Auffassung vertritt, dass Kiew „150 bis 160 Artilleriewaffen, 134 Ketten- und 40 Radpanzer, Luftverteidigungsmittel und Munition“ erhalten hätte. „Erhöht wird die Reichweite der Munition für die Mehrfachraketenwerfer vom Typ HIMARS bis auf 160 Kilometer. Und der Umfang der Munition wird mit solch einer Zahl wie eine Million ausgewiesen“, betonte Schdanow. „Wir sind zufrieden, dass wir hinsichtlich der Hauptparameter – Panzer und Artilleriewaffen – die Hälfte erhalten haben. Und hinsichtlich der gepanzerten Gefechtsfahrzeuge haben wir das überboten, um das der Oberkommandierende der Streitkräfte der Ukraine, Valerij Saluschnij, (für die Absicherung des Beginns der Offensive – „NG“) gebeten hatte“.

„Eines der nichtverbalen Ergebnisse des zu Ende gegangenen „Ramstein“-Treffens ist der Mythos, dass der Westen Kiew wenig mit Panzern helfen werde“, sagte der „NG“ der Militärexperte und Generalleutnant im Ruhestand Jurij Netkatschjow. „Den Experten-Einschätzungen nach zu urteilen, die nach dem Treffen der „Ukraine-Freunde“ auf dem US-Stützpunkt in der BRD aufgetaucht sind, ist dem bei weitem nicht so. Schließlich wird es neben den englischen und französischen noch sowjetische T-72-Panzer geben (Restbestände aus den Streitkräften Polens, Rumäniens usw.), die die früheren Länder des sozialistischen Lagers aus ihren Verteidigungsarsenalen hervorgeholt haben. Insgesamt werden für die ukrainischen Streitkräfte in der nächsten Zeit über 170 Panzer geliefert. Dies ist nicht wenig. Vor dem Hintergrund des Geredes über die deutschen „Leopard“-Panzer wird dies nicht an die große Glocke gehängt, da entsprechend der Absicht der Strategen der USA und der NATO der Gegenschlag der ukrainischen Streitkräfte gegen die russischen Truppen ein überraschender sein soll“. Freilich werde ein Schlag mit Panzerkeilen und mobilen Einheiten, wie dies den Streitkräften der Ukraine im September im Verwaltungsgebiet Charkow gelungen war, kein neuer sein, meint Netkatschjow. „Zumal die durch Reservisten verstärkten Truppenteile und Verbände der Streitkräfte der Russischen Föderation eine tief gestaffelte Verteidigung praktisch am gesamten Verlauf der mehr als 900 Kilometer langen Linie der Gefechtsauseinandersetzungen geschaffen haben“, betonte der General.

Nach Auffassung von Netkatschjow hege Kiew offensichtlich Pläne, die russische Verteidigung nicht nur durch den Einsatz hochpräziser Waffen und mobiler gepanzerter Gruppen, sondern auch den Einsatz zentristischer Netzwerk-Methoden für die Führung der Kampfhandlungen – Verarbeitung von Daten der Aufklärung aus dem All sowie von Flugzeugen des Typs AWACS, Führung eines überraschenden massiven Schlages durch die Luftwaffe und durch Drohnen – zu durchbrechen. „Die Richtung solch eines Hauptschlages wird entsprechend den Erfahrungen zahlreicher Kriege und Konflikte stets geheim gehalten. Ich schließe aber nicht aus, dass die ukrainischen Streitkräfte zum Beginn einer großangelegten strategischen Offensive nicht nur F-16-Flugzeuge, sondern auch Militärtransport- und Kampfhubschrauber (Mi-8/17 bzw. Mi-24/28), deren Anzahl 60 bis 70 Exemplare ausmachen kann, haben werden“, meint General Netkatschjow. „Gerade so viele Helikopter werden, wenn man die neuen möglichen Lieferungen aus den einstigen Ländern des Warschauer Vertrages (Polen, Bulgarien, Tschechien und die Slowakei) berücksichtigt, schon bald in den Hubschrauber-Einheiten der ukrainischen Armee auftauchen. Diese Angriffs- und Sturmkräfte der Luftstreitkräfte werden meines Erachtens ausreichend sein, damit die Einheiten der ukrainischen Streitkräfte den Versuch unternehmen können, operativ-taktische Fallschirmjäger im Hinterland der Streitkräfte der Russischen Föderation abzusetzen“. Es sei angemerkt, dass der Chef des ukrainischen Verteidigungsministeriums Alexej Resnikow am 22. Januar mitgeteilt hat, dass ein britischer Sea-King-Hubschrauber als Militärhilfe im Land eingetroffen sei.

Das Absetzen operativ-taktischer Fallschirmjäger ist bereits in der neuesten Geschichte von Kriegen und Konflikten vorgenommen worden. Und nach Meinung des Generals sei dies bereits in den russischen militärwissenschaftlichen Kreisen untersucht und ausgewertet worden. Als Beispiel führte er Auszüge aus dem Buch „Der Krieg der Zukunft: konzeptuelle Grundlagen und praktische Schlussfolgerungen“ der Militärtheoretiker Igor Popow und Musa Chamsatow an, die die Vorbereitung der Offensive der US-amerikanischen Truppen im Jahr 2003 im Irak analysierten und schreiben, dass die Ursache der Misserfolge Bagdads dies war, dass die irakische Armee die Verteidigung „auf der Grundlage von Herangehensweisen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts“ organisiert hätte. Die Autoren lenken das Augenmerk darauf, dass der Irak keine ernsthaften Kräfte im tiefen Hinterland seiner Truppen belassen hätte. Sowohl die Angriffsgruppierungen als auch die Luftlandeeinheiten der USA und deren Verbündeten vermochten die Iraker zu zerschlagen.