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Ist ein erneuter Krieg zwischen Russland und der Türkei möglich


Der Südliche Militärbezirk (SMB) mit Stab in Rostow-am-Don ist hinsichtlich der Größe des zu kontrollierenden Territoriums der kleinste der neuen russischen Militärbezirke. Dabei ist seine geopolitische Lage recht spezifisch. Mit dem Territorium Russlands verbindet den SMB ein nicht sehr breiter Korridor zwischen dem Schwarzen und dem Kaspischen Meer. Im Nordwesten grenzt der Bezirk an die absolut feindselige Ukraine, im Südwesten – an das genauso feindliche Georgien. Im Südosten befindet sich Aserbaidschan, das nun nicht ein direkt feindseliges Land ist, doch man kann es auch nicht als einen Verbündeten bezeichnen. 

Auf dem SMB liegt die Verantwortung für die Verteidigung der teilweise isolierten Krim, der teilweise anerkannten Republiken Abchasien und Südossetien und des nicht an Russland angrenzenden Armeniens. Ja, und auch die eigenen nordkaukasischen Republiken gelten als nicht sehr ruhige (und noch vor kurzem waren sie ebenfalls ganz und gar ein sehr gefährlicher Brennpunkt). Da ergibt sich die Situation einer „Verteidigung hinsichtlich aller Azimute“. Wobei Verstärkungen aus dem restlichen Russland gerade über diesen schmalen Korridor eintreffen müssen. Glücklicherweise vermag die ukrainische Armee kräftemäßig diesen Korridor nicht zu unterbrechen. Und Kasachstan ist für uns vorerst ein Verbündeter. 

Das Militärpotenzial des SMB

Die Lage verpflichtet, bereits in Friedenszeiten im SMB eine sehr starke Gruppierung zu haben. 

Die Bodentruppen des SMB und der Luftlandetruppen umfassen auf seinem Territorium drei Militärbasen (etwa die Äquivalente zu verstärkten Mot.-Schützenbrigaden), drei Mot.-Schützen- und eine Luftlande-Sturm- (Gebirgs-) Division, fünf Mot.-Schützenbrigaden (darunter eine Küstenschutzbrigade), drei Raketen-, zwei Raketen-Küstenschutz-, zwei Artillerie-Brigaden, eine Raketenwerfer-, drei Flugabwehrraketen-, zwei Aufklärungs-, drei Sondereinsatz, eine Luftlande-Sturm-, eine Marineinfanterie- sowie eine funktechnische Brigade für spezielle Aufgaben, eine Fernmeldebrigade und eine Brigade für den  funkelektronischen Kampf, eine Pionierbrigade und eine der Truppen für atomaren, chemischen und biologischen Schutz, drei Lenkungsbrigaden und drei für materiell-technische Versorgung, ein Artillerie-, ein Sondereinsatz- und ein funktechnisches Regiment für spezielle Aufgaben, drei Pionier- und Minenräum-, drei der ABC-Truppen, ein Marineinfanterie- und ein Küstenschutzregiment. 

In der Bewaffnung dieser Gruppierung befinden sich 36 Startanlagen für die operativ-taktischen Raketenkomplexe vom Typ „Iskander“, über 500 Panzer (mindestens 88 vom T-90A, über 400 vom Typ T-72 B/B3), über 800 Schützenpanzer und bis zu 250 Luftlandepanzer, über 600 Schützenpanzerwagen sowie über 600 Mehrzweck-Kettenzugmittel und Schützenpanzerwagen vom Typ BTR-D, mehr als 500 Selbstfahrlafetten, rund 150 Kanonen ohne Zugmittel, über 200 großkalibrige Minenwerfer, mehr als 200 Raketenwerfer, rund 150 Selbstfahr-Panzerabwehr-Raketenkomplexe und bis zu 80 Panzerabwehrkanonen MT-12, zwölf Division mit Flugabwehrraketen großer und mittlerer Reichweite (zwei Divisionen mit S-300-Raketen und 10 Divisionen mit „Buk“-Raketen verschiedener Modifikationen) sowie bis zu 250 Flugabwehrraketenkomplexe geringer Reichweite und Flugabwehrpanzer vom Typ „Tunguska“. In diesen Zahlen ist die Technik, die sich in Lagern und Aufbewahrungsstützpunkten befinden, nicht berücksichtigt worden. 

Im Bestand der Luft- und Kosmos-Streitkräfte des SMB (einschließlich der Marineluftstreitkräfte der Schwarzmeerflotte) und der zentral unterstellten gibt es auf dessen Territorium zwölf Regimenter der Luftstreitkräfte und zwei Hubschrauber-Regimenter, eine Brigade der Armeefliegerkräfte und fünf Ausbildungsstützpunkte. Zu deren Bewaffnung gehören über 80 taktische Bombenflugzeuge (Front-Bomber) und Aufklärungsflugzeuge, über 50 Erdkampfflugzeuge, über 150 Jagdflugzeuge und Jagdbomber, zwei Flugzeuge zur elektronischen Kriegsführung vom Typ Il-20M, mehr als 40 Transportflugzeuge, bis zu 80 Ausbildungsflugzeuge, über 120 Kampf- und Anti-U-Boot-Hubschrauber (Marinehubschrauber), bis zu 60 Mehrzweckhubschrauber vom Typ Mi-8 sowie acht Transporthubschrauber vom Typ Mi-26. Hierbei sind die Flugzeuge nicht berücksichtigt worden, die zur Bewaffnung des 929. Staatlichen Tschkalow-Flugtestzentrums in Achtubinsk gehören.          

Im Südlichen Militärbezirk gibt es zwei Luftabwehrdivisionen. In deren Bestand befinden sich sieben Luftabwehr-Raketenregimenter.

Im Bestand der Schwarzmeerflotte und der Kaspischen Flottille, die untereinander (über den Wolga-Don-Kanal) Schiffe und Schnellboote austauschen können, befinden sich sieben U-Boote, ein Raketenkreuzer, sechs Wachschiffe, zwei Raketenschiffe, sechs U-Jagd-Korvetten, zwei Patrouillenschiffe, drei kleine Artillerieschiffe, sechs Raketenschnellboote, ein Artillerie-Schnellboot, vier gepanzerte Schnellboote, sieben Marine-Minensuchboote, vier Basis-Minensuchboote, vier Minenräumboote für den küstennahen Bereich, sieben große Landungsschiffe und neun Landungsschnellboote. 

In den Truppen des SMB ist der Anteil modernster Technik, die nach dem Krieg von 2008 vorrangig in diesen Bezirk gelangte, sehr groß. Dabei handelt es sich um T-90A-Panzer, , Schützenpanzer, Schützenpanzerwagen, Selbstfahrlafetten, „Tornado“-Raketenwerfer, „Buk“- und „Tor“-Flugabwehrraketenkomplexe unterschiedlicher Modifikationen, S-300-Raketenkomplexe, Su-34-Bombenflugzeuge, Su-30-Jagdbomber, Mi-35M-Hubschrauber sowie Hubschrauber vom Typ Mi-28N und Ka-52, U-Boote, Wachschiffe (Fregatten), Raketenschiffe, kleine Artillerie- und kleine Raketenschiffe sowie „Ball“- und „Bastion“- Raketensysteme der Marine-Küstenartillerie.

Selbst ohne eine Berücksichtigung der Streitkräfte Abchasiens und Südossetien übersteigt das Potenzial des SMB erheblich das Potenzial der Streitkräfte Georgiens. Nach der Zerschlagung von 2008 kann man dieses Land nicht als einen militärischen Gegner ansehen. Und es ist keinerlei reale Verstärkung der georgischen Armee bis zu für uns gefährliche Dimensionen in der überschaubaren Zukunft zu erwarten. Zusammen mit den Streitkräfte Armeniens (und der Republik Bergkarabach) ist der SMB wesentlich stärker als die Streitkräfte Aserbaidschans. Auch ein Krieg in solch einer Konfiguration scheint kein realer zu sein. Die Streitkräfte Bulgariens und Rumäniens sind in allen Varianten (in der politischen, geografischen und militärischen) virtuelle Gegner. Auf ihren Territorien befinden sich keinerlei reale Kräfte anderer NATO-Mitglieder. Somit hat der SMB zwei wahre Gegner – die Ukraine und die Türkei.  

Gegner des SMB

Der SMB, besonders seine jüngst gebildete 8. Armee, ist das nächste Hinterland für die Kräfte der Donezker Volksrepublik und der Lugansker Volksrepublik, die ihrerseits den Kräften des SMB ein „Vorfeld“ und „Sicherheitskissen“ sichern. Dabei muss der SMB allerdings auch noch die Verteidigung der Krim gewährleisten. Andererseits „hängt“ über der ukrainischen Grenze an deren nordöstlichen Abschnitt eine Gruppierung des Westlichen Militärbezirks (WMB), hinter der als eine zweite Staffel die Gruppierung des WMB um Moskau steht. Außerdem haben die Truppen des WMB und des SMB, die den Streitkräften der Ukraine gegenüberstehen, noch eine Staffel – die Wolga-Gruppierung des Zentralen Militärbezirks. All diese Kräfte sind für eine erfolgreiche Abwehr der ukrainischen Armee mehr als ausreichend. Und ein Einmarsch von NATO-Truppen in die Ukraine ist nur in der Phantasie von Paranoikern möglich. 

Die Türkei ist bereits jetzt Mitglied der NATO, doch die Allianz wird auch ihr nicht helfen, gegen Russland zu kämpfen. Denn sie ist nicht bereit, gegen Russland zu kämpfen. Aber auch weil die derzeitige Mitgliedschaft von Ankara in dem „aggressiven imperialistischen Block“ vor allem eine virtuelle ist.  

Augenscheinlich hat Russland mit keinem so oft wie mit der Türkei Krieg geführt. Bestimmt wurde dies durch die Überschneidung der geopolitischen Interessen der Seiten im Kaukasus, auf dem Balkan und im Nahen Osten. Der letzte Krieg zwischen Russland und der Türkei war der 1. Weltkrieg. Somit begann im Herbst das Jahres 2018 das zweite Jahrhundert ohne Kriege zwischen den beiden Ländern. Gegenwärtig gibt es zwischen Moskau und Ankara gar direkt eine „große Freundschaft“. Freilich, die geopolitischen Widersprüche sind damit aber nicht verschwunden. In dem einen oder anderen haben sie sich möglicherweise sogar verstärkt. 

Vom Wesen her wird die „große Freundschaft“ zwischen beiden Ländern beinahe das ganze 21. Jahrhundert gestaltet. Und ihre reale Stabilität wurde im Herbst 2015 demonstriert, als ein türkisches F-16C-Jagdflugzeug vorsätzlich über Syrien ein russisches Su-24-Bombenflugzeug abschoss, von dem einer der Piloten ums Leben kam. Mit einem Schlag waren die Seiten am Rande eines offenen Krieges. Die Situation änderte sich im Juli 2016 im Ergebnis des Versuches eines Militärputsches in der Türkei („ein Glück im Unglück“). Der türkische Präsident R. Erdogan machte Washington für die Organisation dieses Versuchs verantwortlich (nach wie vor ist unklar, inwieweit dies Hand und Fuß hat) und ließ sich auf eine starke Annäherung mit Moskau ein. Dabei gehen jedoch die Interessen Russlands und der Türkei sowohl in Syrien als auch in anderen Regionen des Nahen Ostens und des Kaukasus nach wie vor außerordentlich stark auseinander. Mehr noch, Moskau und Teheran haben vom Wesen her Ankara genötigt, in Syrien nach ihren Regeln zu agieren, was den Türken in keiner Weise gefallen kann. Dank den „besonderen Beziehungen“ zwischen Moskau und Ankara haben die syrischen Truppen mit einer russisch-iranischen Unterstützung wohlbehalten alle Enklaven liquidiert, die die syrischen Gruppierungen kontrollierten, die sich unter dem türkischen Kommando befinden. Geblieben ist lediglich Idlib. Grob gesagt hat sich ergeben, dass man Erdogan „über den Tisch gezogen hat“. Dabei ist auch Idlib (der durch Damaskus nicht kontrollierte Teil der Provinz) durch die Syrier mit russischer Unterstützung um mehr als die Hälfte zurechtgestutzt worden. Erdogan, der begriff, dass fast alles verloren wurde, geriet auch in Wut, als Ende 2019 eine neue Offensive der Syrier begann. Und erneut befanden sich Russland und die Türkei kurz vor einer direkten militärischen Auseinandersetzung, doch die „Freundschaft“ hat wieder die Oberhand gewonnen. Moskau „legitimierte“ wohlbehalten alle neuen syrischen Erwerbungen. Die Situation ist aufs Neue auf einem neuen Niveau auf Eis gelegt worden. Dabei entsteht der überaus starke Eindruck, dass in der sehr überschaubaren Zukunft ein erneuter derartiger Zyklus seinen Lauf nehmen wird: Die von Ankara bemutterten Rebellen organisieren eine neue Provokation, worauf die syrischen Truppen als Antwort und mit russisch-iranischer Unterstützung losziehen werden, um den verbliebenen Teil von Idlib einzunehmen.    

Im Zusammenhang damit kann die „große Freundschaft“ sehr leicht in eine weitaus natürlichere Feindschaft ausufern, die jahrhundertelange Traditionen besitzt. Wobei zur Ursache eines erneuten Aufkommens der Feindschaft bei weitem nicht nur Syrien werden kann, sondern auch Bergkarabach. In Baku kann man zu irgendeinem Zeitpunkt entscheiden, dass die Streitkräfte Aserbaidschans doch eine entscheidende Überlegenheit über den Streitkräfte Armeniens erlangten, so dass man einen Krieg beginnen kann, womit automatisch die Gefahr eines Krieges zwischen den „älteren Brüdern“ – der Türkei und Russland – heraufbeschworen wird. In Syrien gibt es auch nicht nur Idlib. Man kann sich ein Szenario vorstellen, dem entsprechend sich die Kurden mit Assad über eine Rückkehr unter die syrische Flagge einigen. Doch die Streitkräfte der Türkei werden dennoch gegen die Kurden eine Militäroperation auf syrischem Territorium beginnen. Es können auch irgendwelche andere Szenarios aufkommen. Besonders wenn sich in Ankara die Machtverhältnisse verändern und die Türkei erneut beginnt, sich den USA und der NATO anzunähern. 

Bekanntlich gibt es zwischen der Türkei und Russland keine Landgrenzen, was auf bestimmte Weise für beide Seite die Führung von Gefechtshandlungen erschwert. Allerdings befinden sich der russische 102. Stützpunkt in Armenien und die russischen Militärobjekte in Syrien neben den türkischen Grenzen der entsprechenden Länder. Wobei auch weder Armenien noch Syrien an Russland grenzen.

Es versteht sich, dass Russlands Landstreitkräfte hinsichtlich aller Parameter die türkische Armee erheblich übertreffen, doch angesichts des Nichtbestehens einer Landgrenze hat dies keine besondere Bedeutung. Dort, wo die Seiten wirklich in Berührung kommen (im Süden Armeniens und im Nordwesten Syriens), hat die türkische Armee dagegen auf dem Land eine überwältigende Überlegenheit über den entsprechenden russischen Gruppierungen, wobei eine Verstärkung letzterer für Moskau zu einer überaus schwierigen Aufgabe wird. Bleibt auf die Hilfe der Verbündeten (Armenien, Syrien und eventuell Iran) zu hoffen, aber auch auf das sehr schwierige Gebirgsrelief der Region, das offenkundig  gegen den Angreifenden (die Türken) und für die sich Verteidigenden (Russland, Armenien, Syrien) sein wird. Wenn sich allerdings die russische Armee auf einen direkten Durchmarsch durch Georgien einlässt, um seine Truppen in Armenien (und möglicherweise auch in Syrien) zu retten, können auf dem Territorium dieses Landes großangelegte Landgefechte beginnen. Zuerst zwischen Kräften des SMB der Streitkräfte der Russischen Föderation und der 3. Feldarmee der Türkei und danach zwischen den Truppen, die ihnen aus der Tiefe eines jeden Landes zur Hilfe eilen. Bei solch einer Entwicklung der Ereignisse muss Russland letzten Endes den Gegner durch die Anzahl und Qualität der Menschen und Technik „plattmachen“. Doch dies wird weder leicht noch schnell klappen.   

Auf dem Meer ist die Situation für Russland ebenfalls bei weitem keine günstige. Wie auch im Falle mit den Landstreitkräften ist die Seekriegsflotte der Russischen Föderation insgesamt weitaus stärker als die Seestreitkräfte der Türkei. Lokal aber ist die Lage eher eine umgekehrte. Die Sache wird dadurch belastet, dass die Versorgung unserer Gruppierung in Syrien hauptsächlich durch die türkischen Meerengen erfolgt. Russlands Handelsschiffe und die unbewaffneten Hilfsschiffe der Russischen Föderation, die die sich zum Zeitpunkt des Beginns eines Krieges im Bereich der Meerengen befinden, werden einfach durch die Türken gekapert, und die Kriegsschiffe – unweigerlich durch sie versenkt (wobei durchaus wahrscheinlich ohne Verluste für die türkische Seite). Kolossale Probleme für die russische militärische und Handelsschifffahrt im Schwarzen Meer und im Mittelmeer verursachen die türkischen U-Boote des Projekts 209 (mindestens zwölf Stück). Deren Bekämpfung wird für die russische Flotte zu einer außerordentlich komplizierten Angelegenheit. Objektiv gesprochen wird es am einfachsten, die türkischen U-Boote nicht auf See, sondern in ihren Stützpunkten zu vernichten.

Im Zusammenhang damit wird der Kampf um die Herrschaft in der Luft eine entscheidende Bedeutung haben. Die Türkei besitzt starke Luftstreitkräfte, die durchaus in der Lage sind, Schläge unmittelbar gegen das russische Territorium zu führen. Freilich, sowohl auf der Krim als auch im Nordkaukasus, die die türkischen F-16-Jets erreichen können, sind mächtige Gruppierungen von Jagdflugzeugen und der bodengestützten Luftabwehr entfaltet worden. Daher können für die Türken Luftangriffe gegen diese Gebiete unermesslich teuer zu stehen kommen. Weitaus einfacher wird es, russische Objekte in Armenien und Syrien anzugreifen. Aber auch wird es nicht ohne Verluste abgehen. Andererseits kann Russland dank dem Vorhandensein eines entwickelten Netzes von Flugplätzen schnell die Gruppierung der Luftstreitkräfte auf der Krim und im Kaukasus durch die Fliegerkräfte des Westlichen und des Zentralen Militärbezirks sowie bei Bedarf auch des Östlichen Militärbezirks verstärken. Außerdem ist im Verwaltungsgebiet Saratow (entsprechend den Maßstäben von Strategen ist dies ganz nah) die Hauptgruppierung der für Langstreckenflüge vorgesehenen Luftstreitkräfte stationiert. All dem zu widerstehen, wird für die türkischen Luftstreitkräfte gelinde gesagt schwer. Die bodengestützte Luftabwehr der Türkei ist recht groß, aber sehr archaisch. Die Situation verändert radikal der Erwerb russischer S-400-Raketenkomplexe durch Ankara. Aber die Frage, ob diese Raketenabwehrkomplexe auf russische Flugzeuge schießen können, bleibt eine offene. Die russische Luftwaffe ist in der Lage, jeglichen Punkt und jegliches Objekt (unter anderem – Unternehmen des Militär-Industrie-Komplexes) auf dem Territorium der Türkei zu erreichen. Dabei befindet sich praktisch das gesamte Territorium Russlands (mit Ausnahme der Krim und eines Teils des Nordkaukasus) außerhalb der Erreichbarkeit der türkischen Luftwaffe.  

Ja, und jetzt ist auch noch ein zusätzlicher Kriegsschauplatz entstanden, Libyen, wo Ankara und Moskau sich erneut auf unterschiedlichen Seiten des dortigen Bürgerkrieges wiedergefunden haben. Wobei hier unsere Verbündeten Ägypten und die arabischen Monarchien sind. Allerdings ist der Grad der Involviertheit Russlands in den libyschen Konflikt weitaus geringer als in Syrien. Daher kann man der Türkei lediglich „wünschen“, so stark und so tief wie möglich in den libyschen Krieg hineingezogen zu werden. 

Auf jeden Fall würde ein russisch-türkischer Krieg beiden Seiten außerordentlich teuer zu stehen kommen, unabhängig vom Ausgang (der fast sicher zugunsten Russlands sein wird). Dies ist ein starker zügelnder Faktor, aber keine 100-%-ige Garantie dafür, dass es keinen Krieg geben wird.