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Herausforderungen für Moskau in der syrischen Arena


Seit Beginn der Operation der Streitkräfte der Russischen Föderation in Syrien sind am 30. September genau fünf Jahre ins Land gegangen. Moskau hatte sich auf Bitten des offiziellen Damaskus in den Konflikt zu einer Zeit eingeschaltet, als unter der Kontrolle von Präsident Baschar al-Assad nur noch 20 Prozent des Territoriums geblieben waren. Und im Großteil der Regionen schalteten und walteten die Dschihadisten und Aufständischen. In den fünf Jahren hat sich die Situation grundlegend verändert. Mit Unterstützung der russischen Seite konnte die syrische Führung nicht nur einen erheblichen Teil der Territorien zurückholen, sondern auch Veränderungen in der Haltung ihrer regionalen Kritiker erreichen. Russlands Streitkräfte an sich erwarben im Verlauf der Syrien-Kampagne nach Einschätzung von Viktor Bondarjow, der von 2012 bis 2017 den Posten des Oberkommandierenden der Luft- und Kosmos-Streitkräfte der Russischen Föderation bekleidete, „reale Erfahrungen aus einem schwierigen modernen Krieg auf einem entfernten Territorium bei einer gewaltigen Rolle einer intensiven Unterstützung aus der Luft und hochpräziser Waffen sowie bei der Lösung großer Aufgaben für die Logistik und Versorgung“. Dieser Kriegsschauplatz verschaffte Moskau die Chance, erstmals Erfahrungen aus einer Luftoffensive bei einem Zusammenwirken unterschiedlicher Arten der Luftstreitkräfte und deren Koordinierung mit ausländischen Landstreitkräften zu erlangen. 

Russlands Eingreifen hat jedoch bei weitem nicht alle Fragen im Rahmen des syrischen Dossiers gelöst. Ungeachtet dessen, dass sich selbst die konsequentesten Kritiker von al-Assad mit der Fortsetzung seiner Präsidentschaft abgefunden haben, bleibt das Problem des  Machttransits in Syrien nach wie vor eines der spürbarsten Hindernisse auf dem Weg nicht nur politischer Reformen, sondern auch für den Erhalt internationaler Hilfe, die für den Wiederaufbau des Landes äußerst notwendig ist. Das in diesem Sommer in den USA in Kraft gesetzte sogenannte „Caesar-Gesetz“ („Caesar Act“) legte das Fundament für die Verhängung von Sanktionen gegen jegliche Staaten und Unternehmen, die mit dem amtierenden syrischen Präsidenten zu tun haben. Ungeachtet dessen, dass Russland die Frage nach politischen Veränderungen in Syrien vor allem mit dem Verfassungskomitee in Genf verknüpft, veranlassen dessen Arbeiten und die regelmäßig Klagen auslösende Zusammensetzung der Teilnehmer daran zu zweifeln, dass diese Initiative in der Lage ist, etwas radikal zu verändern. 

Weit von einer Lösung scheint auch das Problem der territorialen Integrität Syriens zu sein. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist es in mehrere große Einflussbereiche aufgeteilt, unter denen das im Norden gelegene Gebiet der Anwesenheit der Türkei und der ihr loyalen oppositionellen Formationen und der Nordosten (Gebiete auf dem Westufer des Euphrats), der beinahe vollkommen den US-amerikanischen Schutz verloren hat und Nichtregierungsformationen unter Führung kurdischer Kommandeure untersteht, sind. Mit Besorgnis schaut die russische Seite auch auf das kleine Areal im Süden Syriens, auf das Gebiet von At-Tanf, das durch eine internationale Koalition und von den USA ausgebildeten regierungsfeindlichen Gruppierungen kontrolliert wird. Ungeachtet dessen, dass sich alle internationalen Akteure in der Notwendigkeit einig sind, Syrien in der Perspektive von ausländischen Truppen zu säubern, zeugt der hohe Grad der Internationalisierung des Konflikts davon, dass die Konturen der Einflussbereiche wahrscheinlich erhalten bleiben und al-Assad wohl kaum den Grad der territorialen Kontrolle wie vor dem Krieg beanspruchen kann.

Den Beginn der russischen Kampagne in Syrien hatten viele Experten mit dem Wunsch des Kremls in Verbindung gebracht, die Schaffung partnerschaftlicher Beziehungen mit Washington zumindest hinsichtlich eines der internationalen Dossiers zu erreichen. Ungeachtet dessen, dass die Länder im Jahr 2018 wirklich eine hohe Qualität der Diplomatie demonstrierten, indem sie unter Beteiligung von Israel und Jordanien eine Formel für den Übergang der südlichen Provinzen Syriens in die Hände des offiziellen Damaskus vereinbarten, veranstalten nunmehr die Streitkräfte der Russischen Föderation und der Vereinigten Staaten regelmäßige Auseinandersetzungen auf den Straßen im Nordosten. Die sozialen Netzwerke sind übervoll an Aufnahmen von „Wettfahrten“ amerikanischer und russischer gepanzerter Fahrzeuge. 

Der Komplex dieser Probleme belegt, dass jegliche militärische Mission im Ausland ein Prozess aus vielen Komponenten ist, in dem die Bekämpfung des Terrorismus nur eines der Glieder ist. Wichtig ist nur, für das Inlandspublikum die Worte zu finden, die helfen würden, die Zweckmäßigkeit einer Fortsetzung der Kampagne zu erklären.