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Nawalny machte man aus einem Patienten zu einem CIA-Agenten


Die russischen Offiziellen haben scheinbar verstanden, dass ihre Teilnahme an der Diskussion um die Vergiftung von Alexej Nawalny nur ihn im Status eines führenden Politikers des Landes bestärkt. Daher ist das dessen Interview für das Magazin „Der Spiegel“ als ein Anlass für ein Aussteigen aus diesem Case genutzt worden. In der Staatsduma und im Kreml erklärte man, dass Nawalny für die CIA arbeite. Dies kann man augenscheinlich auch als eine Anspielung dafür auffassen, dass es für den „Berliner Patienten“ besser sei, die Pläne für eine Rückkehr in die Heimat zu revidieren. 

„Ich behaupte, dass hinter der Tat Putin steht, und andere Versionen des Tathergangs habe ich nicht“, erklärte Nawalny in dem Teil des „Spiegel“-Interviews, der die Geschichte mit seiner Vergiftung betraf. Äußerst negativ hatte sich der Oppositionspolitiker auch über den Chefarzt des Omsker Krankenhauses geäußert, den man nach Meinung von Nawalny durch ein strenges, aber gerechtes Gericht verurteilen müsse. 

Es sei offensichtlich: Dies werde man nur in einem sattsam bekannten „Wunderbaren Russland der Zukunft“ tun können. Und der Oppositionspolitiker versprach, dass er auf keinen Fall den Kampf dafür einstellen werde. Dem „Spiegel“-Interview nach zu urteilen, ist Nawalny zu dem Risiko bereit, das nach seiner Rückkehr nach Russland, die in diesem Interview ein weiteres Mal angekündigt wurde, unausweichlich bestehen wird. 

„Nicht zurückzukehren würde bedeuten, dass Putin sein Ziel erreicht. Meine Aufgabe ist jetzt, der Typ zu bleiben, der keine Angst hat. Und ich habe keine Angst. Meine zittrigen Hände sind nicht Ausdruck meiner Furcht, sondern dieser Sache. Das Geschenk, nicht nach Russland zurückzukehren, werde ich Putin nicht machen,“, erklärte Nawalny. Es scheint aber, dass ein Grund für eine Nichterfüllung solch eines Versprechens bereits genannt worden ist. Dies ist die Familie des Oppositionspolitikers, die scheinbar auch nichts fürchte, über die er sich aber selbst starke Sorgen mache. Doch vom Prinzip her kommt in den Plänen Nawalnys nach einer Heimkehr eine reale politische Tätigkeit vor. „Ich werde weiter durch die russischen Regionen reisen, in Hotels absteigen und das Wasser trinken, das in den Zimmern ist. Wie soll ich mich noch verhalten?“ Es sei daran erinnert, dass Leonid Wolkow, der Koordinator der regionalen Stäbe des Politikers ebenfalls bereits versprochen hat, dass im Kontext der Staatsduma-Wahlen die regionalen Reisen Nawalnys und die von dort mitgebrachten investigativen Untersuchungen zu einem Kernpunkt der Kampagne werden würden. 

Die Reaktion der Offiziellen auf das Nawalny-Interview folgte schnell. „Nawalny ist ein schamloser Schurke. Putin hat sein Leben gerettet. Wenn das, was mit ihm passierte, durch die Geheimdienste der westlichen Staaten eingefädelt wurde, so passt sein Statement in diese Logik. Alle hatten ihn aufrichtig gerettet, angefangen bei den Piloten und Ärzten bis zum Präsidenten. Und solche Erklärungen kann nur ein unanständiger Mensch abgeben“, erklärte der Staatsduma-Vorsitzende Wjatscheslaw Wolodin. Es sei betont, dass, als Nawalny im Koma lag und der Westen von Russland ein Eingestehen der Schuld forderte, gerade der Chef des Unterhauses als erster der offiziellen Vertreter den Verdacht hinsichtlich einer Sonderoperation geäußert hatte. „Es ist vollkommen offensichtlich, dass Nawalny mit Geheimdiensten und Behörden westlicher Länder zusammenarbeitet. Erarbeitet in deren Interessen“, zweifelt Wolodin jetzt bereits nicht mehr.

Medienvertreter fragten den Pressesekretär des Präsidenten Dmitrij Peskow, ob er die Schlüsselrolle des Staatsoberhauptes bei der Rettung Nawalny bestätige. Peskow lehnte es ab, diesbezüglich etwas zu sagen. Aber das Thema, für wen denn der „Berliner Patient“ arbeitet, setzte er nicht nur fort, sondern hat es auch wesentlich konkretisiert. „In der Tat, es gibt solche Informationen. Ich kann sogar konkret sagen: Mit ihm arbeiten Spezialisten der Central Intelligence Agency der USA in diesen Tagen“, unterstrich Peskow. Nawalny erklärte bereits, dass er beabsichtige, im Zusammenhang damit Peskow zu verklagen.

Allem nach zu urteilen, haben den Pressesekretär des Präsidenten die Worte Nawalnys über die Rolle Putins bei seiner Vergiftung am meisten empört, Worte, die man im Kreml für „absolut unbegründet und inakzeptabel“ hält. „Mehr noch, eine Reihe von Äußerungen in der erwähnten Veröffentlichung halten wir für kränkende, für absolut beleidigende und inakzeptable“, sagte Peskow. Und daher: „Wir halten es nicht für möglich, im Weiteren an irgendeiner Diskussion teilzunehmen. Und im Weiteren haben wir nicht vor, irgendwelche Kommentare oder Statements diesbezüglich abzugeben“. Übrigens, Peskow lehnte es direkt im Verlauf der aktuellen Kontakte mit der Presse ab, dies zu tun. Er ließ beispielsweise die Frage ohne eine Präzisierung, ob man die Vorwürfe gegen Nawalny bezüglich einer Arbeit für ausländische Geheimdienste als eine Andeutung für ihn, dass es besser sei, nicht nach Russland zurückzukehren, aufzufassen habe.

Wichtiger ist jedoch, dass man im Kreml scheinbar verstanden hat, dass, je weiter und mehr sie in diese Geschichte mit der Vergiftung Nawalnys hineingezogen werden, umso grundlegender sie ihn im Status des führenden Oppositionspolitikers des Landes legitimieren. Daher ist wohl auch die Entscheidung getroffen worden, alle Diskussion zu beenden. Indirekt bestätigen dies solche Worte Peskows: „Reale Konkurrenten des Präsidenten hinsichtlich eines politischen Kampfes sind ganz andere Menschen und andere Kräfte. Und sie sind keine Quasi- und keine marginale, sondern eine echte Opposition“.

Das Nawalny-Interview haben auch Autoren russischer Telegram-Kanäle erörtert. „Von den ersten Zeilen an kam mir das Gefühl auf, dass ich irgendeinen Roman lese“, kommentiert „Meister“ (https://t.me/maester). Der Chefredakteur des Hörfunksenders „Echo Moskaus“, Alexej Wenediktow, führte einen Link zu der Internetressource an, die zur Quelle für die Informationen über die Kontakte des Oppositionspolitikers mit der CIA werden konnte. „Hier, von da ist die Information über Nawalny und die CIA. Ein braunes rechtsradikales Blättchen“, kommentierte Wenediktow den Link in seinem Kanal (https://t.me/aavst55). „Mit Ausnahme bestimmter stilistischer Nuancen (Alexej ist jetzt kein „Junge (aufgrund der in Russland veröffentlichten ungenauen Übersetzung des SPIEGEL-Interviews wurde aus „Typ“ ein „Junge“ – Anmerkung der Redaktion), der Spendengelder sammelt“, sondern ein „Junge, der keine Angst hat“) gibt es vorerst ganz und gar nichts Neues und Interessantes. Und in der überschaubaren Perspektive wird es dies wohl auch nicht geben“, schreibt die „Maus im Gemüsefeld“ (https://t.me/kbrvdvkr).