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Acht Jahre militärische Perestroika. Sergej Schoigu hat die Armee völlig umgekrempelt


Ein politischer Methusalem, effektiver Manager und, wie sich Außenminister Sergej Lawrow ausdrückte, „harter Verhandlungsführer“ – Verteidigungsminister Sergej Schoigu beging einen bescheidenen, aber bezeichnenden Jahrestag. Nun bereits acht Jahre leitet er eines der Schlüsselministerien des Landes. Dabei ist sein persönliches Rating und, das Wichtigste, das seines Ministeriums nicht bloß stabil. Es steigt ständig. 

Ratings sind eine arglistige Sache. Ihre Objektivität kann man immer in Zweifel ziehen, aber nicht im Fall von Schoigu. Die Veränderungen, die sich mit seinem Kommen ins Verteidigungsministerium vollzogen haben, sind so spürbar, das sie selbst denjenigen offensichtlich sind, die nicht unmittelbar mit dem Problem vertraut sind. Es genügt nur, sich die Feierlichkeiten zum Tag des Sieges am 9. Mai anzuschauen oder die Ausstellung und das Forum „Armee“ im vor Moskaus Toren gelegenen Kubinka zu besuchen. Solch eine Menge neuer, in Serie gefertigter und gelieferter moderner Technik haben die Streitkräfte scheinbar seit sowjetischen Zeiten nicht erhalten. Und hinter dieser PR-Vitrine ist keine schallende Leere, sondern ein realer Inhalt. Der Ausstattungsgrad der russischen Armee in Bezug auf modernen Waffen und Technik erreicht heute 70 Prozent. Dies ist der höchste Wert in der Welt. Zum Vergleich: Zu Beginn dieses Jahrhunderts überstieg er keine 15 Prozent. 

Wichtig ist, dass sich die astronomischen 23 Billionen Rubel, die in die Neubewaffnung der Armee unter Schoigu investiert wurden, nicht einfach in Panzer und Flugzeuge verwandelten, sondern auch zu einem Instrument der politischen Wiedergeburt des Landes wurden. Nach den Ereignissen vom August 2008 in Südossetien bewerteten viele Beobachter die Perspektiven des Staates recht skeptisch. Ohne eine zuverlässige Armee und Flotte könne es ihn einfach nicht geben. Sergej Schoigu bewies das Gegenteil.

Einer der wichtigsten Aspekte des Erfolges ist die Lösung der sozialen Probleme der Militärs. Unter Schoigu wurde das Problem der Versorgung der Militärs mit Wohnraum endgültig gelöst. Von 2012 bis einschließlich 2019 haben 680.000 Militärangehörige eigene Wohnungen erhalten. Unter Berücksichtigung ihrer Familienangehörigen geht es dabei um 2,3 Millionen Menschen. 

Dabei gewährleistet das Verteidigungsministerium eine Höhe der Dienstbezüge, die nicht unter den durchschnittlichen Einkommen in verschiedenen Bereichen der Landeswirtschaft liegt. Im Oktober vergangenen Jahres wurden die Dienstbezüge des Personalbestands mit 4,3 Prozent indexiert, die Militärrenten – mit 6,3 Prozent. In diesem Jahr sind die Dienstbezüge noch einmal um drei Prozent angestiegen. Angehoben wurden auch die Militärrenten. In den Plänen für das Jahr 2021 ist deren erneute Anhebung um 4 Prozent vorgesehen. 

Zwecks Anhebung des Ansehens des Militärdienstes von Zeitsoldaten der am meisten mangelnden Spezialisierungen ist ein Zuschlag für besondere Leistungen im Dienst in einer Höhe von 30 Prozent vom Grundgehalt entsprechend dem militärischen Rang und der Position festgelegt worden. Eingeführt wurde auch ein Zuschlag von 50 Prozent vom offiziellen Gehalt für die Militärs, die Militärränge der ersten bis vierten Tarifkategorie bekleiden. Außerdem wurde die Zahlung eines höheren finanziellen Ausgleichs für Soldaten und Unteroffiziere für das Mieten von Wohnraum analog dem für Offiziere und Fähnriche festgelegt. Im Sommer dieses Jahres wurden noch einmal monatliche Zuschläge für einzelne Kategorien von Militärs der Luft- und Seestreitkräfte, des Generalstabs und der strategischen Raketentruppen eingeführt. Sie sehen einen Zuschlag zum Grunddienstbezug entsprechend dem militärischen Rang vor. Für Offiziere in einer Höhe von 100 Prozent, für Fähnriche und Unteroffiziere von 110 und für Soldaten von 120 Prozent. 

Nicht vergessen wurden auch die Mediziner, die am Kampf gegen das Coronavirus teilnehmen. Den Offizieren, Fähnrichen bzw. Maaten sowie Unteroffizieren sind separat Zuschläge von 60 bis 70 Prozent vom Grunddienstbezug entsprechend dem militärischen Rang festgesetzt worden. Diese erhalten insgesamt 1572 Militärangehörige. 

Die Armee heute ist einer der wenigen bei uns verbliebenen sozialen Lifts. In ihn kann man bereits im jungen Alter gelangen, indem man Mitglied der Bewegung „Jugendarmee“ wird, oder über die Einberufung zum Grundwehrdienst, indem man Zeitsoldat wird. Das Verteidigungsministerium garantiert nicht nur ein Einkommen, Wohnraum, eine kostenlose medizinische Versorgung und die Möglichkeit des Erhalts einer Hochschulausbildung, sondern auch noch eine Reihe sozialer Vergünstigungen und Bonusse, die in der Zivilgesellschaft nicht zugänglich sind.