Quellen in der Verwaltung der Volksmiliz der Donezker Volksrepublik haben der „NG“ mitgeteilt, dass nach Aserbaidschans Sieg in Bergkarabach Ankara Militärberater in die Ukraine verlege. Die türkische Generalität konzipiere angeblich zusammen mit dem ukrainischen Generalstab eine Operation, um die selbstproklamierten Donezker Volksrepublik (DVR) und Lugansker Volksrepublik (LVR) und auch die Krim unter die Kontrolle Kiews zurückzubringen. Möglicherweise würden dies auch zwei Operationen werden, die nicht gleichzeitig beginnen und im Regime einer Art Gefechtsaufklärung erfolgen würden. Dabei sollen angeblich im „Hinterland des Feindes“ entsprechend dem Karabach-Krieg Drohnen vom Typ „Bayraktar TB2“, die von der Türkei erworben wurden, zum Einsatz kommen. Dieses Szenario habe man jedoch in Kiew korrigiert, betonen die Quellen in der DVR.
Die ukrainische Armee plane, bei den künftigen Operationen gegen ihre Feinde im Südosten des Landes neben türkischen Drohnen die einheimische Bevölkerung aus den Reihen der Krimtataren und Ukrainer, die Kiew sympathisieren, als Partisanen und Diversanten einzusetzen. Möglich sei auch die Teilnahme von syrischen Söldnern an der Gefechtsoperation, die sich nicht schlecht im Karabach-Krieg auf der Seite Aserbaidschans empfohlen haben.
Dieses Szenario schließt der Militärexperte und Journalist Alexander Sladkow nicht aus. Laut seinen Angaben würde die DVR bereits Positionen befestigen und Manöver zur Abwehr einer Offensive ukrainischer Kämpfer durchführen. Er lenkte das Augenmerk darauf, dass Aserbaidschan im Bergkarabach-Konflikt die Unterstützung der Türkei in Anspruch genommen hat. Kiew aber könne sich nicht des Vorhandenseins eines Verbündeten rühmen. Wenn man aber der Türkei verspreche, die Krim im Falle eines ukrainisch-russischen militärischen Konflikts unter ihr Protektorat zu stellen, so könne Ankara Hilfe leisten.
Solch ein Szenario entspreche der ukrainischen Ideologie: Das Beste möge eher den Türken denn den Moskauern zufallen“, urteilt der Experte. In solch einer Motivation Kiews spiele auch der militärtechnische Faktor eine wichtige Rolle. Offiziell hat die Ukraine insgesamt sechs Drohnen vom Typ „Bayraktar TB2“ von Ankara erworben, drei Leitstationen, aber auch rund 200 hochpräzise Munitionssätze zu ihnen. Wenn man berücksichtigt, dass Kiew beabsichtigt, weitere 48 Drohnen dieses Typs zu erwerben (möglicherweise hat ihre Lieferung in die Ukraine schon begonnen), so reiche das vorhandene Potenzial im Falle des Ausbleibens eines wirksamen Widerstands laut Expertenschätzungen aus, um beinahe die gesamte gepanzerte Technik unschädlich zu machen, die sich in der Bewaffnung der militärischen Formationen der LVR und DVR befindet. Und dies sind 300 bis 400 gepanzerte Objekte.
Eine indirekte Bestätigte solcher Pläne ist der kürzlich erfolgte Besuch des ukrainischen Vizepremiers für Fragen der strategischen Industriezweige, Oleg Uruskij, in der Konfliktzone im Donbass. Auf seiner Facebook-Seite teilte er mit, dass er während der Reise „mit der Führung des Generalstabs, mit Kommandeuren und stellvertretenden Kommandeuren der Brigaden und Bataillone die aktuelle Situation in der Zone der Durchführung der Operation, den Zustand der Ausrüstung der Truppen, die Ergebnisse des Einsatzes neuer und modernisierten Waffenmodelle und Gefechtstechnik sowie bestehende problematische Momente diskutierte“. Um was für „problematische Momente“ es sich handelt, hat Uruskij nicht präzisiert. Er schrieb aber: „Jetzt gibt es eine konkrete Vorstellung darüber, was unsere Truppen brauchen, was heute von den Unternehmen der Rüstungsindustrie der Ukraine nötig ist und wohin sich die Hersteller im Weiterem im Zuge der Versorgung der Truppen mit Zubehör und Waffen bewegen müssen“.
Oleg Uruskij ist eine der qualifiziertesten Führungskräfte in der Regierung der Ukraine. Von der Ausbildung her ist er Ingenieur für militärische Flugtechnik. Er orientiert sich gut in praktischen Fragen der Herstellung von Drohnen. Gerade von ihm stammt die umgesetzte Idee einer engen militär-industriellen Integration mit der Türkei. Mit seinem Zutun und – wie sich jetzt herausstellt – mit seiner aktiven Unterstützung wurde es in den Jahren 2018-2019 möglich, innerhalb kurzer Zeit das Projekt für die Entwicklung der türkisch-ukrainischen hochfliegenden Drohne Bayraktar Akinci mit den ukrainischen Motoren AI-450S in Gang zu bringen. Dieser Tage haben türkische Nutzer in den sozialen Netzwerken einen Film in russischer Sprache darüber gepostet, wie Bayraktar Akinci entwickelt und getestet wurde und über ihren ersten Flug am 6. Dezember 2019. Es ist nicht ausgeschlossen, dass dies getan wurde, um moralischen Druck auf die Russen und die Bevölkerung des Donbass auszuüben. Schließlich hat die Russische Föderation bisher ihre Ergebnisse auf dem Gebiet der Entwicklung und des Einsatzes von Kampf-Drohnen auf massenhaft zugänglichen Plattformen nicht vorgestellt.
Vor einem Monat berichtete Uruskij nach dem offiziellen Ankara-Besuch des ukrainischen Präsidenten Wladimir Selenskij, dass „die Türkei bereit ist, Mittel zu investieren und eigenständig einen überaus neuen Betrieb für die Fertigung von Drohnen in der Ukraine zu errichten“. Medien schrieben, dass der Vizepremier bereits im August dieses Jahres Ankara angeboten hätte, ein großes Aktienpaket des Unternehmens „Motor Sitsch“ zu erwerben, das sich mit der Herstellung von Flugzeugtriebwerken, darunter von Motoren vom Typ AI-450S für die Drohnen vom Typ „Bayraktar Akinci“ befasst.
„In Kiew rechnet man augenscheinlich damit, ermutigt durch die Erfolge Aserbaidschans, dass die türkische Gefechtsdrohnen zu einer Hauptkraft in den möglichen bevorstehenden Gefechten der Streitkräfte der Ukraine gegen die bewaffneten Formationen der DVR und der LVR werden“, meint der Militärexperte Oberst der Reserve Wladimir Popow. Seiner Meinung nach würden daher auch türkische Berater in der ukrainischen Armee arbeiten. Der Experte lenkte das Augenmerk darauf, dass vor zwei Wochen der Befehlshaber der türkischen Luftstreitkräfte, Armeegeneral Hasan Küçükakyüz, in der Ukraine weilte. Er und die ihn begleitenden Personen besuchten eine Brigade der taktischen Luftwaffe des Luftraum-Kommandos „Zentrum“ der ukrainischen Luftstreitkräfte. Dabei betonen Beobachter, dass „gesondert die Ausbildung ukrainischer Fachkräfte für die Steuerung der türkischen Bayraktar-TB2-Drohnen und die Erfahrungen der ukrainischen Armee aus den Kampfhandlungen im Donbass erörtert wurden“. „Gleichzeitig haben in der Ukraine laut Meldungen einiger Medien geheime Militärübungen im Zusammenhang mit einer „Befreiung“ der Krim und des Donbass stattgefunden. Es ist nicht ausgeschlossen, dass diese Manöver weitergehen und zu realen Kampfhandlungen ausufern können“, erklärte Popow.
Laut Medienangaben flog am 23. November eine ukrainische Bayraktar-TB2-Kampfdrohne an der Grenze zur Krim entlang. Und in der vergangenen Woche wurde in den sozialen Netzwerken diskutiert, dass die ukrainischen Streitkräfte diese Drohnen in die Region der Stadt Kramatorsk (Gebiet Donbass) verlegt hätten. Erörtert wurde gleichfalls, dass man OSZE-Beobachter nicht in das Gebiet an der Trennungslinie in der Konfliktzone gelassen hätte, wohin laut Informationen von Quellen der DVR 42 Panzer der ukrainischen Streitkräfte gekommen seien.
Es sei angemerkt, dass laut offiziellen Angaben der Streitkräfte der Ukraine die in der Donbass-Konfliktzone handelnden Drohnen-Einheiten geschult seien, die türkischen Drohnen richtig einzusetzen. „Der Oberkommandierende der ukrainischen Streitkräfte, General Ruslan Chomtschak, hatte bereits im Juli dieses Jahres angeordnet, dass ein Programm für das Arbeiten mit den Drohnen vom Typ Bayraktar TB2 in die Ausbildung der Brigaden vor der Entsendung in die Konfliktzone im Donbass aufgenommen wird. Alle Fragen waren bereits im Sommer auf dem Übungsgelände Rowno durchgearbeitet worden, wo sich damals die 14. mechanisierte Brigade der ukrainische Streitkräfte für eine Verlegung in den Südosten des Landes vorbereitet hatte“, berichtete Popow.