Der Nordatlantikpakt erschließt planmäßig den postsowjetischen Raum. Im ukrainischen Verwaltungsgebiet Lwow ist am Samstag die aktive Phase der Manöver „Three Swords – 2021“ („Drei Schwerter“) unter Beteiligung von Militärs aus der Ukraine, aus Polen, Litauen und den USA abgeschlossen worden. Am 26. Juli starteten in Georgien die bis 6. August erfolgenden internationalen Militärmanöver „Agile Spirit 2021“ („Flinker Geist 2021“), an denen über 4.000 Militärs aus 15 NATO-Ländern und deren Partner (Georgien, Ukraine und Aserbaidschan) teilnehmen. Wie auch früher tragen all diese Manöver einen antirussischen Charakter. Dabei erklingen aus dem Munde mehrerer Militärvertreter der NATO offen provokante Erklärungen an die Adresse Moskaus.
Polens Ministerium für nationale Verteidigung veröffentlichte Worte seines Chefs Mariusz Błaszczak, der von einer Stationierung der durch Warschau zu erwerbenden amerikanischen „Abrams“-Panzer in der Ebene, die den Namen „Smolensker Tor“ erhielt, spricht. „Diese (Kampf-) Panzer werden Warschau und Polen vor einer Aggression verteidigen. Wir haben diese Panzer gekauft, um Russland vor einem Überfall auf Polen abzuschrecken“. Die Mitteilung wurde später entfernt. Doch solch eine Veröffentlichung hatte ausgereicht, dass sie nicht nur viele Massenmedien, sondern auch Kollegen von Błaszczak zitierten. Nach Meinung des früheren Verteidigungsministers Tomasz Siemoniak (vom August 2011 bis November 2015 – Anmerkung der Redaktion) seien die „Abrams“ an der Ostgrenze kein Element zur Zügelung, sondern ein Aggressionsfaktor.
„Soweit ich weiß, wird Polen für den Schutz vor einer „russischen Bedrohung“ amerikanische „Abrams“-Panzer für sechs Milliarden Dollar kaufen. Für dieses Geld kann man rund 1000 Panzer erwerben. Das heißt eine ganze Panzerarmee (vier Divisionen) von amerikanischen Panzern wird an den Grenzen Russlands und Weißrusslands auftauchen. Panzer sind vor allem Angriffswaffen. Und dies bedeutet, Warschau hegt wirklich aggressive Absichten hinsichtlich seiner östlichen Nachbarn“, erklärte der „NG“ der Militärexperte Nikolaj Schulgin. Er betont, dass laut Angaben westlicher Medien „auf dem Stützpunkt Redzikowo in Polen Arbeiten zur Installierung des Aegis-Küstenschutz- und Kampfsystems mit einem Wert von über 180 Millionen Dollar begonnen haben. Dies wird der zweite Raketenstützpunkt der USA in Europa sein, nach dem der Stützpunkt Deveselu in Rumänien im Jahr 2015 seine Arbeit aufgenommen hat. Der offizielle Zweck dieser Stützpunkte ist, ein Schutzschild aus SM-3-Abfangraketen für ganz Europa zu sein“. In Russland ist man der Auffassung, dass man von den bodengestützten Aegis-Startanlagen, die in Polen und Rumänien stationiert werden, Tomahawk-Flügelraketen starten könne, die Ziele in der Tiefe Russlands vernichten können. Und dies ist ebenfalls ein besorgniserregender Faktor. „Warschau provoziert offenkundig Moskau zu Antworthandlungen. Dabei streben die Polen an, nicht nur ihre Verteidigung zu verstärken, sondern helfen auch den Verbündeten im postsowjetischen Raum“, ist sich Schulgin sicher.
Die Medien lenkten die Aufmerksamkeit darauf, dass in der 3. Juli-Dekade eine internationale Delegation unter Leitung von Polens Vizeaußenminister Marcin Przydacz in der Zone der Kampfhandlungen im Donbass weilte. Und auf dem ukrainischen Jaworiw-Übungsgelände trainierten bis zum vergangenen Freitag polnische Soldaten und Offiziere aus dem Bestand der litausch-polnisch-ukrainischen Brigade (LITPOLUKRBRIG) die Vorbereitung für „gemeinsame Handlungen im Rahmen der militärischen Einheit der Länder des Lublin-Dreiecks (Plattform für die politische, wirtschaftliche, kulturelle und soziale Zusammenarbeit zwischen Litauen, Polen und der Ukraine zur Unterstützung der Integration der Ukraine in die EU – Anmerkung der Redaktion). Es ist nicht ausgeschlossen, dass die LITPOLUKRBRIG gerade im Gebiet des „Smolensker Tors“ eingesetzt werden soll. Dabei werden die polnischen Militärangehörigen gemeinsam mit amerikanischen, englischen und georgischen Kollegen bei den Manövern „Agile Spirit 2021“ erstmals an einer gemeinsamen Luftlandeoperation teilnehmen, die auf einem der Truppenübungsplätze Georgiens durchgeführt wird.
„Eine Luftlandeoperation ist eine offensive Gefechtsform“, erklärte der „NG“ der Militärexperte Generalleutnant Jurij Netkatschjow. „Zumal diese Gefechtshandlungen im Westen des Landes organisiert werden, in der unmittelbaren Nähe zu Abchasien und Südossetien, die zu Georgien gehörten, jetzt aber eigenständige und (nur von einer sehr geringen Anzahl von Ländern international anerkannte – „NG“) Republiken und Verbündete der Russischen Föderation sind. Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Manöver „Agile Spirit 2021“ darauf abzielen, Varianten für ein Zurückholen der verlorenen Territorien zu trainieren“, meint der Experte. Er verwies darauf, dass für eine Teilnahme an den Manövern in Georgien neben polnischen und anderen Militärkontingenten der NATO rund 700 amerikanische Militärs, darunter aus dem Bestand der Sondereinsatzkräfte eingetroffen seien. Dies löse natürlich Spannungen in der Region aus.
Russland kann derartige Herausforderungen nicht ignorieren. An der Grenze zu Georgien, aber auch auf den russischen Militärstützpunkten in Südossetien und Abchasien befinden sich die Truppen ständig in Gefechtsbereitschaft, nehmen an Manövern und Schießübungen teil. Als Antwort auf die Bedrohung seitens der NATO kann man auch die für September geplanten gemeinsamen strategischen Manöver der Streitkräfte des Unionsstaates (Russlands und Weißrusslands – Anmerkung der Redaktion) „Zapad-2021“ („Westen-2021“) ansehen. Die Medien berichten, dass im Rahmen der Vorbereitung für sie bereits die Verlegung russischer Truppen und gepanzerter Technik nach Weißrussland begonnen hat.