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Das Pentagon bereitet die Ukraine auf eine High-Tech-Etappe der Gefechte vor


Die vom russischen Verteidigungsminister Sergej Schoigu angedeutete Verlangsamung des Tempos der seit dem 24. Februar erfolgenden militärischen Sonderoperation in der Ukraine ist augenscheinlich nicht nur durch humanitäre Erwägungen bedingt worden. Russland bereitet sich wie auch die Ukraine auf einen großangelegten Einsatz hochtechnologischer Waffen vor. Für deren Herstellung wird aber Zeit gebraucht. Die massierten Schläge der Streitkräfte der Russischen Föderation gegen Stellungen der ukrainischen Streitkräfte fördern bisher kein schnelles Vorrücken der russischen Truppen in die Tiefe der Verteidigung des Gegners. Und Kiew, das westliche High-Tech-Waffen einsetzt, versucht, die Initiative zu erlangen. Und in der Russischen Föderation unterschrieb der Präsident in der vergangenen Woche einen Erlass über die Aufstockung der Personalstärke der Streitkräfte um 137.000 Militärs.

In Washington ist man der Auffassung, dass das neue 2,8-Milliarden-Dollar-Hilfspaket eine Veränderung der Situation in der Ukraine fördern werde. Der für politische Angelegenheiten zuständige US-Vizeverteidigungsminister Colin Cole kommentierte für die Medien diese Tatsache und teilte mit, dass der Akzent auf Lieferungen hochtechnologischer Waffen für die Ukraine gelegt werde. Ihre Lieferungen würden zu langfristigen werden, da für deren Herstellung der Komplex der amerikanischen Rüstungsindustrie zum Zuge kommen müsse. Die High-Tech-Waffen würden „in ein, zwei oder drei Jahren“ an Kiew geliefert werden. Die entsprechenden Erwartungen würden dies aber lohnen, meint der Vertreter des Pentagons. Als Beispiel sprach er über das System GMLRS (eine Familie von präzisionsgelenkten Boden-Boden-Raketen für die MLRS- und HIMARS-Mehrfachraketenwerfer mit einer Reichweite von 70 bis 150 km und einem Kaliber von 227 Millimetern). Laut Versicherungen des amerikanischen Vizeministers sei deren Einsatz bereits ein effizienter gewesen. „Die Ukrainer nutzen sie für hochpräzise Schläge gegen Kommando-Punkte, logistische Knotenpunkte und andere Objekte der materiell-technischen Absicherung. Diese Waffen haben eine Wirkung erzielt, die erlaubten, das Vorrücken der russischen Truppen im Osten durcheinanderzubringen“, betonte Cole.

Derweil haben Vertreter des Kremls und des Verteidigungsministeriums mehrfach erklärt, dass die Lieferungen moderner Waffenarten in die Ukraine in keiner Weise den Verlauf der Durchführung der Sonderoperation, die laut Plan verlaufe, beeinflussen würden. Freilich setzt man in der Russischen Föderation auch den Akzent auf ein Ankurbeln der Produktion moderner Waffen. Der Industriedirektor des Waffen-Clusters des Staatskonzerns „Rostech“, Bekchan Osdojew, teilte Medienvertretern mit, dass „eine Reihe von Unternehmen im Zusammenhang mit der erhöhten Auslastung zu einem Arbeiten in mehreren Schichten übergeben und auf den Sommerurlaub verzichten, um die Auslieferung moderner Arten von Waffen und Gefechtstechnik an die Truppen zu sichern“. Er erklärte, dass die Anstrengungen der Rüstungsbetriebe gegenwärtig beispielsweise auf die Herstellung neuer Partien von gepanzerten Fahrzeugen der Typen BDM-4M und BTR-82A, von „Kornet“-Panzerabwehr-Raketenkomplexen, selbstfahrenden Minenwerfern „Tulpe“ und „Iskander“-Raketenkomplexen ausgerichtet seien. Und dies ist keine vollständige Liste von Waffen, die die Unternehmen des Rüstungsindustriekomplexes Russlands derzeit für die Bedürfnisse der Armee fertigen.

Medien berichten, dass der Chefkonstrukteur des Unternehmens „Zala Aero“, Alexander Sacharow, dieser Tage bei einem Treffen mit Mitarbeitern des Unternehmens hinter verschlossenen Türen vorgeschlagen haben soll, „leerstehende Einkaufszentren westlicher Firmen, die die Russische Föderation verlassen haben, für eine Fertigung von Drohnen umzufunktionieren“. Die Entscheidung darüber wird augenscheinlich eine positive sein, da sich die Drohnen und Kamikaze-Drohnen von „Zala Aero“ (der Typen „Kubus“ und „Lanze“) im Verlauf der Sonderoperation gut bewährt haben. Doch an der vordersten Frontlinie mangelt es den russischen Militärs an ihnen.

Die amerikanische Zeitung „The Washington Post“ meldete, dass Russland den Mangel an Drohnen durch Lieferungen oder die gemeinsame Herstellung von Kampfdrohnen mit dem Iran überwinden werde. Die Autoren des entsprechenden Beitrages schreiben unter Berufung auf Daten der Aufklärung, dass Teheran bereits „Lieferungen hunderter Kamikaze-Drohnen begonnen hat. Diese Kampfdrohnen gehören wahrscheinlich zur Serie Shahed mit einer Größe von etwa der amerikanischen Drohne MQ-1-Predator, die der Iran im Irak und in Syrien erfolgreich eingesetzt hatte“. Das Blatt erinnert gleichfalls daran, dass eine russische Rakete vom Typ „Sojus-2.1b“ „den iranischen Satelliten „Khayyam“, der für eine Fernerkundung der Erde bestimmt ist, auf eine Erdumlaufbahn gebracht hat. Wie Quellen des Blattes annehmen, werde Russland angeblich den Satelliten in der ersten Zeit für militärische Zwecke nutzen.

Der bekannte Militär und Abgeordnete der Staatsduma der Russischen Föderation (von der Kremlpartei „Einiges Russland“), Generalleutnant Andrej Guruljew, ist der Auffassung, dass die Herstellung moderner Waffen forciert werden müsse, da Streitkräfte der NATO, unter anderem aus Großbritannien, an den Kampfhandlungen in der Ukraine teilnehmen könnten. 2Wir kommen zu einem Zustand, dass die Friedenszeit vorbei ist“, betonte er. „Die Erzählungen, wonach sich britische Militärs auf einen Krieg in der Ukraine vorbereiten würden, darf man nicht als einen einfachen Bluff auffassen. Wenn sich die Briten dort erweisen werden, wird ein Krieg überall beginnen – im Kosmos, auf See, auf dem Landes, auf dem Territorium Großbritanniens, Russlands. Bei uns schert sich keiner hinsichtlich der Zivilverteidigung, die Frage ist aber eine ernsthafte. Lassen Sie uns, sich schon heute auf ein Auftauchen von NATO-Truppen vorbereiten, um die Bevölkerung und die Industrie zu bewahren, damit die strategischen Vorräte und alles Übrige bereit sind“.

„Die Lieferungen hochpräzisier Waffen und Drohnen durch NATO-Länder und die USA an die Ukraine belegen, dass dort Kampfhandlungen für Jahre geplant werden. Dies erklärte auch direkt der Sekretär des Rates für nationale Sicherheit und Verteidigung des Landes, Alexej Danilow. Bereits im Herbst könne sich der Charakter der Gefechte verändern. „Und Russland bereitet sich darauf vor“, sagte der „NG“ der Militärexperte und Generalleutnant im Ruhestand Jurij Netkatschjow. Er betonte, dass der militär-industrielle Komplex arbeite, und „schon bald wird die russische Armee beginnen, in noch größeren Maßstäben Kampfdrohnen. Kamikaze-Drohnen sowie lenkbare Geschosse der Artillerie und von Raketenwerfern einzusetzen, aber auch Geschosse für Kampfflugzeuge und Hubschrauber, die selbst ihre Ziele finden, was erlauben wird, bei einer entsprechenden Vorbereitung von Reserven der Streitkräfte der Russischen Föderation das Tempo der Offensive zu erhöhen“.

Derweil setzen die russischen Offiziellen augenscheinlich nicht nur allein auf hochtechnologische Waffen. Auf dem offiziellen Internetportal für Rechtsinformationen ist ein Erlass des russischen Präsidenten Wladimir Putin veröffentlicht worden, der den regulären Personalbestand der Streitkräfte der Russischen Föderation um etwa 137.000 erhöht, wobei deren Gesamtzahl mit 2.039.758 Menschen festgelegt wird, von denen 1.150.628 Militärs sind. Das Dokument wird am 1. Januar 2023 in Kraft treten. Gegenwärtig beläuft sich der Personalbestand der Streitkräfte auf 1.902.758 Menschen, von denen 1.013.628 Militärs sind. Die Personalstärke ist das letzte Mal im November des Jahres 2017 geän