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Das Pentagon und die ukrainischen Streitkräfte schmieden Pläne für eine Einnahme der Krim


Die „Washington Post“ schreibt, dass die Administration von Joseph Biden „in privaten Gesprächen“ Kiew auffordere, Offenheit gegenüber Verhandlungen mit Moskau zu demonstrieren. Die Tatsachen belegen aber, dass Washington die Pläne hinsichtlich einer langfristigen Unterstützung für die Ukraine, damit sie „einen Sieg über Russland erringt“, nicht geändert hat. Die nonverbalen Andeutungen Washingtons gegenüber Kiew könnten nach Einschätzungen von Experten ein Appell für einen zeitweiligen Waffenstillstand sein, damit die Streitkräfte der Ukraine durch die Hilfe der USA und der NATO ihr Potenzial erhöhen bzw. wiederherstellen.

Andeutungen seitens Kiews hinsichtlich einer Bereitschaft zu Friedensgesprächen mit Moskau gibt es bisher nicht. Präsident Wladimir Selenskij bewahrt aus Moskauer Sicht eine militante Haltung. Am vergangenen Samstag gab er den baldigen Beginn einer Sammlung von Mitteln für die Schaffung einer „Flotte von seegestützten Drohnen“ bekannt.

„Ich denke, dass absolut jeder begreift, was dies ist und wofür dies ist, und bin gewiss, dass Millionen Menschen auch solch eine Richtung in unserer Verteidigung unterstützen werden. Wie dies funktioniert, haben alle schon gesehen“, sagte er, wobei er unterstrich, dass die Initiative ausschließlich auf einen Schutz der Seegebiete der Ukraine ausgerichtet sei. „Wir erheben auf Fremdes keinen Anspruch.“

„Die Buchten von Sewastopol und die Meerenge von Kertsch hält Kiew für seine Territorien. Und augenscheinlich daher hat es dort Diversionsakte gegen Russland organisiert“, erklärte der Militärexperte und Oberst im Ruhestand Schamil Garejew gegenüber der „NG“. „Die Russische Föderation hat aber am 2. November die Teilnahme am „Getreide-Deal“ wiederaufgenommen, da nach Moskauer Version Kiew „klare Garantien“ gegeben hätte, dass sich derartige Attacken nicht mehr ereignen werden. Und jetzt bereitet die Führung der Ukraine, wie wir sehen, neue Partie von seegestützten Drohnen vor, um russische Objekte anzugreifen. Dies sind sehr ernsthafte Ambitionen. Und leider gibt es sehr wenige Stimuli dafür, dass Kiew dies nicht tut. Aber einer von ihnen sind Friedensverhandlungen, ein Einfrieren des Konfliktes. Wird man sich aber jetzt in Kiew darauf einlassen, ist unbekannt. Die ukrainischen Streitkräfte bereiten sich mit Hilfe der USA und der NATO auf neue Gefechte vor, wobei sei hoffen, Russland zu besiegen“. (Aus Kiew wurde freilich gemeldet, dass es keine Garantien für die Fortsetzung des „Getreide-Deals“ gegeben hätte. Und mehrere Experten sind gleichfalls der Auffassung, dass Moskaus Schritt hinsichtlich einer Aussetzung der Teilnahme an den „Getreide-Abkommen“ völlig verpuffte und wirkungslos geblieben war. – Anmerkung der Redaktion)

Der Experte Schamil Garajew betonte, dass sich die von ihm formulierten Schlussfolgerungen aus der jüngsten Kiew-Reise des Beraters des Weißen Hauses für nationale Sicherheitsfragen, Jake Sullivan, ergeben würden. Dieser hatte erklärt, dass „unabhängig von den Ergebnissen der Wahlen zum US-Kongress, die am Dienstag (dem 8. November – „NG“) stattfinden, die Unterstützung für die Ukraine seitens beider Parteien beibehalten werde, was erlauben wird, ihr weiterhin Hilfe zu gewähren“. Am gleichen Tag haben die Vereinigten Staaten ein neues Paket militärischer Hilfe für die Ukraine über eine Summe von 400 Millionen Dollar bekanntgegeben, das 45 T-72-Panzer, 250 M1117-Schützenpanzerwagen, 40 gepanzerte Schnellboote und 1100 Phoenix-Ghost-Drohnen umfassen wird. Das Pentagon informierte, dass die Niederlande weitere T-72-Panzer aus dem Bestand der Streitkräfte Tschechiens für die Ukraine modernisieren würden. Laut vorliegenden Angaben hat Tschechien bereits eine gewisse Anzahl von T-72-Panzern aus seinen Reserven übergeben. Westliche Medien berichteten, dass ein Teil der modernisierten T-72-Panzer bis Ende dieses Jahres – augenscheinlich im Dezember — in der Ukraine eintreffen werde. Der Hauptteil der gepanzerten Fahrzeuge aber werde nach der Instandsetzung und Nachrüstung bereits im Jahr 2023 an die Front gelangen. Außerdem bildet das US-Verteidigungsministerium in Deutschland einen Stab, der die Waffenlieferungen an die Ukraine „in der langfristigen Perspektive“ kontrollieren wird.

Dabei wird unter Experten die Version diskutiert, dass Sullivan in der vergangenen Woche nicht nur mit dem Ziel nach Kiew gekommen sei, um militärische Unterstützung zu demonstrieren. Die Autoren des russischen Telegram-Kanals „Südliches Ufer“ sind der Auffassung, dass der Vertreter des Weißen Hauses den ukrainischen Offiziellen ein gewisses, in den USA geschnürtes „Paket von Vereinbarungen über einen zeitweiligen Waffenstillstand zwischen Moskau und Kiew“ vorgestellt habe. Über die Perspektive solcher Friedensverhandlungen, auf die die Offiziellen der USA in privaten Gesprächen bestehen, hatte am Samstag die „Washington Post“ geschrieben. Das Blatt lenkte die Aufmerksamkeit darauf, dass Sullivan in Kiew sagte, dass die Gefechtshandlungen beendet werden könnten. „Russland hat beschlossen, dies zu beginnen“, sagte er, und er betonte, dass gerade „Russland beschließen könne, damit aufzuhören“. Dabei sind die Amerikaner darüber besorgt, dass Kiew bisher keine Kontakte mit Moskau aufnehmen wolle und sich mit einer zahlenmäßigen Überlegenheit an Militärs und einer effektiven Gefechtsunterstützung von den USA und der NATO auf neue Kämpfe vorbereite.

„Sie (die Autoren der Veröffentlichung der „Washington Post“ – „NG“) sind der Meinung, dass Kiew versuche, so viel wie möglich an militärischen Errungenschaften bis zum Beginn des Winters, wenn sich ein Fenster für die Diplomatie auftun kann, zu fixieren“, schrieb der Telegram-Kanal „Titanen-Schlacht“. Dabei informierte „Südliches Ufer“, dass „die Analyse der Besonderheiten der Lieferungen aus dem neuen Paket an Militärhilfe für die Ukraine demonstriert, dass die Technik nicht sofort aus den Reserven der Streitkräfte der USA und deren Verbündeten den ukrainischen Streitkräften übergeben wird, sondern recht erhebliche Zeit erfordert. Dies bedeutet, dass die ukrainischen Streitkräfte die Kampfeinheiten und neu aufzustellenden Truppenteile für die Durchführung der Winter-Kampagne mit einem Offensiv-Charakter allem Anschein nach nicht nachrüsten und auffüllen können“. Daher brauche Kiew nach Meinung der Analytiker von „Südliches Ufer“ einen Waffenstillstand, um die Grundlage „für eine Wiederaufnahme aktiver Kampfhandlungen im Frühjahr-Sommer des Jahres 2023“ zu legen.

„Es gibt keinerlei Voraussetzungen dafür, dass ein Waffenstillstand zwischen Moskau und Kiew das Bestreben der gegenwärtigen Verbündeten der Ukraine, einen Sieg über Russland zu erreichen, abkühlen wird“, teilte der „NG“ der Militärexperte und Generalleutnant im Ruhestand Jurij Netkatschjow mit. „Die USA und der Westen unternehmen alles für eine Verstärkung der militärischen Stärke der Ukraine. Das Pentagon hat allem Anschein nach schon längst für sich entschieden, dass der Sieg der ukrainischen Streitkräfte über die Russische Föderation gesichert ist“. Er sagte gleichfalls, dass US-Verteidigungsminister Lloyd Austin dieser Tage die Möglichkeit der ukrainischen Streitkräfte angedeutet hätte, Cherson und andere Territorien auf dem rechten Dnepr-Ufer „leicht“ einzunehmen. „Hinsichtlich der Frage, ob die Ukrainer das übrige Territorium westlich des Dneprs und Cherson einnehmen können, bin ich mir sicher, dass sie die Möglichkeit haben, dies zu tun“, sagte Austin. „Das heißt: Austin ist der Auffassung, dass Kiew irgendwann die Krim einnehmen wird. Solch eine Gewissheit von ihm belegt nur eines: Im Pentagon sieht man gut alle Schwachstellen Russlands und man wird dort anstreben, dass Kiew einen Erfolg erzielt“, erklärte der General.

Vor diesem Hintergrund sehen auch die Worte des Ex-Abgeordneten der ukrainischen Werchowna Rada und Politikers Oleg Zarjow recht besorgniserregend aus. „Wenn die Aufgabe von Cherson das Ergebnis von Verhandlungen über ein Einfrieren des Konfliktes wird, zum Beispiel nach dem G-20-Gipfel (der am 15. und 16. November in Indonesien stattfinden wird – „NG“), so wird man uns erstens praktisch garantiert erneut übers Ohr hauen. Und zweitens, dieses Spiel wird bereits für den innenpolitischen Raum Russlands ein gefährliches sein. Viele Monate suggeriert man der Gesellschaft die Wichtigkeit einer Unterstützung für die militärische Sonderoperation. Man hat eine Mobilmachung veranstaltet. Und es ist unter den Sanktionen nicht einfach. Ein freiwilliges Aufgeben jetzt bereits von russischen Territorien wird da als ein Verrat wahrgenommen werden“, betonte Zarjow.