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Den „Donbass-Bogen“ wird man bis zum Einsetzen der Kälte durchbrechen


Die Ukraine bereitet augenscheinlich eine Gegenoffensive vor, die in den nächsten Wochen beginnen kann. Dies kann man aus einer Erklärung des Chefs des ukrainischen Präsidenten-Office, Andrej Jermak, annehmen, der mitgeteilt hat, dass „es lebensnotwendig ist, die aktive Phase des Krieges zum Winter zu beenden“. Dabei teilen ukrainische Massenmedien und Nutzer sozialer Netzwerke mit, dass der britische Aufklärungsdienst MI-6 Kiew Angaben darüber übergeben habe, dass die russischen Militärs ihrerseits „die Gruppierung an der Ostfront verstärken und sich auf die Operation „Donbass-Bogen“ vorbereiten“. Das Ziel Moskaus sei, die Kontrolle über den Donbass „bis zum Einsetzen der Kälte“ zu sichern.

An welcher Front sich die Streitkräfte der Ukraine vorbereiten, ihre Offensive zu beginnen, ist bisher unklar, da es dazu keine offiziellen Angaben gibt. Aus offenen Mitteilungen ist bekannt, dass die ukrainischen Streitkräfte Reserveverbände sowohl im Süden als auch im Norden konzentrieren würden. Dabei wird die Cherson-Richtung offensichtlich eine vorrangige sein. Bisher führt jedoch nur Russland offensive Handlungen im Donbass und im Raum von Charkow. Die Streitkräfte der Russischen Föderation hätten über die Hälfte des Personalbestands von zwei Brigaden der Streitkräfte der Ukraine in den Richtungen Artjomowsk und Andrejewsk im Donbass liquidiert, teilte Russlands Verteidigungsministerium mit. Laut Angaben von Medien, die sich auch nur auf die russischen Militärs berufen, hätte die Artillerie Russlands den Gegner in Sewersk, im Kreis Bachmut, in Serebrjanka und in Vororten von Donezk vernichtet. Die Luftstreitkräfte der Russischen Föderation hätten Angriffe gegen Ziele in Awdejewka, Nowomichailowka und Solotaja Niva geflogen. Vernichtet wurden angeblich Positionen der ukrainischen Streitkräfte in Kramatorsk und Konstantinowka. Und in den Morgenstunden des 11. August hätten die Streitkräfte der Russischen Föderation Raketenschläge gegen Objekte der ukrainischen Armee in Charkow geführt.

Vertreter der prorussischen Administration des Verwaltungsgebietes Saporoschje erklärten, dass die Streitkräfte der Ukraine mehrfach das Atomkraftwerk von Saporoschje und die neben dem Objekt gelegenen Territorien beschossen hätten, wobei gemeldet wurde, dass der zweite Reaktorblock des AKW in Brand geraten sei. Dies stellte sich jedoch als eine Fake-Meldung heraus, wie glaubwürdige russische Quellen meldeten. Und auch der ukrainische Konzern „Energoatom“ dementierte die Tatsache eines Brandes am ausgewiesenen Block und warf der russischen Seite die Beschüsse vor, die seit am 7. August begonnen haben, wobei erklärt wurde, dass die Gerüchte und Fakes für das „Schüren panischer Stimmungen unter der Bevölkerung“ verbreitet werden würden.

Gleichfalls hätten laut westlichen Medien, die sich auf ukrainische Quellen berufen, die Streitkräfte der Ukraine einen Schlag gegen eine Brücke neben dem Kachowka-Wasserkraftwerk im Verwaltungsgebiet Cherson geführt. „Unser durch Waffen untermauerte Kontrolle der Transport- und Logistikwege des Gebietes Cherson haben zu einer Verstärkung des Status der Brücke im Gebiet des Kachowka-Wasserkraftwerkes als für eine Nutzung ungeeignete geführt“, teilte man im operativen Kommando „Süden“ mit. Russische Medien und soziale Netzwerke behauptet einmütig, wobei sie ihre Erklärungen mit Fotos zu bekräftigen suchen, dass die Bewegung der Transportmittel über die Überführung entlang dem Wasserkraftwerk andauere. Dabei haben sich, Medienmeldungen nach zu urteilen, die Sprengstoffanschläge von Aufklärungs- und Diversionsgruppen gegen Energie-Freileitungen im tiefen Hinterland der Streitkräfte der Russischen Föderation gehäuft. Innerhalb eines Tagesereigneten sich solche Zwischenfälle im russischen Verwaltungsgebiet Kursk, aber auch im von der russischen Armee besetzten ukrainischen Gebiet Cherson, im Raum Tschaplinka, wo eine Überland-Hochspannungsleitung vom AKW Saporoschje in Richtung Krim verläuft.

Der Generalmajor der ukrainischen Streitkräfte Dmitrij Martschenko, der die Verteidigung der Stadt Nikolajew leitet, erklärte: „Die Einwohner von Cherson müssen ein wenig auf den Beginn der Offensive der ukrainischen Truppen warten. Dies wird aber nicht so lange dauern, wie alle erwarten. Dies wird rasch erfolgen“. Der General teilte mit, dass „in den Verwaltungsgebieten Cherson und Saporoschje die Streitkräfte der Russischen Föderation 25 taktische Bataillonsgruppen konzentriert haben“. Nach seinen Worten „hat aber hier keine Angst vor ihnen, keiner wird vor ihnen weglaufen“.

Über die Vorbereitung von Reserven für die Streitkräfte der Russischen Föderation hatte Großbritanniens Verteidigungsministerium mehrfach unter Berufung auf seine Aufklärung berichtet. Das US-amerikanische Institute for the Study of War (ISW) meldete seinerseits, dass „die russischen Offiziellen nach allem Anschein Spitzenkräfte von Einwanderer- und ethnischen Organisationen in der Russischen Föderation für die Aufstellung von Freiwilligen-Einheiten gewinnen. Im Bericht wird unter anderem das „Amir Timur“-Bataillon erwähnt, das angeblich aus usbekischen Bürgern, die im Verwaltungsgebiet Perm leben, bestehe. Offizielle Bestätigungen für diese Informationen gibt es keine. Medien meldeten aber, dass „die Botschaft Usbekistans in Russland vor einer Teilnahme an Kampfhandlungen auf dem Territorium ausländischer Staaten warnte“.

Derweil hebt das chinesische Nachrichtenportal Tencent hervor, dass die Streitkräfte der Ukraine nur 30 Prozent der für eine Gegenoffensive erforderlichen Waffen hätten. Mehr noch, eben jene 70 Prozent der Waffen, die den ukrainischen Streitkräften helfen sollten, würden auf einmal auf den europäischen Schwarzmärkten auftauchen. Quellenangaben für derartige Behauptungen gibt es keine, was freilich die russischen Staatsmedien nicht daran hindert, die Informationen des Portals für neue Hass-Attacken gegen die Ukraine und die westlichen Länder zu nutzen.

Die Militärpläne Kiews kritisierte auch der Stabschef des Verteidigungsrates der Stadt Dnepr, Gennadij Korban, der erklärte, dass die Worte der Vertreter der ukrainischen Offiziellen „über eine Befreiung von Cherson innerhalb von drei bis sechs Wochen ein Betrug seien“. Nach seinen Worten seien jüngst 30 taktische Bataillonsgruppen der Russischen Föderation ins Verwaltungsgebiet Cherson eingerückt, obgleich früher von einer Erschöpfung der Reserven Russlands gesprochen wurde. „Von was für einer Gegenoffensive sprechen wir? Wozu die Menschen in die Irre führen? Man macht ihnen Hoffnung. Aber dann stellt sich heraus, dass die Russen anstelle unserer Gegenoffensive angreifen“. (Freilich bleibt die Frage, welche Rolle Korban überhaupt tatsächlich derzeit spielt, da ihm Ende Juli die ukrainische Staatsbürgerschaft aberkannt wurde. Folglich dürfte auch die ausgewiesene Funktion bereits der Geschichte anheimgefallen sein. – Anmerkung der Redaktion)