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Der Staat ist zur Einführung staatlicher Aufträge in der Kunst bereit


Die Kulturbeamten arbeiten einen Aktionsplan zur Umsetzung der „Grundlagen der Staatspolitik zur Bewahrung und Festigung der traditionellen russischen geistig-moralischen Werte“ aus. Der sie bestätigende Erlass war durch den Präsidenten am 9. November unterzeichnet worden. So hat sich eine durch die Gesetzgebung untermauerte Chance ergeben, die Praxis von staatlichen Aufträgen einzuführen. Wie bei einer Rundtisch-Diskussion des Kulturausschusses der Staatsduma (des russischen Unterhauses – Anmerkung der Redaktion), die der Erziehung der künstlerischen Jugend im Geiste der traditionellen Werte galt, die stellvertretende Kulturministerin Nadeschda Prepodobnaja sagte, seien eine Reihe von Kriterien für die Auswahl von Projekten für eine Unterstützung bereits ausgearbeitet worden und würden bald veröffentlicht werden. „Wir verstehen, dass eine Reihe seiner (des Erlasses des Präsidenten „Über die Grundlagen…“) Bestimmungen uns zu konkreten Handlungen veranlassen müssen, darunter bei der Auswahl jener Projekte, jener Veranstaltungen, die wir realisieren werden“, fügte die stellvertretende Ministerin hinzu.

Die Diskussion über eine Rückkehr der staatlichen Aufträge hat in den letzten zehn Jahren an Ausmaßen gewonnen. Anfangs wurde die Frage so gestellt: „Wer wird eine Finanzierung erhalten?“. Und sie wurde simpel geklärt: Das Geld fällt den „ehrenvollen Alten“ zu. Die jungen Leute aber bleiben abseits. Allmählich hat sich aber der Blickwinkel verändert. Immer aktueller wurde das Thema „für was wird man das Geld geben“. Letzten Endes wurde das eine und das andere vereint: Den Staat könne man keiner schwachen Finanzierung der Kultur, darunter auch der Jugend bezichtigen. Aber nach und nach wurde die Freiheit des Künstlers, Produzenten und Intendanten beschnitten. In der Ära von Wladimir Medinskij war vorgeschlagen worden, „auf eigene Kosten zu experimentieren“. Das heißt: Es ging um die Ästhetik, um die Form der künstlerischen Erscheinung. Jetzt aber ist man in Russland an einen Punkt geraten, an dem der Staat direkt Grenzen bei der Auswahl des Themas für eine (künstlerische) Äußerung/Aussage setzt.

Was die Filmkunst angeht, so ist hier bereits ein entsprechendes Dokument ausgearbeitet worden. In ihm sind 17 vorrangige Themen für eine staatliche finanzielle Unterstützung der Filmproduktion für das Jahr 2023 ausgewiesen worden. „Das Kulturminister unterstützt weiterhin solche für die Gesellschaft wichtigen Themen wie den Schutz der Familienwerte, die patriotische Erziehung, die Bewahrung der Traditionen der Regionen Russlands, die Erfolge der einheimischen Wissenschaft, die Popularisierung des Berufs eines Ingenieurs und Lehrers… Wir halten es für notwendig, den Akzent auch auf die Abwehr von Versuchen zur Verfälschung der Geschichte und von heutigen Erscheinungen der Ideologie des Nazismus zu legen, vom Heroismus und der Selbstaufopferung der russischen Militärs im Verlauf der Sonderoperation sowie die Arbeit der Frontbrigaden und Freiwilligen zu sprechen“, betonte Olga Ljubimowa, die Kulturministerin der Russischen Föderation.

Es ist nicht ausgeschlossen, dass mit der Einführung der Praxis staatlicher Aufträge die thematische Agenda auf andere Arten der Kunst, die vom Staat unterstützt werden, ausgedehnt wird – auf das Theater, die Musik, die bildende Kunst usw. Im Grunde genommen sind die Museen bereits unter der Haube des Ministeriums. Seit diesem Jahr werden die Leiter einen Plan der Ausstellungstätigkeit zur Bestätigung vorlegen. Die nächsten werden Dramatiker und Komponisten sein, denen man die Agenda für eine künstlerische Aussage bestimmen und (wobei nicht ausgeschlossen ist) auch das Spektrum der Ausdrucksmittel festlegen wird. Ein neues Jahr 1948, als in der „Prawda“ ein Artikel erschien, der eine Reihe von sowjetischen Komponisten des Formalismus bezichtigte und Einschränkungen oder ein Berufsverbot verhängte, scheint bereits kein unreales zu sein. Erstarrt sind die Theater in Erwartung einer Filtrierung der Stücke und einer gewissen Lustration der Schöpfer. („Nichteinverstandene“ werden bereits ausgeklammert, und augenscheinlich wird der Prozess auch weiter andauern).

Laut einer von Umfragen, in deren Verlauf man den Befragten die Frage stellte, ob das Kino/der Film die Ausprägung von Anschauen beeinflusse oder dies einfach Unterhaltung sei, sprach sich ein Großteil der Befragten für die erste Variante aus. Mit der Einführung staatlicher Aufgaben (und die Kultur folglich legal zu einem Instrument der Ideologie wird) wird die Kultur-Agenda deformiert, einpolig. Die Bedeutung, die Rolle und Rechte des Steuerzahlers und Konsumenten werden so null und nichtig gemacht. Steuern zahlen alle, doch der Zuschauer wird schon keine Auswahl haben. Kunst wird allen angeboten, selbst jenen, die dies nicht möchten, künftig aber nur eine ideologisch bewährte und gestandene.