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Die nordwestliche Flanke der militärischen Sonderoperation verlagert sich nach Weißrussland


Vor dem Hintergrund der Meldungen über die militärischen Erfolge der Russischen Föderation im Donbass beginnen in Weißrussland unter Beteiligung der Luftwaffe der Luft- und Kosmos-Streitkräfte Russlands die ersten zweiwöchigen taktischen Flieger-Manöver mit einem Gefechtsschießen in diesem Jahr statt. Die russischen Luftwaffen-Einheiten, die zum Bestand der sogenannten Luft-Komponente der regionalen Truppengruppierung des Unionsstaates gehören, werden gemeinsam mit Flugzeugen und Hubschraubern der Streitkräfte Weißrusslands Aufgaben auf allen im Land vorhandenen Flugplätzen und Übungsgeländen der Luftstreitkräfte und der Truppen der Luftverteidigung lösen.

Wie man aus den Erklärungen von Weißrusslands Verteidigungsministerium verstehen kann, wird der Grundgedanke der Manöver mit der Lage in der Zone der seit dem 24. Februar laufenden militärischen Sonderoperation Russlands in der Ukraine und der Konzentration von NATO-Kräften an der nordwestlichen Flanke des Unionsstaates zusammenhängen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Einheiten der Gefechtsluftwaffe der Luft- und Kosmos-Streitkräfte der Russischen Föderation in Weißrussland im Bestand der regionalen Truppengruppierung auch nach Abschluss der am Montag begonnenen Manöver, das heißt nach dem 1. Februar 2023 bleiben werden.

In der vergangenen Woche hatte Großbritanniens Verteidigungsministerium in einem seiner Tagesberichte über das Eintreffen von zwölf Militärtransporthubschraubern des Typs Mi-8, aber auch von Mi-24- und Ka-52-Kampfhubschraubern auf einem Flugplatz bei Minsk informiert. Eine Gesamtzahl der Hubschrauber, die in Weißrussland stationiert wurden, ist nicht genannt worden. Dabei wurde betont, dass „mehrere von ihnen mit der Markierung „Z“ versehen waren, was eine Teilnahme dieser Helikopter aus dem Westlichen Militärbezirk an den Kampfhandlungen in der Zone der militärischen Sonderoperation, darunter an der Luftlandeoperation bei der Verlegung von Truppen in den Raum Kiew nach Gostomel im Februar vergangenen Jahres belegen könne.

„Die in Weißrussland eingetroffenen zwölf Militärtransporthubschrauber und mehreren Mi-24- und Ka-52-Maschinen, dies ist wenig“, erklärte der „NG“ der Militärexperte und Generalleutnant im Ruhestand Jurij Netkatschjow. „Ihre Anzahl belegt, dass an den Luftwaffenmanövern zusammen mit Bodentruppen und Einheiten der regionalen Truppengruppierung des Unionsstaates nur eine gemischte Fliegerstaffel teilnehmen wird. Für einen möglichen großangelegten Schlag aus dem Norden gegen die ukrainischen Truppen, wie dies zu Beginn der militärischen Sonderoperation vor fast einem Jahr gewesen war, ist solch ein Umfang an Luftstreitkräften unzureichend. Und die Luftwaffenmanöver werden auch als taktische bezeichnet, da Aufgaben in einer Handlungstiefe der Truppen von maximal zwanzig Kilometern gelöst werden. Und dies ist für ein Training der Truppen durchaus genug“. Netkatschjow erläutert, dass man gerade ausgehend von diesen Erwägungen im Pentagon erklärte, dass man in den gemeinsamen taktischen Luftwaffenmanövern Weißrusslands und Russlands keine Anzeichen für einen Beitritt der Republik zur militärischen Sonderoperation in der Ukraine ausmache.

Minsk hatte bereits früher mehrfach eine Erweiterung der Kräfte der regionalen Truppengruppierung Weißrusslands und Russlands im Rahmen der Gewährleistung der militärischen Sicherheit des Unionsstaates signalisiert. „In der Republik treffen weiterhin Militärs, Waffen, Gefechts- und Spezialtechnik der Streitkräfte der Russischen Föderation ein. Mit den ankommenden Einheiten ist auf den Truppenübungsplätzen der Republik Belarus eine weitere Durchführung von Maßnahmen zur gefechtsseitigen Abstimmung und Anpassung geplant“, präzisierte man im weißrussischen Verteidigungsministerium. Am 12. Dezember war unter anderem ein Zug mit Militärs und gepanzerter Technik der Streitkräfte der Russischen Föderation in Weißrussland eingetroffen. Und am 13. Dezember teilte Weißrusslands Verteidigungsministerium mit, dass im Auftrag von Präsident Alexander Lukaschenko unter Leitung des Staatssekretariats des Sicherheitsrates eine ungeplante Überprüfung der Gefechtsbereitschaft der weißrussischen Streitkräfte begonnen worden sei.

„Ich schließe nicht aus, dass die Überprüfung in den Truppen Weißrusslands mit den Luftwaffenmanövern zusammenhängen wird. Und der gesamte Grundgedanke wird auf den Aufgaben beruhen, die derzeit durch Russland im Rahmen der militärischen Sonderoperation gelöst werden“, betont Netkatschjow. „Schließlich weilte nicht umsonst am 12. und 13. Januar eine Kommission des Verteidigungsministers der Russischen Föderation unter Leitung des gerade zum Stellvertreter des Befehlshabers der Vereinigten Truppengruppierung in der Zone der militärischen Sonderoperation, ernannte Armeegeneral Oleg Saljukow, der Oberkommandierende der Landstreitkräfte, in Weißrussland. Da meldete der Pressedienst des weißrussischen Verteidigungsministeriums, dass „Truppenteile und Einheiten der russischen Komponente der regionalen Truppengruppierung inspiziert wurden“. Und Minsk unterstreicht besonders, dass „im Verlauf der Arbeit der Kommission die Qualität der Ausbildungseinheiten zur Gefechtsabstimmung und der Bereitschaft, die Aufgaben durch Kräfte der regionalen Truppengruppierung im Interesse einer Gewährleistung der militärischen Sicherheit des Unionsstaates zu erfüllen, überprüft wurde“.

Die Fragen hinsichtlich einer Beteiligung von Minsk an der Lösung von Aufgaben der militärischen Sonderoperation wie auch nach der Möglichkeit eines russischen Schlages gegen ukrainische Truppen vom Territorium Weißrusslands aus bleiben offene. Spitzenvertreter der NATO und in Kiew sprachen mehrfach davon, dass Minsk unmittelbar an der Sonderoperation teilnehmen könne. Und die Russische Föderation werde versuchen, aus Weißrussland anzugreifen. Voraussetzungen gibt es dafür, da Truppen, Waffen und gepanzerte Technik der Streitkräfte der Russischen Föderation in Weißrussland eintreffen. Sie werden aber nicht zurückgeführt. Dort ist auch schon eine Gruppierung von Kräften im Umfang von mindestens 20.000 russischen Militärs formiert worden. Dazu kommen noch mindestens 60.000 weißrussische Militärs. Bereits im Oktober des vergangenen Jahres hatte Lukaschenko mitgeteilt, dass er sich mit dem russischen Staatsoberhaupt Wladimir Putin über die Entfaltung einer gemeinsamen regionalen Truppengruppierung „im Zusammenhang mit der Zuspitzung (der Lage) an den Westgrenzen des Unionsstaates geeinigt hat“. Und der Präsident der Russischen Föderation besuchte vor einem Monat Minsk und unterstrich dort, dass „auf dem Territorium Weißrusslands Maßnahmen zur Gefechtsabstimmung von Verbänden und Truppenteilen“ beider Länder durchgeführt werden würden. „Geschaffen wurde ein einheitliches System der Luftverteidigung, das im diensthabenden System seinen Bereitschaftsdienst leistet“.

Augenscheinlich aus Angst vor einer Konzentration der regionalen Truppengruppierung in der weißrussischen Richtung verfolgen die ukrainischen Streitkräfte – wie in den Medien und sozialen Netzwerken berichtet wird – mit Hilfe einer Satellitengruppierung der NATO-Länder sehr sorgfältig die Situation an ihren Nordgrenzen. Dort befindet sich kein geringer Teil der ukrainischen Truppen, die die Minensperren vervollkommnen und ingenieurtechnische Positionen schaffen, an denen im Rahmen der Mobilmachung einberufene Reservisten und Einheiten der Territorialverteidigung stationiert werden.

„Dem Beginn der militärischen Sonderoperation waren im Winter des Jahres 2022 die strategischen Manöver „Bündnisentschlossenheit-2022“ vorausgegangen. Im Winter dieses Jahres werden im Rahmen des Unionsstaates Luftwaffenmanöver organisiert. Diese Manöver sind von der Dimension geringere. Doch das Training von Aufgaben bei ihnen kann die Organisierung und Erfüllung von Aufgaben fördern, die mit der strategischen Offensive der Streitkräfte der Russischen Föderation zusammenhängen, die Generalstabschef Valerij Gerassimow realisieren soll, der jüngst die Leitung des Stabs der vereinigten Truppengruppierung in der Zone der militärischen Sonderoperation übernommen hat“, erklärte der „NG“ der Militärexperte und Oberst im Ruhestand Nikolaj Schulgin.