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Die russische Armee ist zur Generaloffensive bereit


Eine große russische Offensive in der Ukraine könne man in den nächsten zehn Tagen erwarten, meldete die Londoner „Financial Times“. Das Blatt schreibt darüber unter Berufung auf „sehr zuverlässige Aufklärungsdaten“, die von einem der hochrangigen Militärs der Streitkräfte der Ukraine erhalten wurden. Zuvor hatten eine derartige Prognose bekanntlich der ukrainische Verteidigungsminister Alexej Resnikow und der Chef der Hauptverwaltung für Aufklärung der Ukraine, Kirill Budanow, abgegeben. Westliche und ukrainische Experten sind der Auffassung, dass die Armee der Russischen Föderation den entscheidenden Schlag wahrscheinlich in einer der Richtungen im Donbass oder Verwaltungsgebiet Saporoschje führen werde, um die Territorien vollkommen zu befreien, die Moskau zu russischen erklärte. Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu hat am 7. Februar bereits die Kampfhandlungen der Russischen Föderation in der Zone der militärischen Sonderoperation als offensive eingeschätzt, wobei er die Aufmerksamkeit auf die Erfolge in den Gebieten von Ugledar und Artjomowsk (im ukrainischen Sprachgebrauch: Bachmut) lenkte. Das sich dort Abspielende könne nach Einschätzungen von Medien und Experten lediglich ein Präludium zu einer Generaloffensive sein, die in den nächsten Tagen beginnen könne.

Die Quellen der „Financial Times“ meinen, dass die russischen Truppen in den Gebieten der Stadt Kremennaja und Liman zuschlagen können, wo sie seit mehreren Wochen große Kräfte konzentrieren. Anführen werden die Attacke wahrscheinlich Elite-Einheiten, die „durch Luftlande- und Marina-Einheiten verstärkt werden“. Wahrscheinlich kann dieser Schlag gegen Slawjansk gerichtet sein, um im Zusammenwirken mit den Truppen der Bachmut-Richtung zu versuchen, die Einheiten der ukrainischen Streitkräfte im Norden des Verwaltungsgebietes Donezk im Raum von Sewersk einzukreisen. Zur gleichen Zeit nimmt der russische Dienst vom BBC-Hörfunk in einem analytischen Beitrag zu diesem Thema an, dass die russischen Truppen ihren Hauptschlag im Gebiet Saporoschje führen werden. „Hier ist die Frontlinie zu nahe an einer Bahnstrecke, die durch Fjodorowka, Kamysch-Sarja und Wolnowacha verläuft. Diese Strecke ist für die Versorgung der gesamten russischen Truppengruppierung im Süden der Ukraine wichtig. Daher kann auch die Idee, die Frontlinie nach Norden zu verschieben, für die Russen als eine sehr verlockende aussehen“, begründet das Medium seine Schlussfolgerung, wobei es die Aufmerksamkeit auf den Wetter-Faktor lenkt.

„Im April beginnt die Schlammperiode, die selbst für die leichte Kettentechnik die Gebiete abseits der Straßen zu schwer passierbaren machen wird. Daher verringert sich das „meteorologische Fenster“ für eine Offensive mit jedem Tag“, betont der russische Dienst der BBC.

Experten und die Medien versuchen zu begreifen, mit welchen Kräften der entscheidende Schlag der russischen Truppen geführt wird. Vor kurzem teilte Kirill Budanow, der Chef der Hauptverwaltung für Aufklärung der Ukraine, in einem Interview für die „Washington Post“ mit, dass Russland gegenwärtig an der Front rund 326.000 Soldaten und Offiziere konzentriert habe. Vertreter der Russischen Föderation haben diese Daten nicht dementiert. Und man kann mit großer Wahrscheinlichkeit annehmen, dass dies auch tatsächlich so ist. „Über 300.000 russische Militärs, die in der Zone der militärischen Sonderoperation konzentriert sind, dies ist eine große Kraft. Zu Beginn des Konfliktes zählte die ganze ukrainische Armee nur etwa 260.000 Militärs“, kommentierte für die „NG“ der Militärexperte und Generalleutnant im Ruhestand Jurij Netkatschjow die Situation. Er betont, dass, wenn man von den Lehren der Militärwissenschaft ausgeht, so „die Truppenteile und Verbände der Streitkräfte der Russischen Föderation jetzt in mehreren Staffeln entlang der Frontlinie, die eine Länge von über 900 Kilometern aufweist, konzentriert werden müssen“.

Entlang der gesamten Frontlinie erfolgen Positionskämpfe. Erfolgreichsten sind sie für die Russische Föderation in der Bachmut-Richtung, wo Einheiten der russischen Söldnerfirma 2Wagner“ die Hauptschlagkraft sind. Sie befinden sich in der Tiefe der kämpfenden Gruppierung. Unter Berücksichtigung der Tarnungsmaßnahmen ist es derzeit augenscheinlich schwer zu bestimmen, wo die russischen Truppen am stärksten konzentriert worden sind und – folglich – von wo aus der Hauptschlag geführt werden wird, um die Verteidigung des Gegners bis in eine operative Tiefe von 40 bis 60 Kilometern zu durchbrechen“, betont der Experte, der sich gewiss ist, dass solch eine Operation vorbereitet wird.

Nach Meinung des Generals dürfe man mögliche Antworthandlungen der ukrainischen Streitkräfte nicht ausschließen. „Der Präsident der Ukraine, Wladimir Selenskij, hat durch seinen Erlass die Mobilmachungsmaßnahmen in der Ukraine ab dem 19. Februar 2023 um weitere drei Monate verlängert. Dies belegt, dass neue Reservisten für die ukrainischen Streitkräfte und andere bewaffnete Strukturen eingezogen werden“, sagt Netkatschjow. Und am 6. Februar erklärte Selenskij, dass „die Verteidigungskräfte des Landes die Bildung einer Garde für eine Offensive – neuer Sturm-Militärverbände – fortgesetzt wird, die sich mit der Befreiung der okkupierten Territorien des Landes befassen sollen“. Laut Angaben offizieller Institutionen der Ukraine sei geplant, acht Elitebrigaden zu bilden, deren Basis aktive Polizeibeamte, Grenzer und Militärs der Nationalgarde bilden werden. Und personell vervollständigt werden sie nur mit Freiwilligen.

Netkatschjow lenkte gleichfalls die Aufmerksamkeit darauf, dass „laut Angaben aus zuverlässigen Quellen“ in der Ukraine gegenwärtig die aktive Aufstellung von 22 neuen Armeeverbänden erfolge. „Dabei werden sieben Brigaden, die von der vordersten Frontlinie abgezogen wurden, mit aus der Reserve einberufenen Menschen und neuer Gefechtstechnik, die von den NATO-Ländern kommt, vervollständigt“, sagt der Experte. Ein Teil dieser Verbände soll bereits bis Ende Februar 2023 gefechtsbereit sein. Und die im Bestand der ukrainischen Streitkräfte zu bildenden zwei neuen Armeekorps (das 9. und das 10.) sollen bereits bis Ende März 2023 Gefechtsaufgaben erfüllen, betonte der Experte. „Wenn Moskau eine großangelegte Offensive beginnt, können all diese Reserven eingesetzt werden. Und unter Berücksichtigung der Aufstellung von Angriffseinheiten und der Garde für eine Offensive innerhalb der ukrainischen Streitkräfte, die mit Kampfdrohnen und anderen Mitteln der Luftstreitkräfte ausgerüstet sind, ist die Organisierung einer Gegenoffensive durch die Streitkräfte der Ukraine möglich, die auf einen Durchbruch zum Asowschen Meer abzielt“, sagte der General im Ruhestand.

Post Scriptum:

Kremlsprecher Dmitrij Peskow kritisierte am Donnerstag die mögliche Lieferung von britischen Jagdflugzeugen an die Ukraine, wobei er im gleichen Atemzug erklärte: „Solche Handlungen werden den Ausgang dieses Konfliktes prinzipiell nicht verändern und nicht die Linie ändern, die Russland hinsichtlich des Erreichens seiner Ziele, die im Rahmen der militärischen Sonderoperation gestellt wurden, verfolgt. Daher deuten die Informationen eine düstere Entwicklung in den kommenden Tagen und Wochen an, die durch das US-amerikanische Magazin „Foreign Policy“ unter Berufung auf einen namentlich ungenannten ukrainischen Militär gerade veröffentlicht wurden. „Russland hat begonnen, sich zu bewaffneten und für eine künftige Offensive zu verschanzen. Laut Einschätzungen ukrainischer Militärs habe Russland bereits 1800 Panzer, 3950 gepanzerter Fahrzeuge, 2700 Artilleriesystem, 810 Raketenwerfer-Systeme aus Sowjetzeiten, solche wie „Grad“ und „Smertsch“, 400 Jagdflugzeuge und 300 Hubschrauber, die zu einer neuen Welle von Attacken bereit sind“. Auch übersteige die Man-Power der russischen Truppen in der Ukraine 300.000 Mann. Damit ist die russische Präsenz in der Ukraine erheblich größer als die Stärke der Einheiten zu Zeiten des Einmarschs im vergangenen Februar.