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Die ukrainische Armee wird man durch „Partisanen“ verstärken


Die Ukraine bereitet sich auf gesetzgeberischer Ebene vor, die Personalstärke der Armee zu erhöhen und territoriale Selbstverteidigungskräfte in diese zu integrieren. Vor diesem Hintergrund demonstrieren die Streitkräfte der Ukraine eine große Manöveraktivität. Manöver erfolgen sowohl zu Lande als auch im Asowschen und im Schwarzen Meer. Beobachter lenken das Augenmerk darauf, dass dabei reichlich Diesel und andere Arten von Kraft- und Schmierstoffen verbraucht werden, deren Mangel im Land zu spüren ist.

Der Verbrauch erheblicher Mengen an Kraftstoff durch die ukrainischen Streitkräfte ist augenscheinlich erforderlich, um den Grad der Gefechtsausbildung der Truppen und Flotteneinheiten zu vervollkommnen. In Kiew ist man nach wie vor der Auffassung, dass Moskau hinsichtlich der Ukraine Angriffspläne schmiede. Bei der jüngst erfolgten Tagung des Militärausschusses der NATO teilte der Oberkommandierende der Streitkräfte der Ukraine, Generaloberst Ruslan Chomtschak, mit, dass nach wie vor unweit der ukrainischen Grenzen rund 80.000 Militärangehörige der russischen Streitkräfte konzentriert seien, aber auch eine große Menge an Gefechtstechnik, an Kriegsschiffen und Schnellbooten. Dies erlaube nach Einschätzungen des ukrainischen Stabes der russischen Seite, „schnell die Fähigkeiten der Gruppierungen ihrer Streitkräfte für die Durchführung von Angriffshandlungen gegen die Ukraine zu forcieren“.

Die militärische Führung des Landes bereitet sich auf die Abwehr vermutlicher Aktionen des Nachbarn vor. Ukrainische Medien meldeten, dass am vergangenen Mittwoch im Bereich des Asowschen und des Schwarzen Meeres Manöver gepanzerter Schnellboote beendet wurden, die „aus Kanonen Ziele vernichteten, die Überwasserziele des Gegners imitierten“. Dabei fand unweit der Krim-Küste unter Beteiligung das Patrouillenschiffs OPV Trent aus Großbritannien ein gemeinsames Training einer Schiffs- und Schnellboot-Gruppe der Seestreitkräfte beider Länder vom Typ PASSEX statt. Dies ist ein Typ von Manövern entsprechend den NATO-Standards, die für das Üben eines Zusammenwirkens beider Flotten bestimmt ist.

Die ukrainischen Militärs veranstalten auch auf dem Festland Manöver. Wie die Medien berichteten, haben auf dem 223. Truppenübungsplatz im Verwaltungsgebiet Rowno am 26. Mai unter Leitung des Oberkommandierenden der ukrainischen Streitkräfte Ruslan Chomtschak und des Befehlshabers der Landstreitkräfte, Generaloberst Alexander Sirskij, Manöver der mechanisierten Brigaden des operativen Kommandos „Nord“ begonnen. In deren Verlauf werden Verbände der ukrainischen Streitkräfte „bei der Lösung von Aufgaben beim Angriff und der Verteidigung lernen, neue türkische Bayraktar-TB2-Kampfdrohnen einzusetzen“.

Dass bei den Manövern Angriffshandlungen unter Einsatz von Kampfdrohnen trainiert werden, zeugt von den Absichten Kiews, im Donbass auf militärischem Wege Revanche zu nehmen. Diese Schlussfolgerung bestätigt indirekt auch die am vergangenen Donnerstag abgegebene Erklärung des Leiters des Grenzdienstes des FSB der Russischen Föderation Wladimir Kulischow, der betonte, dass „durch die russischen Grenzer an der Grenze mit der Ukraine immer häufiger Flüge ukrainischer Drohnen fixiert werden“. Kulischow fügte hinzu, dass laut russischen Angaben die Ukraine die Möglichkeit eines Kampfeinsatzes von Drohnen im Donbass-Konflikt prüfe, wofür sie die Erfahrungen des Einsatzes von Drohnen durch die Türkei und Israel studiere.

Aufgrund des Mangels an Kraft- und Schmierstoffen im Südosten des Landes sind die Gruppierungen jedoch nicht imstande, großangelegte offensive Kampfhandlungen durchzuführen. Wie der Militärexperte Jurij Kotenok unter Berufung auf ukrainische Quellen betont, „erhalten die Mot.-Schützen- und Panzerverbände und Einheiten sowie Truppenteile der Luftstreitkräfte der ukrainischen Streitkräfte nach wie vor Kraftstoff (vor allem Dieselkraftstoff) russischer Herkunft und weißrussischer Verarbeitung. Die Versuche des Schaffens einer ausreichenden Reserve an Kraft- und Schmierstoffen auf der zweiten Ebene der Gruppierung für die Operation der Vereinigten Streitkräfte der ukrainischen Armee (die im Donbass agieren – „NG“) sind von keinem Erfolg gekrönt worden. Ausgehend von dem Mangel an Kraftstoff und von anderen Faktoren ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt die Wahrscheinlichkeit großangelegter Kampfhandlungen seitens des Gegners erheblich geringer geworden“, betonte der Experte.

Über die Gefahr einer Einschränkung oder eines vollständigen Verbots von Kraftstofflieferungen aus Weißrussland im Zusammenhang mit der Verhängung von Sanktionen Kiews gegen das Regime von Alexander Lukaschenko dieser Tage sprechen auch ukrainische Experten. Das russische Internetportal www.ukraina.ru zitiert Dmitrij Marunitsch, einen Spezialisten auf dem Gebiet der Energiewirtschaft, der erklärte, dass „rund die Hälfte des Imports von Dieselkraftstoff in die Ukraine aus Weißrussland erfolgte, und etwas genauso viel – aus Russland“. „Es ist unmöglich, solch einen Importumfang zu ersetzen“, meint Marunitsch. Das Internetportal www.strana.ua schreibt, dass, „nachdem die ukrainischen Behörden dem Hauptlieferanten von Dieselkraftstoff für das Land, der Firma „Glusko“, mit Strafverfahren Albträume bescherten (wobei sie der Auffassung sind, dass das Unternehmen mit Viktor Medwedtschuk liiert ist), hat sich auf dem Markt ein Vakuum gebildet. Es wird teilweise durch Lieferungen russischer Kraft- und Schmierstoffe über die Firma SOCAR (ein Staatsunternehmen Aserbaidschans) ausgefüllt“.

Laut Angaben des Internetportals für Fragen des ukrainischen Marktes für Erdöl und Erdölprodukte www.enkorr.ua mache die Quote des neuen Betreibers für Mai rund 100.000 Tonnen Dieselkraftstoff und 12.000 Tonnen verflüssigtes Gas für die Ukraine aus. Aber dies reiche der Ukraine nicht aus.

Derweil haben die ukrainischen Streitkräfte — der aktiven Gefechtsausbildung und den großangelegten Manövern nach zu urteilen — vorerst Kraft- und Schmierstoffe für die täglichen aktuellen Bedürfnisse. Gemäß einem jüngst veröffentlichen Erlass von Präsident Wladimir Selenskij sollen in der Haushaltsdeklaration (Staatshaushalt – „NG“) der Ukraine für die Jahre 2022-2024 die Ausgaben für die Gewährleistung der nationalen Sicherheit und Verteidigung in einem Umfang von mindestens fünf Prozent vom erwarteten Umfang des BIP geplant werden (derzeit liegt dieser Wert bei 5,9 Prozent des BIP).

Dabei hat Selenskij einen Gesetzentwurf über die Aufstockung des Personalbestands der Streitkräfte um 11.000 Mann in der Werchowna Rada (das Landesparlament – Anmerkung der Redaktion) eingereicht. Durch das Dokument „wird vorgesehen, auf gesetzgeberischer Grundlage den Bestand der Streitkräfte der Ukraine zwecks Gewährleistung des Funktionierens einer einzelnen Waffengattung – der territorialen Verteidigungskräfte -, aber auch für die weitere Entwicklung eines Widerstandssystems zu erhöhen“, heißt es im begleitenden Erläuterungsschreiben. Der Abgeordnete der Werchowna Rada Wadim Rabinowitsch (Fraktion der Partei „Oppositionsplattform – Für das Leben“) ist der Auffassung, dass sich Selenskij „auf einen Partisanenkrieg mit dem Donbass vorbereitet“. „Der Sinn besteht darin, dass man alle (das heißt die territorialen Verteidigungskräfte – „NG“) für die Führung eines Partisanenkrieges vorbereitet, darunter auf den okkupierten Territorien. Im Falle einer Invalidität gibt es eine kostenlose Heilbehandlung“, schrieb Rabinowitsch auf seiner Facebook-Seite.