Zwei Grenzdörfer des russischen Verwaltungsgebietes Brjansk sind in den Morgenstunden des 19. Juli aus Artilleriewaffen von Seiten der Ukraine beschossen worden. Insgesamt haben seit Beginn der am 24. Februar von Präsident Wladimir Putin befohlenen militärischen Sonderoperation unabhängige Analytiker über einhundert ukrainische Attacken gegen Russlands Territorium fixiert, darunter mehr als 60 Schläge gegen Ortschaften. Die Einheimischen bitten die Offiziellen, ihnen die Sicherheit auf militärischem Wege zu gewährleisten.
Der Gouverneur des Verwaltungsgebietes Brjansk, Alexander Bogomaz, berichtete am Morgen des 19. Juli über den Beschuss von zwei Ortschaften der Region, die sich unmittelbar an der Grenze zum ukrainischen Verwaltungsgebiet Tschernigow befinden. Laut seinen Informationen beschädigte der Artillerieschlag gegen das Dorf Nowyje Jurkowitschi einen Straßenabschnitt. Und im Ergebnis des Beschusses des Dorfes Lomakowka kamen Häuser, Objekte eines Auto-Kontrollpunktes und elektrische Fernleitungen zu Schaden. Die Stromversorgung der Siedlung wurde unterbrochen. Tote und Verletzte habe es keine gegeben, unterstrich der Gouverneur.
Der analytische Telegram-Kanal „Rybar“ hatte bis zum 16. Juli 114 Angriffe auf das Territorium Russlands seitens der Ukraine seit Beginn der militärischen Sonderoperation gezählt. Darunter 65 Fälle eines Beschusses von Ortschaften, 14 Attacke unter Einsatz von Drohnen und fünf Tatsachen offenen Gefechte. Die überwältigende Mehrheit der Schläge fällt auf die Verwaltungsgebiete Brjansk, Kursk und Belgorod.
Die örtliche Führung ruft die Bürger zu Wachsamkeit und Vorsicht auf. Das Oberhaupt des Verwaltungsgebietes Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow, wandte sich mit der Bitte an die Einwohner, die Behörden oder speziellen Dienste über Drohnen zu informieren, die über der Region fliegen. „Man muss dies sofort melden, wenn es die Möglichkeit gibt, an die Dorfverwaltung, wenn es die nicht in der Nähe gibt – an die Polizei. Oder man muss die Telefonnummer 112 anrufen“, betonte er.
In den Regionen gibt es Erfahrungen auch aus einem entschiedeneren Reagieren auf das Problem durch ein vollkommenes Evakuieren der Ortschaften, die sich in einer besonderen Risikozone befinden. Diese Erfahrungen belegen aber unter anderem auch, dass ein Teil der Einwohner überhaupt nicht die eigenen Häuser verlassen will und den Versuch unternimmt, in sie zurückzukehren. Den Verbreitungsgrad solcher Prioritäten belegt der jüngste Appell von Einwohnern des Grenzdorfes Belaja Berjoska (deutsch: Weiße Birke) im Verwaltungsgebiet Brjansk an die Behörden, in dem sie lediglich darum baten, die Kellerräume der mehrgeschossigen Häuser auszubauen, die als Unterstand während des Beschusses verwendet werden. „Es gibt Häuser, in denen es überhaupt keine Kellerräume gibt. Und wenn es sich auch gibt, so herrscht in ihnen Staub und Schmutz. Es gibt keine normalen Belüftungsfenster, in einigen steht Wasser“, heißt es in ihrer Erklärung. In solchen Häusern würden viele Rentner wohnen, die nicht in der Lage seien, diese provisorischen Schutzräume auf eigene Kosten in einen ordentlichen Zustand zu bringen, wird in dem Appell unterstrichen. Außerdem bitten die Einwohner um Unterstützung beim Abtransport der Kinder, die sich nach ihren Worten aufgrund der Fälle eines Beschusses in einer ständigen Angst befinden würden. Aber nur für einen Genesungsurlaub, nachdem sie – ergibt sich – in die Siedlung zurückkehren werden, die erneut unter Beschuss geraten kann.
Der Abgeordnete aus dem Gebietsparlament Konstantin Pawlow hat sich mit Einwohnern getroffen und möglicherweise einen prinzipiellen Aspekt hervorgehoben – das Setzen darauf, dass ihre Sicherheit auf militärischem Weg gewährleistet wird. „Das Wichtigste, worum sie gebeten hatten, war, für den Schutz der Ortschaft die Präsenz der Streitkräfte Russlands in ihr zu verstärken und die Jungs mit allem Notwendigen auszustatten, um nicht für sie Mittel für den Erwerb von Drohnen und anderem durch die ganze Welt zu sammeln“.
Mit dem Versuch, die Sicherheit der grenznahen Territorien zu erhöhen, hängt augenscheinlich die jüngste Aktivierung der russischen Militärs in dieser Richtung zusammen. Dieser Tage teilte der Gouverneur des Verwaltungsgebietes Kursk, Roman Starowoit, den Einwohnern, die durch erneute Explosionen und Schießereien in Angst versetzt worden waren, mit: „Unsere Militärs haben die Erfüllung von Gefechtsaufgaben im Rahmen der militärischen Sonderoperation an der Grenze des Verwaltungskreises Gluschkowo zum (ukrainischen) Verwaltungsgebiet Sumy begonnen. Gerade deshalb waren hier Schüsse zu hören. Ich bitte die Bürger, Ruhe zu bewahren“. Offensichtlich ist jedoch, dass es in diesem Fall nur um eine lokale taktische Operation geht, die die Situation insgesamt nicht verändern kann.