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Erneut rüstet sich die Türkei, um russische Flugzeuge abzuschießen


Die Situation in der Deeskalierungszone (DZ) in Idlib spitzt sich erneut zu. Und ungeachtet der russisch-türkischen Vereinbarungen über eine Aufrechterhaltung des Friedensprozesses in der Region hat sich erstmals seit knapp drei Monaten die russische Luftwaffe wieder am Kampf gegen die unversöhnlichen Rebellen in Syrien beteiligt. Vor diesem Hintergrund werden in den sozialen Netzwerken Aufnahmen von der Verlegung türkischer mobiler Atilgan-Flugabwehrraketenkomplexe (FRK) veröffentlicht. Die sind in der Lage, nicht nur russische Drohnen zu vernichten, sondern in der Perspektive auch Flugzeuge.  

Arabische Medien berichten, dass russische und syrische Flugzeuge Gruppierungen der Islamischen Turkestan-Partei und von „Hurras al-Din“ (beide sind in der Russischen Föderation verboten) in der Umgebung der Stadt Kabana (laut anderen Quellen ist Kabana ein Dorf – Anmerkung der Redaktion) und der Al-Ghab-Ebene angegriffen hätten. 

Eine offizielle Bestätigung für solche Informationen seitens des Verteidigungsministeriums der Russischen Föderation gibt es nicht. Für Experten ist jedoch die Aktivität der Luftstreit- und Kosmos-Kräfte Russlands in Idlib verständlich. Die Türkei hat die März-Vereinbarungen Moskaus und Ankaras über die Bildung eines Sicherheitskorridors mit einer Breite von jeweils 6 Kilometer nördlich und südlich der Fernverkehrsstraße M4 im Nordwesten der Syrischen Arabischen Republik nicht vollends erfüllt. Die Rebellen, die dieses Gebiet sowie andere nördliche und zentrale Provinzen kontrollieren, weigern sich, den Waffenstillstand und die russisch-türkischen Vereinbarungen einzuhalten, worüber sie die anderen Oppositionskräfte informiert haben. 

All dies führt zu Zusammenstößen zwischen den Truppen von Syriens Staatschef Baschar al-Assad und dessen bewaffneten Gegnern, darunter den protürkischen. Laut Angaben syrischer Medien kamen während des Waffenstillstands in der DZ „Idlib“ allein in das Militärhospital von Aleppo rund 80 verwundete syrische Soldaten, von denen 25 ihren Verletzungen erlagen. Zitiert wird der Chefarzt der Abteilung für Kriegsverletzungen, Abdul Hamid al Agha, der den Journalisten berichtete, dass „das Hospital neben Schwerverwundeten zwei bis drei Männer mit leichten Verwundungen am Tag aufnimmt“.  Er fügte hinzu, dass „die meisten Verwundungen durch Scharfschützen“ verursacht worden seien. Das heißt, gegen die syrische Armee handeln Profis, die laut der Version von Damaskus in der Türkei gelernt hätten, zielgenau zu schießen. Ankara errichtet militärische Beobachtungspunkte und Stützpunkte in der DZ und versorgt auch seine Proxy-Abteilungen mit Waffen. Bei den Rebellen wurden Flugabwehrraketenkomplexe vom Typ Atilgan beobachtet, die in der Lage sind, nicht nur russische Drohnen zu vernichten (was auch regelmäßig getan wird), sondern in der Perspektive auch Flugzeuge und Hubschrauber. Im vergangenen Herbst haben diese türkischen Luftabwehrmittel mehrere syrische Militärflugzeuge vernichtet. Eine Wiederholung jener Ereignisse ist auch heute möglich, jedoch können nicht nur syrische, sondern auch russische Flugzeuge zu Zielen werden. 

Eine Reihe von Internetportalen veröffentlichten Videos darüber, wie angeblich russische Jagdflugzeuge in der Nacht zum Mittwoch (3. Juni – Anmerkung der Redaktion) im Norden von Latakia ein türkisches Luftabwehrsystem vernichteten. „Es befand sich in der Umgebung der Stadt Kabana und konnte Flugzeuge vom Luftwaffenstützpunkt Hmeimim erreichen“, betont beispielsweise das Portal free-news.su. Offizielle Kommentare weder von russischer, noch von türkischer Seite gibt es keine. Damaskus hat jedoch mehrfach Ankara und den protürkischen Rebellen eine illegale Besetzung syrischen Territoriums und den Einsatz unterschiedlicher Waffen und Munition gegen die Truppen von al-Assad und Zivilisten vorgeworfen.    

Offiziell unterstützt Ankara zusammen mit Moskau das Regime der Feuereinstellung in der DZ „Idlib“. Анкара официально вместе с Москвой поддерживает режим прекращения огня в ЗД «Идлиб». Zu regelmäßigen wurden dort die gemeinsamen Patrouillenfahrten entlang der Trasse M4. Viele Experten sind sich jedoch sicher, dass die Türkei beabsichtige, den Einfluss im Nordwesten Syriens zu verstärken, was zu aktiven Kampfhandlungen führen werde. Das meint der Koordinator für Verteidigung und Sicherheit vom in Ankara ansässigen Institute of Strategic Thinking, der Oberst der Streitkräfte der Türkei im Ruhestand Mithat Isik. Der Experte lenkt das Augenmerk darauf, dass „Ankara Waffen in den Nordwesten Syriens entsendet, da die türkische Führung ein erneutes Aufflammen des militärischen Konfliktes mit den syrischen Regierungskräften für wahrscheinlich hält“. Die türkischen Atilgan-Luftabwehrraketenkomplexe, die sich den Videos in den sozialen Netzwerken nach zu urteilen auf Positionen in Idlib befinden, werden dort zur rechten Zeit sein, wenn die Luftangriffe von Damaskus wieder aufgenommen werden. So urteilen offensichtlich die türkischen Analytiker. Einen aktiven Gefechtseinsatz der Atilgan-Luftabwehrraketenkomplexe kann nicht ausgeschlossen werden, da die Luftstreitkräfte Syriens erstarkten. Wie die Botschaft der Russischen Föderation in Syrien mitteilte, hat Moskau eine neue Partie von MiG-29-Jahgdflugzeugen nach Damaskus geliefert. Den türkischen Truppen wird nichts bleiben, als den Versuch zu unternehmen, diese MiG-Jets abzuschießen.  

Im Zusammenhang damit nimmt der Orientalist und Publizist Andrej Ontikow an, dass in den Handlungen von Ankara, das seine Rebellen in der DZ „Idlib“ unterstütze, „der Versuch einer Ausübung von Druck auf Russland auszumachen ist“. „Die Fortsetzung der Säuberung Idlibs von bewaffneten Gruppierungen wird der Türkei nicht gefallen. Sie ist nicht bereit, die Kontrolle über das Territorium zu verlieren, auf dem eine Türkisierung der Bevölkerung und ein Zustrom von Rebellen zu beobachten sind. Wenn Syrien diese Rebellen liquidiert, wird sich die Frage nach einem Rückzug der Türkei aus den nordwestlichen Provinzen der SAR stellen. Daher ist eine Eskalierung der Situation in dieser Region seitens der Türken wirklich möglich“, resümiert der Experte. 

Ankara tue nur so, als ob es mit Moskau befreundet sei, meint der Militärexperte, Oberst Schamil Garejew. Seiner Meinung nach störe Russland aus geopolitischer Sicht die Türkei sehr im Nahen Osten. „Und man darf nicht vergessen, dass sie ein aktives Mitglied der NATO ist“, erklärte er gegenüber der „NG“. Der Experte erinnerte daran, dass „in der vergangenen Woche türkische Tankflugzeuge vom Typ KC-135R Stratotanker eine Betankung strategischer Bombenflugzeuge vom Typ B-1B Lancer der Luftstreitkräfte der USA in der Luft vornahmen, die einen unfreundlichen Flug über dem Schwarzen Meer in der Nähe der Grenzen Russlands unternommen hatten“. „Die türkischen schlagkräftigen Luftstreitkräfte haben Luftabwehrmittel russischer Produktion auf der Seite unserer Verbündeten in Syrien und Libyen vernichtet. Und da muss man gut gucken: Sollte Moskau weiter so eng mit Ankara Freund sein, wie dies derzeit der Fall ist?“, betonte der Experte.