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Georgische Militärs schließen sich der Armee von Turan an


Die innenpolitischen Probleme hindern Georgien nicht daran, großangelegte militärische und militär-technische Pläne hinsichtlich einer Zusammenarbeit mit NATO-Staaten, in erster Linie mit den Vereinigten Staaten und der Türkei, umzusetzen. Für diese Ziele sind wie auch in den früheren Jahren im Haushaltsentwurf der USA erhebliche Summe geplant worden. Georgien werden für das Jahr 2022 etwa 60 Millionen Dollar bereitgestellt. Und die Militärs dieses Landes werden bereits zu aktiven Teilnehmern praktisch aller Manöver und anderer Projekte, die durch die Allianz in der Schwarzmeer-Region und im Südkaukasus realisiert werden.

Nach der Teilnahme an den von den USA und der Ukraine organisierten Manövern „Sea Breeze 2021“ in der Ukraine kommen georgische Marine-Infanterie-Spezialeinheiten und die zwei Wachboote „Dioskuria“ und „Otschamtschire“ bei anderen, nicht weniger dimensionierten, bei den Marinemanövern „Breeze“ in Bulgarien zum Einsatz. Und in Georgien selbst haben entsprechend den NATO-Direktiven zum Training von Verteidigungsoperationen die Manöver „Basiani-2021“ des Ostkommandos der Verteidigungskräfte des Landes (der Streitkräfte Georgiens) begonnen. In Tbilissi teilt man mit, dass an ihnen Angehörige der 1. Infanteriebrigade, Fliegerkräfte und Einheiten der Luftabwehr der Streitkräfte Georgiens, die Nationalgarde, Kräfte für Sonderoperationen usw. teilnehmen.

Solche Manöver sind für den Nordatlantikpakt sehr wichtig, da die Streitkräfte Georgiens ja schon über 15 Jahre (seit 2004) an realen Gefechtsprogrammen der NATO an Brennpunkten der Welt teilnehmen. Darunter sind im Bestand von Truppen der Allianz in Afghanistan alljährlich rund 800 bis 900 georgische Armeeangehörige im Einsatz gewesen. Und insgesamt haben laut offiziellen Angaben über 20.000 georgische Militärs am Konflikt in diesem Land im Rahmen von 107 Auswechselungen teilgenommen (32 von ihnen sind im Land am Hindukusch ums Leben gekommen).

Derweil fasst man Georgien auch in der Führung der Türkei als ein besonders perspektivreiches Projekt auf. Dieser Tage sind unter Beteiligung von Vertretern der Verteidigungsministerien Georgiens, der Türkei und Aserbaidschans online Fragen der Vorbereitung zu den gemeinsamen Militärmanövern „Eternity 2021“ erörtert worden. Diese Manöver werden regelmäßig seit 2014 abgehalten. Beobachter bringen sie mit der Verstärkung der Macht von Präsident Recep Tayyip Erdogan in der Türkei in einen Zusammenhang. Er hält bekanntlich eine Wiedergeburt des einstigen Einflusses seines Landes im Kaukasus für möglich. Dabei führen in Ankara Erdogan nahestehende Politiker und Experten derzeit Gespräche über die Schaffung eines „Großen Turans“ im Kaukasus und in Zentralasien – eines militärpolitischen Blocks, der die turksprachigen Länder vereint. (Turan bezeichnet heute das ursprüngliche Siedlungsgebiet der Turkvölker in Mittelasien, obgleich es eine pantur(k)anistische ideologische Nebenbedeutung hat und einen Staat meint, in dem alle Türken der Welt angeblich vereint sein sollen. – Anmerkung der Redaktion)

Dem jüngsten Ankara-Besuch von Georgiens Premierminister Irakli Garibashvili nach zu urteilen, hat auch Georgien nichts dagegen, sich dem Vorhaben „Großes Turan“ anzuschließen. „Wir haben gemeinsame wichtige Projekte, solche wie Baku-Tbilissi-Kars und Baku-Tbilissi-Ceyhan. Wir haben alle Möglichkeiten, noch mehr Vorhaben sowohl in einem bilateralen als auch multilateralen Format zu verwirklichen“, teilte Garibashvili zu den Ergebnissen des Treffens mit Erdogan vor etwas mehr als einem Monat mit.

„Hinsichtlich der Ergebnisse der georgisch-türkischen Gespräche war mitgeteilt worden, dass die Türkei beabsichtige, unter ihren Fittichen alle Staaten des Südkaukasus zu vereinen. Zuvor hatte Erdogan solch eine Vereinigung mit den Ländern Zentralasiens deklariert. Und die Türkei, die mit Georgien und anderen postsowjetischen Ländern zusammenarbeitet, agiert hier durchaus konkret, wobei sie die Interessen Russlands antastet“, erklärte der „NG“ der Militärexperte und Generalleutnant Jurij Netkatschjow, der lange in der postsowjetischen Periode im Kaukasus gedient hatte. Er berichtete, dass die Türkei zwei Flughäfen in Georgien – in Tbilissi und Batumi – rekonstruierte, genauer gesagt aber: praktisch aufs Neue errichtete. „Diese Luftfahrt-Punkte besitzen strategische Bedeutung nicht nur aus ziviler wirtschaftlicher Sicht, sondern auch als Objekte, die für die Lösung militärischer Aufgaben notwendig sind. Hunderte georgische Militärs haben eine Ausbildung in den Streitkräften der Türkei absolviert, Ankara hat Tbilissi geholfen, mehrere Militärstützpunkte auf dem Territorium des Landes zu modernisieren“, betont der Experte. Er verweist darauf, dass nunmehr Ankara und Tbilissi durch die Teilnahme an gemeinsamen Manövern ein militärisches Zusammenwirken trainieren würden, womit sie ausgebildet werden, im Weiteren den Interessen Russlands entgegenzuwirken. Es sei angemerkt, dass dabei Erdogan für die territoriale Integrität Georgiens plädiert, wobei er indirekt den gegenwärtigen Status von Abchasien und Südossetien nicht anerkennt.