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Informationsbomben für den Donbass


Sowohl in Moskau als auch in Kiew hält man die Meldungen amerikanischer Medien über eine russische Truppenkonzentration an den Grenzen zur Ukraine für nicht glaubwürdige. In den Wertungen gibt es jedoch Nuancen. Während man im Kreml diese Nachrichten für „Kommentare unwürdige“ hielt, so sei dies laut Einschätzungen der Hauptverwaltung für Aufklärung der ukrainischen Streitkräfte „ein Element von Informations- und psychologischen Aktionen“, das heißt eines Informationskrieges. Dabei hat sich allein laut offiziellen Meldungen in der vergangenen Woche die Intensität des Beschusses an der Trennungslinie in der Konfliktseite um das 2fach erhöht.

Die Streitkräfte der Ukraine haben im Donbass eine erneute Rotation ihrer Kampfeinheiten (Artillerie- und Panzereinheiten) vorgenommen. Es ist aber keine Tatsache, dass sie alle in die „Winterquartiere“ zurückkehren.

Dabei hat der Oberkommandiere der ukrainischen Streitkräfte den ehemaligen Anführer des „Rechten Sektors“ (einer Organisation, die in der Russischen Föderation verboten ist) Dmitrij Jarosch zu seinem Berater ernannt. Jarosch war einer der Hauptaktivisten des Kiewer Maidans in den Jahren 2013-2014 und hat danach nationale Bataillone im Donbass für einen Kampf gegen die „prorussischen Separatisten“ aufgestellt. Er forderte von Petro Poroschenko und fordert nach wie vor von Wladimir Selenskij, „für eine völlige Vernichtung des Feinds“ zu arbeiten. Und es ist nicht ausgeschlossen, dass man in Kiew Pläne für Kampfhandlungen ausarbeitet. Nach Aussagen des Ex-Kommandeurs des Bataillons „Osten“ der Donbass-Milizen, Alexander Chodakowskij, gebe es keine Gründe für die Annahme, dass die Ukraine zu einer endgültigen Aussöhnung neige. „Ein großangelegter Krieg ist möglich. Die Frage ist nur, wann er beginnen wird… Wir sehen, dass die Ukraine ständig mit ihren Möglichkeiten protzt und ihr Militärpotenzial einsetzt. Sie können an irgendeinem Abschnitt Kräfte konzentrieren, einen Schlag führen, unsere Aufstellungen durcheinanderbringen. Sie müssen nur die Hülle der Front zerschneiden. Und weiter werden sie in operative Räume vorstoßen und sich in jeglicher Richtung vorwärtsbewegen, wobei sie praktisch auf keinen Widerstand in unserem Hinterland stoßen werden“, erklärte Chodakowskij. Er spielte deutlich darauf an, dass die Russische Föderation langsam reagiere, anstatt die Pläne der ukrainischen Streitkräfte zu durchkreuzen.

Es sei daran erinnert, dass die US-amerikanische Tageszeitung „Politico“ Satellitenaufnahmen veröffentlichte, die angeblich belegen würden, dass die Russische Föderation wieder Truppen und Militärtechnik an der Grenze zur Ukraine konzentriere. Vor diesem Hintergrund demonstriert Washington Kiew seine Unterstützung und entwickelt militärische Aktivitäten in der Region. Der offizielle Pentagon-Sprecher John Kirby teilte im Zusammenhang mit den Meldungen über die Verlegung russischer Truppen mit, dass „jegliche beliebige aggressive Handlungen, die eine Eskalation fördern, große Besorgnis der USA auslösen“. „Wir unterstützen weiter die Anstrengungen zur Deeskalation in der Region und eine diplomatische Konfliktbeilegung im Ostteil der Ukraine“, erklärte Kirby.

Obgleich, der realen Lage in der Region nach zu urteilen, die Wortverbindung „diplomatische Konfliktbeilegung“ offenkundig deplatziert ist. Die 6. Operative Flotte der USA konzentriert Schiffe im Schwarzen Meer. Nach dem US-Zerstörer „USS Porter“ soll das amerikanische Kommando- und Stabsschiff „USS Mount Whitney“ in die Region des Schwarzen Meeres kommen. Es ist das Flaggschiff der 6. Operativen Flotte und neben Aufklärungs- und Gefechtsfunktionen für die „Organisierung der Leitung zwecks Dislozierung eines Stabes einer Gruppierung unterschiedlicher Truppengattungen auf einem abgelegenen Schauplatz von militärischen Handlungen“ bestimmt. Das Auftauchen von „USS Mount Whitney“ hält man für eine der Etappen bei der Realisierung des Plans der Europäischen Union, um gegen Russland im Schwarzen Meer Paroli zu bieten. Geplant ist, eine ständig agierende maritime operative Gruppe von Kräften aus Anrainerländern des Schwarzen Meeres und eine „einheitliche Aufklärungskontur zwecks Gewährleistung ihres Wirkens“ zu bilden. „In der ersten Etappe, bis zur Entfaltung eines stationären Stabs in einem der Häfen der Anrainerländer (als am rationellsten werden die Häfen von Burgas oder Varna in Bulgarien angesehen), wird „Mount Whitney“ alles leiten. Ungefähr solch eine Situation hatte es auch mit der Ukraine vor der Etablierung eines zertifizierten Stabs in Odessa gegeben. Die Leitung der Gruppierungen während der „Sea Breeze“-Manöver war ebenfalls von der „Mount Whitney“ aus vorgenommen worden“, meinen die Autoren des Telegram-Kanals „Südwind“.

Es müssen zwei Momente präzisiert werden. Erstens, die Kriegsschiffe der USA und vieler anderer NATO-Länder (mit Ausnahme der Flotten Bulgariens und Rumäniens) können sich gemäß der Konvention von Montreux nicht mehr als 21 Tage im Schwarzen Meer befinden. Folglich werden sie eine Rotation vornehmen. Zweitens, auf solche Gefahren reagiert die russische Schwarzmeerflotte bereits. Am Dienstag teilte die Schwarzmeerflotte mit, dass „diensthabende Kräfte der Luftverteidigung der Flotte Übungen zur Deckung von Punkten zum Basieren von Schiffen vor einem massierten Raketen-Luftangriffe eines angenommenen Gegners auf einem Krim- und dem Noworossisker Flottenstützpunkt durchgeführt haben“. Und Besatzungen der mobilen Schiffsabwehr-Küstenraketenkomplexe „Ball“ und „Bastion“ aus dem Bestand des Raketen- und Artillerieverbands der Schwarzmeerflotte „haben eine Übung zur Vernichtung einer Gruppe von Schiffen des angenommenen Gegners durchgeführt“. In den russischen Medien wertet man dies als eine Reaktion auf das Einlaufen von Kampfschiffen der Vereinigten Staaten ins Schwarze Meer. Laut Angaben des Nationalen Zentrums für Verteidigungsführung der Russischen Föderation haben die russischen Militärs sofort eine Beschattung des mit lenkbaren Raketen ausgerüsteten Zerstörers „Porter“ der US Navy am 30. Oktober 2021 begonnen. Analoge Handlungen werden augenscheinlich auch hinsichtlich des Kommando- und Stabsschiffs „Mount Whitney“ organisiert werden.