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Kiew verliert in Europa Verbündete


Die Fortsetzung der Gespräche hinsichtlich einer Einstellung der Gefechte wird von einer aktiven Offensive Russlands praktisch an der gesamten Front begleitet. Die Streitkräfte der Ukraine besitzen noch die Fähigkeit, die Front zu halten, und versuchen, mit weitreichenden Drohnen Schläge gegen das Territorium der Russischen Föderation zu führen (was teilweise u. a. zu spürbaren Schäden an Anlagen der russischen Ölindustrie führt – Anmerkung der Redaktion). Doch laut Einschätzungen westlicher Politiker, Experten und Medien ergeben sich für Russland immer mehr Möglichkeiten für eine Realisierung der für die sogenannte militärische Sonderoperation gestellten Aufgaben.

Das Verteidigungsministerium in Moskau teilte mit, dass die Seestreitkräfte der Ukraine mit Hilfe unbemannter Schnellboote die Versuche fortgesetzt hätten, russische Ziele im Schwarzen Meer anzugreifen. Dabei habe die Schwarzmeerflotte der Russischen Föderation im nordwestlichen Teil des Meeres vier ukrainische Seedrohnen vernichtet, wurde in einem offiziellen Report des Verteidigungsministeriums vermeldet. Und die russischen Luftabwehrkräfte hätten innerhalb von 24 Stunden 195 Drohnen des Flugzeugtyps abgeschossen. Diese Attacken beeinflussen jedoch nicht die Situation im Bereich der Sonderoperation. Russland agiert zielstrebig an der Front und führt parallel massive Schläge gegen Ziele in der Tiefe des ukrainischen Territoriums.

Den militärischen Erfolgen der Russischen Föderation hat indirekt US-Präsident Donald Trump Beachtung geschenkt, indem er gegenüber Journalisten erklärte, dass der Präsident der Ukraine, Wladimir Selenskij, gegenwärtig versuchen würde, sich über einen Frieden „zu schlechteren Bedingungen als früher“ zu einigen, als er das Weiße Haus vor einem halben Jahr besuchte. Über die schwere Lage der ukrainischen Streitkräfte an der Front haben deutsche Medien berichtet, die betonen: „Die russische Armee bricht methodisch durch die Verteidigung, wobei sie die ukrainischen Einheiten zwingt, entweder abzuziehen oder in eine halbe Einkesselung mit einer zerstörten Logistik zu geraten. Mirnograd (Dmitrow – „NG“) ist in dieser Hinsicht keine Ausnahme, sondern einer der Knotenpunkte, an dem der generelle Trend offensichtlich wird: Die Kampfeinheiten und Reserven (der ukrainischen Streitkräfte – „NG“) halten nicht mit dem Tempo der Offensive“ der Russischen Föderation mit. Der ukrainische Militärexperte Konstantin Maschowez betonte, dass die „Lage im Gebiet von Guljajpolje für die Streitkräfte der Ukraine gefährlicher als die Lage bei Pokrowsk (Krasnoarmeisk und Dmitrow) aussieht“. Er fixierte einen breiten Durchbruch der russischen Truppen, ein hohes Tempo des Vorrückens – bis zu drei Kilometer am Tag – und rasant zunehmende Risiken für eine operative Einnahme des Verteidigungsraumes Guljajpolje, „was in der Lage ist, eine Bedrohung für die rückwärtigen Einheiten der Orechowo-Gruppierung der ukrainischen Streitkräfte zu schaffen“. Die britische Zeitung „The Telegraph“ konstatierte gleichfalls, dass die Truppen der Russischen Föderation „unablässig vorrücken“.

Derweil bleibt bei einer Reihe europäischer Länder und der NATO-Führung nach wie vor noch die Hoffnung, dass die Ukraine Russland Widerstand leisten und ihm seine Bedingungen für einen Friedensvertrag aufzwingen könne. Dafür wollen einige von ihnen den Verbündeten weiterhin mit Waffen vollpumpen. NATO-Generalsekretär Mark Rutte erklärte, dass die Länder der Allianz im Jahr 2026 die Ukraine monatlich mit Waffen zu einer Summe von einer Milliarde Euro versorgen müssten. Es geht dabei um das Programm PURL (Prioritised Ukraine Requirements List – Liste der vorrangigen Bedürfnisse der Ukraine), auf dessen Grundlage Europa Waffen von den USA für Kiew erwirbt. Im Rahmen dieses Programms wird Irland für die aktuellen Bedürfnisse der ukrainischen Streitkräfte zusätzlich 125 Millionen Euro bereitstellen. Norwegen hat zusätzliche 500 Millionen Dollar zugesichert, Deutschland verpflichtete sich, 200 Millionen Dollar zu geben. Sogar Neuseeland hat die Bereitschaft signalisiert, 15 Millionen Dollar für Militärhilfe für die Ukraine bereitzustellen. Aber dies ist, wie sich herausstellte, wenig.

Medien zitierten den ukrainischen Finanzminister Sergej Martschenko, der erklärt hatte, dass die Ukraine im kommenden Jahr zusätzlich 45 Milliarden Dollar von den internationalen Partnern für eine Finanzierung des Staatshaushaltes benötige. Dabei präzisierte der Abgeordnete der Werchowna Rada (das Parlament der Ukraine – Anmerkung der Redaktion) Jaroslaw Shelesnjak, dass mindestens die Hälfte des Defizits des Etats der Ukraine „vorerst keine bestätigten Quellen hat“. Wieviel für den Militärbedarf fehlt, wird nicht mitgeteilt. Zuvor hatte Selenskij erklärt, dass die Streitkräfte der Ukraine den Erwerb neuer Luftabwehranlagen und von Munition für diese benötigen würde. Gebraucht werden Geschosse und Raketen für die Artillerie, gepanzerte Technik und anderes. Monatlich gab Kiew für Waffen und die Kampfhandlungen bis zu zwei Milliarden Dollar aus. Jetzt aber verringert die Perspektive des Abschlusses eines Friedensvertrages zwischen Moskau und Kiew die Motivation von Ländern Europas, die Streitkräfte der Ukraine mit Waffen zu versorgen. Dies erklärte offen Italiens Außenminister und Vizepremier Antonio Tajani. Für sein Land wäre es „verfrüht“, am NATO-Programm für den Erwerb von Waffen der USA für die Ukraine vor dem Hintergrund der laufenden Friedensgespräche teilzunehmen, informierte er die Nachrichtenagentur Bloomberg über die Position Italiens. „Wenn wir ein Abkommen erzielen und die Kampfhandlungen eingestellt werden, sind keine Waffen mehr notwendig“, ist sich Tajani sicher. Zuvor hatten eine analoge Meinung Vertreter Ungarns und der Slowakei bekundet.

Dass Kiew die ihm zugesagten T-72-Panzer von Prag nicht erhalten werde, schrieben tschechische Medien. Freilich, die Ablehnung ist mit anderen Gründen motiviert worden. „Die Modernisierung von T-72M4CZ-Panzern scheiterte aufgrund technischer Probleme, die sich als unlösbare erwiesen haben“, teilte das Verteidigungsministerium Tschechiens mit. Die Schlüsselkomponenten des Feuerleitsystems könnten weder repariert noch ersetzt werden, was die Panzer praktisch zu für einen Einsatz ungeeigneten macht. Daher werde das Vorhaben zur Übergabe von T-72-Panzern für die ukrainischen Streitkräfte ad acta gelegt, teilte man im Verteidigungsministerium mit. „In Tschechien erfolgte ein Regierungswechsel, die neue trat gegen die Gewährung von Militärhilfe für die Ukraine auf. Daher hat man dort augenscheinlich die Auffassung vertreten, dass auch die früher der Ukraine zugesagten Panzer deplatziert sind. In Europa wollen viele Länder eine Beendigung des Konflikts. Und daher geht die Versorgung der Streitkräfte der Ukraine mit Waffen zurück“, sagte der Militärexperte und Oberst im Ruhestand Nikolaj Schulgin.