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Kiew will die Hoheit im Luftraum über der Krim erlangen


Unterstützung für die Ukraine in einem möglichen offenen Konflikt mit der Russischen Föderation, die jüngst Michail Saakaschwili prognostizierte, werden augenscheinlich neueste türkische Waffen leisten. Die Streitkräfte der Ukraine sind bereit, in der nächsten Perspektive die türkisch-ukrainischen Akinci-Kampfdrohnen einzusetzen, deren Serienfertigung Ankara dieser Tage begonnen hat. Es wird erwartet, dass die Akinci-Drohnen nicht nur an die türkische Armee, sondern in erster Linie auch in die Ukraine und möglicherweise nach Aserbaidschan geliefert werden.

Der ukrainische Finanzminister Sergej Martschenko erklärte: „Die Ukraine ist dem Präsidenten der Republik Türkei, aber auch dem Top-Management von Baykar Makina dankbar, die in der für unser Land kritischen Zeit uns mit den Kampfdrohnen Bayraktar gestärkt haben“. Seinen Worten zufolge werde zum nächsten Schritt die gemeinsame Herstellung der Akinci-Kampfdrohne mit einem Triebwerk des ukrainischen Unternehmens „Iwtschenko-Progress“. „Gegenwärtig wird im Rahmen dieses Projekts ein Plan zur Lokalisierung der Fertigung in der Türkei und der Ukraine ausgearbeitet. Ich weiß, dass da nicht alle Fragen im vollen Umfang geklärt worden sind, ich aber sicher, dass die Seiten eine für alle akzeptable Lösung finden werden“, unterstrich der ukrainische Minister.

Technischer Direktor des Unternehmens Baykar Makina ist Selçuk Bayraktar, ein Schwager von Recep Tayyip Erdoğan. Und sein Bruder Lütfü Haluk Bayraktar – der Generaldirektor von Baykar Makina. Er weilte Ende Januar dieses Jahres in der Ukraine, wo er bei einem Treffen mit der Generalität erklärte, dass auf dem Gebiet der Entwicklung unbemannter Flugkomplexe der Ukraine als Unterstützung neueste Technologien zugänglich gemacht werden. „Wir werden unseren ukrainischen Partnern unsere Erfahrungen weitergeben, um gemeinsam die gestellten Ziele zu erreichen“, berichtete er. Was für Ziele gemeint waren, ist unschwer zu verstehen. Erdogan erkennt die Krim nicht als russisch an, und in einem Interview für türkische Medien hatte er erklärt, dass Russland die Halbinsel dem „Osmanischen Imperium 1783“ weggenommen hätte, daher „muss sie der Türkei zurückgegeben werden“. Es ist nicht ausgeschlossen, dass Ankara im Zusammenwirken mit den Streitkräften der Ukraine inoffiziell an Kampfhandlungen auf der Krim teilnehmen wird, wie es dies im Herbst des vergangenen Jahres getan hatte, als es Aserbaidschan in Bergkarabach geholfen hatte.

Damals vermochte Baku mit Unterstützung der türkischen Streitkräfte effektiv die Drohnen Bayraktar TB2 einsetzen. Die aserbaidschanischen Truppen hatten mit Unterstützung türkischer Einheiten, darunter von Führungskräften für die Kampfdrohnen-Einheiten, der Artillerie, Spezial- und anderer Kräfte ohne Verluste zu erleiden doch alle hauptsächlichen Kampfeinheiten der Armenien vernichtet. Nun hat die Türkei mit Unterstützung von Kiew ein völlig neues Projekt zur Herstellung von Drohnen begonnen. Während Bayraktar TB2 maximal 150 Kilogramm Bewaffnung als Nutzlast aufnimmt (hauptsächlich mehrere lenkbare Geschosse geringer Masse oder Mittel zur visuellen Aufklärung), sind diese Möglichkeiten bei den Akinci-Drohnen um Einiges größer. Diese Drohnen, die mit den ukrainischen Turboprop-Triebwerken Iwtschenko-Progress Motor Sitsch AI-450T ausgerüstet sind, sind in der Lage, eine Nutzlast von insgesamt 1350 Kilogramm in Form von Waffen aufzunehmen. Mit Hilfe von Luft-Luft-Raketen sind sie bereit, den Kampf gegen die Luftwaffe des potenziellen Gegners zu führen oder einen Schwarm von zehn Alpagu-Kamikadse-Drohnen zu starten, die sich in Bergkarabach gut bewährten.

An der Stelle stört es nicht, sich der massiven Attacke von in kleiner Zahl, aber nicht industriell gefertigter Drohnen gegen den russischen Luftwaffenstützpunkt im syrischen Khmeimim im Winter des Jahres 2018 zu erinnern. In jenem Fall setzten die Terroristen, die – wie angenommen wird – Kontakte mit der Türkei unterhalten konnten, in kleinen Werkstätten gebaute Drohnen ein. Jetzt aber sind Baykar Makina und die Ukraine bereit, die Akinci-Drohnen industriell zu fertigen, die in der Lage sind, durch lenkbare Waffen massenhaft Tod zu säen. Kommentatoren von CNN behaupten, dass einer der Hauptvorzüge der Akinci darin bestehe, dass sie einen autonomen künstlichen Intellekt besitzen würden, und es gebe ein eingebautes System für den funkelektronischen Kampf und eine Funkortungsstation. Überdies bestehe die Möglichkeit, das Ziel mit seiner weiteren automatisierten Erfüllung einzugeben, und einer Rückkehr zum Ausgangsstützpunkt. „Die Drohne ist mit einem AESA-Radar (ein Radar-System mit aktiver elektronischer Strahlschwenkung, dessen Funktion auf vielen einzelnen, kleinen Sende-/Empfangsmodulen basiert – Anmerkung der Redaktion), sechs Computern mit einem künstlichen Intellekt, einem Zielsuchsystem und mehreren Punkten für eine Befestigung von Flugkörpern ausgestattet“, meldeten türkische und US-amerikanische Medien, die die operativ-taktischen Möglichkeiten dieser Kampfdrohne charakterisieren. Der Chef der türkischen Rüstungsindustrie Ismail Demir ist der Auffassung, dass die „Aufnahme der Akinci-Kampfdrohne in die Bewaffnung erlauben wird, die Belastung für die bemannte Luftwaffe zu verringern“. Somit ist Ankara bereit, nicht zu Lasten des menschlichen Faktors, sondern durch den Einsatz des wissenschaftlich-technischen Fortschritts zu kämpfen.

Und wie ist es um die Russische Föderation bestellt? Die Medien zitieren Worte von Selçuk Bayraktar, wonach der erste Akinci-Flug „im Dezember des Jahres 2019 erfolgte. Im Jahr 2020 absolvierte der zweite flugfähige Prototyp das komplette Testprogramm. Er erreichte unter anderem eine Höhe von 12 Kilometer“. Somit haben es die türkischen Spezialisten geschafft, mit Hilfe der Ukraine innerhalb von nur zwei Jahren eine schwere Kampfdrohne zu entwickeln. In Russland dauern derartige Entwicklungsarbeiten bereits mehr als zehn Jahre an. Und eine massenhafte Serienfertigung einheimischer schwerer Kampfdrohnen ist in Russland immer noch nicht angeschoben worden.

„Militärexperten reden gern davon, dass Drohnen durch ein gewöhnliches Jagdflugzeug leicht abzuschießen seien. Wobei die Augen davor verschlossen werden, dass man ein Jagdflugzeug auch abschießen kann. Ja, die neue türkische Drohne besitzt zum Beispiel solch eine Möglichkeit. Sie kann Luft-Luft-Raketen aufnehmen“, betont Igor Dimitrijew, Autor des Telegram-Kanals „Russischer Orientalist“. „Wenn bei dir funkelektronische Kampfmittel aus Opas Zeiten geblieben sind, du sie modernisiert und im Fernsehen gezeigt hast, so ist dies kein Anlass, um sich auszuruhen. Die Waffensysteme entwickeln sich rasant. Schneller als einst in der Geschichte. Das, was gestern effektiv war, verwandelt sich heute zu Schrott“. Der Verlauf und die Ergebnisse des Bergkarabach-Krieges haben ein weiteres Mal die Richtigkeit dieser Behauptung bestätigt.